Jusqu‘ici tout va bien… „Reclaim The Streets“

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In der Nacht auf Sonntag, kurz nach Mitternacht, fand in Basel eine spontane Strassenparty (“Reclaim the Streets”) mit über 100 Menschen statt. Vom Kleinbasel ging es mit guter Musik, toller Stimmung und sporadischer Pyrotechnik über die Dreirosenbrücke, den Voltaplatz und schliesslich durch neblige Strassen zur Villa Rosenau, wo noch bis in die Morgenstunden gefeiert wurde.

Der Umzug war spontan organisiert worden, unter anderem als Reaktion auf die üble Hetzkampagne der jüngsten Vergangenheit von Seiten der BaZ und von TeleBasel, die auf eine Diskreditierung der seit 2004 bestehenden Villa Rosenau abzielt.

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Die völlig kommerzialisierte und durchgestylte Ausgeh-Kultur, die polizeiliche Kontrolle des öffentlichen Raums, die “Aufwertung” ganzer Quartiere zum Nachteil ärmerer Bevölkerungsschichten – dies sind nur einige der Themen, gegen die momentan mit den unterschiedlichsten Aktionsformen protestiert und Widerstand geleistet wird.

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Der Versuch der Medien (und auch der Politik), die Ereignisse der letzten Jahre entweder “den Guten” oder “den Bösen” in die Schuhe zu schieben, wird nicht funktionieren: Eine solche Trennung gibt es nicht. So können auch die BewohnerInnen und BesucherInnen der kulturellen Anlässe der Villa Rosenau nicht als kriminelle AussenseiterInnen gebrandmarkt werden; Die Medien verweigern sich der Einsicht, dass hier nicht nur irgendwelche “linksextremistischen” Randgruppen verkehren, sondern Junge und Jugendliche mit den unterschiedlichsten Hintergründen.

Auch wenn wir nicht in der Villa wohnen, sondern zu jenen Hunderten von jungen Menschen gehören, die mehr oder weniger oft die Villa besuchen, müssen wir eines klarstellen: Wir sind alle Villa Rosenau!
Wir mögen dieses Haus mit seinen Konzerten, Discos und Electro-Parties. Es ist ein fester Bestandteil unserer Stadt. Dies umso mehr, wenn wir uns in Erinnerung rufen, dass seit September 2004 jede Besetzung innert weniger Stunden geräumt wurde.

Die Villa muss bleiben, daran ändern auch ein paar schlecht recherchierte Hetzartikel nichts.

Remember, Remember the 5th of November…

Remember, remember the fifth of November,
gunpowder, treason and plot,
I know of no reason why gunpowder treason
should ever be forgot.
Guy Fawkes, Guy Fawkes,
‚twas his intent
to blow up the King and the Parliament.

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Am Samstag, 5. November 2011, haben sich im De Wette-Park (gegenüber Basel SBB) ca. 250 Personen getroffen, um gemeinsam eine Sauvage und einen Umzug durchzuführen. Es gab kein zentrales Soundsystem, sondern ein dezentrales Konzept mit einem Radiosender und vielen kleineren und grösseren Radios. Aufgrund technischer Defekte waren allerdings nur grössere Lautsprecherboxen in der Lage, die Musik genügend zu verstärken.
Weisse Masken wurden verteilt, einige vermummten sich; untenstehender Flyer wurde verteilt. Nach ca. 2 Stunden auf dem Platz wurde dieser unter Feuerwerk und dem Licht von Bengalen verlassen, um sich für einmal die Strasse zurück zu nehmen. Via Aeschenplatz / Bankverein ging es über die Wettsteinbrücke zum Theodorskirchplatz, wo sich die Veranstaltung nach einigen weiteren Stunden von selbst auflöste.
Die Polizei hielt sich im Hintergrund. Eine Person wurde kontrolliert, als sie den Umzug am Bankverein verliess.

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Du bist hier
willst dich «frei» bewegen
willst abgehen, dich vielleicht abschiessen
die «freie» Zone
das Wochenende, der Alk
der kurze Moment, wo du leben willst
ohne Zwänge, Druck und Wettbewerb
gestaute Energie, Frust, Wut und Freude
alles darf raus
verdampft im Schweiss der Bewegungen
ersäuft in einem Meer von Alk und Drogen.
Kater.
Montag.

Es scheint, dass illegale Parties im öffentlichen Raum («Sauvage») etwas sind, das die Menschen anzieht und inspiriert. Denn die Freiluft-Parties der jüngsten Vergangenheit zeigen eines: Die Anwesenden orientieren sich nicht an den Gesetzen oder an dem, was sich gehört. Sie holen keine Bewilligung für ihre Anlässe ein. Sie stören sich auch nicht daran, wenn der grauen Oberfläche der Stadt ein farbiger Anstrich verpasst wird.
Wir alle bestimmen in diesen (noch raren) Momenten selbst, was wir wollen, ohne von irgendeiner übergeordneten Autorität abhängig zu sein.

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Es geht uns nur bedingt um fehlende Freiräume, Zwischennutzungen und Ausgehmöglichkeiten. Solche Orte sind zwar wichtig, um sich fernab von den überteuerten Partylocations und Bars treffen zu können und um Kunst und Kultur selbst zu machen, anstatt sie in Form einer Dienstleistung konsumieren zu können. Ab einem bestimmten Punkt stösst dieses Vorhaben allerdings an seine Grenzen und zwar dann, wenn wir mehr wollen als nur eine Nische für uns zu haben: Diese kann niemals entkoppelt von der Gesellschaft verstanden werden, in der sie sich befindet. Es wird von uns erwartet, innovativ, integriert, erfolgreich, kraftvoll, friedlich, individuell, demokratisch, misstrauisch, abgesichert, leistungsstark, konsumfreudig, jung, hilfsbereit und gut gekleidet sein, um schliesslich produktiv in Ausbildung und Beruf in Erscheinung zu treten.
Wir wollen uns nicht so verhalten, wie es die Gesellschaft von uns haben will. Wir wollen uns nicht an ihre Spielregeln halten. Wir wollen nicht zu Menschen erzogen werden, die die Ungerechtigkeiten akzeptieren, die diese Ordnung produziert.
Natürlich gibt es auch Möglichkeiten, eigene Erfahrungen zu sammeln und ab und zu eine Auszeit zu nehmen: Ferien, Entspannung, ein Selbstfindungstrip. Drei, vier Wochen im Jahr. Warum geben wir uns damit zufrieden? Dieses Stückchen «Selbst» wird immer dann verdrängt, wenn wir uns wieder in den Trott des Alltags einreihen. Wie können wir uns gegen diese Welt der aufgezwungenen Werte wehren? Wie können wir uns überhaupt Zeit nehmen und wieviel davon brauchen wir, um die fremden Verhaltensmuster zu hinterfragen, die uns von Kindesalter an eingeimpft wurden? Wollen wir sie überhaupt hinterfragen? Oder doch lieber noch ein Bier trinken?
Aus welchen Gründen du hier bist, entzieht sich unserer Kenntnis. Einige tanzen, einige diskutieren, einige hinterfragen sich und die Welt, die sie umgibt. Oder alles zusammen. Oder nichts davon. Uns geht es darum, hier und jetzt mit Formen gelebter Utopien zu experimentieren und Werte wie Selbstbestimmung, Hierarchiefreiheit und Solidarität auch gesellschaftlich zu etablieren. Wir haben genug Zeit mit Warten verbracht – auf eine Aufheiterung, ein bisschen Gemeinschaft, die atomare Katastrophe oder eine gesellschaftliche Umwälzung. Denn: Noch zu warten ist Wahnsinn.

