Archiv der Kategorie: Schwarzwaldallee 269

Erlebnisbericht zur versuchten temporären Besetzung der Schwarzen Erle

1. Akt

Kurz nach dem Beginn des neuen Jahres haben sich ca. 80 Menschen vor der geräumten und verrammelten Schwarzen Erle eingefunden, um sich diese zumindest temporär wieder anzueignen (das Haus an der Schwarzwaldallee 269 wurde Ende August 2017 geräumt). Gefühlte zwanzig Minuten verstreichen, während denen Musik aus den Boxen ertönt, Feuerwerk den Himmel erhellt und Vermummte die Erle zu öffnen versuchen. Polizeistreifen? Weit und breit keine in Sicht.

2. Akt

Doch nach ca. 20-30 Minuten das erste Mal Blaulicht. Und nicht nur eines. Ungefähr 7 Polizeiwagen rasen heran, ca. 30 Bullen springen gleichzeitig aus ihren Sardinenbüchsen und machen sich sogleich daran, die Menschen von der Erle wegzutreiben. Das Haus ist zu diesem Zeitpunkt bereits offen, der grösste Teil der Menge aber nach wie vor vor dem Haus. Einige kassieren Pfeffer direkt ins Gesicht, andere werden mittels Teleskopschlägern vertrieben. Die Verletzten werden aus der unmittelbaren Gefahrenzone gebracht. Der Rest bleibt und denkt nicht daran, weiter als nötig weg zu gehen. Die Stimmung kocht. „Tout le monde déteste la police“! Die Bullen sind sichtbar nervös. Mittlerweile sind es bestimmt 10 Bullenautos, sie haben wohl erst gewartet und alles zusammen gezogen, was an diesem Abend irgendwie entbehrlich war. Die Bullen nehmen einen immer grösseren Bereich auf der Schwarzwaldallee Richtung Badischer Bahnhof ein, die Menge zieht sich zwangsweise Schritt für Schritt zurück.

3. Akt

In der ersten Querstrasse errichten einige Vermummte kleinere Barrikaden aus einem Container, Müll und was halt sonst noch so herum liegt. „Scheiss Bullen“ steht plötzlich an einer Wand geschrieben. Dazwischen immer wieder Parolen und wütende Rufe gegen die Bullen. In der nächsten Querstrasse eine einsame Streife, die etwas verirrt wirkt. Als ob sie sich verfahren hätte. Jemand versucht, Feuerwerk in deren Richtung abzufeuern, leider etwas spät. Glück gehabt. An der Ecke Erlenstrasse/Jägerstrasse weitere Barrikaden, dazu kleinere Feuerchen. Die Bullen rücken etwas unentschlossen nach, worauf sich die allermeisten in die umliegenden Quartierstrassen zurück ziehen. Der Spuk ist vorbei. Die Feuerwehr verschliesst das Gebäude notdürftig.

Was bleibt

Eine fehlgeschlagene, temporäre Wiederaneignung der Schwarzen Erle und einige leicht Verletzte. Aber auch ein ermächtigender Moment, den Bullen gemeinsam die Stirn zu bieten und sich trotz ihrer Übermacht nicht einschüchtern zu lassen. Zudem: Solidarität und gegenseitige Hilfe untereinander. In diesem Moment gab es gefühlt nur uns und die Bullen, zwei Seiten der Barrikade. Wenig bis keine Grautöne. Das ist erfreulicherweise wieder öfters zu beobachten in Basel.

Transpi-Aktion „Leerstand ist kein Zustand“

gefunden auf Barrikade:

Zur „Recht auf Stadt“ Demo vom 23. September 2017

Die Stadtaufwertung greift auch in Basel um sich. Die Totalsanierung an der Mühlhauserstrasse 26 hat bereits begonnen. Am Burgweg fordert der letzte Mieter eine Verlängerung seines Mietvertrags. Die Mattenstrasse 74/76 und der Steinengraben 30-36 sind akut von der Abrissbirne bedroht.
Nun nehmen sich die Mieter*innen dieser Häuser die Strasse um gegen den Abriss ihrer Häuser und gegen die Verdrängung überall zu protestieren.

Ein Vorzeigebeispiel der Basler Stadtaufwertung ist das Erlenmattquartier (auch Zombietown genannt). Die SP stellt dieses als sozialen, genossenschaftlichen Wohnungsbau dar. Es ist jedoch ausschliesslich für eine bestimmte gesellschaftliche Schicht vorgesehen. In nächster Nähe: die Mattenstrasse und die ehemals besetzte Schwarze Erle. Die modernen Glasbauten auf dem ehemaligen n/t areal machen die Spekulationsobjekte in ihrer Umgebung interessant. Neubauten sollen entstehen und Kapital generieren.
Wir solidarisieren uns mit den Mieter*innen überall, die sich für den Erhalt von bezahlbaren Wohnraum und gegen Verdrängung auf Vorrat einsetzen.

Wir solidarisieren uns auch mit jenen, die noch leerstehenden Räume nutzen, gestalten und beleben. Gestern Nacht sind wir darum auf geeignete Bäume in der Nähe des Steinengrabens, dem Zielpunkt der heutigen Demo, geklettert um ein Transparent zu spannen.

LEERSTAND IST KEIN ZUSTAND.
Erle läbt!

Statement der geräumten Schwarzen Erle

gefunden auf barrikade.info:

Statement zur Räumung der Schwarzen Erle in Basel

Das Wohn- und Kulturzentrum Schwarze Erle wurde am Mittwoch 23.08.17 hinterhältig geräumt.
Eine Zusammenarbeit von Polizei und dubiosen Personen aus dem SicherheitsMilieu, wobei keiner irgendwie verantwortlich sein will.

