Mir bsetze – Die Geschichte eines Kampfes (Quartierfilmgruppe Kleinbasel, 1980), der zweite Teil über den Mieterkampf am Unteren Rheinweg und an der Florastrasse.
Urs Berger, mittlerweile einziges Mitglied der Quartierfilmgruppe, kehrte zwei Jahre nach einer Kündigungswelle zu den Bewohnern des Unteren Rheinwegs und der Florastrasse zurück und wollte wissen, was aus deren Widerstand geworden war. Die Mieterversammlung hatte im September 1977 eine zweijährige Mieterstreckung durchsetzen können, die bei Drehbeginn des Films im Juni 1979 ablief. Ausführlich und anschaulich schildert der Film nun die letzte Phase des hartnäckigen Mie- terkampfs – vom Sammeln der Unterschriften für die «Solidarisierungserklärung» bis zur polizeilichen Räumung der besetzten Wohnhäuser.
Der Film ist inhaltlich und formal komplexer als seine Vorgänger. Die mit Texttafeln und einer Art «Besetzerhymne» gerahmten reportageartigen Aufnahmen und Interviewszenen dokumentieren akribisch den Verlauf der Mieterbewegung und verleihen dem Film eine Modellhaftig- keit, die an Brechts episches Theater erinnert. Auf der Grenze zwischen Reflexion und Agitation problematisiert Mir bsetze die Basler Wohnungs- und Stadtpolitik. Wir sehen Interviews mit (ehemaligen) Bewohnern und Vertretern der Mieterversammlung, hören Stellungnahmen von Regierungsräten, werden in die damalige Gesetzeslage des Basler Bauwesens eingeführt und zu Zeugen zahlreicher Protestaktionen. Von etwas distanziert und steif wirkenden Interviewszenen tauchen wir immer wieder ruck- beziehungsweise schnittartig ein in die Welt der Basler Hausbeset- zer: Hinter langhaarigen Menschen mit Schlaghosen und «Flüstertüten» folgen wir den Mieteraktivisten durch die Innenstadt, sind bei den anderen Demonstranten, die auf dem Basler Marktplatz vor der Bühne des Aktionstheaters über die «Opfer vo de Hüüserspekulation» knien, oder bei den rauchenden Mietern im Garten, die auf Klappstühlen Parolen auf Plakate pinseln, während verstrubbelte Kinder mit neugierigem Blick in die Kamera schielen.
In Bergers Quartierfilmen spiegelt der Blick der Kamera den Blick des Aktivisten. Die Zuschauer werden zu Komplizen im Kampf gegen Wohnungsnot und Häuserspekulation, selbst wenn oder erst recht wenn die Kamera ihnen die Sicht auf dieses Geschehen versperrt – wie beispielsweise in der Sequenz der Podiumsdiskussion im Bernoullianum zu Beginn des Films. Hier bleiben Kamera und Zuschauer draussen vor der Tür. Was sich drinnen in den Reihen der versammelten Regierungsräte und Parteimitglieder abspielt, ist lediglich zu hören, nicht zu sehen, denn das Licht in den Sälen reichte nicht aus für die Super-8-Linse. Standfotos und Pressebilder, Zeitungsartikel und Texttafeln ersetzen die Filmaufnahmen, während wir erfahren, wie sich Regierungsräte und der Liegen- schaftsverwalter aus der Affäre ziehen wollen.
Ähnlich aufgebaut ist die Sequenz, in der es um die polizeiliche Auflösung der Aktion «Mir schloofe dusse» geht. Um zu demonstrieren, was den 160 Mietern durch die Kündigungen droht, organisierten die Mieteraktion Basel zusammen mit der Mieterversammlung Florastrasse ein «Sleep-out» auf dem Marktplatz, das von der Polizei unangemessen hart aufgelöst wurde. Wieder war es zu dunkel, um das Vorgehen der Polizei filmen zu können, und wieder sehen wir anstelle der Filmaufnahmen Schlagzeilen und Pressefotos. Die Rufe und Pfiffe der Demonstranten aus dem Off, die aus ihrem friedlichen Marktplatzschlaf gerissen werden («he, ufhöre!»), und die deutlichen Geräusche eines Handgemenges steigern die Szene ins Dramatische und übertragen die Empörung der Demonstranten aufs Publikum.
Container
.m4v | 60m | 1021 MB
Video
x264 | 2182Kbps | 696 x 574 Pixel
Sound
Stereo | AAC | 171Kbps | VBR
Mirror 1
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