Archiv der Kategorie: Allgemein

Kleines „unbewilligtes“ Fest aufgelöst

Die folgende Geschichte wurde uns vor Kurzem zugetragen und zeigt, wie repressiv die Polizei ihren zum Jahresbeginn angekündigten Nulltoleranz-Kurs durchsetzen will und dadurch sogar gegen private Anlässe vorgeht:

In der Nacht auf Donnerstag, den 23. August 2012, feierten ca. 20 Personen ein kleines privates Geburtstagsfest in den Langen Erlen, einem Waldstück am Rande der Stadt. Die gute Stimmung wurde jäh beendet, als eine Gruppe PolizistInnen aus dem Wald stürmte und den Generator der Musikanlage konfiszieren wollte. Die Anwesenden weigerten sich und versuchten, sich schützend vor das Equipment zu stellen; gleichzeitig zeigten sie sich kompromissbereit und boten an, die Musik auszustellen.
Trotzdem kam es in der Folge zu einem Gerangel, worauf ein Anwesender von der Polizei erst mit Fäusten, dann mit einer Maglite-Taschenlampe auf die Hände geschlagen wurde, da er sich am Generator festklammerte. Auch wurde eine weitere Person, nachdem sie zu Boden gedrückt wurde, mit Pfefferspray angegriffen.
Schliesslich hat die Polizei erstere Person zur Identitätskontrolle auf den Claraposten mitgenommen und kurze Zeit später wieder entlassen – seine Verletzungen an beiden Händen sind bis dato nicht verheilt. Der Generator wurde vorerst beschlagnahmt.

Thomas Kessler vom Klybeckfest verjagt

Die Geschichte wiederholt sich: Als Thomas Kessler, Leiter der Kantons- und Stadtentwicklung Basel-Stadt, am Samstag Abend am Klybeckfest auftauchte, wurde er zunächst mit Sprechchören aus dem Publikum dazu aufgefordert, das Fest zu verlassen. Da er dieser Aufforderung nicht nachgekommen ist, hat ihn eine grössere Gruppe schliesslich verjagt.

Neuer Blog gegen „Rheinhattan“ online

Vor kurzem ist der Blog „Rheinhattan versenken!“ entstanden, der sich gegen die geplante Hochhausinsel auf dem ehemaligen Hafenareal im Klybeck stellt. Der Blog beinhaltet Aufrufe zu entsprechenden Veranstaltungen und informiert allgemein über das geplante Entwicklungsprojekt.

Die Adresse lautet https://rheinhattanversenken.noblogs.org/

Für den 19. August ist laut „Rheinhattan versenken!“ ein Quartiergrillfest geplant, das zur Vernetzung innerhalb der Quartiere Klybeck und Kleinhüningen beitragen soll. Mehr Informationen finden sich auf der Webseite.

Wir brau­chen keine Ju­gend­be­wil­li­gung, wir sind alt und ge­mein!

Folgender Text war einer von mehreren, die während der Sauvage auf dem NT-Areal verteilt wurden. Dieser wurde uns mit der Bitte um Veröffentlichung zugespielt.

Die Jugendbewilligung ermöglicht auf öffentlichem Grund legale Outdoor-Partys mit klar geregelter Verantwortlichkeit, jedoch ohne bürokratische Hürden. Konfliktpotential wird abgebaut – Lebensqualität in Basel erhöht!

(Aus der Petition der Basler Jungparteien Junge CVP, Jungliberale, Junges Grünes Bündnis, JUSO und Junge SVP).