Obwohl das Haus schon seit zweieinhalb Jahren von uns besetzt und belebt wurde und somit vom Besitzer Herr Rösler geduldet worden ist, wurden wir ohne Vorwarnung gewaltsam mit Hilfe der Polizei vertrieben.

Wir haben nicht nur unser Zuhause verloren, sondern Basel hat einen wichtigen Ort verloren. Einen Ort der Vielfalt und Solidarität; einen Ort für nicht-kommerziell orientierte Kultur, an dem sich über die 2 1/2 Jahre hunderte von Menschen beteiligt haben. Wöchentlich schliefen Menschen bei uns im Gästestockwerk, die sonst zeitweise obdachlos gewesen wären und auf der Strasse hätten schlafen müssen. Die Polizei hat nun dabei geholfen den finanziellen Interessen einer Person, dem „legalen“ Besitzer, mit Gewalt Geltung zu verschaffen und einer der letzten wirklich freien Kulturräume in Basel zu vernichten.

Aber wir wollen an dieser Stelle keinen Monolog darüber halten, warum es besetzte Häuser braucht, und dass Menschen ohne einen dicken Geldbeutel es besonders schwer haben, sich eine Mietwohnung zu leisten. Das würde jetzt zulange gehen.

Nur soviel: Es ist lachhaft von einer Stadt wie Basel, dass sie sich nicht einmal so einen Ort respektieren kann, sondern gezielt gegen uns und alle Projekte, die frei sein wollen, mit Gewalt vorgeht.

An dieser Stelle wollen wir klarstellen, was am 23.08. in der Schwarzen Erle passiert ist:

WIR HABEN DAS HAUS KEINESFALLS FREIWILLIG VERLASSEN, SONDERN WURDEN OHNE JEGLICHE VORANKÜNDIGUNG AUF AGGRESSIVE ART VOM EIGENTÜMER UND ANWALT HERRN PETER RÖSLER UND SEINEN DUBIOSEN 5 BEGLEITERN AUS DEM UMFELD DER SWISSALLSECURITY (SAS) MIT HILFE VON POLIZEIGEWALT AUS DEM HAUS VERTRIEBEN. DAS GANZE WAR KEIN SICHERUNGSAUFTRAG, WIE VON DER POLIZEI VOR ORT BEHAUPTET, SONDERN EINE RÄUMUNG. DAFÜR EMPFINDEN WIR WUT UND TRAUER.

Mittwoch:
Herr Rösler brach mit Hilfe eines Schlüsselservices unsere Eingangs- sowie Zwischentüren auf, als sich 4 Leute im Haus aufhielten, welche vom Einbruch nichts mitbekamen. Zwei Hausbewohner wurden von Rösler und seinem Kommando beim Essen überrascht. Herr Rösler brach auf aggressive Art ein und gab uns ein Ultimatum von 10min um das Haus zu verlassen. Dabei machte er ohne Einverständnis Fotos und Videoaufnahmen der Leute.

Es ist absolut unmenschlich jemanden auf diese Art und Weise nach zweieinhalb Jahren Duldung zu vertreiben. Herr Rösler hat nicht einen Tag in diesem Haus gelebt.
Wir waren schockiert von der Dreistigkeit, bei uns auf diese Weise einzubrechen, und machten ihm klar, dass wir nicht einverstanden sind, dass er gehen sollte und das so nicht ginge. Daraufhin wurde er im Treppenhaus handgreiflich und drohte mit der Polizei.

Eine Person, welche gerade Zuhause wieder ankam, wollten er auch nicht mehr reinlassen, Herr Rösler stellte sich der Person vehement in den Weg. Er drückte die Frau weg mit Hilfe seiner hörigen Helfer, welche bereit waren Gewalt anzuwenden. Es kam fast zu einer Schlägerei, weil Herr Rösler die Arme der Frau nicht mehr losliess und anfing rumzubrüllen.

Wenige Minuten später kam die in die Pläne von Herr Rösler wohleingeweihte Polizei zu Dreissigst und half ihm, uns rauszuschmeissen. Eine Person wurde von der Polizei in Handschellen aus dem Haus gezerrt und ohne Anklagepunkte oder Kommunikation für 2 Stunden auf die Wache entführt, wo sie sich komplett Nackt ausziehen musste, um nur 2 Stunden später ohne Begründung wieder freigelassen zu werden.

Mit der Polizei tauchten auch peu a peu Menschen auf, die sich mit der Schwarzen Erle solidarisieren. Der Platz um das Haus wurde von der Polizei so abgesperrt, dass niemand direkt an oder in das Haus heran- bzw. hereinkam. Der Besitzer des Hauses erlaubte nur Zugang in das Haus unter der Bedingung sich vor der Polizei auszuweisen. Die Daten wurden aufgenommene um damit eine strafrechtliche Untersuchung einzuleiten. Die Zimmer konnten dann nur noch einzeln unter Aufsicht von 2 Polizisten betreten werden, in denen wir uns 10 Minuten davor noch als freie Menschen bewegt haben.
Gleichzeitig konfiszierte die Polizei eigenmächtig Gegenstände aus dem Haus, ohne dafür eine Quittung auszustellen. Das Ganze hatte Razzia-ähnlichen Charakter.

Donnerstag:
Nur mit Nachdruck auf Herrn Rösler und der Bewusstmachung der Höhe der Kosten für die Entsorgung, für alles was noch drin bliebe, liess er uns am Donnerstag nochmals einzeln in die Liegenschaft, allerdings wieder unter der Bedingung der Abgabe der Personalien. Das Ganze wurde von Anfang an von einer Patrouille der Basler Polizei abgesichert.
Herr Rösler hat versucht, alle Gegenstände von Wert zu beschlagnahmen und hinderte uns dabei, sie aus dem Haus zu tragen.

