Es ist schon einige Monate her: Als Reaktion auf eine Umfrage des Stadtteilsekretariats St. Johann mit dem Titel „Farben der Zukunft – Welche Farbe hat das St. Johann im Jahr 2030?“ antwortete ein gewiefter Schmierfink folgendermassen:
Strassenblockade in Solidarität mit Geflüchteten
per Mail zugeschickt bekommen:
Solidarity with Refugees
Wie gewöhnlich fliesst der Verkehr auch an diesem Montagabend durch die Stadt Basel. Mitten im abgeschotteten Speckgürtel Nordeuropa ist man wunderbar davon abgelenkt , dass Tausende von Menschen auf der Flucht feststecken. Es ist ihr Recht, Schutz zu suchen, doch der Weg wird ihnen verwehrt. Es fehlt vor Ort an allem. Es fehlt auch an Solidarität. Solidarität von uns hier, die wir bloss per Zufall hier geboren worden sind.
Als Zeichen der Solidarität haben wir heute Abend die Kreuzung Klybeckstrasse/Feldbergstrasse blockiert und Zelte aufgebaut. Kleine, schäbige Zelte, die zu nichts taugen, schon gar nicht als Schutz gegen Regen, Wind und Kälte. Für die, die eś nicht wissen: Es sind solche Zelte, in denen die Menschen leben müssen. Sie zu besprayen, ist für viele der einzige Weg, ihre Not auszdrücken. Heute transportieren wir ihre Nachrichten nach Basel.
Abschottung bedeutet keine Stabilität. Abschottung bedeutet einfach nur Abschottung.
Open the borders!
Nachtrag zur „Villa Carmen“
gefunden auf Zeitnah:
gesichtet #128: Der Hausgeist Carmen verlässt das «aufstrebende Hip-Quartier»
Der Bagger ist bereits am Werk. Dabei wird der Innenhof tüchtig umgekrempelt, die Scheune hat’s soeben erwischt. Die vordere Fassade der Villa Carmen steht zum Zeitpunkt des Verfassens dieser Zeilen noch. «Abgerissen!» ist aber vorsorglich schon mal hingesprayt.
Villa Carmen? Zu seinem Kosenamen kam das Haus an der Vogesenstrasse 23 dank seiner letzten Bewohnerschaft. Bis vor ein paar Monaten hauste in der Liegenschaft im Basler St. Johann-Quartier nämlich noch eine WG. «Getauft haben wir das Haus zu Ehren unserer lieben Carmen», sagt einer der ehemaligen Bewohner. Es sei eine Art Hausgeist oder Matrone, die über den Leuten wachte. Inspiration dafür war ein eingerahmtes Bild von 1974 einer älteren Frau mit ziemlich offensichtlicher Perücke. Der besagte Bewohner hat das Bild in einer alten Kommode gefunden. Schon bald wurde Carmen zum Running Gag in der WG: «Es gab dort eine Wand mit ihrem Stammbaum – unter ihnen Monica Bellucci und der Erfinder der Bündner Nusstorte», erinnert er sich.
Die WG lud stets auch unter dem Namen Villa Carmen zu ihren Partys ein. Damit ist nun aber Schluss: Zwei Investoren aus einem Basler Familienunternehmen haben die Parzelle gekauft. 32 Eigentumswohnungen sind geplant. Daher hat es das Haus auch in den Basler Abrisskalender 2016 geschafft. Wie dort zu lesen ist, sollen die neun Zimmer das Haus über lange Zeit den 95 Jahre alten früheren Besitzer beherbergt haben. Zwei junge Familien richteten später das Haus neu ein. In der Holzscheune im Innenhof fertigten sie Rucksäcke an und auch auch ein Maler hatte dort während 15 Jahren sein Atelier. Auch das Pataphysische Institut Basel hielt bei der Villa Carmen Einzug. Dieses erforscht die Wissenschaft für imaginäre Lösungen. Seit anfangs Jahr ist es an der Socinstrasse zuhause.