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Es geht uns nicht um eine verfehlte (Stadtentwicklungs-) Politik. Wir begreifen die momentanen Entwicklungen in der Stadt (wozu auch die Kommerzialisierung der «Partyszene» gehört) nicht als ein Phänomen, das unabhängig von anderen gesellschaftlichen Entwicklungen betrachtet werden kann. Die Finanzkrise zeigt uns eindrücklich, wie sich unsere Welt innert kürzester Zeit selbst zerstören könnte. Die sozialen Konflikte, die daraus entstehen, werden wohl zunehmen. Und wir können uns schon heute darauf einstellen, in Zukunft mit noch mehr Krisen und noch mehr Kontrolle (sei es auf öffentlichen Plätzen, in der Schule, in der Uni oder auf der Arbeit) konfrontiert zu sein. Warum arrangieren wir uns immer mit den Dingen, die uns aufgezwungen werden – obwohl wir sie eigentlich gar nicht wollen? Die alleinige Schuld tragen nicht einige fehlbare Politiker_innen oder Banker, sondern im Grunde wir alle.

Es geht uns nicht darum, Forderungen zu stellen. Würden wir das tun, würden wir unser Schicksal erneut aus unseren Händen geben, in der Hoffnung, dass es jemand anderes besser machen kann als wir selbst. Gesellschaftliche Veränderung geschieht nicht von alleine. Es gilt, die Stärke zu entwickeln, um Bedürfnisse selbst befriedigen zu können – statt sie von jemand anderem befriedigen zu lassen. Diese Party ist im weitesten Sinne ein Beispiel dafür.

Der Besammlungspunkt ist bewusst gewählt. Wir befinden uns hier in der Nähe eines Gebäudes, das für das globale Finanzwesen von enormer Wichtigkeit ist: Hier werden die Währungsreserven von ca. 50 Zentralbanken verwaltet, so wird die BIZ auch die «Bank der Zentralbanken» genannt. Zu ihren Aufgaben zählt ebenfalls das Krisenmanagement, das momentan ganze Bevölkerungen in den Ruin treibt.

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“Kein Geld macht uns glücklich!” – Zu den “Revolta-Krawallen” vom Wochenende in Basel

Den folgenden Text haben wir heute aus anonymer Quelle erhalten. Er befasst sich mit den Ereignissen von letztem Samstag auf dem von Aufwertung betroffenen Voltaplatz, wo es nach und während einer illegalen Party zu zahlreichen Sachbeschädigungen kam.

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Letzten Samstag haben wir uns mit mehreren hundert Leuten rund um den Voltaplatz den Raum genommen, der uns normalerweise verweigert wird. Raum, den wir nur allzu gerne als „Freiraum“ definieren würden. Doch davon kann keine Rede sein.

Vorweg: Wir sind nicht das Sprachrohr der Jugend. Wir vertreten nicht all die unterschiedlichen Menschen, die sich am Samstag Abend auf der Strasse gefunden haben, wir sprechen nur für uns selbst. Es ist uns daher wichtig, Position zu beziehen, ohne einen Anspruch auf Wahrheit oder Allgemeingültigkeit zu erheben. Wir sagen bloss, was wir denken.

Was sich am Samstag Abend rund um den Voltaplatz ereignet hat, war ein Angriff. Eine Reaktion auf das, was uns ständig begegnet, wenn wir durch das St. Johann oder andere investitionstaugliche Quartiere von Basel gehen. Begreift es endlich: Die Stadt und die InvestorInnen haben einen sozialen Konflikt geschaffen, der nun langsam in Gegengewalt umschlägt.

Wart ihr schon einmal auf dem Vogesenplatz, dieser tristen Einöde aus Asphalt und Beton, auf dem es keine Nischen mehr gibt, sondern nur noch geplante Sichtbarkeit? Habt ihr euch schon jemals gefragt, warum so gebaut wird? Warum ein Quartier in kürzester Zeit einen so rasanten Wandel vollzieht? Warum der Robi-Spielplatz, der sich bisher durch seine wilde, ungezähmte Art ausgezeichnet hat, abgerissen und 50m nach vorne verschoben wird, um einer Flaniermeile zu weichen? Zudem: Eine Flaniermeile für wen?

Doch was tun?

Wir haben es längst aufgegeben, uns auf irgendeine Autorität zu verlassen. Es wird einzig für diejenigen gebaut, die das Geld und die Macht mitbringen! Dass die Stadt und die InvestorInnen dadurch aktiv die Verdrängung der „ursprünglichen“ AnwohnerInnen vorantreiben, ist ihnen entweder egal oder aber sie nehmen es billigend in Kauf – solange die Rechnung für sie aufgeht! Sie können noch lange von „sozialem Wohnungsbau“ und (kommerziellen) Freiräumen schwafeln, wir haben es satt!