Unsere geretteten Sachen konnten wir unterstellen und ja – wir leben noch – aber gerade mehr oder weniger auf der Strasse. Wir wollen in keine Mietwohnung ziehen, wo uns alles aufgezwungen wird, wo wir keine Freiräume haben und dafür auch noch horrende Mieten bezahlen müssen. Nein, wir wollen etwas vom Leben haben! Deshalb besetzen wir! Wir schaffen Wohn- und Kulturraum in Häusern, den es ohne Leute wie uns gar nicht gäbe.
Wir, das sind KünstlerInnen, MusikerInnen, AnarchistInnen, MigrantInnen, engagierte Menschen, die ohne Entlöhnung sich für ein faireres und lebenswerteres Basel einsetzen.
Die Stadt drängt diese Menschen an den Rand. Wir sind nicht die Ersten, denen das widerfährt.

An alle, die probieren frei zu leben, für ihre Ziele und Träume kämpfen, alle die Empathie empfinden, die sich aktiv solidarisieren (und nicht nur labern), alle die wissen wie wichtig für unsere gemeinsame Zukunft solche Projekte sind, alle die uns tatkräftig beiseite stehen: Danke! Wir wissen das zu schätzen! Danke an alle, die für eine lebenswertere, vielfältigere und offene Welt kämpfen, für eine Welt in der man noch träumen kann ohne reich sein zu müssen.
Nicht jeder Mensch ist reich geboren, aber jeder Mensch will gut leben!

Es bleiben viele offene Fragen.
Die Rechtlichkeit des Einsatzes ist zweifelhaft. Es wurde uns kein Räumungsbefehl vorgezeigt. Wie kann es sein, dass der Eigentümer, nachdem er über 2 Jahre lang kein Interesse am Haus gezeigt hat, bei uns einbricht? Wie kann es sein, dass die Polizei bewusst so ein Vorhaben unterstützt? Die Polizei sagt, sie handelte im Auftrag von Herrn Rösler, Herr Rösler wiederum schiebt die Verantwortung auf die Stadt, von der er unter Druck gesetzt worden sei. Offensichtlich will niemand für die skandalöse Aktion die Verantwortung übernehmen.
Nach alldem was wir erlitten und verloren haben, sind wir nun die Angeklagten wegen Hausfriedensbruch. Im Moment gibt es kein Bauvorhaben.
Fakt ist, dass das Haus wieder leer steht und mehr als zehn Menschen obdachlos sind, ohne dass ein Bau- oder Nutzungsvorhaben vorliegt.

Dokumentation Stadtspaziergänge N° 1 & 2

per Mail bekommen:

Stadtspaziergang N°1 – 1. Februar 2015

Mit einer erfreulich breiten Beteiligung von direkt Betroffenen, Nachbarinnen und thematisch Interessierten, wurde am Sonntagnachmittag die neue Aktionsreihe „Stadtspaziergänge gegen Aufwertung und Verdrängung“ ins Leben gerufen.

Immer mehr Menschen sehen ihre Existenz in Basel durch eine ungehemmte Aufwertung und Verteuerung bedroht. Kämpfen tun die meisten alleine, arbeiten mehr um sich die neuen Mieten leisten zu können oder ziehen schlussendlich weg. Mit den Stadtspaziergängen hoffen wir nun ein neues Forum zu schaffen, um vom Abriss oder von Luxussanierungen bedrohte Häuser miteinander zu verbinden. Um voneinander zu lernen und sich gegenseitig auch politisch stärken zu können. Denn die raschen Veränderungen im Basler Stadtbild sind keine Einzelphänomene. Sie sind Resultat einer bestimmten Stadtentwicklung von Oben. Einer Stadtentwicklung, die sich vor allem an den Bedürfnissen der Grosskonzerne und Investoren orientiert.

Der erste Stadtspaziergang vom 1. Februar hat sich dann auch Modelle des Widerstands zum Thema gemacht. Ausgangspunkt war der Verein Wasserstrasse, der nach vielen erfolgreichen Auseinandersetzung aktuell gegen die Umzonungspläne der Stadtregierung und für das dadurch bedrohte Haus 39 kämpft. Weiter zur Offenburgerstrasse, wo ein Vertreter der in Basel neugegründeten Genossenschaft Mietshäuser Syndikat anhand der ersten Immobilie eine Einführung ins Konzept der „unverkaufbaren Häuser“ gab. Beendet wurde der Spaziergang bei Glühwein und Suppe vor der aktuell besetzten Schwarzwaldallee 269, einem schönen Beispiel für direkt aktivistischen Widerstand.

Der nächste Spaziergang wird voraussichtlich Mitte März stattfinden. Jedes bedrohte Haus/Projekt ist eingeladen uns einzuladen! Von Haus zu Haus, von Ort zu Ort der Verdrängung entgegen!

 


 

Stadtspaziergang N°2 – 29. März 2015

1. Der zweite Stadtspaziergang gegen Aufwertung und Verdrängung startet am 29. März 2015 vor dem Hotel „The Passage“ (Steinengraben 51). Die alte, nun durch einen Neubau ersetzte Liegenschaft, war kurzzeitig besetzt und wurde dann durch die Stadt geräumt. Das neue Haus war als „günstiges Hotel für junge Leute“ geplant. Heute kostet das günstigste Zimmer 164 Franken und die Architekten wohnen im Penthouse in den obersten Stockwerken.