Das ist nun alles Geschichte: Unter dem Namen Johannshof soll ein Neubau an der Vogesenstrasse entstehen. Beim Vordergebäude soll auch eine Einstellhalle mit 42 Parkplätze gebaut werden. Diejenigen Wohnungen, die zurzeit noch nicht vergeben sind, kosten zwischen 640’000 und 940’000 Franken. Wie auch schon bei der alten Poststelle gleich ein paar Strassen weiter weichen auch in diesem Teil des St. Johann-Quartiers einfache Wohnungen teuren Mietobjekten. Aufschlussreich ist dazu der Text auf der Website des Johannshof. Unter dem Begriff «Standortqualität» werden die Vorzüge des Quartiers aufgeführt:
„Zurzeit laufen einige städtebauliche Veränderungen, welche zur weiteren Aufwertung des Quartiers beitragen werden (um den Bahnhof St. Johann, Umnutzung des Hafenareals etc. sowie private Investitionen wie beispielsweise der Novartis Campus). Insgesamt hat das Quartier in den letzten Jahren eine deutliche Qualitätsverbesserung erfahren und wurde zum aufstrebenden Hip-Quartier, das auch viele Menschen aus der Pharmabranche und von der Universität anzog. Die Vogesenstrasse zählt derzeit zu den aufstrebenden Wohnadressen […]“
So treffend und ehrlich könnten nicht einmal die unbekannten Sprayer die Entwicklung im Quartier beschreiben. Für wen die Neubauten gedacht sind und wie man sich hier das ideale Santihans vorstellt, wird hier deutlich. «Qualitätsverbesserung» gilt schliesslich nicht für alle: Ein Hausgeist wie Carmen hätte im «aufstrebenden Hip-Quartier» wohl keinen Platz mehr.
Sitz des Kirchenrats eingefärbt
gefunden auf Online Reports:
Vandalen-Protest gegen Sitz der reformierten Kirche
Der Streit um das „Kirchen-Asyl“ in der Matthäuskirche geht weiter: Massive Sachbeschädigung am Sitz der Evangelisch-reformierten Kirche Basel-Stadt.
Vandalen-Anschlag auf den Sitz der Evangelisch-reformierten Kirche Basel-Stadt: Unbekannte Täter haben in der Nacht auf heute Donnerstag die Fassade und das Portal des Münsterhofs an der Rittergasse auf eine Länge von über zehn Metern massiv mit roter und blauer Farbe versprayt und den Slogan „Heuchler“ hinzugefügt. Der Münsterhof ist der Sitz des Kirchenpräsidenten, des Kirchenrates sowie der Kirchen- und der Steuerverwaltung der Evangelisch-reformierten Kirche.
Die Kirche reichte bei der Basler Staatsanwaltschaft umgehend Strafanzeige wegen Sachbeschädigung gegen Unbekannt ein, wie Sprecher Peter Gill gegenüber OnlineReports bestätigte. Die Kriminaltechnik habe heute Donnerstagmorgen „vor Ort untersucht“. Kirchen-Sprecher Roger Thiriet schätzte den Schaden auf eine Grössenordnung von 20’000 Franken.
Kirchenrat ist „konsterniert“
Die Spray-Attacke wertet Thiriet als „einen Angriff auf die Organisation Kirche“, auf den die Kirchenleitung „konsterniert“ reagiert habe: „Da wollte jemand ein Zeichen setzen.“
Die Urheber sind nicht konkret bekannt. Starke Vermutungen orten sie aber im Umkreis der Aktivisten, die sechs abgewiesene Asylbewerber während Wochen ohne Absprache und Einverständnis mit dem Kirchenrat in der Kleinbasler Matthäuskirche vor der Ausschaffung versteckt hielten.
Vor einer Woche führten Polizei und Migrationsbehörden die Asylbewerber ab und nahmen acht Personen in Haft – darunter zwei weitere Ausländer, die sich nicht rechtsgültig ausweisen konnten. Am Abend jenes Tages kam es zu einer Demonstration von Sympathisanten der Besetzungs-Aktion, in deren Verlauf die Poiizei Tränengas und Gummischrot einsetzte.
Laut Thiriet kam es aufgrund der Auseinandersetzungen zu rund einem Dutzend Kirchen-Austritten, etwa gleichmässig verteilt auf Anhänger, die diese Form von „Kirchen-Asyl“ verteidigten oder ablehnten.
Solidarität mit den Matthäus 8!
zur Veröffentlichung erhalten:
Die Vorgeschichte
Genau nach einem Schichtwechsel dringen am Donnerstag, den 3. März 2016, über ein Dutzend Zivilpolizisten in die unterirdischen Räumlichkeiten der bis anhin besetzten Matthäuskirche ein. Während die anwesenden Schweizer*innen bloss kontrolliert werden, verhaftet die Polizei im Auftrag des Migrationsamts die restlichen acht Personen, welche keinen gültigen Aufenthaltsstatus vorweisen können – sie befinden sich mittlerweile in Ausschaffungshaft, verteilt auf verschiedene Kantone.
