Archiv der Kategorie: Rosentalhäuser

Basler Abrisskalender 2016

via Tageswoche:

Abrisskalender: Durchs Jahr mit Basels bedrohten Bauten

Ein neuer Kalender widmet sich den gefährdeten Seiten Basels: Wohnorte und Zwischennutzungen, die bald verschwinden müssen, werden dabei porträtiert. Mit Bildern und Texten zeigt er ein paar aktuelle Brennpunkte der Stadtentwicklung auf.

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Bebilderte Kalender mit romantischen Basler Bildern gibt es viele. Beim vorliegenden Exemplar gehts um ganz andere Stadtansichten: Hier stehen nicht die touristischen Bauten im Vordergrund, sondern solche, die es morgen vielleicht gar nicht mehr geben wird. Das hier ist kein Abreiss-, sondern ein Abrisskalender.

Mit dabei sind «alte Bekannte» wie etwa die Warteck- und Steinengrabenhäuser, der Mittagstisch an der Schanzenstrasse und das Eckhaus an der Wasserstrasse. Auf der anderen Seite kommen aber auch Beispiele zum Zug, die kaum in den Medien präsent waren – so etwa die «Villa Carmen» an der Vogesenstrasse, die kürzlich noch von einer Gruppe junger Leute bewohnt wurde und bald neuen Eigentumswohnungen weichen wird. Auch das Seilziehen um die alten Bauten an der Matten- und Markgräflerstrasse kommt im Abrisskalender vor.

Mehr als nur Abrissbuden: Zehn Gebäude und ein Schiff

Zwischennutzungen wie etwa die Kunsträumlichkeiten des Vereins Flatterschafft beim Bahnhof SBB und das offene Wohnzimmer «Zur Bleibe» an der Müllheimerstrasse sind auch ein Thema, und die bedrohte Liegenschaft am Burgweg 4–14 ist gleich zweimal im Kalender vertreten. Ausserdem tanzt einer der zwölf Einträge aus der Reihe: Das bewohnte Frachtschiff «Lorin», dessen Verbleib im Hafen von Huningue noch in den Sternen steht, wird ebenfalls mit einem Porträt geehrt.

Joël Pregger hat den Kalender für die Genossenschaft «Mietshäuser Syndikat» gestaltet. Der Student der sozio-kulturellen Animation liess sich dabein von einem älteren «Vorgänger» anregegen: Schon in den Siebzigerjahren soll es einmal einen Abrisskalender gegeben haben: «Da dieser vergriffen und unauffindbar war, habe ich nach einer eigenen Interpretation einen solchen konzipiert und umgesetzt», sagt Pregger.

Existenzen, die vom Abrissbagger bedroht sind

Die Tour d’Horizon durch die bedrohten Wohnformen soll den Blick auf urbane Probleme schärfen: «Mein Ziel ist es, mit dem Kalender eine informative Grundlage zu schaffen, um damit einen kritischen Diskurs rund um die Stadtentwicklungspolitik anzustossen», sagt Joël Pregger. Wer entscheidet über künftige entwicklungsrelevante Fragen in den Quartieren? Fragen dieser Art interessierten den Macher des Kalenders.

«Einzelne Schicksale werden oft isoliert und vom Abrissbagger zermalmt», findet Pregger. Daher werden zum Teil auch die Gesichter hinter den Fassaden vorgestellt – zum Beispiel der vom Weihnachtsmarkt und der Fasnacht her bekannte «Schoggi-Peter», ein Bewohner der Burgweg-Liegenschaft. «Die Existenz der betroffenen Menschen ist entweder durch ein Abrissvorhaben, spekulativen Verkauf, bürokratische Hürden oder eine umfassende Renovation bedroht», erklärt Pregger.

Unter dem Druck einer «Verwertungslogik»

Der Kalender nimmt somit das in den letzten Jahren gestiegene Interesse an der urbanen Entwicklung auf. In den Augen des Kalendermachers stehen die Städte vermehrt in einer Art Standortmarketingwettbewerb: «Es herrscht ein Anlagedruck, der selbst das Wohnen immer stärker in eine Verwertungslogik zwingt», kritisiert er.