2. Vis à vis des Hotelneubaus wehren sich die Bewohner_innen des Steinengrabens 30-36 gegen den Abriss der 139 Jahre alten und (leider) nicht denkmalgeschützten Häuser. Hier sollen auf der Parzelle (Steinengraben 28-36 und Leonhardstrasse 27) neue Büroflächen und Lofts erschaffen werden. Das Bauvorhaben wird voraussichtlich durch das Architekturbüro Burckhardt & Partner realisiert. Weshalb es neben 184’000m²  (laut Handelszeitung 3.2.15) leerstehender Bürofläche und den künftigen Bauabsichten der Helvetia-Versicherung in der Nähe des Aeschenplatzes noch mehr Büroräume braucht, ist für nicht nachvollziehbar. Erst recht nicht angesichts des momentan mageren Wohnungsangebots im unteren Preissegment, kann das hoffentlich nicht die Strategie des Unternehmens sein. Die Bewohner_innen hoffen, dass die Übernahme des Immobilienmandats durch die Helvetia zu einem Überdenken der Pläne seitens der Firma führt. Somit würde auch dem Erhalt des günstigen und für die Bewohnenden existentiell wichtigen Wohnraums nichts mehr im Wege stehen.

3. Der nächste Halt liegt am Petersgraben. Vor dem „Samson“ werden wir einen kurzen Einblick in die Chronologie des ehemaligen WoVe-Hauses bekommen, das nach der Besetzung 2013 in zwei Lofts (mit mehreren Nasszellen) umgebaut wurde.

4. Weiter in Richtung Johanniterbrücke passieren wir auf der linken Seite der Schanzenstrasse „Die Schanze“. Das kleine Imbisshäuschen ist seit Sommer 2014 besetzt und dient einer breiten Gesellschaft aus Studierenden, Freischaffenden und verschiedensten anderen Menschen als täglicher Mittagstisch. Auf dem Gelände soll in diesem Frühling ein Gebäude der Universität entstehen. Eine Kooperation aus ETH, Syngenta und Novartis.

5. Weiter spazieren wir über die Brücke und in die Klybeckstrasse. Dort wird ein Vertreter der neu gegründeten „Plattform Wohnungsnot“, einer Vereinigung aus verschiedensten Organisationen zur Bekämpfung der Wohnungsnot in Basel, anhand eines konkreten Hauses über ihre Vereinigung und die prekären Zustände auf dem Basler Wohnungsmarkt informieren.

6. Nur einige Meter weiter endet der Spaziergang mit einem kleinen Imbiss vor der Markgräflerstrasse 25, Ecke Müllheimstrasse 157. Die Bewohner_innen der Häuser haben im März 2014 die Ankündigung eines Abrisses auf März 2015 erhalten. Mittlerweile wurde der Vertrag noch einmal um 18 Monate verlängert. Abgerissen werden soll aktuell im September 2016. Die Bewohner_innen wollen gerne dort wohnen bleiben.

 

Stadtspaziergang!

Mit einer erfreulich breiten Beteiligung von direkt Betroffenen, Nachbarinnen und thematisch Interessierten, wurde am 1. Februar 2015 die neue Aktionsreihe „Stadtspaziergänge gegen Aufwertung und Verdrängung“ ins Leben gerufen. Startpunkt waren die Häuser an der Wasserstrasse, die nach vielen erfolgreichen Auseinandersetzung erhalten werden konnten – bis auf das Haus Nr. 39, für das weiterhin gekämpft wird. Weiter ging es zur Offenburgerstrasse, wo ein Vertreter der in Basel neugegründeten Genossenschaft Mietshäuser Syndikat anhand der ersten Immobilie eine Einführung ins Konzept der „unverkaufbaren Häuser“ gab. Beendet wurde der Spaziergang vor der aktuell besetzten Schwarzwaldallee 269, einem schönen Beispiel für direkt aktivistischen Widerstand.

Immer mehr Menschen sehen ihre Existenz in Basel durch eine ungehemmte Aufwertung und Verteuerung bedroht. Kämpfen tun die meisten alleine, arbeiten mehr um sich die neuen Mieten leisten zu können oder ziehen schlussendlich weg. Mit den Stadtspaziergängen hoffen wir ein neues Forum zu schaffen, um vom Abriss oder von Luxussanierungen bedrohte Häuser miteinander zu verbinden. Um voneinander zu lernen und sich gegenseitig auch politisch stärken zu können. Denn die raschen Veränderungen im Basler Stadtbild sind keine Einzelphänomene. Sie sind Resultat einer bestimmten Stadtentwicklung von Oben. Einer Stadtentwicklung, die sich vor allem an den Bedürfnissen der Grosskonzerne und Investoren orientiert.

Jedes bedrohte Haus/Projekt ist eingeladen uns einzuladen! Von Haus zu Haus, von Ort zu Ort der Verdrängung entgegen!

Statement vom Kollektiv Schwarze Erle

Nachfolgend dokumentieren wir hier den Briefverkehr zwischen dem Stadtteilsekretariat Kleinbasel und dem Kollektiv Schwarze Erle, das derzeit das Haus an der Ecke Erlenstrasse / Schwarzwaldallee besetzt. Dieser wurde uns mit der Bitte um Veröffentlichung zugespielt:

Brief vom Stadtteilsekretariat Kleinbasel an das Hausbesetzer Kollektiv Schwarze Erle

Liebes Kollektiv Schwarze Erle,

Grundsätzlich ist 3 Häuser weiter alles lautstärke mässig erträglich…
Aber wie die Lärmbelastung im Haus direkt an Euch angebaut aussieht… da ist es wohl anders.