Wie es soweit kommen konnte? Einige Tage zuvor fand ein Gespräch zwischen Bewohner*innen und Kirchenrat, dem «Eigentümer» der Kirche, statt. Dort stellte der Kirchenrat ein Ultimatum, wonach die Bewohnenden die Räumlichkeiten bis Ende der Woche zu verlassen hätten. Weitere Verhandlungen würde es keine mehr geben. Offenbar sieht sich der Kirchenrat nicht in der Position, das Migrationsregime zu kritisieren oder die eigene Rolle darin zu hinterfragen, wenn sie direkt damit konfrontiert werden: Es gäbe «keinen Anlass dazu, die Migrationspolitik und ihre Durchsetzung in Frage zu stellen», so ein Mitglied des Kirchenrates. Gleichzeitig spielten auch ökonomische Interessen eine Rolle, schliesslich würde eine eindeutige Positionierung Austritte und damit schwindende Mitgliederbeiträge bedeuten.
Die Bewohner*innen der Matthäuskirche entschieden sich zum einzig Richtigen: Sie gingen mit der Räumungsandrohung am Mittwoch an die Öffentlichkeit.
Als Reaktion auf die gestartete Solidaritätskampagne veröffentlichte der Kirchenrat eine Medienmitteilung und liess verlauten, dass es keine Räumungsandrohung gäbe und «man sich weiterhin im Gespräch befinde». Eine Räumung schien in diesem Licht unwahrscheinlich. Trotzdem schlug die Polizei tagsdrauf zu – und zwar im Rahmen einer «Personenkontrolle» (ohne eigentliche Räumung). Ein wirklich kluger, wenn auch leicht zu durchschauender Schachzug, um die eigenen Hände in Unschuld zu waschen.
Die Demonstration am Tag der Räumung
Am gleichen Abend kamen auf dem Matthäuskirchplatz mehrere hundert Menschen zusammen, um ihrer Wut über die Verhaftung der acht Bewohner Ausdruck zu verleihen. Ein Umzug formierte sich und bahnte sich seinen Weg Richtung Claraposten, da dort zumindest ein Teil der Verhafteten vermutet wurde. Fast dort angekommen, wurde die Menge unvermittelt mit Gummischrot angegriffen. Auch ein weiterer Versuch, via Mittlere Brücke zum Untersuchungsgefängnis Waaghof vorzudringen, endete im Gummischrothagel*. Das noble Grossbasel sollte offenbar vom Kleinbasler Pöbel beschützt werden. Wieder auf dem Matthäuskirchplatz angekommen, entschieden sich die Leute für einen zweiten Versuch, den Claraposten zu erreichen. Auf dem Messeplatz wiederum das gleiche Spiel: Polizeireihen – kein Durchkommen. Zum krönenden Abschluss blamierte sich die Polizei erneut, indem sie die Menge mit Tränengas beschoss. Die Frage, von wem die Gewalt ursprünglich ausging, ist unspannend und wurde von den Massenmedien bereits zur Genüge diskutiert. Zudem: Umso besser, wenn das Lügengebäude der Polizei von alleine einstürzt**.
Wir dokumentieren nachfolgend diverse Slogans, die während des Umzugs an den Wänden hinterlassen wurden:
Die zweite Demonstration tagsdrauf
Am Samstag besammelten sich am späteren Nachmittag erneut mehrere hundert Personen auf dem Matthäuskirchplatz, um drei im Ausschaffungsgefängnis Bässlergut inhaftierte Ex-Bewohner der Kirche zu grüssen. Die Polizei hielt sich diesmal – das politische Eigentor vom Mittwoch Abend im Hinterkopf behaltend – konsequent im Hintergrund. Selbst als ein Demonstrant den ersten Zaun erklomm und auf dem Dach des Empfangszentrum den Inhaftierten seine Solidarität kundtat, wurde nicht eingeschritten. Gewertet werden kann dieser Einsatzdoktrinwechsel als Strategie der Befriedung: Wende dich den diplomatischeren Kräften einer «Bewegung» zu, triff Absprachen mit ihnen und kanalisiere damit die gesamte Dynamik in geregelte Bahnen – zahnlos und leicht zu kontrollieren.
Wiederum wurden auf der Route diverse Slogans hinterlassen:
* Neben dem normalen, kantigen Gummischrot wurden auch neue, kugelförmige Hartplastik-Projektile eingesetzt, die aus einem Mehrzweckwerfer abgefeuert werden. Dies als Ergänzung zum Recherche-Artikel, der im Nachgang zur NOCONEX-Demonstration im September 2015 veröffentlicht wurde.
