Anmerkung DMID: Wer hat Fotos und könnte uns diese zukommen lassen?
gefunden auf Barrikade:
„Zombietown voll sauen“
Unter dem Motto „Zombietown voll sauen“ haben wir in der Nacht vom Samstag das Erlenmatt Quartier versaut. Die Wände wurden mit Sprüchen verschönert, und mit Farbe markiert. Damit setzen wir ein Zeichen gegen die Aufwertung dieser Stadt und speziell gegen den Neubau von teurem & sterilem Wohnraum. Durch diese Mechanismen wird, über kurz oder lang, in den angrenzenden, bestehenden Quartieren der Wohnraum aufgewertet und damit verteuert.
Das Erlenmatt Quartier ist ein Vorzeigebeispiel für die Basler Wohnraumpolitik. 2005 haben die Stimmberechtigten Basler*innen sich für den Zonen- und Bebauungsplan Erlenmatt entschieden. Das Basler Planungsamt beschreibt ihre Ziele wie folgt: Auf der Erlenmatt entsteht seit 2007 ein neues Stadtquartier, das nach den Prinzipien einer nachhaltigen Quartierentwicklung konzipiert wurde. Wohnungen für verschiedene Anspruchsgruppen, grosszügige und attraktive Frei- und Grünräume, Büro- und Gewerbeflächen, ein Primarschulhaus und ein Kindergarten, Einkaufsmöglichkeiten und gastronomische Angebote machen die Erlenmatt zu einem lebenswerten Stück Basel. Wer das liest könnte schnell denken, dass das Erlenmatt die Lösung sei für die Wohnungsnot in Basel, die Politik der Stadt ist jedoch eine andere.
Es ist von Wohnungen für verschiedene Anspruchsgruppen die Rede. Ansprüche dürfen jedoch nur die stellen, die auch die nötigen finanziellen Mittel dafür haben. Ein 15qm Zimmer in einer 3er WG ist bereits für knapp 900 Fr erhältlich. Hier zeigt sich klar für welche gesellschaftliche Schicht dieses Viertel gebaut wurde. Mit grosszügigen Frei- und Grünräumen sind wohl der Erlenmattplatz und der Max-Kämpf-Platz gemeint (siehe Bild).
Wie in dieser sterilen Umgebung, mit einer von Oben vordefinierten Struktur, Freiräume entstehen ist uns unklar. Gemeint scheint damit die Freiheit, einkaufen zu gehen oder selbst zu bestimmen welche Vorhänge aufgehängt werden. Für Selbstorganisation und selbst Gestaltung ist dadurch kein Platz. Zu den geplanten Büroflächen ist nur zu sagen, das in Basel bereits ca.8% der Bürofläche lehrsteht.
Mit den sogenannten Einkaufsmöglichkeiten ist das „Quatierzentrum Baleo“ gemeint. Die Crédit Suisse und das Unternehmen Losinger Marazzi AG realisieren zusammen die Überbauung mit insgesamt 7500m2 Verkaufsfläche und einer Tiefgarage. Losinger Marazzi AG ist Teil des Bouygues Konzern, der seit Jahren Knäste baut und verwaltet. Hauptmieter werden Coop und Fust sein. Die restliche Verkaufsfläche soll an „etablierte Unternehmen“ vermietet werden. An Konsumangeboten soll es also nicht fehlen. Es scheint ein absolut reibungsloses Leben auf dem Erlenmatt möglich zu sein. Die jungen Familien können wärend der Arbeit (denn ohne zu Arbeiten kann man sich die Wohnungen nicht leisten) ihre Kinder in den anliegenden Kindergarten oder in die Schule bringen und nach der Arbeit abholen. Jetzt kann Mensch entweder einkaufen gehen oder auf der Betonlandschaft spazieren gehen. Grafitti wird schon am nächsten Tag geputzt, und Securitas sorgen für Nachtruhe sodass die reiche Bewohner*innenschafft in ihrem sicheren und sauberen Quartier ungestört flanieren kann.
Die Aufwertung hat bereits grosse Teile des Kleinbasels in Beschuss genommen. Sie nutzt dafür verschiedene Mechanismen. Mittels steigender Mieten, Neubauten oder Sanierungen werden Statusniedere mit Statushöheren Bewohner*innen ausgetauscht. Durch die Glasbauten auf dem Erlenmatt wird auf einmal bestehender günstiger Wohnraum in der Umgebung für Spekulanten interessant. Aktuelle Beispiele sind: das besetzte Haus „schwarze Erle“, welches im August geräumt wurde und die bedrohten Häuser in der Mattenstrasse. Diverse Nutzer*innen von bezahlbarem Wohnraum sind dieses Jahr gekündigt oder bereits rausgeschmissen worden.Dieser brutale Eingriff in unser Stadtbild hat nichts mit einer nachhaltigen Entwicklung zu tun, es ist vielmehr ein grosser Schritt in Richtung der totalen Aufwertung von Basel. In dieser sterilen Umgebung voller Kontrolle und Isolation wollen wir nicht leben. Wir solidarisieren uns mit allen Mieter*innen die sich gegen Verdrängung und steigende Mieten wehren. Unsere Solidarität gilt auch jenen, welche Eigentumsverhältnisse kritisch hinterfragen und noch leerstehende Räume bespielen und beleben. Bekämpfen wir gemeinsam die Verantwortlichen der Stadtaufwertung und die Logik des Kapitals.