Eure Partys werden verschieden bemängelt, es laufe aus dem Ruder mit Lärm, aber vor allem mit Abfall in Nachbars Gärten. Leute, die in der Strasse auf die Mäuerchen sitzen und alles in den Vorgärten entsorgen. Auch gehe es zu lange nach den Partys bis wieder aufgeräumt ist. Ihr habt Hundebesitzende in der Nachbarschaft, die gehen halt früh schon auf die Runde…und sie wollen, dass es dort nicht „verkommt“.
Dann die Tags-Sprays, die aber teilweise wieder übermalt worden seien??? ärgert die Hausbesitzer sehr. (Ich weiss nicht von der Sprayattacke; gebe es aber Euch mal so weiter)

Es wird vermutet, dass ihr „Jungen“ was gutes wollt, aber dann die alten NT-ler kommen und alles übertreiben.
Es soll ein Gespräch mit einer Nachbarin gegeben haben, wo erzählt wurde, dass man
„das NT am Rande der Stadt wieder aufleben lassen wolle….“
Die Nachbarn fühlen sich aber nicht am Rande der Stadt und wollen da wohnen.

Wenn Ihr die Nachbarn treffen wollt, solltet Ihr abends klingeln und sie direkt ansprechen, keine Zettel an die Haustüre kleben, da komme niemand.

Wie sieht es bei Euch aus? Was habt ihr für Pläne? Wie gehen die Verhandlungen mit dem Hausbesitzer voran?
Seid ihr im Kontakt zu der Abteilung Zwischennutzung im PD?
Kantons- und Stadtentwicklung Basel-Stadt
Projektmitarbeiterin Zwischennnutzung
Präsidialdepartement Kanton Basel-Stadt
Marktplatz 30a
Postfach
4001 Basel

Bitte meldet mir, doch kurz wie es Euch geht, was ansteht.
Vielen Dank
Lieber Gruss

T. W.

 

Antwort des Hausbesetzer Kollektivs Schwarze Erle an das Stadtteilsekretariat Kleinbasel

Liebes Stadtteilsekretariat,

Wir danken Ihnen für Ihr Feedback aus der Nachbarschaft. Wir möchten Ihnen einige Antworten und Einschätzungen geben.

Zu erst möchten wir festhalten das sich Ihre Kritik an unserem Projekt wohl auf die Anfangsphase bezieht.

In Anbetracht der letzten Wochen und den Verbesserungen (Lärm Isolation – welche weiter ausgebaut wird) welche unternommen wurden, gehen wir davon aus das sich die Lage beruhigt hat.

Während letzten Wochen hat nicht jedes Wochenende eine Veranstaltung stattgefunden. Auch auf Partys haben wir verzichtet. In den letzten vier Wochen haben wir lediglich ein akustisches Konzert durchgeführt. Auch nächstes Wochenende ist nichts geplant.

Somit möchten wir entgegnen, dass das Argument, wir nähmen keine Rücksicht auf unsere Nachbarn, nicht stimmt.

Auch in Anbetracht das wir konkret Kultur fördern, wenn auch unabhängige nonprofit Kultur, dann bringt dies auch einen gewissen Lärm mit sich.

Wir tun jedoch alles um dies in Grenzen zu halten. Alleine das zum Teil doch ziemlich viele junge Leute unsere Veranstaltungen besucht haben, bestätigt einen gewissen Kulturellen Wert.

Auch wenn dies nicht gern gehört wird. Wir sind nicht auf Unterstützung angewiesen und organisieren uns sowie die Veranstaltungen selber

[…]

Den gesamten Text findet ihr hier als .pdf.

Zur Situation in der „Schwarzen Erle“

via Tageswoche:

Hausbesetzer wollen «Sorge tragen» und hoffen auf legale Zwischennutzung

Die Besetzer des Hauses an der Schwarzwaldallee 269 würden gerne ein Exempel statuieren, dass die Zwischennutzung leerstehender Häuser ein Mittel gegen die Wohnungsnot sein könnte. Bis heute wird ihr Aufenthalt zumindest geduldet.

Wirklich belebt oder bewohnt wirkt das Eckhaus an der Schwarzwaldalle/Erlenstrasse von aussen nicht. Lediglich ein dezentes Transparent mit der Aufschrift «Besetzt» weist darauf hin, dass hinter den fest verschlossenen Türen doch etwas los ist.

Die TagesWoche hat einen Gesprächstermin mit den Besetzern des Hauses ausgemacht, wird von ihnen auch freundlich empfangen und durchs Haus geführt. Zuerst gelangt man in einen relativ dunklen, grossen Raum im Erdgeschoss. Hier befand sich wohl der Empfang des Bordells. Als solches wurde dieses eigentlich schmucke Jugendstilhaus mit seiner rosafarbenen Fassade zuletzt genutzt.

Beim Gang durchs Haus erinnert allerdings nur noch wenig daran. Etwa die Silhouette einer Nackttänzerin an einer Türe. Oder eine handgeschriebene Preisliste, wonach 15 Minuten offenbar 100 Franken kosteten, eine Stunde 300 Franken. «Sexy Business statt Sex-Business», hat jemand daneben hingesprayt, der Kommentar eines Besetzers.

Die Besetzer warten ab

«Wir haben uns noch nicht wirklich fix eingerichtet», sagt einer der drei anwesenden Besetzer, die mit Bezug auf den Standort als «Kollektiv Schwarze Erle» auftreten. Wie viele im Haus wohnen oder hier ein- und ausgehen, wollen sie nicht sagen. «Wir sind einige junge Menschen und weitere, die uns unterstützen», sagen sie. Und: «Wir streben ein Projekt an, das wachsen soll, wir wollen hier leben und zum Teil auch arbeiten. Das Projekt soll ein Exempel statuieren: Zwischennutzungen leerstehender Häuser könnten ein Mittel gegen die Wohnungsnot sein.»

