Ein friedlicher Protest
Am Samstagnachmittag zogen rund 100 Leute durch Basels Strassen. Sie protestierten gegen Aufwertung und Stadtentwicklung. Der Umzug blockierte zeitweise den Strassenverkehr. Trotzdem war ein Polizeieinsatz nicht nötig. Von Cédric Russo
Rund 100 Teilnehmer waren gekommen. Die meisten mit Fahrrädern. Manche mit Kindern. Die Organisatoren verkleideten sich mit Perücken und schrecklichen Sonnenbrillen.
Die Sight-Seeing-Tour gegen Stadtaufwertung begann bei der Elsie an der Elsässerstrasse. Dieser Ort für alternative Lebenskultur, so teilte ein Redner mit, sei 2004 zugunsten von Neubauten dichtgemacht worden. Nächster Stopp war das Architekturbüro Herzog & De Meuron. Hier prangerte man ihre architektonischen Ergüsse als «Symbole des globalen Finanzkapitalismus» an.
Nach dieser schwerverdaulichen Kost gab es zur Auflockerung Musik aus dem Soundwagen und der Umzug nahm wieder seine Route auf.
Just for fun! Der Rückwärtsgang.
Am St. Johanns-Tor vorbei, dann zur Johanniterbrücke. Dort forderte uns eine Rednerin auf, die Brücke rückwärts zu überqueren. Gesagt, getan. Total sinnfrei. Just for fun.
In Kleinbasel angekommen, hielt der Zug beim Power Zone Laden. Das Geschäft verkaufe «Nazi-Klamotten» und sei deshalb zu verdammen. Die Teilnehmer jubelten. Die zwei Männer vor dem Laden, mit Steorid-Muckis und Glatze, schauten dumm aus der Wäsche.
Mit Absperrband Kreuzung blockiert
Nächster Halt war die Kreuzung Klybeck-/Feldbergstrasse. Absperrband wurde hervorgeholt und die Kreuzung abgesperrt. Stühle wurden auf der Strasse aufgestellt und «Reise nach Jerusalem» gespielt. Damit sollte die Nutzung des öffentlichen Raums spielerisch in die Tat umgesetzt werden. Der gesamte Verkehr, auch der der Fussgänger, wurde lahm gelegt. Den Leuten blieb nichts anderes übrig, als das Ende des Spiels abzuwarten. Nach diesem Intermezzo zog man die Klybeckstrasse entlang, Richtung Dreirosenbrücke. Das Absperrband wurde zurückgelassen.
Im Vorbeigehen hörte man noch eine Frau rufen: «Und wer räumt nun das Band weg?» Gute Frage. Die Prozession wohl kaum. Die kam nämlich schon bei der Dreirosenbrücke an. Immerzu dröhnte der Sound aus den Boxen und diverse Teilnehmer waren fleissig damit beschäftigt, ihre Ansichten über die Stadtentwicklung mittels Aufklebern in der Stadt zu verteilen. Auch Flugblätter wurden eifrig an die umstehenden Passanten verteilt. Mit Texten gegen die Aufwertung und für eine gemeinsame Bestimmung der Stadtenwicklung.
Ein friedliches Ende
Einmal die Dreirosenbrücke überquert, erstreckte sich zur Rechten der Novartis Campus. Hier wurde, anscheinend bewusst, nicht angehalten, nichts gesagt. Die Leute schienen ihr Feindsymbol schon zur Genüge zu kennen.
Am Voltaplatz angekommen, war die Tour beendet. Ein Sprecher erzählte noch eine Märchengeschichte zum Aufkommen des neuen Robi-Spielplatzes, während manche der Teilnehmer sich mit den hinter dem Zaun stehenden Robi-Kindern unterhielten.
Während des gesamten Umzugs liess sich die Polizei kaum blicken und der Umzug konnte so enden, wie er begonnen hatte: friedlich.
(via tageswoche)