Was geschehen ist, war eine längst überfällige, aber nach wie vor zögerliche Antwort auf das, was der kapitalistische Umbau der Stadt mit den Häusern, Strassen und Plätzen hier und in vielen anderen Städten anrichtet. Nicht, dass es vorher besser gewesen wäre. Aber das, was gerade geschieht, ist ein steter Angriff auf unseren konkreten Alltag, der nun für einmal erwidert wurde.
Und so stehen wir Goliath, diesem Konglomerat aus Novartis Campus, Stadtentwicklung und übergeordnet: der kapitalistischen Logik, gegenüber. Welche Forderungen liessen sich angesichts dieses übermächtigen Gegners überhaupt formulieren? Wir erwarten nichts und können es auch gar nicht mehr. So bleibt uns nur noch die Möglichkeit der Entwertung dessen, was für den Kapitalfluss wichtig ist. Kein Wunder also, dass die Baustelle und der Christ & Gantenbein-Bau am meisten Schäden erlitten haben.
Die Polizei weiss genau, weshalb sie sich während der ganzen Party nicht hat blicken lassen: Auch mit 100 Einsatzkräften wäre sie den gut 300 Feiernden unterlegen gewesen, zumal wir uns unser Fest nicht einfach so hätten kaputt machen lassen. Die Polizei hätte Strassenschlachten provoziert, die die jetzigen Sachschäden bei weitem in den Schatten gestellt hätten.

Nun empört euch!

Die Schlagzeilen und Kommentare eifriger SchreiberInnen sind bereits vorprogrammiert und in ihrer Wiederholung zur Unendlichkeit verdammt: „Harte Strafen!“, „Züchtigung!“, „Schnellverfahren!“, „Militäreinsatz!“. Es wird „Keine Toleranz mehr mit illegalen Hausbesetzern!“ gefordert und dabei unterschlagen, dass in den letzten 7 Jahren sämtliche Hausbesetzungen innert weniger Stunden geräumt bzw. mit völlig übertriebenen Polizeiaufgeboten zur Aufgabe gezwungen wurden. Die allermeisten illegalen Parties wurden ebenfalls aufgelöst, Musikanlagen beschlagnahmt und die OrganisatorInnen verzeigt. Wir erleben schon seit Jahren eine Politik der „Nulltoleranz“ gegenüber allem, was den von oben vorgegebenen Rahmen sprengt. Aber das schreckt uns nicht ab. Wir werden weiter machen, wir nehmen uns den Raum, den wir brauchen.
Am Samstag haben wir den Sprung in die Stadt geschafft. Wenn sich mehrere hunderte Menschen gemeinsam entscheiden, eine Nacht lang einen Platz für eine unkommerzielle Party zu besetzen und bereit sind, diese auch gegen Angriffe zu verteidigen, dann ist alles möglich… Vielleicht treffen wir uns ja nächstes Wochenende auf dem Marktplatz oder besser: beim Bankverein? Verschärfte Gesetze und mehr Polizei werden daran nichts ändern.

Was uns amüsiert, ist, wie über die Ereignisse berichtet wird: Es wird von „Krieg“ gesprochen und alle sind schockiert über die unfassbaren Ausmasse der Gewalt. Das ist lächerlich – alle, die da waren, können das bestätigen. Ihr liebt es doch, euch zu empören, um euch kurze Zeit später wieder im Normalzustand wiederzufinden. Wo bleiben die Aufstände, wenn die UBS zwei Milliarden in den Sand setzt, der Wahnsinn der Atomkraft weitergeführt wird oder die Schweizer Rüstungsindustrie sich an bewaffneten Konflikten beteiligt? Es gibt tausende solcher Beispiele, die die heuchlerische Moral dieser Gesellschaft entlarven! Aber schreit ruhig weiter, ihr disqualifiziert euch nur selbst.

Dieses Mal waren wir diejenigen, die angegriffen haben. Blicken wir in andere Länder, lässt sich erahnen, was die Zukunft bringen wird. Das ist die Situation, in der wir uns befinden.

Wagenplatz von der Uferstrasse an die Freiburgstrasse gezogen

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Mit dem Ziel alternative Wohnformen und unkommerzielle Kultur zu ermöglichen, haben wir am 27. August die brachliegende Fläche an der Uferstrasse 80 besetzt. Seit dem ersten Tag standen wir mit den Eigentümern, den Schweizerischen Rheinhäfen und mit Herrn Brutschin, Regierungsrat des Kantons Basel-Stadt, in Kontakt. Dank der Dialogbereitschaft aller drei Parteien war es möglich, vier Wochen auf dem Gelände an der Uferstrasse 80 zu bleiben. Obwohl auf dieser Brache bis im Frühling nichts geplant ist, liess sich die Hafenverwaltung nicht darauf ein, diesen Raum längerfristig zur Verfügung zu stellen. Auf den 25. September wurde uns ein Ultimatum gestellt, den Platz zu verlassen, andernfalls würde dieser polizeilich geräumt.
Parallel dazu intensivierten sich die Verhandlungen mit Herrn Brutschin (Regierungsrat) und Herrn Ritter (Stv. Generalsekretär des Präsidialdepartements), in denen nach Anschlusslösungen gesucht wurde und weiterhin wird.
Am Montag den 26. September sind wir, wie am Freitag zuvor vereinbart, an die Freiburgerstrasse umgezogen, wo rasch eine Zwischennutzung ermöglicht werden konnte. Der Platz an der Freiburgerstrasse ist nur für kurze Zeit zumutbar, Lärm- und Abgasbelastung sind immens und der Platz zu klein.Wir haben dieses Angebot als Zwischenlösung angenommen, in Zusammenarbeit mit der Stadt klären wir weiterhin geeignete Standorte ab. Wir sind zuversichtlich, dass bald ein Gelände gefunden wird, wo wir uns für den Winter einrichten können. Bereits diese Woche treffen wir uns zu weiteren Gesprächen mit der Stadt.

Wettsteinvilla: Ein Beispiel von Verdrängung und Aufwertung

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Rund 3/4-Jahre nach der Besetzung der Wettsteinvilla in der Wettsteinallee ist ein Inserat für den Verkauf von 4 Wohnungen im bald renovierten und umgebauten Gebäude aufgetaucht. Was wir befürchtet haben, hat sich bestätigt: Die Wohnungen sind kaum bezahlbar:

2-Zimmer, 56,4 m2 Wohnfläche, 62 m2 totale Nutzfläche, Fr. 495’000.– + Baurechtszins Fr. 376.80 mtl.