** «Die Polizisten wurden mit Flaschen und Pyrofackeln beworfen und mit Laserpointern geblendet. Zum Selbstschutz und zur Durchsetzung der Vorgaben setzte die Kantonspolizei Gummischrot und Reizstoff ein.», so die Polizei in ihrer Medienmitteilung vom 3. März 2016. Einen Tag später sieht es Gerhard Lips, Polizeikommandant, offenbar ganz anders: «Die Basler Polizei hat zuerst Gummischrot eingesetzt. Danach warfen die Demonstranten Flaschen.» (srf.ch/news/regional/basel-baselland/zuerst-flog-gummischrot)
Weitere Infos unter facebook.com/wirbleibeninbasel
Claim the Streets!
gefunden auf wandschmuck:
Besetzung der Matthäuskirche
per Mail erhalten:
Liebe Interessierte
Wir haben uns am Sonntag, dem 7. Februar in der Matthäuskirche niedergelassen, um gegen die Schweizerische Migrationspolitik zu protestieren. Wir sind gegen Abend zu der versammelten Kirchgemeinde gestossen und wurden herzlich empfangen. Dies stimmt uns zuversichtlich, die Kirche in einem guten Verhältnis zu teilen.
Unter uns sind Personen, welche direkt von einer Ausschaffung bedroht sind. Wir erhoffen uns, in der Kirche Schutz vor dem Zugriff der Polizei zu erhalten und wenigstens in diesen Fällen eine gewalttätige Ausschaffung zu verhindern. Zugleich wollen wir einen sozialen Raum schaffen, welcher Platz für den Austausch zwischen Migrant*innen und der lokalen Bevölkerung bietet. Damit stärken wir die gegenseitige Solidarität und wirken der staatlich verordneten Kategorisierung von Menschen entgegen. Schliesslich sollen von diesem Ort aus auch Forderungen zur Veränderung der untragbaren Migrationspolitik formuliert werden.
Um den individuellen Schutz der bedrohten Migrant*innen zu gewährleisten, den sozialen Raum zu beleben und dem Protest Ausdruck zu verleihen, brauchen wir Deine Unterstützung. Nur wenn wir eine breite Bewegung sind, werden die Polizei und die Regierung von einer Räumung der Kirche absehen. Nur wenn sich viele beteiligen, werden der soziale Raum und die gelebte Solidarität wirklich. Und nur wenn wir stark und laut sind, werden unsere Forderungen gehört. Daher bitten wir Dich, dich an dem Projekt zu beteiligen, und es so zu unserem gemeinsamen zu machen. Komm selbst vorbei, mach in Deinen Kreisen darauf aufmerksam und ruf dazu auf, vorbei zu kommen.
Wir laden Dich herzlich zum regelmässig stattfindenden Mittagstisch, den offenen Sitzungen oder den gemeinsamen Kulturabenden ein. Gerne kannst Du auch einfach so vorbeischauen und Dich mit uns austauschen. Das Programm für die ersten beiden Wochen findest Du im Anhang.
Falls Du regelmässige Informationen zu der Kirchenbesetzung erhalten willst, kannst Du unsere Facebook-Seite (Wir bleiben) liken und/oder Dich in unseren Newsletter einschreiben (mit einer Email an wirbleiben@immerda.ch).
Mit Vorfreude und solidarischem Gruss
Wir bleiben – offen für alle!wirbleiben@immerda.ch
www.wirbleiben.info
Facebook: Wir bleiben
Nachfolgend das Programm der kommenden Tage:
10.02 Mittwoch / Wednesday 18h / 6pm | Demonstration Demonstration |
12.02 Freitag / Friday 18h / 6pm | Öffentliches Plenum Public meeting |
15.02 Montag / Monday 12h / 12am | Mittagessen Lunch |
16.02 Dienstag / Tuesday 19h / 7pm | Abendessen Dinner |
19.02 Freitag / Friday 18h / 6pm | Öffentliches Plenum Public meeting |
21.02 Sonntag / Sunday 20h30 / 8.30pm | Filmabend Film screening |
Welcome to Zombie Town!
gefunden auf wandschmuck:
Villa Carmen im St. Johann abgerissen
Ein im Basler Abrisskalender 2016 porträtierter Häuserkomplex ist bereits dem Abriss zum Opfer gefallen; gefunden auf radar:
Investorenglück im St.Johann (nicht mehr lang?)
Sie können sich genüsslich vollfressen, die grossen, weissen Immobilienhaie. In den Gewässern zwischen dem Novartis-Campus und der Baustelle für das neue Biozentrum der Universität Basel gibt es gute Beute. Die Preise der Liegenschaften und des Bodens steigen kontinuierlich an und dennoch gibt es wahre Schnäppchen zu holen. Das zeigte Eric Stiefel, welcher sich für 3,23 Millionen Franken an der St.Johannvorstadt ein Haus holte. Wobei es nicht um das intakte Haus, sondern um die 245m² Grundstück ging. Nach dem Abriss werden darauf Luxuswohnungen mit Rheinblick gebaut – die drei Millionen wird Investor Stiefel ohne Probleme rausholen.