Das Angebot, welches uns hier unterbreitet wird ist trügerisch, da das ganze Konstrukt in der Konsequenz bedeutet, dass einzelne Personen die Verantwortung über etwas übernehmen sollen, über das sie keine Kontrolle ausüben (wollen) können. Mit dem Anspruch von „klar geregelter Verantwortlichkeit“ werden bewilligte Outdoor Parties im Vergleich zu unbewilligten nur noch in einem extrem eingeschränkten Rahmen stattfinden können. Da fragt sich, ob polizeilich kontrollierte Räume, die klaren Regeln unterliegen, noch „Freiräume“ genannt werden können.
Die Schweiz weiss sehr wohl, wie sie mit unangenehmen Bewohner_innen umgehen soll. Es ist kein Wunder, dass sie nach einer längeren Phase der Repression gegenüber illegalen Festen, medial wie politisch die Integrationsschiene fährt, da sie so ihrem Konzept der totalen Befriedung und somit der vollkommenen sozialen wie auch politischen Immunisierung von subversiven Elementen nährt. Dies ist eine bewusste Strategie, welche die aufmüpfigen Glieder vom „befriedeten“ sozialen Körper abtrennen und somit marginalisieren soll.
Die von allen Jungparteien so gelobte Jugendbewilligung ist letztlich wiederum eine Legitimation für Repression: Die Möglichkeit, Outdoor Parties jetzt im legalen Rahmen durchzuführen, gibt der Regierung und den Bullen die Grundlage dafür, gegen solche, die keine Bewilligung einholen (wollen), mit verstärkter Repression vorzugehen.
Wir wollen unkontrollierte Räume schaffen, die uns Gestaltungsmöglichkeiten geben, welche in einem vorgegebenen Raum vor Platzangst eingehen würden.
Wir distanzieren uns hiermit klar von der von den Jungparteien eingereichte Petition zur Legalisierung illegaler Parties.

Wir scheissen auf Legalität!

Wir brauchen keine Jugendbewilligung, wir sind alt und gemein!

„Lautsprecher auf Allmend nach 22 Uhr verboten“

Als Beitrag zur laufenden Diskussion rund um Freiluftpartys (Zürich ist gerade damit beschäftigt, zu integrieren und regulieren) möchten wir auf folgende nicht ganz ironiefreie Medienmitteilung des Justiz- und Sicherheitsdepartements hinweisen.

Lautsprecher auf Allmend nach 22 Uhr verboten

Wenn die Tage länger werden und die Temperaturen klettern, zieht es die Leute ins Freie. Sie sollen dabei Spass haben. Aber damit andere den Spass nicht verlieren, sind Spielregeln einzuhalten. Dazu gehört, dass stationäre und tragbare Lautsprecheranlagen auf der Allmend bewilligungspflichtig sind. Nach 22 Uhr ist die Benutzung von Lautsprecheranlagen grundsätzlich untersagt.
Die Kantonspolizei Basel-Stadt erinnert an diese Regel, die sich auf Paragraph 32 des kantonalen Übertretungsstrafgesetzes und auf die polizeilichen Vorschriften zur Lärmbekämpfung stützt. Wer sich nicht daran hält, riskiert eine Überweisung mit Strafantrag an die Staatsanwaltschaft – was Gebühren und eine Busse in der Höhe von mehreren hundert Franken zur Folge haben kann. Diese Regelung gilt fürs ganze Kantonsgebiet, also nicht nur am Rheinufer.

Im letzten Jahr musste die Polizei etwa verschiedentlich auch in den Langen Erlen eingreifen, wo es zu illegalen Parties inmitten der Grundwasserschutzzone kam. Für solche Veranstaltungen im Gebiet der Langen Erlen bewilligt die Kantonspolizei Basel-Stadt grundsätzlich keine Lautsprecher. Sie fährt in diesen Fällen denn auch konsequent einen repressiven Kurs und stellt die Anlagen über Nacht sicher. Die Besitzerinnen und Besitzer müssen sie am Folgetag auf der benannten Polizeiwache abholen.

Wir verweisen auf diesen Flyer von letztem Herbst.

Auf viele warme, wilde Sommernächte.

“Kein Geld macht uns glücklich!” – Zu den “Revolta-Krawallen” vom Wochenende in Basel

Den folgenden Text haben wir heute aus anonymer Quelle erhalten. Er befasst sich mit den Ereignissen von letztem Samstag auf dem von Aufwertung betroffenen Voltaplatz, wo es nach und während einer illegalen Party zu zahlreichen Sachbeschädigungen kam.

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Letzten Samstag haben wir uns mit mehreren hundert Leuten rund um den Voltaplatz den Raum genommen, der uns normalerweise verweigert wird. Raum, den wir nur allzu gerne als „Freiraum“ definieren würden. Doch davon kann keine Rede sein.

Vorweg: Wir sind nicht das Sprachrohr der Jugend. Wir vertreten nicht all die unterschiedlichen Menschen, die sich am Samstag Abend auf der Strasse gefunden haben, wir sprechen nur für uns selbst. Es ist uns daher wichtig, Position zu beziehen, ohne einen Anspruch auf Wahrheit oder Allgemeingültigkeit zu erheben. Wir sagen bloss, was wir denken.

