Wagenplatz: Pressekonferenz vom 20. Februar

Der Soziologe Ueli Mäder schreibt, eine lebendige Stadt biete Platz für mehrere Wagenplätze. Dies ist nicht nur eine schöne Idee, es ist ein reales Bedürfnis. In Bern, Biel, Zürich, Genf, Luzern und Winterthur gibt es schon Wagenplätze, nur Basel hinkt hier einen Schritt hinterher.

Wir setzen uns ein für unkonventionelles Wohnen. Wir wollen Räume schaffen, in denen die Menschen, die diese bewohnen und nutzen auch die Regeln aufstellen. Wir wollen in einer grösseren Gemeinschaft leben, unsere Fixkosten tief halten, damit wir mehr Zeit haben für die Umsetzung unserer eigenen Ideen, die im wirtschaftlichen System nicht rentieren müssen. Unsere Wohnform mag vielleicht seltsam erscheinen, doch für uns hat sie mit selbstbestimmtem Raum zu tun, Raum, den wir selbst gestalten können und das ist uns sehr wichtig.

Neben dem Wohnen wollen wir auch kulturell aktiv sein. Auch hier. Wir wollen uns nicht in die Mainstream-Kultur einreihen, wir wollen feine Veranstaltungen machen die berühren. Doch leider mussten wir bis jetzt all unsere Zeit in die Suche nach einem geeigneten Platz investieren. Diese Suche läuft folgendermassen ab: Wir liefern Plätze, die die Stadt abklärt. Zum Schluss werden sie immer mit mehr oder weniger fadenscheinigen Argumenten verworfen.

An dieser Stelle möchten wir kurz einen Blick zurück werfen:
Ende August 2011 ist im Hafen der Wagenplatz entstanden, eine erwähnenswerte Bereicherung für eine Stadt, die mit Freiräumen geizelt. Im Hafen durften wir nicht bleiben, wohnen sei in der Industriezone nicht erlaubt. Und die Öffnung des Hafenareals solle strukturiert und kontrollierbar erfolgen.

Also haben wir uns unter Androhung einer polizeilichen Räumung auf das Versprechen der Stadt eingelassen, gemeinsam einen geeigneten Platz zu finden und sind provisorisch an die Freiburgerstrasse gezogen, einem dunklen Hinterhof, zwischen Autobahn und Rangiergeleisen. Dort wurden in Zusammenarbeit mit Herrn Markus Ritter vom Präsidialdepartement drei weitere Plätze abgeklärt, welche alle mit einem negativen Bescheid endeten. Uns wurde bewusst, dass wir längere Zeit auf der Suche sein würden und so zogen wir aufs NT-Areal. Da sah es anfangs gut aus, uns wurde von Besitzerin und Stadt ein Bleiberecht bis Baubeginn im Sommer zugesprochen. Doch dann kam Pro Natura und forderte den sofortigen Weggang, da der Schotterplatz Naturschutzgebiet sei.

Wir möchten an dieser Stelle erwähnen, dass der Parkplatz der Firma Fröde auch in der Naturschutzzone steht, und erst betoniert wurde, als das Gelände schon zur Naturschutzzone erklärt worden war…

Der städtische Naturschutz setzte uns also eine Frist bis Ende Februar. Auf dem NT-Areal wechselte unser Verhandlungspartner bei der Stadt. Wir rutschten in die „Abteilung Zwischennutzungen“ ab und neu verhandeln wir mit Olivier Wyss. Dieser hat nochmals in beschriebener Manier zwei Plätze abgeklärt, was auch zu keinem positiven Resultat führte. Der letzte war der Sportplatz im Horburgpark. Dort gibt es Platz neben den Hündelern, wir wären zufrieden und würden niemanden stören, da es keine angrenzenden Anwohnerinnen und Anwohner gibt.

Kurz gesagt, uns ist eines klar geworden: Es gibt keine Zone für eine solche Wohnform. Wir sind nicht zonenkonform und können es nie werden! Die Stadt Basel sieht keinen Platz vor für unser Bedürfnis, so zu leben. Sie tut sich schwer mit Projekten, die aus der Eigeninitiative ihrer Bewohnerinnen und Bewohnern wachsen und nicht von Städte- und Raumplanern konzipiert werden.

Für uns ist die Sache ganz einfach: die Stadt muss endlich politische Grösse zeigen und eine Duldung aussprechen! Denn die abgeklärten Plätze sind immer noch alle ungenutzt. Im Hafen wurde eine Projektausschreibung für Zwischennutzungen lanciert. Absurderweise sind wir ja in die „Abteilung Zwischennutzungen“
abgerutscht und wir waren schon im Hafen, doch dort wurden wir vertrieben. Anscheinend „nutzen“ wir doch nicht korrekt „zwischen“…

Wir sind jetzt hier und wir können und werden uns Ende Februar nicht in Luft auflösen. Ende Februar ist in einer Woche und es gibt bis jetzt keinen akzeptablen Alternativstandort. Wir brauchen ungefähr 1500m2 an der Sonne, mit etwas Ruhe, zentral gelegen oder gut erschlossen.

An dieser Stelle bitten wir Herrn Trueb, Vorsitzender der Abteilung Stadtgärtnerei öffentlich, uns einen Teil des Sportplatzes im Horburgpark für eine Gebrauchsleihe zu überlassen.

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