Archiv der Kategorie: Wettsteinvilla

Wettsteinvilla: Ein Beispiel von Verdrängung und Aufwertung

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Rund 3/4-Jahre nach der Besetzung der Wettsteinvilla in der Wettsteinallee ist ein Inserat für den Verkauf von 4 Wohnungen im bald renovierten und umgebauten Gebäude aufgetaucht. Was wir befürchtet haben, hat sich bestätigt: Die Wohnungen sind kaum bezahlbar:

2-Zimmer, 56,4 m2 Wohnfläche, 62 m2 totale Nutzfläche, Fr. 495’000.– + Baurechtszins Fr. 376.80 mtl.

Der Verkauf durch die Christoph Merian-Stiftung hat den Verlust von günstigem, kollektivem Wohnraum bewirkt. Stattdessen wurden aus der ehemaligen Gross-WG nun 4 kleine Wohnungen für den individualisierten Lebensstil gebaut.

Die wunderschöne Bausubstanz wird subtil, aber hochmodern renoviert. Es entstehen hochwertige, luxuriöse und repräsentative Wohnungen.

Baslerstrasse 159 in Allschwil erfolglos besetzt

Bitte entschuldigt, dass es so lange gedauert hat. Wir konnten uns nach der Wettsteinvilla einfach nicht auf das nächste Haus einigen, es gibt zuviele ungenutzte Räumlichkeiten. Doch wir hatten uns entschieden:

Wir besetzten die Baslerstrasse 159 in Allschwil.

Das Gebäude steht bereits seit langem leer. Im Jahr 2007 gab es den letzten Besetzungsversuch. Seither hat sich mit dem Haus nichts getan – wunderbarer Wohnraum steht jahrelang ungenutzt da, wer ihn nutzen will, wird mit Polizeigewalt verjagt.

Wir wiederholen uns:
Seit Jahren verschwinden Freiräume und stattdessen schiessen Büroflächen und luxuriöse und individualisierte Wohnüberbauungen für die erwünschten «neuen Steuerzahler» und zugunsten der «sozialen Stadtaufwertung» aus dem Boden. Während 80 000 m2 Büroflächen leerstehen, fehlt es in der Region an bezahlbarem Wohnraum und selbstbestimmtem Freiraum für Jung und Alt.

Aus diesen Gründen nahmen wir uns das Haus an der Baslerstrasse 159. Wir wollten die Räume mit unseren Ideen füllen, einen Raum für die Entstehung einer autonomen Schule, einen Ort für Diskussionen, Film, Konzerte, selbstbestimmten Wohnraum und Platz für «Niedrigkultur».

Wir verurteilen die Praxis der Behörden, die Nutzung von leerstehenden Räumlichkeiten um jeden Preis zu verhindern.

Theaterprojekt «fremd» erhält Zwischennutzungsvertrag der Wettsteinvilla

Die Villa an der Wettsteinallee 40, die wir vor einem Monat besetzt haben, wird nun zwischengenutzt. Die Eigentümerin, die «Christoph Merian Stiftung», hat im Schnellverfahren eine Zwischennutzerin gesucht und im Jugendtheater-Projekt «fremd» gefunden. Das Theater wird sein Büro dort einrichten und in der Wettsteinvilla proben.

Offensichtlich hat die Stiftung Angst vor einer weiteren Besetzung. Obwohl sie im Frühling bereits einer Wohngemeinschaft gekündet hat und uns BesetzerInnen mit Polizei verjagt hat, suchte sie nun eine Zwischennutzung für das Gebäude. Eigentlich möchte sie die Villa an eine Privatperson verkaufen, was aber nicht funktioniert. Deshalb duldet sie nun eine dreimonatige (!) Zwischennutzung mit einem Theaterprojekt.

Die Christoph Merian Stiftung entscheidet, was Kultur ist und wer Raum dafür erhält. Wer nicht in ein konventionelles Bild von Kulturschaffenden passt, wird mit Polizei und Gericht verjagt. Das passt in eine Gesellschaft, in der aussortiert und verwaltet wird. Wer sich nicht anpasst, wer nicht den engen Vorgaben entspricht, wird verjagt, in «Integrationsprogramme» gesteckt, behandelt, eingesperrt.

Trotzdem freuen wir uns, dass dank dem Druck der Besetzung das Haus von einem Projekt genutzt werden kann, das auf kostengünstige Räumlichkeiten angewiesen ist.

Wettsteinvilla bereits wieder leer

Bereits heute Samstag hat der Eigentümer der Villa an der Wettsteinallee 40, die Christoph Merian Stiftung, ohne Verhandlungen mit sofortiger Räumung gedroht und die Polizei alarmiert. Wir haben daraufhin das Gebäude im letzten Moment friedlich verlassen.

Damit steht die grosse Villa wieder ungenutzt leer. Begründet wurde das kompromisslose Vorgehen der Stiftung unter anderem damit, dass das Haus noch vermietet sei – was korrekt ist, während Arbeitstagen wird ein (!) Raum der Villa als Baubüro genutzt. Dieser Nutzung wären wir nicht im Weg gestanden, das Gebäude ist gross genug.

Die Christoph Merian Stiftung charakterisiert sich auf ihrer Homepage so:

Die Aufgabe der Christoph Merian Stiftung ist es, sich für Menschen in Not, für eine gesunde Umwelt, für die Lebensqualität und die Kultur in Basel einzusetzen.

Wie sie das tun will, indem sie Häuser mit viel Potenzial leerstehen lässt und schliesslich an Private verkauft, bleibt uns ein Rätsel. Dass der Stiftung privatwirtschaftliche Interessen wichtiger sind als «Kultur in Basel» oder das Einsetzen für «Menschen in Not» hat sie heute bewiesen. Im Zweifelsfall droht die Stiftung, ihre profitorientierten Interessen ohne Verhandlungen mit polizeilichen Massnahmen durchzusetzen.

Wir sind zwar aus der Wettsteinvilla ausgezogen, doch wir haben nicht aufgegeben. Ihr werdet wieder von uns hören.

Besetzung der Villa an der Wettsteinallee 40

In diesem Moment besetzen wir die Villa an der Wettsteinallee 40.

Das Haus ist im Besitz der Christoph Merian Stiftung. Jahrzehntelang wurde es als Künstlerhaus betrieben und hat eine grössere Wohngemeinschaft beherbergt. Da das Haus laut der Christoph Merian Stiftung baufällig sei, soll es an eine Privatperson verkauft und teuer und aufwendig renoviert werden. Einmal mehr wird die Privatisierung eines zuvor halböffentlichen Raumes geplant.

Seit Jahren verschwinden Freiräume und stattdessen schiessen Büroflächen und luxuriöse Wohnüberbauungen für die erwünschten «neuen Steuerzahler» und zugunsten der «sozialen Stadtaufwertung» aus dem Boden. Während 80 000 m2 Büroflächen leerstehen, fehlt es in der Region an bezahlbarem Wohnraum und selbstbestimmtem Freiraum für Jung und Alt.

Aus diesen Gründen nehmen wir uns das Haus an der Wettsteinallee 40 zurück. Von der Stadt und den Institutionen wünschen wir uns nichts – wir nehmen uns den Raum, den wir brauchen.

Von nun an füllen wir die Räume mit unseren Ideen. Wir schaffen Raum für die Entstehung einer autonomen Schule, einen Ort für Diskussionen, Film, Konzerte, selbstbestimmten Wohnraum und Platz für «Niedrigkultur».

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