Daher kann er mit der Aussage von Stadtentwickler Thomas Kessler, dass Basel «keine Gentrifizierungsstadt» sei, nicht viel anfangen: «Wenn wir uns mit anderen Städten vergleichen, fällt es uns leicht, einzelne Schicksale zu relativieren und vergessen zu lassen», sagt Pregger. In seinen Augen ist der Abrisskalender ein Versuch, die Situation und Hintergründe der betroffenen Lebens- und Wohnprojekte zu porträtieren. So sollen die facettenreichen Gesichter der Häuser und Menschen hinter dem diffusen und oft benutzen Wort «Verdrängung» zum Vorschein kommen.

Eine Exkursion durch ein anderes Basel

Das Resultat ist sowohl informativ wie auch sehenswert: Die Fotos gewähren Einblicke in versteckte heimelige Hinterhöfe und ins Innere der besagten Gebäude. Zudem wird viel Textmaterial zu den Hintergründen dieser Orte präsentiert. Die hohe Dichte an Informationen auf jeweils beiden Seiten eines jeden Blatts geht aber auf Kosten der Übersichtlichkeit: Der Kalender ist nicht etwas, das von Weitem betrachtet, sondern zur Hand genommen und genauer beäugt werden muss. Somit ist es eigentlich eher ein kleiner Katalog, der zum Schmökern einlädt. Ein paar wenige Aussagen sind zudem etwas holzschnittartig verfasst – so etwa die etwas schwer verständliche Textpassage über die letzten Bewohner der «Villa Carmen».

Abgesehen von solchen Details füllt der Kalender aber eine wichtige Lücke: Er ermöglicht eine Art geführte Reise durch ein anderes Basel, eine Exkursion zu den bedrohten Wohnformen in der Stadt. Schon im Prolog wird das deutlich: «Häuser sind Hüllen, die uns Menschen einen Rückzugsort aus dem hastigen Alltag gewähren. Wenn sie abgerissen werden, fällt zwar die Maske, unsere zornigen Gesichter aber bleiben.» Die Idee, dass manche Häuser eben mehr sind als nur beliebig ersetzbare leblose Masse, zieht sich als roter Faden durch das kleine Basler Abriss-Kaleidoskop.

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Der «Basler Abrisskalender 2016» kann zum Preis von 20 Franken beim Druckkollektiv Phönix an der Offenburgerstrasse 56 bezogen oder mit 5 Franken Versandkosten per E-Mail (abrisskalender@gmail.com) bestellt werden.

Stadtstapziergang N° 4

Am Sonntag, den 21. Juni 2015, ging der Stadtspaziergang in die vierte Runde. Treffpunkt war diesmal ein Haus an der Haltingerstrasse, das der Genossenschaft Gnischter gehört. Weiter gings zu den Clarahäusern (die dereinst dem Claraturm weichen sollen), zu den seit Jahren umkämpften Rosentalhäusern gleich neben dem Messeturm und schliesslich zum Landhof, dem alten Stadion inmitten eines Blocks. An allen Stationen hielten Anwohnende und Betroffene – teils spontane – Reden. Besonders gefallen hat uns der kritische Einwand eines Spaziergang-Teilnehmers, der energisch darauf hinwies, dass die Tendenz, sich innerhalb einer kapitalistischen Gesellschaft auf Genossenschaften als praktikable Alternative zu fokussieren, durchweg problematisch sei. Wer die Eigentumsfrage nicht stelle, handle verkürzt, so der Tenor des Redners.

Rosentalhäuser erneut gefährdet

MV Basel 1891 und Anwohner/innen gemeinsam: Die Massenkündigungen müssen weg!

Nach dem Willen der „Zürich Versicherung“ wären sie längst abgerissen. Stattdessen stehen sie auch im 10. Jahr seit unserer erfolgreichen Volksabstimmung und bieten guten, bezahlbaren Wohnraum: die Rosentalhäuser hinter dem Messeturm!

Doch nun hat die „Zürich Versicherung“ zum verfemten Mittel der Massenkündigungen gegriffen und will die Anwohner/innen unterschriftlich zum Verzicht auf Rekurse bewegen. Der MV Basel 1891 ruft die direkt Betroffenen auf, keinerlei schummrige „Zürich“-Vereinbarung zu unterzeichnen.