Ein weiteres Beispiel ist die Vogesenstrasse 23. Hinter einem zweistöckigen Altbau und einem alten Eisentor verbergen sich fast 2500 m² Baufläche. Eine Goldgrube: Nach dem Abriss des Altbaus, wo eine WG lebte und der Garagen und Handwerkerschuppen, wo bisher KünstlerInnen billige Arbeitsräume zur Verfügung hatten, wird schon bald ein neues Aufwertungsobjekt emporschiessen. Es werden Eigentumswohnungen gebaut, welche für durchschnittlich etwa 800’000 CHF zu haben sind, wovon die teuersten Wohneinheiten 1,5 Millionen kosten. Der Gesamtwert der Liegenschaften beläuft sich auf ungefähr 25 Millionen Franken. Ein lebendiger Wohn- und Schaffensraum muss Lofts weichen, welche sich – unnötig zu erwähnen – nur reiche Menschen leisten können. Solche Grossprojekte treiben natürlich auch die Preise in ihrer Umgebung hoch.
Links: Visualisierung der Neubauten an der Vogesenstrasse
Das Wohnen ist eine Klassenfrage: für alle ein grundlegendes Bedürfnis – für jene die grosse Summen Kapital zur Verfügung haben ein zusätzliches Betätigungsfeld, wo sie ihren Reichtum vermehren können. Wie könnte es auch anders sein im Kapitalismus? Trotzdem, oder gerade deshalb, müssen wir uns wehren. Neben der ästethischen Langeweile, welche die Neubauten verbreiten, machen sie eine Quartierskultur kaputt und verdrängen Menschen. Wir müssen einerseits die Logik, die dahintersteht benennen und angreifen und andererseits die konkreten Projekte und AufwerterInnen aus dem Dunkeln holen. Wir wollen nicht zusehen, wie unsere Quartiere zerfleischt, zu Filetstücken zerlegt und auf vergloldetem Gedeck serviert werden – als hätte dort nie jemand gelebt. Wer nicht kämpft, hat schon verloren.
Die Immobilienhaie Patrick Dreyfus (links) und Manuel Levy haben an der Vogesenstrasse zugeschlagen.
Alte Post: Besetzung, Sauvage, Konfrontation!
gefunden auf radar:
von den Besetzer*innen:
Der letzte Schrei im St. Johann – die Besetzung am Rhein – ist leider schon wieder passé. Das Haus wurde mit einer Sauvage verabschiedet, innen wie aussen bemalt und gegen 1:30 von der Polizei wieder in seinen tristen, leeren Privateigentumsstatus überführt.
„St. Johann 4 Immobilien“, eine AG, welche für den Kauf des Hauses gegründet wurde, hatte lediglich 3.2 Millionen dafür bezahlt. Nach dem Abriss sind Luxus-Eigentumswohnungen geplant – ein dickes Geschäft. Doch am Freitag in der Nacht wurde die St.Johanns-Vorstadt 80 besetzt. Am folgenden Tag konnte am frühen Nachmittag der Kontakt zu einem der Besitzer hergestellt werden. Eric Stiefel reagierte mit null Gesprächsbereitschaft und Drohungen. Da damit eine längerfristige Nutzung des Hauses unwahrscheinlich erschien, entschieden wir uns dafür, am Abend mit einer Sauvage das Haus zu öffnen und der Piraterie freizugeben. Als Riotcops im Anmarsch waren, verliessen wir selbstbestimmt das Haus und bildeten eine Demo. Die gummischrotenden Spielverderber wurden mit Steinen und Flaschen angegriffen. Nach einem kurzen Umzug durchs Quartier lösten wir uns auf. Verhaftungen sind keine bekannt.
Schade, dass wir das Haus letztlich verlassen mussten, hätte es doch viel Platz für uns, unsere Ideen und die Möglichkeit uns zu organisieren geboten. Auf der anderen Seite freuen wir uns sehr, dass das mittlerweile ausgetrocknete St. Johann seit der Besetzung des Voltaplatzes im Jahre 2011 wieder etwas von der politischen Spannung gespürt hat, die es jahrelang innehatte.
Erinnern wir uns einige Jahre zurück, so war das St. Johann der urbanistische Hotspot: Ein umkämpfter Ort, welchen die einen zur quasi wohnlichen Erweiterung des Novartis Campus umbauen wollten (und damit ziemlich erfolgreich waren), und der von den anderen als ein letzter Hort widerständiger Quartierbewohner*innen verstanden wurde (Stichworte: Elsie, Voltamatte, Wasserstrasse etc.).
