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Heute Freitag Abend [30.5.14] gegen 21:00 Uhr wurde das Studio von Radio X von 20 Sympathisantinnen und Sympathisanten der Besetzungen an der Uferstrasse friedlich besetzt. Sie erreichten damit, dass sie Life [sic!] eine Erklärung zu den von der Räumung bedrohten Projekten abgeben konnten.
Hallo liebe Hörerinnen und Hörer von Radio X.
Wir sind Sympathisantinnen und Sympathisanten der IG Hafenplatz.
Wir haben gerade das Studio von Radio X besetzt, um eine Erklärung abzugeben.
Die meisten von euch haben es wohl schon mitbekommen: Die Besetzungen an der Uferstrasse im Klybeck sind akut von der Räumung bedroht. Auf einer riesige Brache haben sich vor einem Jahr verschiedene Projekte nieder gelassen, frei von Auflagen, Gesetzesparagraphen und Bewilligungen. Da ist der Wagenplatz, eine Wohngemeinschaft, die in Bauwägen wohnt. Daneben gibt es eine Bar mit Lounge, aber ohne Konsumzwang, ein Veranstaltungsraum, ein Spielplatz, eine Holzwerkstatt, eine Metallwerkstatt, offene Bühnen, und vieles mehr.
Alles zusammen bilden wir die IG Hafenplatz. Wir wollen, dass die Brache ein öffentlicher, unkommerzieller und selbstverwalteter Raum ist, der nicht nur von uns, sondern von allen BewohnerInnen des Quartiers und generell von allen Interessierten genutzt wird.
Leider ist dies nicht im Interesse der Stadt. Sie hat vor Kurzem mit dem Verein Shift Mode einen Vertrag abgeschlossen, der dem Verein 12’500m2 der Brache zuspricht. Für uns würden damit nur noch 2500m2 übrig bleiben, das ist weniger als die Hälfte der Fläche, die wir jetzt nutzen. 2500 m2 tönt nach einer grossen Fläche, aber wie sollen all unsere Projekte auf 50×50 m Platz finden? Allen Beteiligten war klar, dass der Besetzung damit das Genick gebrochen werden soll.
Sehen wir einmal den Tatsachen ins Auge. Den Basler Behörden geht es weder um ShiftMode noch um die Parkplätze von Scope. Es geht darum, dass alternative, selbstorganisierte Räume klein bleiben sollen. Sie sind für die Behörden so lange ok, wie sie übersichtlich und somit kontrollierbar sind. Wer mit unterschiedlichen Lebensformen experimentiert, muss in Zaun gehalten werden. Die Dynamik, die sich hier bei uns entfaltet hat, hat ein weit verbreitetes Bedürfnis gerade bei jungen Menschen nach solchen sogenannt „Rechtsfreien Räumen“ aufgezeigt. Das passt der Stadt nicht, darum sollen der IG Hafenplatz die Zähne gezogen werden.
Dazu kommt noch etwas anderes. Hier, entlang der Uferstrasse will die Stadt das gigantische Bauprojekt „Rheinhattan“ errichten. Da ist es der Stadt wichtig, diese Gegend unter ihrer Kontrolle zu halten. Das funktioniert mit Zwischennutzungen, aber Besetzungen könnten künftig ein ernsthaftes Problem darstellen.
Aber uns schreckt das nicht ab. Wir haben ein gutes Verhältnis zu den Anwohnerinnen und Anwohnern des Quartiers, wir sind hier willkommen. Wir wissen, dass wir einen grossen Rückhalt geniessen. Hunderte von Menschen sind in der letzten Woche hierher gekommen, haben sich an verschiedensten Aktionen beteiligt, eine Petition für den Wagenpaltz lanciert, und gemeinsam diskutiert. Viele sind sogar gleich mit dem Zelt gekommen.
Wir rufen alle, die das hören, dazu auf, sich mit uns für den Hafenplatz einzusetzen und zu verhindern, dass wir zu Tode geschrumpft werden. Wir bleiben alle! Kommt vorbei, übers Wochenende gibt es viel Programm.
Heute Abend um 22 Uhr treffen wir uns auf dem Wagenplatz, um mit einer Musikparade durch die Stadt zu ziehen. Morgen Samstag gibts ab 14 Uhr zum Einen einen Kindernachmittag und zum anderen HipHop-Konzerte, von Nachmittags um 14 Uhr bis in die Nacht hinein. Um 18 Uhr gibt es zudem eine Informations- und Diskussionsveranstaltung zum Thema Stadtentwicklung und Zwischennutzungen.
Und ab Montag sind wir ganz offiziell Räumngsbedroht. Wir rufen deshalb dazu auf, sich jetzt zu uns auf die Brache zu kommen und dort eine Zeltstadt einzurichten. Solidarität muss praktisch werden! Lass uns ein Schutzschild aus Zelten auf dem Platz sein! Wir gehen erst, wenn die Stadt und der Verein Shift Mode unseren Lebensraum und Freiraum so wie er jetzt ist in Ruhe lässt.