Was sich am Samstag Abend rund um den Voltaplatz ereignet hat, war ein Angriff. Eine Reaktion auf das, was uns ständig begegnet, wenn wir durch das St. Johann oder andere investitionstaugliche Quartiere von Basel gehen. Begreift es endlich: Die Stadt und die InvestorInnen haben einen sozialen Konflikt geschaffen, der nun langsam in Gegengewalt umschlägt.

Wart ihr schon einmal auf dem Vogesenplatz, dieser tristen Einöde aus Asphalt und Beton, auf dem es keine Nischen mehr gibt, sondern nur noch geplante Sichtbarkeit? Habt ihr euch schon jemals gefragt, warum so gebaut wird? Warum ein Quartier in kürzester Zeit einen so rasanten Wandel vollzieht? Warum der Robi-Spielplatz, der sich bisher durch seine wilde, ungezähmte Art ausgezeichnet hat, abgerissen und 50m nach vorne verschoben wird, um einer Flaniermeile zu weichen? Zudem: Eine Flaniermeile für wen?

Doch was tun?

Wir haben es längst aufgegeben, uns auf irgendeine Autorität zu verlassen. Es wird einzig für diejenigen gebaut, die das Geld und die Macht mitbringen! Dass die Stadt und die InvestorInnen dadurch aktiv die Verdrängung der „ursprünglichen“ AnwohnerInnen vorantreiben, ist ihnen entweder egal oder aber sie nehmen es billigend in Kauf – solange die Rechnung für sie aufgeht! Sie können noch lange von „sozialem Wohnungsbau“ und (kommerziellen) Freiräumen schwafeln, wir haben es satt!

Was geschehen ist, war eine längst überfällige, aber nach wie vor zögerliche Antwort auf das, was der kapitalistische Umbau der Stadt mit den Häusern, Strassen und Plätzen hier und in vielen anderen Städten anrichtet. Nicht, dass es vorher besser gewesen wäre. Aber das, was gerade geschieht, ist ein steter Angriff auf unseren konkreten Alltag, der nun für einmal erwidert wurde.
Und so stehen wir Goliath, diesem Konglomerat aus Novartis Campus, Stadtentwicklung und übergeordnet: der kapitalistischen Logik, gegenüber. Welche Forderungen liessen sich angesichts dieses übermächtigen Gegners überhaupt formulieren? Wir erwarten nichts und können es auch gar nicht mehr. So bleibt uns nur noch die Möglichkeit der Entwertung dessen, was für den Kapitalfluss wichtig ist. Kein Wunder also, dass die Baustelle und der Christ & Gantenbein-Bau am meisten Schäden erlitten haben.
Die Polizei weiss genau, weshalb sie sich während der ganzen Party nicht hat blicken lassen: Auch mit 100 Einsatzkräften wäre sie den gut 300 Feiernden unterlegen gewesen, zumal wir uns unser Fest nicht einfach so hätten kaputt machen lassen. Die Polizei hätte Strassenschlachten provoziert, die die jetzigen Sachschäden bei weitem in den Schatten gestellt hätten.

Nun empört euch!

Die Schlagzeilen und Kommentare eifriger SchreiberInnen sind bereits vorprogrammiert und in ihrer Wiederholung zur Unendlichkeit verdammt: „Harte Strafen!“, „Züchtigung!“, „Schnellverfahren!“, „Militäreinsatz!“. Es wird „Keine Toleranz mehr mit illegalen Hausbesetzern!“ gefordert und dabei unterschlagen, dass in den letzten 7 Jahren sämtliche Hausbesetzungen innert weniger Stunden geräumt bzw. mit völlig übertriebenen Polizeiaufgeboten zur Aufgabe gezwungen wurden. Die allermeisten illegalen Parties wurden ebenfalls aufgelöst, Musikanlagen beschlagnahmt und die OrganisatorInnen verzeigt. Wir erleben schon seit Jahren eine Politik der „Nulltoleranz“ gegenüber allem, was den von oben vorgegebenen Rahmen sprengt. Aber das schreckt uns nicht ab. Wir werden weiter machen, wir nehmen uns den Raum, den wir brauchen.
Am Samstag haben wir den Sprung in die Stadt geschafft. Wenn sich mehrere hunderte Menschen gemeinsam entscheiden, eine Nacht lang einen Platz für eine unkommerzielle Party zu besetzen und bereit sind, diese auch gegen Angriffe zu verteidigen, dann ist alles möglich… Vielleicht treffen wir uns ja nächstes Wochenende auf dem Marktplatz oder besser: beim Bankverein? Verschärfte Gesetze und mehr Polizei werden daran nichts ändern.