Projekt nach Projekt, Haus nach Haus, Aufwertung nach Aufwertung verloren letztere an Boden und es ist daher umso schöner zu sehen, dass am gestrigen Abend dieser immer da gewesene Funke wieder ein kleines Feuer entfachen konnte.Wir hoffen, dass die Dynamik, welche durch diese Sauvage am 3., aber auch durch den wilden Sylvesterumzug am Abend des 31., den Spaziergang zum Ausschaffungsknast am 1. und die eigentliche Besetzung am 2. geschaffen wurde, anhält und verschiedene Kämpfe sich gegenseitig befruchten; dass es wieder selbstverständlich wird, dass wir das geheiligte Privateigentum nicht respektieren, sondern es uns kollektiv aneignen und – falls nötig – auch mit den nötigen Mitteln verteidigen.
Jede Räumung hat ihren Preis!
Auf ein denkbar undenkbares 2016!
Schanze grüsst die Schwarze Erle
gesehen neben der Schanze:
Alte Post in der St. Johanns-Vorstadt 80 besetzt!
gefunden auf radar:
von den Besetzer*innen:
Wir haben heute Nacht die alte Post in der St. Johanns-Vorstadt besetzt: ein wunderschönes, intaktes Haus am Rhein, das abgerissen werden soll, um lukrativen Eigentumswohnungen Platz zu machen.
Wir haben besetzt, weil es Raum braucht für Ideen, für Bewegung und für Menschen. Ob wir nun für längere Zeit hier bleiben und Projekte sich entfalten können, oder ob wir nach ein paar Stunden polizeilich geräumt werden: wichtig ist es, ein widerständiges Zeichen zu setzen.
Gerade auch im St. Johann steigen die Mieten fortlaufend und der Raum schmilzt weg für jene, die sich die neuen oder renovierten Glanzwohnungen nicht leisten können.
Wir wollen es nicht hinnehmen, dass alle Lebensbereiche von Profitstreben durchdrungen werden.Dieses Haus würde Platz bieten, für Lebensqualität und Gestaltungsmöglichkeiten – unabhängig vom Kontostand. Gemeinschaftsküchen, Veranstaltungsräume, Ateliers und natürlich Wohnraum: dem Haus stehen vielleicht interessante Zeiten bevor. Oder die Abrissbirne.
Wir sind ab jetzt räumungsbedroht!
Kommt vorbei, unterstützt unsSt. Johanns-Vorstadt 80 – Bellevue
Farbige Silvester-RTS am 31.12.15
Am Abend des 31. Dezembers 2015 fand die beinahe schon traditionelle Silvester-RTS statt. Etwa 80 Personen folgen dem Aufruf mit dem Motto „Refugees welcome – Villen für alle!“. Die Route führte vom Vogesenplatz (Bhf. St. Johann) via Johanniterbrücke zum Lindenberg. Die Polizei war – im Gegensatz zu früheren Jahren – ziemlich präsent und versperrte dem Umzug auch den Weg Richtung Innenstadt. Auf der ganzen Route wurden Plakate gekleistert, einzelne Überwachungskameras zerlegt, Schablonen angebracht und die Wände mit Parolen versehen, von denen wir im Anschluss ein paar dokumentieren wollen:
Basler Abrisskalender 2016
via Tageswoche:
Abrisskalender: Durchs Jahr mit Basels bedrohten Bauten
Ein neuer Kalender widmet sich den gefährdeten Seiten Basels: Wohnorte und Zwischennutzungen, die bald verschwinden müssen, werden dabei porträtiert. Mit Bildern und Texten zeigt er ein paar aktuelle Brennpunkte der Stadtentwicklung auf.
Bebilderte Kalender mit romantischen Basler Bildern gibt es viele. Beim vorliegenden Exemplar gehts um ganz andere Stadtansichten: Hier stehen nicht die touristischen Bauten im Vordergrund, sondern solche, die es morgen vielleicht gar nicht mehr geben wird. Das hier ist kein Abreiss-, sondern ein Abrisskalender.
Mit dabei sind «alte Bekannte» wie etwa die Warteck- und Steinengrabenhäuser, der Mittagstisch an der Schanzenstrasse und das Eckhaus an der Wasserstrasse. Auf der anderen Seite kommen aber auch Beispiele zum Zug, die kaum in den Medien präsent waren – so etwa die «Villa Carmen» an der Vogesenstrasse, die kürzlich noch von einer Gruppe junger Leute bewohnt wurde und bald neuen Eigentumswohnungen weichen wird. Auch das Seilziehen um die alten Bauten an der Matten- und Markgräflerstrasse kommt im Abrisskalender vor.
Mehr als nur Abrissbuden: Zehn Gebäude und ein Schiff
Zwischennutzungen wie etwa die Kunsträumlichkeiten des Vereins Flatterschafft beim Bahnhof SBB und das offene Wohnzimmer «Zur Bleibe» an der Müllheimerstrasse sind auch ein Thema, und die bedrohte Liegenschaft am Burgweg 4–14 ist gleich zweimal im Kalender vertreten. Ausserdem tanzt einer der zwölf Einträge aus der Reihe: Das bewohnte Frachtschiff «Lorin», dessen Verbleib im Hafen von Huningue noch in den Sternen steht, wird ebenfalls mit einem Porträt geehrt.