Platz dafür wäre im Haus reichlich vorhanden. Die meisten mit schönem Eichenparkett ausgelegten Räume stehen aber noch leer. In wenigen sind Matratzen ausgebreitet mit Schlafsäcken drauf.

Richtig eingerichtet ist nur ein Eckzimmer im ersten Stock. Es dient als Aufenthaltsraum. Ein schöner Metalltisch steht da, ein schönes selbstgebautes Regal, ein Wasserkocher und eine Herdplatte, auf der mit einer Mokka-Kanne Kaffee zubereitet wird. Von der Decke hängt ein mehrarmiger Leuchter im Antikstil. Es ist bislang der einzige beheizte Raum.

Absichtserklärung statt Nutzungsvertrag

Die Besetzer wollen nicht Besetzer im Sinne von Hausfriedensbrechern bleiben. «Das Haus steht schon seit langer Zeit leer, wir würden es gerne legal zwischennutzen, bis der Besitzer mit einem konkreten Umbauprojekt loslegt», sagt einer der Besetzer. Als Besitzer des Hauses ist die Fortius Asset Management AG aus Weiningen (ZH) aufgeführt. Diese Firma wird vom St. Galler Anwalt Peter Rösler verwaltet.

Rösler wollte gegenüber der TagesWoche keine Stellung nehmen. Die Besetzer ihrerseits sagen, dass sie mit Rösler in Kontakt getreten seien und dieser einer Zwischenutzung nicht grundsätzlich ablehnend gegenüberstehe. «Einen Vertrag wollte er uns aber nicht anbieten, lediglich eine Absichtserklärung, in der wir uns für alle nur erdenklichen Schäden, auch im Falle einer allfälligen Neubesetzung nach dem Auszug, haftbar erklären müssten.»

Das wiederum geht den Besetzern zu weit. «Wir wollen aber Sorge tragen zu den Parkettböden, den Fenstern und die Fassade», sagen sie, «so wie es uns vom Architekten nahegelegt wurde, der sich um die Sanierungspläne kümmert.» Vom Vertreter der Besitzerfima haben sie bis anhin aber nichts mehr gehört.

Zürich nimmt Hausbesitzer in die Pflicht

Für den Moment werden die Besetzer aber zumindest geduldet, von einer Räumung ist vorerst nicht die Rede. «Die Kantonspolizei Basel-Stadt kommt in Fällen von Haus- oder Grundstücksbesetzungen erst dann ins Spiel, nachdem die Eigentümerinnen und Eigentümer einen Strafantrag gestellt haben oder wenn die öffentliche Sicherheit gefährdet ist», sagt Martin Schütz, Mediensprecher des Justiz- und Sicherheitsdepartements. Und ein solcher Antrag ist bislang nicht gestellt worden.

Wenn ein Strafantrag gestellt wird, greift die Polizei in Basel aber meist rasch ein. Das war zuletzt im November 2014 bei zwei besetzten Häusern an der Hochstrasse 74 und 76 der Fall.

Die Stadt Zürich geht da zurückhaltender vor. Dort reicht ein gültiger Strafantrag alleine nicht für eine Hausräumung aus. Als weitere Voraussetzungen verlangt die Stadtpolizei einen rechtskräftige Abbruch- oder Baubewilligung oder einen Beleg für «die rechtmässige Nutzung der Liegenschaft für die Zeit nach deren Räumung», wie in einem «Merkblatt Hausbesetzungen in der Stadt Zürich» (pdf-Dokument) festgehalten ist.

In diesem Merkblatt weist die Zürcher Polizei zudem explizit auf Vermittlungstellen hin, die bei verkorksten Verhandlungen Unterstützung leisten könnten.

Basel will keine generelle Regelung

Von einer generellen Regelung nach Zürcher Vorbild will der Kanton Basel-Stadt nichts wissen – auch wenn die Zürcher Praxis sogar vom Bundesgericht sanktioniert wurde. Basel bevorzuge eine «sorgfältige Einzelprüfung», schrieb die Exekutive 2013 in der Antwort auf eine entsprechende Interpellation (pdf-Dokument) von SP-Grossrätin Salome Hofer. Sie weist zudem darauf hin, dass rund 80 Prozent der Hausbesetzungen ohne Polizeiaktion beendet werden könnten.

Als Erfolge dieser «sorgfältigen Einzelfallprüfungen» nennt die Regierung das Restaurant Feldberg, das zwischengenutzte Haus an der Bäumleingasse 9 und die Hinterhofbar. Als bekanntes Beispiel könnte man noch den Wagenplatz am Klybeckquai hinzufügen. Mit Ausnahme des Letzteren befinden sich unter den Beispielen aber keine Wohnräume.

Stadtspaziergang Nr. 1

via Tageswoche:

Kritiker der Stadtentwicklung vernetzen sich

Ein Bagger, der bedrohlich auf Altbauten zurollt, war auf dem Flyer zu sehen. «Von Ort zu Ort der Verdrängung entgegen» war passend dazu auf einem Transparent zu lesen. Unter diesem Motto fand am Sonntag [den 1. Februar; Anm. DMID] eine Kundgebung unter dem Titel «Stadtspaziergang Nr.1» statt.

