Archiv der Kategorie: Burgweg

Herzog & de Meuron erneut angegriffen

gefunden auf Barrikade:

Farbe gegen Herzog & de Meuron

In Basel tut sich was: Seit Monaten organisieren sich Bewohner*innen verschiedener vom Abriss bedrohter Häuser gegen ihre eigene Verdrängung, in der Mülhauserstrasse 26 hingegen hat nach Monaten des Widerstands die schändliche Totalsanierung begonnen.

Wir wollen unseren Teil zu diesen Kämpfen beitragen und haben daher die Fassade und den Garten von Herzog & de Meuron mit Farbe verunstaltet. Angriffe gegen dieses Unternehmen haben in den letzten Jahren immer wieder stattgefunden – aus gutem Grund:
Herzog & de Meuron ist ein global tätiges Architekturbüro mit Hauptsitz in Basel und mitverantwortlich für die Hyper-Gentrifizierung in vielen Gross- und auch Kleinstädten. Inbesondere hervorzuheben an dieser Stelle wären der Rocheturm in Basel, der in seiner Umgebung zu einer „Expatisierung“ der Anwohner*innen führt (bspw. am Burgweg) oder die Elbphilharmonie in Hamburg, wo im Juli diesen Jahres die Staatschefs & -chefinnen der G20 der „Ode an die Freude“ lauschten, während draussen der Kampf um die Strasse tobte und Tausende mutig und furchtlos der polizeilichen Übermacht trotzten.

Solidarität mit den Verletzten und von Repression Betroffenen von Hamburg!
Solidarität mit Nero, der in Berlin u.a. wegen der angeblichen Blendung eines Bullenhelis in U-Haft sitzt!
Kein Frieden der Stadt der Reichen!

Vergangene Aktionen gegen HdM finden sich hier.

Burgweg: Schlüsselübergabe verweigert

via Tageswoche:

Der letzte Mieter am Burgweg trotzt seinem Rauswurf

Am Montag hätte der letzte Mieter der Häuser am Burgweg seine Wohnung räumen müssen. Doch Wohnpolitaktivisten stellten sich den Vertretern der Liegenschaftsverwalterin erfolgreich in den Weg.Vor dem Eingang des Hauses am Burgweg 4 hat sich eine kleine Kundgebung formiert. «Keine Verdrängung auf Vorrat», steht auf einen Flugblatt, das von jungen kostümierten Aktivisten verteilt wird.

Peter Meier gehört nicht zu diesem Kreis. Er ist der Grund für die Kundgebung. Seit vielen Jahren bewohnt er eine Dreizimmerwohnung in diesen Häusern im Besitz der Basellandschaftlichen Pensionskasse. Die Häuser am Burgweg sind mittlerweile zum Symbol für die Gentrifizierung auf dem Basler Wohnmarkt geworden.

Meier ist der letzte Vertreter der rund 50 Mietparteien, die einst in den Häusern gegenüber dem Werkraum Warteck pp gewohnt und gearbeitet haben. «Fast 20 Jahre wohne ich nun bereits hier», sagt Meier. «Früher war es toll hier, alle kannten sich, die Stimmung war wunderbar.»

«Die anderen haben sich rausmobben lassen»

Alle anderen sind schon vor Monaten oder Wochen ausgezogen – «die meisten haben sich rausmobben lassen», wie Meier sagt. Er ist geblieben, weil er bisher keine adäquate Ersatzwohnung gefunden hat. «Die Vermieterin hat uns mehr oder weniger pro forma zwar Ersatz angeboten, aber es war keine Wohnung darunter, die weniger als Tausend Franken im Monat kostet.» Am Burgweg bezahlt er 630 Franken pro Monat für drei Zimmer, eine grosse Wohnküche mit Balkon und ein zwar enges, aber originell geschnittenes Badezimmer, das einst ins Treppenhaus eingebaut wurde.

Vermieter zieht unverrichteter Dinge ab

Am Montag hätte Meier nun seine Wohnung verlassen müssen. «Offiziell habe ich das erst vor drei Stunden per Post erfahren», beteuert er. Das sei doch nicht in Ordnung, sagt er den beiden Vertretern der Liegenschaftsverwaltung Adimmo AG, die gekommen waren, um die Wohnungsschlüssel zu übernehmen. «Ich habe mir nie etwas zu Schulden kommen lassen und meine Miete stets pünktlich bezahlt.»

Das Gespräch findet im Hinterhof statt, denn eine kleine Gruppe von kostümierten Wohnpolitaktivisten – ein Teletubby, ein römischer Legionär mit Nikolaus-Bart, ein Wikinger, ein rosa Plüschschweinchen und ein paar Ritter – hatten Vorder- und Hintertür des Hauses mit Paravents versperrt. «Wir sind noch da», lautet eine kleine Aufschrift, die nach dem Auszug der meisten Mieter nicht mehr wirklich zutrifft. «Wir haben diese Paravents im Keller gefunden», sagt der Teletubby.

«Wohnräume statt Luxusträume», steht auf dem aktuellen Transparent, das der bärtige Legionär in die Luft hält. Dieser Slogan spielt auf die Pläne der Basellandschaftlichen Pensionskasse an, die die Mieter vor über drei Jahren erstmals mit ihren Plänen konfrontierte, die einfachen und dadurch bezahlbaren Wohnungen aufwendig zu sanieren – die Aktivisten sprechen von «Wohnstudios» für Angestellte von Roche.