Joël Pregger hat den Kalender für die Genossenschaft «Mietshäuser Syndikat» gestaltet. Der Student der sozio-kulturellen Animation liess sich dabein von einem älteren «Vorgänger» anregegen: Schon in den Siebzigerjahren soll es einmal einen Abrisskalender gegeben haben: «Da dieser vergriffen und unauffindbar war, habe ich nach einer eigenen Interpretation einen solchen konzipiert und umgesetzt», sagt Pregger.
Existenzen, die vom Abrissbagger bedroht sind
Die Tour d’Horizon durch die bedrohten Wohnformen soll den Blick auf urbane Probleme schärfen: «Mein Ziel ist es, mit dem Kalender eine informative Grundlage zu schaffen, um damit einen kritischen Diskurs rund um die Stadtentwicklungspolitik anzustossen», sagt Joël Pregger. Wer entscheidet über künftige entwicklungsrelevante Fragen in den Quartieren? Fragen dieser Art interessierten den Macher des Kalenders.
«Einzelne Schicksale werden oft isoliert und vom Abrissbagger zermalmt», findet Pregger. Daher werden zum Teil auch die Gesichter hinter den Fassaden vorgestellt – zum Beispiel der vom Weihnachtsmarkt und der Fasnacht her bekannte «Schoggi-Peter», ein Bewohner der Burgweg-Liegenschaft. «Die Existenz der betroffenen Menschen ist entweder durch ein Abrissvorhaben, spekulativen Verkauf, bürokratische Hürden oder eine umfassende Renovation bedroht», erklärt Pregger.
Unter dem Druck einer «Verwertungslogik»
Der Kalender nimmt somit das in den letzten Jahren gestiegene Interesse an der urbanen Entwicklung auf. In den Augen des Kalendermachers stehen die Städte vermehrt in einer Art Standortmarketingwettbewerb: «Es herrscht ein Anlagedruck, der selbst das Wohnen immer stärker in eine Verwertungslogik zwingt», kritisiert er.
Daher kann er mit der Aussage von Stadtentwickler Thomas Kessler, dass Basel «keine Gentrifizierungsstadt» sei, nicht viel anfangen: «Wenn wir uns mit anderen Städten vergleichen, fällt es uns leicht, einzelne Schicksale zu relativieren und vergessen zu lassen», sagt Pregger. In seinen Augen ist der Abrisskalender ein Versuch, die Situation und Hintergründe der betroffenen Lebens- und Wohnprojekte zu porträtieren. So sollen die facettenreichen Gesichter der Häuser und Menschen hinter dem diffusen und oft benutzen Wort «Verdrängung» zum Vorschein kommen.
Eine Exkursion durch ein anderes Basel
Das Resultat ist sowohl informativ wie auch sehenswert: Die Fotos gewähren Einblicke in versteckte heimelige Hinterhöfe und ins Innere der besagten Gebäude. Zudem wird viel Textmaterial zu den Hintergründen dieser Orte präsentiert. Die hohe Dichte an Informationen auf jeweils beiden Seiten eines jeden Blatts geht aber auf Kosten der Übersichtlichkeit: Der Kalender ist nicht etwas, das von Weitem betrachtet, sondern zur Hand genommen und genauer beäugt werden muss. Somit ist es eigentlich eher ein kleiner Katalog, der zum Schmökern einlädt. Ein paar wenige Aussagen sind zudem etwas holzschnittartig verfasst – so etwa die etwas schwer verständliche Textpassage über die letzten Bewohner der «Villa Carmen».
Abgesehen von solchen Details füllt der Kalender aber eine wichtige Lücke: Er ermöglicht eine Art geführte Reise durch ein anderes Basel, eine Exkursion zu den bedrohten Wohnformen in der Stadt. Schon im Prolog wird das deutlich: «Häuser sind Hüllen, die uns Menschen einen Rückzugsort aus dem hastigen Alltag gewähren. Wenn sie abgerissen werden, fällt zwar die Maske, unsere zornigen Gesichter aber bleiben.» Die Idee, dass manche Häuser eben mehr sind als nur beliebig ersetzbare leblose Masse, zieht sich als roter Faden durch das kleine Basler Abriss-Kaleidoskop.
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Der «Basler Abrisskalender 2016» kann zum Preis von 20 Franken beim Druckkollektiv Phönix an der Offenburgerstrasse 56 bezogen oder mit 5 Franken Versandkosten per E-Mail (abrisskalender@gmail.com) bestellt werden.