Es war daher kein Zufall, dass die Arbeiterhäuser an der Wasserstrasse, sie gehören zu den grossen Zankäpfeln der Stadtentwicklung, als Ausgangspunkt dienten. «Bis hierher sollen die Häuser der Genossenschaft Gnischter übergeben werden», meinte ein Redner während der Besammlung und zeigte dabei auf die Ecke der Häuserzeile. Die Zukunft des Hauses Nummer 39 gleich gegenüber vom Volta-Schulhaus ist nach wie vor ungewiss.Bei Kaffee und Kuchen wurde das vom Verein Wasserstrasse Anfang Januar bekannt gegebene Anliegen des Vereins Wasserstrasse nochmals unterstrichen. «Wir hoffen, dass die Stadt ihre Absichtserklärung einhält», meinte ein Redner während der Besammlung.

Vom St. Johann ins Kleinbasel

Vom St. Johann aus bewegten sich die rund hundert Demonstrierenden ins Kleinbasel. Dabei ging die unbewilligte Kundgebung ohne Zwischenfälle über die Bühne. Beim Eckhaus an der Schwarzwaldallee 269 endete der «Spaziergang». Der ehemalige Rotlichtbetrieb ist seit gut drei Wochen vom «Kollektiv Schwarze Erle» besetzt.

«Es geht darum, die Leute zu vernetzen», meinte eine junge Bewohnerin der Wasserstrasse-Häuser, die den Stadtspaziergang mitorganisiert hatte. Dementsprechend hätten sich auch Leute vom Wagenplatz im Klybeck und der «Schwarzen Erle», aber auch viele andere Kritiker der Stadtentwicklung an der Aktion beteiligt.

Bedürfnis nach günstigem Wohnraum

Noch müsse man abwarten, wie der Grosse Rat demnächst über die Neuverteilung der Parzellen an der Wasserstrasse (und dementsprechend auch über das Schicksal von Haus Nummer 39) entscheiden wird. «Zum einen geht es darum, die Leute vor der Abstimmung im zu sensibilisieren, zum anderen möchten wir die Stadtentwicklung ganz allgemein thematisieren», hielt die Wasserstrasse-Bewohnerin fest. Somit sollen die Probleme in verschiedenen Teilen Basels nicht als isolierte Phänomene, sondern in einem Zusammenhang betrachtet werden, wie sie betonte.

«An vielen Orten wird aufgewertet, aber nur für diejenigen, die es sich leisten können»: Mit diesen Worten wurde im Demo-Flyer dem Bedürfnis nach günstigem Wohn- und Lebensraum Ausdruck verliehen. Basel solle nicht nur eine Stadt zum Arbeiten, auch gemeinschaftlicher Wohnraum müsse hier möglich sein, fügte eine andere Demonstrantin bei.

Die «Stadtspaziergänger» legten auf ihrer Route zur Schwarzwaldallee an der Klybeckstrasse 101 einen Halt ein. Der Grund dafür ist die Liegenschaft, die durch den Lebensmittelladen «Alban Market» bekannt ist. Die «Genossenschaft Mietshäuser Syndikat» ist dabei, dieses Haus zu erwerben. Die Organisation wurde nach einem deutschen Vorbild aus den 1980er-Jahren gegründet und will als Plattform zum Austausch von Ideen zum selbstorganisierten Wohnen dienen.

Wie der Name «Stadtspaziergang Nr. 1» andeutet, soll es nicht der letzte gewesen sein. Das Ziel ist, diese Kundgebungen regelmässig durchzuführen. Beim nächsten Mal sollen nach den Bewohnern der Wasserstrasse auch andere Gruppen bei der Organisation zum Zuge kommen. Geplant ist, Genossenschaften sowie besetzte und vom Abriss bedrohte Häuser zu besuchen.

Besetzung der Schwarzwaldallee 269

Update: Die Besetzenden haben uns mittlerweile ein Statement zukommen lassen – vielen Dank an dieser Stelle!

Die Schwarzwaldallee 269 ist unser Ansicht nach ein Ideales Haus für eine Besetzung. Es ist am Stadtrand hat nur wenig direkte Nachbarschaft es steht seit 3 Jahren leer. Die Vorbesitzer zeigen deutlich auf was Sie von einer gerechten Gesellschaft verstehen.

Nach unser Ansicht sollte freies Wohnen ein Menschenrecht sein. Es ist natürlich ein Dach über dem Kopf zu haben und es in stand zu halten. Jedes Tier würde sich ein Nest bauen. In diesem System in dem einem nichts gehört – weder Land noch Haus ausser man erbt, ist man gezwungen ein grosser Teil seiner Zeit für etwas zu geben das selbstverständlich sein sollte. Wie kann Kommerz freie Kultur und Leben entstehen wenn nicht einmal der Platz dafür da ist. Wir wollen und brauchen keine Subventionen.

Diese Besetzung ist eine politischen Aktion die unsere Anliegen direkt einfordert. Wir haben angefangen unser Leben selbst in die Hände zu nehmen und warten nicht bis sich etwas ändert. Wir haben es satt depressiv und traurig zu sein. Wir wollen leben. Nichts weniger. In Basel herrscht akuter Wohnungsmangel und erst recht in einem bezahlbaren Segment für junge Leute. Wir wollen nicht länger warten mit der Vorstellung von Zusammenleben wie wir Sie mit unseren Mitmenschen vorstellen. Sozial und Fair. Kreativ und Lebendig. Diese Bedingungen zu finden ist schlicht nicht möglich. Wir haben nun aufgehört zu warten. Wir stellen uns vor eine vertragliche Zwischennutzung des Hauses zu erreichen bis zur weiteren Nutzung des Hauses.

In anderen Städten stellt dies kein Problem dar. Wo bleibt die Zürcher Reglung? Solange kein Plan vorliegt sollte man bleiben können. Dies fordern wir. Wir brauchen den Raum um uns zu entfalten wir können nicht verstehen wie Häuser solange leer und tot bleiben können.

