Ein im Basler Abrisskalender 2016 porträtierter Häuserkomplex ist bereits dem Abriss zum Opfer gefallen; gefunden auf radar:
Investorenglück im St.Johann (nicht mehr lang?)
Sie können sich genüsslich vollfressen, die grossen, weissen Immobilienhaie. In den Gewässern zwischen dem Novartis-Campus und der Baustelle für das neue Biozentrum der Universität Basel gibt es gute Beute. Die Preise der Liegenschaften und des Bodens steigen kontinuierlich an und dennoch gibt es wahre Schnäppchen zu holen. Das zeigte Eric Stiefel, welcher sich für 3,23 Millionen Franken an der St.Johannvorstadt ein Haus holte. Wobei es nicht um das intakte Haus, sondern um die 245m² Grundstück ging. Nach dem Abriss werden darauf Luxuswohnungen mit Rheinblick gebaut – die drei Millionen wird Investor Stiefel ohne Probleme rausholen.
Ein weiteres Beispiel ist die Vogesenstrasse 23. Hinter einem zweistöckigen Altbau und einem alten Eisentor verbergen sich fast 2500 m² Baufläche. Eine Goldgrube: Nach dem Abriss des Altbaus, wo eine WG lebte und der Garagen und Handwerkerschuppen, wo bisher KünstlerInnen billige Arbeitsräume zur Verfügung hatten, wird schon bald ein neues Aufwertungsobjekt emporschiessen. Es werden Eigentumswohnungen gebaut, welche für durchschnittlich etwa 800’000 CHF zu haben sind, wovon die teuersten Wohneinheiten 1,5 Millionen kosten. Der Gesamtwert der Liegenschaften beläuft sich auf ungefähr 25 Millionen Franken. Ein lebendiger Wohn- und Schaffensraum muss Lofts weichen, welche sich – unnötig zu erwähnen – nur reiche Menschen leisten können. Solche Grossprojekte treiben natürlich auch die Preise in ihrer Umgebung hoch.
Links: Visualisierung der Neubauten an der Vogesenstrasse
Das Wohnen ist eine Klassenfrage: für alle ein grundlegendes Bedürfnis – für jene die grosse Summen Kapital zur Verfügung haben ein zusätzliches Betätigungsfeld, wo sie ihren Reichtum vermehren können. Wie könnte es auch anders sein im Kapitalismus? Trotzdem, oder gerade deshalb, müssen wir uns wehren. Neben der ästethischen Langeweile, welche die Neubauten verbreiten, machen sie eine Quartierskultur kaputt und verdrängen Menschen. Wir müssen einerseits die Logik, die dahintersteht benennen und angreifen und andererseits die konkreten Projekte und AufwerterInnen aus dem Dunkeln holen. Wir wollen nicht zusehen, wie unsere Quartiere zerfleischt, zu Filetstücken zerlegt und auf vergloldetem Gedeck serviert werden – als hätte dort nie jemand gelebt. Wer nicht kämpft, hat schon verloren.
Die Immobilienhaie Patrick Dreyfus (links) und Manuel Levy haben an der Vogesenstrasse zugeschlagen.