Was uns amüsiert, ist, wie über die Ereignisse berichtet wird: Es wird von „Krieg“ gesprochen und alle sind schockiert über die unfassbaren Ausmasse der Gewalt. Das ist lächerlich – alle, die da waren, können das bestätigen. Ihr liebt es doch, euch zu empören, um euch kurze Zeit später wieder im Normalzustand wiederzufinden. Wo bleiben die Aufstände, wenn die UBS zwei Milliarden in den Sand setzt, der Wahnsinn der Atomkraft weitergeführt wird oder die Schweizer Rüstungsindustrie sich an bewaffneten Konflikten beteiligt? Es gibt tausende solcher Beispiele, die die heuchlerische Moral dieser Gesellschaft entlarven! Aber schreit ruhig weiter, ihr disqualifiziert euch nur selbst.

Dieses Mal waren wir diejenigen, die angegriffen haben. Blicken wir in andere Länder, lässt sich erahnen, was die Zukunft bringen wird. Das ist die Situation, in der wir uns befinden.

D‘Made im Daig

  1. sg, f, baseldt. eine enge Ansammlung von gemeinsam sich fortbewegenden Maden [s.o], welche das kurze Madenleben in den Kampf stellt um soziale, politische, kulturelle, herkunftsbezogene oder geschlechtsspezifische Diskriminierungen zu beseitigen und deren Ursachen zu vertilgen.
  2. [me:d im dajg; Wortkreat. baslerdt., engl.; «Hergestellt im Basler Daig»] Ein Produkt des Basler Daigs. Hervorgegangen aus der Basler Stadtentwicklung, dem gemeinsamen Werk der Stadtregierung, privatwirtschaftlicher Interessen, sogenannter sozialer/kultureller «gemeinnütziger» Stiftungen, Daig uvm. werden unter anderem auch Maden aus der Stadt verdrängt. [siehe Basel-Nord, Altes Kinderspital, Dreispitz, Erlenmattquartier, etc.]. Maden aller Quartiere beginnen sich zu vereinigen und werden diese Entwicklungen nicht weiter akzeptieren.
  3. Made,
    blinde, fusslose Larve der Fliegen und vieler Stechwespen, gekennzeichnet durch das Fehlen einer Kopfkapsel und von echten Gliedmassen.
    Vorkommen
    Mitunter treten Maden in großen Mengen, insbesondere als «Madenteppich», auf. [siehe: Demonstration, Wohnprojekt, Volksküche, Universität, Veranstaltung, Kino, etc.]
    In diesen Madenteppichen reiben sich die Maden ständig aneinander, so dass zum einen spürbare Wärme und zum anderen ein hörbares Rauschen entsteht. [siehe: Konzert, Solidarität, Diskussion, Emotionalität, etc.]
    Entwicklung
    Aufgrund ihres aussergewöhnlichen Vorkommens und Lebenstils werden Maden als Ungeziefer bekämpft, in ihrer Entwicklung gehemmt und aus dem natürlichen Lebensraum Aller verdrängt. Als politische Wesen werden sie von herrschaftlichen Strukturen diskriminiert. [siehe: Terrorismus, gesunder Menschenverstand, Chaoten, etc.]
    Daig,
    Bezeichnung für die Stadtbasler Oberschicht, dank der Akkumulation ausserordentlichen Reichtums ursprünglich stark in den Wirtschaftsaktivitäten Basels verwurzelt, sind sie heute durch die Ansiedlung zugezogener Bank- und Chemiekonzerne in ihrer Einflussnahme bedroht.


    D’Made im Daig befreit leerstehende Häuser von ihrem tristen Dasein, um ihre Schleimspuren zu hinterlassen und um sich zu fliegenden Stechmücken entwickeln zu können. Wir möchten sehen lernen und sehen lehren. Wir bleiben nicht länger fusslos. Wir sind entschleunigt und entspannt, dynamisch und überzeugt, unsere Freude zu nutzen, um Freiraum mit neuen Inhalten zu füllen!

    D’Made im Daig steht für ein gutes Leben für alle.

„Mir bsetze“ – Urs Berger – 1980

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Mir bsetze – Die Geschichte eines Kampfes (Quartierfilmgruppe Kleinbasel, 1980), der zweite Teil über den Mieterkampf am Unteren Rheinweg und an der Florastrasse.