Die Basler Wohnbevölkerung ruft er zur Solidarität auf. Und Baudirektor Hp. Wessels, der sich stets hinter der „Zürich“ versteckt hat, soll sich endlich für die „ganz normalen Bürger/innen“ in Basel einsetzen, welche auch Mieter/innen und „gute Steuerzahlende“ sind.

(via mieterverband.ch)

Rosentalhäuser droht Abriss

7. Dezember 2011: Evangelische und Christliche Volkspartei für die Beseitigung bezahlbarer Familienwohnungen!

Bürgerliche Grossräte bringen die Rosentalhäuser erneut in Gefahr! Trotz vehementer Gegenwehr von MV BS-Geschäftsleiterin Patrizia Bernasconi (BastA!/Grünes Bündnis) sowie Dr. Jürg Meyer (SP) wurden die Sondervorschriften zugunsten des Spekulationsprojekts der Zürich-Versicherung mehrheitlich gutgeheissen. Doch noch stehen die Rosentalhäuser auch im zehnten Jahr seit der erfolgreichen MV-Abstimmung!

(via mieterverband.ch)

Kein Bedürfnis für 46-Meter-Büro-Wohn-Komplex

Mit einer Einsprache wehren sich langjährige Mietparteien der Rosentalhäuser gegen den neuerlichen Versuch der «Zurich» und der Basler
Baubehörden, mittels Zonen- und Nutzungsplanänderung Zugriff auf die guten und günstigen Wohnhäuser zu erhalten.

Der MV Basel hat im Namen von langjährigen Mieter/innen eine 9-seitige formelle Einsprache eingereicht sowie in eigenem Namen eine gleich lautende, weniger verbindliche «Stellungnahme». Gerügt wird in erster Linie das «liebedienerische Werk der Baubehörden gegenüber einem Milliardenunternjehmen wie der ‚Zurich’». Übergeordnete Aspekte einer ausgewogenen Raumordnung und Stadtentwicklung würden dabei nicht angemessen berücksichtigt, und der neu geplante 46-Meter-Büro-Wohn-Komplex entspreche keinerlei
städtischem Bedürfnis.

Auf 344 Prozent gesteigerte Büro-Leerstände
Bereits heute stehen im Stadtkanton über 80’000 Quadratmeter Bürofläche leer, so die amtlichen Statistiken. Dies entspricht einer Steigerung auf 344 Prozent, verglichen mit jenem Zeitpunkt, in dem die «Zurich» ihr erstes Projekt zur Beseitigung der guten und günstigen
Rosental-Wohnhäuser lanciert hatte. Auch das Bedürfnis nach teurem Wohnraum ist nicht ausgewiesen. Daneben gibt es eine Reihe weiterer Gründe, warum die «Zurich»-Gesamtplanung unerwünscht, unrechtmässig und teils willkürlich ist.

Taschenspielertricks um Grünzonen, Parkplätze und «Wohnen für alle»
Die «Zurich»-Gesamtplanung würde preisgünstigen Familienwohnraum unwiderbringlich vernichten; dies, obwohl das Gesetz nur gleichwertigen Ersatz erlauben würde, nicht aber Luxuswohnraum. Ferner zaubern die Baubehörden per Taschenspielertrick zusätzlich «Grünzone» hervor, während sie in Wirklichkeit Grünflächen überbauen und somit vernichten wollen. Schliesslich soll die «Zurich» eine Ausnahmebewilligung erhalten nicht nur für 46 Meter Turm-Höhe, sondern auch für unbeschränkte Erd-Grabungstiefe bis hin zu den «geologischen» Grenzen und dem Grundwasser.

thumb-detailVöllig missglückte Planung
Schliesslich fehlen im behördlichen Planungsbericht jegliche Hinweise auf die rechtlich bindenden Einschränkungen der Parkplatzverordnung, ebenso Hinweise auf die anfangs Monat vom Kantonspräsidenten als neu präsentierten Ziele der Wohnraumförderung «für sämtliche
Bedürfnisse» sowie Hinweise auf Entschädigungspflichten für benachbarte Hausbesitzer/innen, denen der Schattenwurf des neu geplanten Hochhauses zugemutet würde. Insgesamt eine missglückte Planung, die spätestens vom Grossen Rat oder dann in einer Referendumsabstimmung durch die Basler Bevölkerung beseitigt werden sollte, damit die Rosentalhäuser endlich definitiv geschützt wären.