Der Verkauf durch die Christoph Merian-Stiftung hat den Verlust von günstigem, kollektivem Wohnraum bewirkt. Stattdessen wurden aus der ehemaligen Gross-WG nun 4 kleine Wohnungen für den individualisierten Lebensstil gebaut.

Die wunderschöne Bausubstanz wird subtil, aber hochmodern renoviert. Es entstehen hochwertige, luxuriöse und repräsentative Wohnungen.

Wagenplatz bedroht – Aufruf für Tag X

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Wer es noch nicht gehört hat: Seit dem 27. August gibt es auch in Basel einen Wagenplatz. Seither sind wir in Verhandlungen mit den Schweizerischen Rheinhäfen, die das Gelände verwalten, und mit der Stadt. Obwohl es für das Gelände in absehbarer Zeit keine Pläne gibt, will die Hafenverwaltung den Wagenplatz nicht dulden – zumindest nicht länger als zwei Wochen, die uns heute zugesichert wurden.

Wir sehen nicht ein, weswegen wir den Platz verlassen sollten, nie waren die Voraussetzungen für ein solches Projekt günstiger. Wir haben uns für dieses Gelände entschieden und wir werden es nicht freiwillig verlassen, solange uns die Stadt kein alternatives Areal zur Verfügung stellt. Sollten wir nach diesen zwei Wochen keinen positiven Bescheid von der Stadt erhalten haben, sind wir ab Sonntag, dem 25. September potentiell räumungsbedroht!

Wir brauchen eure Unterstützung! Deshalb rufen wir dazu auf, bei einem Scheitern der Verhandlungen eine Zeltstadt auf dem Platz zu errichten – nicht nur, um unsere Forderung nach Raum für selbstverwaltete Lebensformen in Gestalt eines Wagenplatzes zu bekräftigen, sondern auch als Symbol gegen die profitorientierte Stadtentwicklung im Hafen und in Basel insgesamt. Haltet eure Zelte bereit!

Bis dahin seid ihr selbstverständlich herzlich eingeladen, vorbeizukommen, euch zu informieren und eure Ideen einzubringen. Es gibt viele Möglichkeiten teilzuhaben, sei es materiell, indem ihr Lebensmittel, Baumaterial etc. vorbeibringt, oder praktisch, indem ihr uns beim Kochen, Bauen und beim Verbreiten dieses Aufrufs unter die Arme greift. Wir würden uns auch sehr über weitere Wägen auf dem Gelände und über Hinweise auf mögliche alternative Standorte für unser Projekt freuen.

Ihr könnt uns auch unterstützen, indem ihr Briefe und Mails mit Solidaritätsbekundungen an uns, an die Verantwortlichen von Hafen und Stadt und/oder an die Medien in Form von LeserInnenbriefen schreibt.

Unsere Email-Adresse: uferbasel -at- gmx.ch
Direktor der Schweizerischen Rheinhäfen: hans-peter.hadorn@portof.ch
Regierungspräsident Basel-Stadt: guy.morin@bs.ch

Zusätzlich wird es am Freitag, 16. September um 19 Uhr ein Abendessen und um 20 Uhr ein offenes Plenum für alle Interessierten geben, in dem ihr euch direkt informieren und einbringen könnt und in dem das gemeinsame Vorgehen besprochen wird.

Wir zählen auf euch!

Für weitere Infos und zum bisherigen Verlauf der Verhandlungen siehe
http://ch.indymedia.org/de/2011/09/83125.shtml.

Basel hat einen Wagenplatz! – Ein subjektiver Bericht

 

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Am Samstag, den 27. August 2011 wurde an der Uferstrasse 80 im Kleinbasler Hafen eine Brache mit Leben gefüllt. Um 11 Uhr morgens nahmen gut ein Dutzend Menschen mit mehreren Wagen den Platz in Beschlag, der sich bisher nur durch Kieselsteine und wenige, verloren wirkende Büsche auszeichnete. Diesem tristen Dasein wurde an diesem Tag schlagartig ein Ende gesetzt.

Ich als zwar wagenloser, aber solidarischer Mitbesetzer beteiligte mich sogleich am Ausladen der Baumaterialien – dazu gehörte u.a. massive Holzpflöcke, Bretter, Paletten, vorgefertigte Elemente aus Holz, Blachen etc. Bis zur Abenddämmerung waren eine erste Überdachung, ein provisorisches Klo, verschiedene Sitzgelegenheiten, eine überdachte Küche und eine Bühne errichtet worden.
Doch blieben wir nicht lange unbemerkt: Kurze Zeit nach Beginn der Aktion stand bereits ein Mitarbeiter der Schweizerischen Rheinhäfen (die das Areal im Baurecht verwaltet) auf dem Gelände. Einige der Besetzenden suchten sogleich das Gespräch und nach einem längeren Hin und Her konnte eine Duldung bis Anfang der nächsten Woche ausgehandelt werden, was auch zum Abziehen der ebenfalls anwesenden Polizeistreife sowie ihrer zivilen Freunden geführt hat. Im Anschluss an diesen ersten Verhandlungserfolg erschienen nochmal 3-4 Wagen auf dem Platz und ein paar Zelte wurden errichtet. Im Laufe der Woche entstanden ein hölzernes Eingangstor, die Bühne wurde ausgebaut, eine kleine Solaranlage wurde in Betrieb genommen und es gab immer wieder Essen für Alle, oftmals mit anschliessendem Info-Plenum.
Die Stimmung ist ausgelassen, friedlich und freundlich, was vermutlich an der Abgeschiedenheit und an der Abwesenheit von Lärm und Hektik liegt, die normalerweise eine Stadt kennzeichnen. In dieser Enklave scheint das Leben einem anderen Rhythmus zu folgen: entschleunigt und in gewissem Sinne zeitlos. Nur ein Blick über den Rhein auf den gerade entstehenden “Campus des Wissens” der Novartis und anstehende Verhandlungen holen einem in die Realität zurück.

 

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Doch was wollen die Besetzenden überhaupt? Im Begleitflyer zur Besetzung heisst es:

Wir wollen Raum für selbstverwaltete Projekte,
Raum für alternative Wohnformen,
Raum, der sich nicht im Voraus definieren muss,
Basel ärmelt an solchen Orten.
Wir richten uns deshalb hier auf dieser Brache im Hafenarel ein.
Gemütlich und lebendig soll es werden,
ein Platz fernab kommerzieller Absichten und städtebaulicher Normen.