Wir haben nicht vor aufzuhören zu Besetzen bis wir erhört werden.

Wir sind weit weg davon ein bisschen alternativ zu sein und ein bisschen Spass haben zu wollen.

Es geht weiter.

Kollektiv Schwarze Erle.

 


 

via Tageswoche:

Eckhaus an der Schwarzwaldallee 269 besetzt

Seit Anfang Woche ist das Eckhaus an der Schwarzwaldallee 269 besetzt. Der zuständige Liquidationsverwalter hat den Besetzern heute mündlich eine legale Zwischennutzung bis im Sommer zugesagt. Die leerstehende Liegenschaft hat eine bewegte Geschichte hinter sich, die von betrügerischen Machenschaften der Besitzer und von der Nutzung als Freudenhaus geprägt ist.

images|cms-image-004603425

Das Eckhaus an der Schwarzwaldallee 269 in unmittelbarer Nachbarschaft zur Erlenmatt vermittelt äusserlich einen schmucken Eindruck. Die im zarten Rosaton bemalte Jugendstil-Liegenschaft mit ihrem markant geschwungenen Giebel und Bar-Räumlichkeiten im Erdgeschoss wurde 1907 von Gustav Doppler erbaut.

Auf den ersten Blick wirkt das Haus mit seinen verrammelten Türen zwar verlassen, ein schlichtes Transparent an der Fassade belehrt aber eines besseren: «Seit Anfang Woche ist das Haus besetzt.» Die Aufschrift kann nun aber womöglich bald erstetzt werden – mit der Aussage «zwischengenutzt».

«Die Schwarzwaldallee 269 ist unserer Ansicht nach ein ideales Haus für eine Besetzung», schreibt ein Kollektiv, das sich «Schwarze Erle» nennt, in einer Mitteilung an die TagesWoche. Es befinde sich am Stadtrand, habe nur wenig direkte Nachbarn und stehe seit drei Jahren leer, heisst es weiter.

Betrügerische Besitzer und ehemaliges Freudenhaus

Das mit diesen genannten drei Jahren stimmt allerdings nur, wenn man von einer normalen Wohnbelegung ausgeht. Denn bis vor knapp zwei Jahren dienten die Bar im Erdgeschoss und die kleinen Wohnungen in den oberen Stockwerken als Freudenhaus, das offenbar für ungeschützten Verkehr bekannt war, wie aus einschlägigen Internetforen hervorgeht.

Und auch was die Besitzverhältnisse angeht, vermittelt die propere Fassade einen falschen Eindruck. Als Hausbesitzers ist eine Firma mit Namen Fortius Asset Management AG aus Weinfelden (ZH) aufgeführt, die sich in Liquidation befindet und hinter der zwei in Zürich wohnhafte zwielichtige Gestalten standen. Diese kauften nicht nur Häuser zu überrissenen Preisen, wie aus Zeitungsberichten hervorgeht, sondern auch Luxusautos und teure Uhren.

Das dazu nötige Geld konnten die beiden Firmeninhaber aber nur mit betrügerischen Mitteln auftreiben. Sie gründeten eine Pensionskasse, missbrauchten das Geld aber für ihre teuren Einkäufe. Im Juli 2014 wurden sie deshalb vom Berzirksgericht Dietikon zu Freiheitsstrafen von je drei Jahren verurteilt, wie der «Tages-Anzeiger» berichtete.

Legale Zwischennutzung mündlich zugesagt

In einem Brief an die Nachbarn stellen sich die Besetzer als «eine Gruppe junger Menschen» vor, die ihren «Traum von einem Zusammenleben» erfüllen möchten. «Wir wollen weder stören, noch irgend jemandem zur Last fallen. Wir wollen unser Leben selber in die Hand nehmen und sehen dieses leerstehende Haus als geeignete Möglichkeit, es bis zu einer weiteren Nutzung zu beleben», ist im freundlich verfassten Brief weiter zu lesen.

Dieser Wunsch geht nun zumindest zum Teil in Erfüllung. Wie einer der Besetzer gegenüber der TagesWoche sagt, habe der St. Galler Anwalt – der für die Auflösung der Besitzerfirma zuständig ist – mündlich eine Zwischennutzung bis im Sommer zugesagt. «Und wir haben uns bereit erklärt, die Wasser- und Stromrechnungen zu bezahlen», sagt der Besetzer, der sich über das Entgegenkommen positiv überrascht zeigt.

Vor Ort zeigten sich die Besetzer zwar zu einem Gespräch bereit, die Bitte nach einem Augenschein im Innern wurde aber abgeschlagen. Das Hausinnere sei aber sauber und in einem guten Zustand, auch wenn die Art des Ausbaus Geschmacksache sei, sagte einer der Besetzer.

Nicht die erste Besetzung

Zur Gruppe der Besetzer gehören auch Leute, die im November des vergangenen Jahres bereits zwei Häuser an der Hochstrasse besetzt hatten. Auch damals wurden die Besitzer um eine Zwischennutzung gebeten, allerdings ohne Erfolg. Die Besitzer, die bereits fertige Umbaupläne vorliegen hatten, liessen die Häuser kurze Zeit nach der Besetzung räumen.

Auf der anderen Seite ist es auch nicht das erste Mal, dass das Haus an der Schwarzwaldallee besetzt ist. Die letzte Besetzung liegt allerdings bereits über zehn Jahre zurück. Damals drangen junge Punks in das leerstehende Haus ein. Bald darauf räumte die Polizei aber die Liegenschaft.