Wohnungen werden «zwischenvermietet»

In einem Flugblatt ist ausserdem von «Kündigungen auf Vorrat» die Rede, denn gebaut werde am Burgweg noch nicht. Wohl noch länger nicht. Denn die Liegenschaftsverwaltung will die Wohnungen über eine Zürcher Firma zwischennutzen lassen. Der Mieterinnen- und Mieterverband Basel-Stadt sieht darin eine fragwürdige «Umgehung des Mietrechts».

«Das ist doch eine absurde Situation: Ich muss raus und nebenan ziehen andere ein», sagt Meier. Er selber habe nie ein Angebot zur Zwischennutzung seiner Wohnung erhalten.

«Wenn ich von Ihnen ein Angebot bekomme, wie ich mein Leben in der jetzigen Form weitergestalten kann, bin ich schnell weg», sagt Meier den beiden Vertretern der Liegenschaftsverwalterin. Diese nehmen diesen Satz zur Kenntnis. «Die Entscheide werden vom Portfolio-Management gefällt», sagt einer von ihnen, bevor sie unverrichteter Dinge abziehen.

Meier atmet auf. Aber wie die Liegenschaftsverwaltung nun reagieren wird, weiss er nicht. Im schlimmsten Fall könnte eine Zwangsräumung folgen. Die Aktivisten vor dem Haus wollen aufmerksam bleiben. Meier freut sich: «Die jungen Leute machen mir Mut», sagt er.

Burgweg 4-14: Justiz stellt sich auf die Seite der Besitzenden

via Tageswoche:

Burgweg-Mieter müssen raus und über 40’000 Franken bezahlen

Seit 2013 kämpfen Mieterinnen und Mieter am Burgweg gegen eine Massenkündigung an. Nun entschied das Zivilgericht: Die Kündigungen sind gültig, die Mietparteien müssen hohe Gerichtskosten und Entschädigungen tragen.

Fassungslosigkeit am Burgweg 4 bis 14 im Wettsteinquartier: Einige Velos hat die Hausverwaltung im Innenhof bereits weggeräumt. Als nächstes sind die Mieter dran. Das Zivilgericht Basel-Stadt hat am 8. Juni entschieden, dass die verbleibenden Mieter der betroffenen Liegenschaften bis Ende Jahr aus ihren Wohnungen raus müssen. Damit endet eines der wohl längsten Kündigungsverfahren im Kanton – vorerst zumindest.

Denn das Urteil, welches das Zivilgericht den Mietern aufbrummte, wollen diese nicht hinnehmen. Albert Riedlin, der im Haus Nummer 12 eine Werkstatt für Audio-Technik betreibt, erklärt: «Die beiden Verhandlungen, die wir nun hinter uns haben, waren eine Farce.» Eine Farce deshalb, weil Riedlin und seine Mitstreiter hohe Entschädigungen und Gerichtskosten bezahlen müssen.

Bei Riedlin werden sich die Kosten auf etwa 5000 Franken belaufen – inklusive Gerichtskosten, Entschädigung für die Gegenseite und eigene Anwaltskosten. Die gesamten Kosten für die verbliebenen 13 Mietparteien werden über 40’000 Franken betragen, wobei noch unklar ist, wie hoch die Prozesskosten genau ausfallen.

«Unnötig hoch» findet Riedlin das, weil der Richter alle Fälle einzeln behandelte, obwohl sie in der Sache identisch waren. «Das Gericht und die Gegenanwälte haben die Kosten quasi per Copy-Paste um den Faktor 13 erhöht.» So fallen die Gerichtskosten und Entschädigungen für die Gegenseite ungleich höher aus, als wenn der Richter ein oder zwei Pilotfälle stellvertretend für alle Fälle behandelt hätte. Mit einem Pilotfall wären die Gesamtkosten etwa bei 5000 Franken gelegen.

Umbaupläne zu vage

Der Richter, Markus Frey, weist die Kritik von sich: «Die Behandlung eines Pilotfalles ist prozessrechtlich nicht vorgesehen. Die Mietparteien haben dies im Übrigen auch nicht beantragt.»

Der Streit um die geplante Totalsanierung begann im Jahr 2013. Die Eigentümerin, die Basellandschaftliche Pensionskasse (BLPK), will in den Häusern Lifte einbauen, einige Grundrissänderungen vornehmen und die Gebäude komplett renovieren. Dazu müssen alle Mieterinnen und Mieter raus.

Die Mietparteien stellen sich auf den Standpunkt, die Kündigungen seien missbräuchlich, weil die BLPK zum Zeitpunkt der Kündigung kein fertiges Projekt gehabt habe. Dieses habe die BLPK jedoch kurz vor der zweiten Verhandlung am 8. Juni doch noch vorgelegt, sagt Riedlin. Das Papier führe jedoch nur fünf Varianten auf und sei zu vage, so lautet das Argument der Mietparteien, mit dem sie den Gerichtsentscheid vor dem Appellationsgericht anfechten wollen. Falls sie damit scheitern, könnten sie den Fall bis vors Bundesgericht weiterziehen.

Ob sie diesen Schritt machen werden, ist für Riedlin noch unklar. Denn er wäre mit weiteren Kosten verbunden, die am Ende erneut auf die Mietparteien fallen könnten. «Um Recht zu erhalten, muss man bei geltender Gesetzeslage sehr hohe finanzielle Risiken tragen», erklärt Riedlin.

Inés Mateos, die seit 20 Jahren in der Häuserzeile wohnt, gehört ebenfalls zum letzten Widerstand am Burgweg. Sie will nicht so leicht aufgeben. Schliesslich sei der Burgweg doch fast so etwas wie die letzte Bastion gegen die Gentrifizierung des Quartiers: «Es geht auch darum, dass wir diese Entwicklung nicht einfach hinnehmen wollen.»