Unglücklicherweise kollidieren diese Ideen mit der geplanten Zwischennutzung des Areals: Der Verein Marina plant Mitte September bis Ende Oktober eine Buvette auf derselben Parzelle zu betreiben, die neben dem besetzen Platz auch einen kleinen Vorplatz gleich am Rhein beinhaltet. Laut Bauinspektorat habe Marina die Genehmigung für einen Bauwagen auf dem Vorplatz am Rhein erhalten, auf dem besetzten Gelände sind nach Angaben des Vereins temporäre Einrichtungen wie eine “Strandbar” oder ein Flohmarkt geplant.
Anstatt das Gespräch mit den Besetzenden zu suchen, um gemeinsam einen Kompromiss zu finden, wandte sich Marina an die Presse, in der sie unmissverständlich klar machte, dass sie sich keine Zusammenarbeit vorstellen könne und zwar weil sie a) die volle Miete bezahle, b) im Unterschied zu den Besetzenden den mühsamen Weg der Bürokratie bereits gegangen sei und c) die rechtliche Verantwortung für das Geschehen auf der Parzelle trage.
Die vom Verein Marina geplante Buvette kann als Pilot-Projekt verstanden werden, welches die Richtung der künftigen (Um-)Nutzung der Hafengegend vorgibt – ohne dass weitere konkrete Pläne vorlägen. Von Seiten der Stadt wird die Gegend bereits als potentielle Nachfolgerin des (mittlerweile aufgewerteten) NT-Areals gehandelt.

 

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Am mit Spannung erwarteten Freitag (2.9.) wurden die Gespräche von Seiten der Hafenverwaltung auf Montag (5.9.) verschoben. Bei den Verhandlungen wurde kommuniziert, dass die Besetzenden den Platz bis in einer Woche (Montag, 12.9.) verlassen sollten – ohne jedoch explizit ein Ultimatum zu formulieren. (Interessanterweise hat der Hafen in einem später publizierten Artikel der BaZ gegenüber betont, dass er um eine zufriedenstellende Lösung für alle Beteiligten bemüht sei.)
Hauptgrund für den negativen Bescheid sei, dass das als Industriezone gekennzeichnete Gebiet kein Wohnen zulasse, für eine etwaige Umzonung sei die Stadt Basel zuständig. Von ihrer Seite aus gibt es bisher allerdings weder eine positive noch eine negative Stellungnahme. So sind die Tage des jüngsten Wagenplatzes von Basel noch längst nicht gezählt. Im Grunde ist noch alles offen, denn auch für die Besetzenden ist eine Fortführung des Wagenplatzes eine Selbstverständlichkeit.

Interessierte sind herzlich eingeladen, sich ein eigenes Bild zu machen oder sich sogar selbst zu engagieren.

Wagenplatz an der Uferstrasse 80

83126Medienmitteilung vom 7. September

Mit dem Ziel, in Basel alternative Wohnformen und unkommerzielle Kultur zu ermöglichen, haben wir am 27. August die brachliegende Fläche an der Uferstrasse 80 besetzt.

Seit dem ersten Tag der Besetzung stehen wir mit der Hafenverwaltung in Kontakt und verhandeln über die Möglichkeit, die brachliegende Fläche längerfristig nutzen zu können. Beim letzten Verhandlungsgespräch am vergangenen Montag gab uns die Hafenverwaltung zu verstehen, dass wir aufgrund bürokratischer und gesetzlicher Hürden gehen müssten.

Wir sind von dieser Haltung enttäuscht, einmal mehr wird eine Initiative zur Schaffung von selbstverwalteten unkommerziellen Freiräumen im Keim erstickt. Vorschriften und behördliche Reglemente werden seit Jahren vorgeschoben, wenn es darum geht, ungewünschte Projekte auszuschalten. Dabei ist es doch offensichtlich: Freiräume sind nur Freiräume, wenn sie dem Konsumzwang und der behördlichen Kontrolle, die diese Stadt dominieren, entzogen sind; wenn sich Menschen verwirklichen können ohne sich von bürokratischen Hürden bremsen lassen zu müssen.

Hier im Hafengebiet ist das Argumentieren mit Reglementen doppelt absurd: Seit die Politik das ungestillte Bedürfnis nach unkommerziellen, unreglementierten Räumen nicht mehr leugnen kann, wird eben dieser Hafen als künftiger Freiraum angekündigt. Wenn nun die Stadt die erste Initiative für eine solche neue Nutzung des Hafenareals mit Verweis auf Bauvorschriften kaputt macht, entlarvt sie ihre eigenen Versprechen als Lügen. Seitens der Stadt und der Hafenverwaltung zeichnet sich der Anspruch ab, „Freiräume“ planen und kontrollieren zu wollen. Dabei ist doch offensichtlich: Wahre Freiräume lassen sich nun mal nicht von oben einrichten, sondern wachsen aus den Wünschen und Bedürfnissen der Menschen, die diese Stadt ausmachen.

Um klar zu stellen: Noch haben wir von der Stadt Basel keine definitive Absage erhalten. Wir suchen weiterhin das Gespräch und stehen nun vor Verhandlungen mit der Regierung der Stadt Basel. Wir sind überzeugt, dass eine Einigung möglich und machbar ist.

So oder so sind wir entschlossen, die Idee eines Wagenplatzes in Basel umzusetzen, Raum für selbstverwaltete Projekte und alternative Wohnformen zu schaffen, fernab kommerzieller Absichten und städtebaulicher Normen.

Platzbesetzung am Hafen

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Am Samstagmorgen wurde im Basler Rheinhafen an der Uferstrasse 80 eine Brachfläche durch ca. 30 Aktivist_innen und vorerst drei Wägen besetzt.
Wir wollen Raum für selbstverwaltete Projekte, Raum für alternative Wohnformen, Raum der sich nicht im Voraus definieren muss, Basel ärmelt an solchen Orten.
Wir richten uns deshalb hier auf dieser Brache im Hafenarel ein.
Gemütlich und lebendig soll es werden, ein Platz fernab kommerzieller Absichten und städtebaulicher Normen.
Kommt vorbei an die schöne Uferei.
Bringt Baumaterial, Essen, Zelte, Wägen. Tragt sorge und lebt mit.