Urs Berger, mittlerweile einziges Mitglied der Quartierfilmgruppe, kehrte zwei Jahre nach einer Kündigungswelle zu den Bewohnern des Unteren Rheinwegs und der Florastrasse zurück und wollte wissen, was aus deren Widerstand geworden war. Die Mieterversammlung hatte im September 1977 eine zweijährige Mieterstreckung durchsetzen können, die bei Drehbeginn des Films im Juni 1979 ablief. Ausführlich und anschaulich schildert der Film nun die letzte Phase des hartnäckigen Mie- terkampfs – vom Sammeln der Unterschriften für die «Solidarisierungserklärung» bis zur polizeilichen Räumung der besetzten Wohnhäuser.
Der Film ist inhaltlich und formal komplexer als seine Vorgänger. Die mit Texttafeln und einer Art «Besetzerhymne» gerahmten reportageartigen Aufnahmen und Interviewszenen dokumentieren akribisch den Verlauf der Mieterbewegung und verleihen dem Film eine Modellhaftig- keit, die an Brechts episches Theater erinnert. Auf der Grenze zwischen Reflexion und Agitation problematisiert Mir bsetze die Basler Wohnungs- und Stadtpolitik. Wir sehen Interviews mit (ehemaligen) Bewohnern und Vertretern der Mieterversammlung, hören Stellungnahmen von Regierungsräten, werden in die damalige Gesetzeslage des Basler Bauwesens eingeführt und zu Zeugen zahlreicher Protestaktionen. Von etwas distanziert und steif wirkenden Interviewszenen tauchen wir immer wieder ruck- beziehungsweise schnittartig ein in die Welt der Basler Hausbeset- zer: Hinter langhaarigen Menschen mit Schlaghosen und «Flüstertüten» folgen wir den Mieteraktivisten durch die Innenstadt, sind bei den anderen Demonstranten, die auf dem Basler Marktplatz vor der Bühne des Aktionstheaters über die «Opfer vo de Hüüserspekulation» knien, oder bei den rauchenden Mietern im Garten, die auf Klappstühlen Parolen auf Plakate pinseln, während verstrubbelte Kinder mit neugierigem Blick in die Kamera schielen.
In Bergers Quartierfilmen spiegelt der Blick der Kamera den Blick des Aktivisten. Die Zuschauer werden zu Komplizen im Kampf gegen Wohnungsnot und Häuserspekulation, selbst wenn oder erst recht wenn die Kamera ihnen die Sicht auf dieses Geschehen versperrt – wie beispielsweise in der Sequenz der Podiumsdiskussion im Bernoullianum zu Beginn des Films. Hier bleiben Kamera und Zuschauer draussen vor der Tür. Was sich drinnen in den Reihen der versammelten Regierungsräte und Parteimitglieder abspielt, ist lediglich zu hören, nicht zu sehen, denn das Licht in den Sälen reichte nicht aus für die Super-8-Linse. Standfotos und Pressebilder, Zeitungsartikel und Texttafeln ersetzen die Filmaufnahmen, während wir erfahren, wie sich Regierungsräte und der Liegen- schaftsverwalter aus der Affäre ziehen wollen.
Ähnlich aufgebaut ist die Sequenz, in der es um die polizeiliche Auflösung der Aktion «Mir schloofe dusse» geht. Um zu demonstrieren, was den 160 Mietern durch die Kündigungen droht, organisierten die Mieteraktion Basel zusammen mit der Mieterversammlung Florastrasse ein «Sleep-out» auf dem Marktplatz, das von der Polizei unangemessen hart aufgelöst wurde. Wieder war es zu dunkel, um das Vorgehen der Polizei filmen zu können, und wieder sehen wir anstelle der Filmaufnahmen Schlagzeilen und Pressefotos. Die Rufe und Pfiffe der Demonstranten aus dem Off, die aus ihrem friedlichen Marktplatzschlaf gerissen werden («he, ufhöre!»), und die deutlichen Geräusche eines Handgemenges steigern die Szene ins Dramatische und übertragen die Empörung der Demonstranten aufs Publikum.

Container
.m4v | 60m | 1021 MB

Video
x264 | 2182Kbps | 696 x 574 Pixel

Sound
Stereo | AAC | 171Kbps | VBR

Mirror 1
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