Update So, 28.08: Wägen wachsen, Zelte spriessen
Die ganze Geschichte ist mittlerweile auf ca. 6 Wägen und einige Zelte angewachsen, es wurde fleissig gebaut (es gibt mittlerweile ein Klo, eine grosse Küche samt „Wohnzimmer“, eine Bar und verschiedene Bänke laden zum Verweilen ein).

Kommt uns besuchen.

Freyrüüm göhn dr Bach ab

 

Welche Freiräume verteidigen wir den überhaupt noch?thumb-_1020338

Inzwischen ist der Begriff «Freiraum» zum Wort geworden, mit welchem jeder gerne um sich wirft. Freiraum bedeutet aber nicht, sich in einem festgelegten Rahmen zu bewegen, sondern freie Entfaltung und Verwirklichung im täglichen Leben.
Es widerspricht dem grundsätzlichen Gedanken, wenn Freiräume mittels Staatsauftrag, Regeln und finanziellem Aufwand angeboten werden. Ob das nun ein Areal mit früher autonomen Strukturen wie das NT-Areal ist, ob das von der Stadt nicht bewilligte Musikveranstaltungen im öffentlichen Raum sind, oder ob alternative Lebensformen und Strukturen geräumt und verkauft werden wie aktuell an der Wasserstrasse.

Vielerorts in dieser Stadt werden Begriff und Bedeutung von «Freiraum» mit Füssen getreten. Wer sich wehrt wird als Querulant verunglimpft. Doch es sollte in unserem Interesse sein, dass sich die Situation wieder ändert. Jeder der in dieser Stadt lebt, soll auch mitprägen, beleben und sich einbringen können, losgelöst von finanziellen Gedanken und reglementierten Anforderungsprofilen.

Darum schwimmen wir heute gemeinsam «dr Bach ab»! Durch kreative Massenproteste einem ehrlichen Drang nach Freiheit zur Stimme verhelfen. Wir sind nicht wenige, wir sind organisiert und werden uns nicht vorschreiben lassen, wie, wo und warum wir wohnen, leben, wirken und uns entfalten wollen!

Freiraum bedeutet Stadt für alle!

Eine «illegale» Party

Folgender Flyer ist am 31. Juli 2011 an der Party auf der Dreirosenbrücke verteilt worden

Ihr befindet euch hier an einer illegalen Party. Illegale Partys mögen zwar ziemlich cool und häufig wie irgend eine kommerzielle Party wirken, doch es gibt einige Unterschiede:

Hier ist nichts professionell gebaut und durchgeplant worden. Hier ist kein Ort, an dem der eine Konsument und der andere Produzent sein soll. Illegale Partys können nur so viel Spass machen, wenn sich jeder beteiligt, mithilft, Verantwortung übernimmt. Dies betrifft auch den Umgang mit der Polizei, sollte sie aufkreuzen und den Anlass mit fadenscheinigen Begründungen beenden wollen.
Nur soviel dazu: Es ist nicht in Ordnung, dass die Staatsgewalt unsere nächtlichen Zusammenkünfte auflöst.
Deswegen schlagen wir vor:

  • Behindert die Polizei. Steht im Weg rum, labert sie blöd an.
  • Sichert die Anlage. Schaut, dass Leute die Anlage wegschaffen können, bevor die Polizei an sie rankommt.
  • Wenn ihr euch dazu in der Lage fühlt: Geht in die Offensive. Schaut, dass die Party weiterlaufen kann, ohne noch mal von der Polizei belästigt zu werden.

Wichtig: Bei Kontakt mit der Polizei

Sollte es doch zu grösseren Problemen mit der Polizei kommen, hier einige Tipps:

  • Solltet ihr von der Polizei mitgenommen werden, schaut, dass euch Umstehende sehen und wissen, dass ihr verhaftet wurdet.
  • Ihr müsst folgende Angaben machen: Name, Vorname, Meldeadresse, Heimatort, Geburtsdatum, Name der Eltern, Beruf. Sonst nichts!
  • Ansonsten: Verweigert die Aussage! Lasst euch nicht auf Diskussionen ein! Mit der Polizei zu sprechen gefährdet nur euch und eure Freund_innen. Ihr habt das Recht auf Aussageverweigerung. Dies darf nicht gegen euch verwendet werden, egal was sie euch erzählen.
  • Lasst euch nicht unter Druck setzen! Unterschreibt nichts!
  • Wenn sie euch wieder rauslassen: Meldet euch bei euren Freund_innen und redet über eure Erlebnisse.

Schaut zu euch und euren Freund_innen!

Einige Partybesucher_innen und -organisator_innen.

S Wasser stoht uns bis zum Hals, d Freyrüüm göhn dr Bach ab!

 

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Mit Booten, Schwimmring etc. den Rhein als Freiraum nutzen und auf die Situation in der Stadt Basel aufmerksam machen. Seid kreativ, lasst euch nicht einschüchtern und versucht euch zu organisieren!

Programm 31. Juli 2011

16 Uhr Treffen im Solitude
17 Uhr Grosses „alternatives Rheinschwimmen“ bis zur Dreirosenbrücke

Alternative Lebensformen werden mit Füssen getreten oder aber schnellstmöglich von Polizisten in Kampfmontur geräumt, wenn mensch ohne kommerziellen Gedanken Feste und Partys veranstaltet, wird munter fichiert und beschlagnahmt, die Innenstadt wird gesäubert und geputzt und in vielen Quartieren verstellen Neubauten von Spekulanten und Grossinvestoren den Blick zur Sonne!

Freiraum findet im Denken der Politiker und Entscheidungsträger nur in reglementierten und kommerziellen Räumen statt! Dabei bedeutet es weit mehr als nur Flächen und Gebäude nutzbar zu erhalten, es ist auch nicht gleichbedeutend mit einer Zwischennutzung. Wir werden der Verwertungslogik trotzen und wollen ein selbstbestimmtes Leben führen! Für eine alternative Zukunft mit autonomen Strukturen!

STADT FÜR ALLE!

Besetzung am Steinengraben 32 und 34 beendet

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Gestern um 16 Uhr besetzten wir zwei leerstehende Wohnhäuser am Steinengraben, gegenüber dem nach vier Jahren noch immer leerstehenden (ehemals besetzten) Hotel Steinengraben. Kurz nach der Besetzung waren die Gebäude von der Polizei umstellt, ohne dass eine Anzeige vorlag. Die anwesenden PolizistInnen fielen durch ein sehr aggressives Verhalten auf.

Als ein Vertreter der „Nationale Suisse“ eintraf, ermöglichte ein Mediator ein Gespräch. Bei diesem wurde in keinster Weise auf unsere Verhandlungsbereitschaft eingegangen, die „Nationale Suisse“ erstattete im Anschluss Anzeige und die Polizei kündigte die Räumung an. Der anwesende Einsatzleiter der Polizei schien die Lage und sich selbst nicht ganz unter Kontrolle zu haben, was sich in einem auffallend aggressiven und cholerischen Verhalten äusserte.

Wir entschieden uns in dieser Situation, die Häuser gemeinsam zu verlassen, da wir keine Möglichkeit sahen, eine Räumung zu verhindern. Die Polizei pocht seit Jahren auf eine schnelle Räumung von besetzten Gebäuden, was uns zunehmend wütender macht. Die einzig tolerierten Formen scheinen Partybesetzungen und reglementierte, kommerzialisierte „Freiräume“ zu sein. Alles, was auf eine längerfristige und selbstbestimmte Nutzung abzielt, wird nicht geduldet. An dieser Stelle entlarvt sich das angebliche Verständnis von Politik und Medien für unser Bedürfnis nach Freiräumen als Heuchelei.
Wir kommen wieder.

xx/34

XX34: Kein Abriss unter dieser Nummer!

Heute haben wir die Häuser am Steinengraben 32 und 34 besetzt. Die Häuser stehen seit Anfang Jahr leer und sollen in ferner Zukunft einem Neubau weichen.

Egal in welche Richtung man blickt, die aktuelle Brisanz des Themas sozialer und kultureller Freiräume lässt sich nicht mehr leugnen: Der Widerstand gegen die vom Abriss bedrohten Häuser an der Wasserstrasse, die vorzeitig beendete Besetzung des ehemaligen Kinderspitals oder die spontane Aneignung der Voltamatte zeigen, dass immer mehr BewohnerInnen von Basel die Stadtentwicklung in die eigenen Hände nehmen und versuchen, Raum nach ihren Interessen und Bedürfnissen zu gestalten.
Wir sehen uns als Teil dieses Prozesses und haben deshalb die Häuser am Steinengraben 32 und 34 wiederbelebt. Sie befinden sich im Besitz der Nationalversicherung und stehen seit Anfang Jahr leer. Die Zukunft der Häuser ist ungewiss. Fest steht, dass es noch einige Jahre dauern wird, bis ein Bauvorhaben umgesetzt werden kann und dass sich dieses mit Sicherheit hauptsächlich an Kapitalinteressen orientieren wird. Wie sonst ist es zu erklären, dass gut erhaltene Altbauten abgerissen und durch überflüssige Bürogebäude oder überteuerte Wohnblöcke ersetzt werden?
Unsere neuen Häuser stehen an geschichtsträchtiger Lage: Genau gegenüber befindet sich das Hotel Steinengraben, das am 1. Mai 2007 besetzt worden war. Das Hotel steht symbolisch für den Umgang der Stadt mit potentiellen Freiräumen: Unter fadenscheinigen Vorwänden wurde damals eine polizeiliche Räumung wenige Tage nach der Besetzung durchgesetzt. Um eine erneute Belebung dieses toten Ortes ausserhalb der städtischen Kontrolle zu verhindern, wurden im Anschluss die Fenster zugemauert und das Innere des Hauses zerstört. Jetzt, mehr als vier Jahre nach der Räumung, steht das Gebäude noch immer leer. Das bestärkt uns in unseren Absichten, den rhetorischen Kunststücken und den leeren Versprechen der Stadt keinen Glauben zu schenken. Wir und andere haben keine Lust, in die Randbezirke oder in die Agglomeration verdrängt zu werden, wir sind genauso Teil dieser Stadt und haben uns entschlossen, uns dieser lebensfeindlichen Stimmung entgegenzustellen, Position zu beziehen, offensiv zu werden. Daran ändern auch die Beschwichtigungsversuche von Thomas Kessler, dem Repräsentanten der Basler Stadtentwicklung, nichts. Das Bedürfnis nach zentral gelegenen Freiräumen könne bereits befriedigt werden, sofern die „historisch mentalen Grenzen“1 der Stadt ausgeweitet würden, so Kessler. Anders formuliert: Das Zentrum von Basel liege nicht in der Innenstadt, sondern in der Peripherie — laut Kessler in verlassenen Industriekomplexen im Elsass, auf dem kommerziell reorganisierten Dreispitzareal oder auf dem nt-Gelände mit seinen überteuerten Partylokalen. In kaum zu übertreffender Deutlichkeit veranschaulichen solche Aussagen den Versuch einer Politik von oben, sich die Definitionsmacht punkto Freiräume anzueignen.2 Was ist ein Freiraum? Wer bestimmt, wo und wie ein Freiraum zu sein hat? Nach welchen Kriterien? Welche Macht- und Kapitalinteressen sind damit verbunden?
Was wir wollen, sind unkontrollierte und unkontrollierbare Räume, die — soweit möglich — fernab eines kommerzialisierten und normierten Rahmens bestehen und sich entwickeln können. Räume, in denen wir versuchen, dem Begriff Freiheit eine neue Bedeutung zu verleihen. Die Tatsache, dass wir einen Grossteil unseres Lebens in unseren Wohnungen bzw. unseren Häusern verbringen, veranschaulicht die immense Bedeutung dieser Räumlichkeiten. So wünschen, suchen und nehmen wir uns Orte, an denen wir gemeinsam leben können; die als soziale Treffpunkte dienen; die Möglichkeiten zum Austausch von Ideen, Träumen, Freuden, Sorgen und zur Vernetzung schaffen. Und die uns als Rückzugsorte zur Verfügung stehen, an denen wir voneinander aufgefangen werden, wenn es die Situation erfordert.
Die InitiatorInnen dieser Besetzung sind keine Einheit, keine gleichgeschaltete Gruppe, deren Differenzen vernichtet wurden, sondern ein offenes und undefinierbares „Wir“, das versucht, sich gemeinsam zu organisieren und gemeinsam Verantwortung für sich selbst zu übernehmen — sei es im Haus oder in den Projekten, die in den neuen Räumen entstehen können. Auch Wohnhäuser können problemlos mit einem öffentlichen Gemeinschaftsraum, einer Kneipe, Werkstätten, Ateliers, einem Sportraum, einem Konzertkeller und/oder einem Bandraum ausgestattet werden, ein Garten böte zudem Platz für eigenes Gemüse. Die Grenzen der Kreativität und der Selbstbestimmung sind lediglich materieller Natur.
Im Gedanken der Offenheit gegenüber den Interessen und Bedürfnissen der AnwohnerInnen und anderen BewohnerInnen dieser Stadt ist es uns ein Anliegen, uns nicht zu isolieren, kein weiteres Ghetto einer Pseudo-Alternativkultur zu errichten. Wir verstehen unsere Intervention als Aufgabe und Chance zugleich, dem fortschreitenden Prozess der Entsolidarisierung, Vereinzelung und kulturellen Verarmung etwas entgegenzusetzen. Nicht nur für einige wenige, sondern für alle, die heute nach emanzipatorischen Alternativen suchen.

Wir sind hier, wir lassen uns nicht verdrängen und wir wollen damit alle einladen, es uns gleich zu tun. Und wir öffnen die Türen, um die Räume dahinter mit Leben zu füllen, Raum zu schenken. In einem solchen Klima der Vielfalt sollen verschiedene Bedürfnisse ihren Platz finden und sich entfalten können, um schliesslich zu einem Ort der Bereicherung zu werden.

xx34squat@gmail.com

Räumung an der Wasserstrasse 31

Räumung Wasserstrasse 31

Mittwoch Morgen früh um ca. 5.00 Uhr wurde die Wohnung an der Wasserstrasse 31 geräumt. Die Polizei kam mit einem grotesken Aufgebot: Um die zehn Polizeiwagen fuhren an mit ca. 40 PolizistInnen in Vollmontur, welche die ganze Strasse absperrten und ins Haus eindrangen. Die Wohnungstür wurde aufgebrochen und 15 PolizistInnen durchsuchten die Wohnung. Dabei wurden zwei Personen festgenommen.
Wir halten daran fest, dass die für die Räumung angegebenen Gründe scheinheilig sind. Die Wohnungen an der Wasserstrasse standen leer, bis der Immobilien Basel klar wurde, dass hier Leute ein nachhaltiges Interesse an diesen Häusern haben. Daraufhin wurden die Wohnungen plötzlich aufgrund eines „akuten Bedarfs“ von der Sozialhilfe beansprucht. Wir wollen bedürftigen Menschen keinesfalls das Recht auf eine Wohnung absprechen. Gleichzeitig ist es für uns aber offensichtlich, dass hier eine Instrumentalisierung der Sozialhilfe vorliegt, mit der die Stadt ihre Interessen in der Wasserstrasse durchsetzen will.
Wir bedauern, dass die Immobilien Basel auf unsere Kommunikationsversuche nicht reagiert hat.

WG 31, auf Wohnungssuche

Wohnung an der Wasserstrasse 31 besetzt – Räumung angedroht

 

thumb-82176Letzten Dienstag am 7. Juni ist an der Wasserstrasse 31 eine leere Wohnung besetzt worden. Die Häuser in der Wasserstrasse gehören der Stadt und werden von Immobasel verwaltet. Wir fordern von den Eigentümern nichts Unmögliches, bloss einen Miet- oder Zwischennutzungsvertrag bis zum Abriss der Häuser oder zur Übergabe an eine Genossenschaft.

Wir sind nicht bereit, die teuren Mieten der Wohnungen auf dem Markt in Basel zu bezahlen. Wir wollen in diesen Häusern mit einem tiefen Standard und bezahlbaren Mieten leben. Überall sonst wird billiger Wohnraum zerstört, abgerissen und überbaut. Hier ist er noch vorhanden und soll erhalten bleiben. Insofern stehen wir hinter dem Versuch des Vereins Wasserstrasse, der sich für den Erhalt der Häuser auf legalem Weg einsetzt.

Üblicherweise werden leer werdende Wohnungen in der Wasserstrasse der Sozialhilfe abgegeben. Wir wehren uns gegen diese Taktik der Stadt, die Sozialhilfe zu intrumentalisieren, um den Widerstand gegen den Abriss der Häuser zu schwächen.

Ein Gespräch mit Herr Kressler und Frau Neidhart von Immobasel hat gezeigt, dass wir mit keinerlei Entgegenkommen von Seiten der Eigentümer rechnen können. Stattdessen haben die Besetzer_innen von der Stadt ein Ultimatum erhalten – Bis Sonntag, 19. Juni um 24 Uhr muss die Wohnung verlassen werden. Nicht ohne Grund ist der Räumungstermin exakt nach dem Quartierspaziergang angesagt worden.

Wir werden die Wohnung nicht freiwillig verlassen. Haltet Augen und Ohren offen!

Die Bewohner_innen der WG31
wg31@hotmail.ch

Basel Nord wird trockengelegt – Fluten wir zurück

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Eine lebendige Stadt. Eine Stadt, mit der die Menschen wachsen. Eine Stadt, die nicht bis ins letzte Detail durchgeplant und verwaltet ist, sondern Unerwartetes ermöglicht. Eine Stadt, die nicht bloss als Kulisse zur Selbstdarstellung der Architekt_innen dient, sondern von uns allen gestaltet wird. Eine Stadt, die nicht rentieren muss, sondern für uns alle da ist. Eine Stadt, in der wir Versteckis spielen können. Eine Stadt, in der wir uns weniger isoliert, beobachtet und ängstlich fühlen. Eine Stadt, in der Probleme nicht verwaltet und delegiert werden, sondern von uns selbst angegangen werden. Eine Stadt, die langsamer ist, die günstiger ist, die unberechenbarer ist.

Aus unseren immer mehr verwalteten Leben in einer uns immer fremder werdenden Stadt suchen wir die Orte, Stimmungen und Situationen, die unserem Tempo entsprechen, die uns zum Verweilen und tätig werden einladen.

Kommt alle an den grossen Quartierspaziergang, wo wir uns unsere Erfahrungen, unser Wissen und unsere Wünsche gegenseitig erzählen können. Schauen wir uns die Misere im Kleinbasel und im St. Johann doch einmal gemeinsam an.