85 Jahre Stadtentwicklung in Basel
Abriss der Wasserstrasse 21-39 erfolgreich verhindert
gefunden auf wasserstrasse.ch:
Die Häuser an der Wasserstrasse 21–39 gehen auf den 1.1.2016 im Baurecht an die Wohngnosseschaft Gnischter über. Die Verträge wurden am 18.11.2015 unterschrieben. Damit sind 49 1–4 Zimmer-Wohnungen vor dem Abbruch gerettet und können zu günstigen Mietzinsen den BewohnerInnen zur Verfügung gestellt werden. Diese werden als GenossenschafterInnen die Häuser in weitgehender Selbstverwaltung renovieren und bewohnen.
Die Häuser an der Wasserstrasse 21 – 39 gehören zu den letzten nicht sanierten Wohnhäusern im hinteren St. Johann. In der Nische hinter dem Kraftwerk der IWB, an der Sackgasse, die auf den Pausenplatz des Voltaschulhauses führt, haben sie die zahlreichen Neuerungen und Baustellen im Quartier bisher überstanden und bieten vielen Bewohnern ein bezahlbares und angenehmes Zuhause.
Gebaut wurden sie zu Beginn des letzten Jahrhunderts von privater Hand. Später kamen die Häuser in den Besitz der IWB. Vor zehn Jahren wurden sie von der ZLV (Zentrale Liegenschaftsverwaltung) übernommen – der heutigen Immobilien Basel Stadt. Heute erscheinen die Häuser wie ein Überbleibsel aus einer anderen Zeit. Vielleicht gerade deswegen sind sie vom Pausenplatz des Voltaschulhauses aus betrachtet ein echtes Bijou. Noch immer erfreuen sich die BewohnerInnen an den schönen Treppenhäusern und den Parkettböden, an der schlichten und doch liebevollen Innengestaltung der Häuser. Vor 100 Jahren wurde ein Wert geschaffen, der bis heute nützlich und schön ist.
siehe auch Tageswoche:
Wasserstrassen-Häuser sind gerettet und werden zur Genossenschaft
Seit fast fünf Jahren kämpft ein Verein für die Erhaltung der Häuser an der Wasserstrasse im St. Johann. Am Mittwoch wurde ein Baurechtsvertrag unterschrieben, gemäss dem die Häuserzeile im Januar an die Wohngenossenschaft Gnischter übergeht.
Das Bangen um die lange Zeit umkämpfte Häuserzeile an der Wasserstrasse hat wohl ein Ende: Die Erhaltung der mittlerweile stadtbekannten Gebäude im St. Johann-Quartier ist unter Dach und Fach. Die Häuser gehen am 1. Januar 2016 im Baurecht an die Wohngenossenschaft Gnischter über. Die entsprechenden Verträge wurden am Mittwoch unterschrieben. Demnächst werden sie noch vom Regierungsrat abgesegnet werden müssen.
Somit sind 42 Wohnungen vor dem Abbruch gerettet. Der Baurechtsvertrag umfasst die Häuser 21–37. Ungewiss ist aber noch immer die längerfristige Zukunft des Eckhauses Nummer 39: Dafür wurde lediglich ein Vertrag über fünf Jahre vereinbart, da der definitive Entscheid über die Erweiterung des Volta-Schulhauses noch nicht gefallen ist. Der Bebauungsplan Volta Ost sieht nämlich diese Ecke als mögliche Reserve für die Erweiterung des Pausenplatzes und einen Durchgang zur Voltastrasse vor.
Das Haus Nummer 39 hat aber gute Karten: «Momentan steht das Lysbüchel-Areal als Standort für ein neues Schulhaus im Vordergrund», sagt Daniel Gelzer, Verantwortlicher für die Integration der Wasserstrassen-Häuser bei der Wohngenossenschaft Gnischter. Wahrscheinlich werde der Platz also nicht mehr gebraucht. Gelzer ist daher zuversichtlich: «Wir hoffen sehr, dass auch dieses Haus in fünf Jahren mittels ordentlichen Baurechtsvertrags an die Genossenschaft übergeht».
Tiefe Mietpreise trotz geplanten Sanierungen
Bei der Noch-Eigentümerin Immobilien Basel-Stadt ist die Mietsituation etwas unübersichtlich: Nach Aussagen von Daniel Gelzer sind einige Wohnungen untervermietet von Leuten, die vor Jahren ausgezogen sind. Die Namen sind bekannt, doch neu sollen alle dort tatsächlich Wohnenden und Mieter angemeldet sein. Ebenfalls sollten sie künftig einen Anteilschein erwerben. Gleichzeitig bestimmen aber die Bewohner über den Ausbau und die Renovationen. Demnächst werden die Dächer und Fenster sowie die elektrischen Installationen saniert.
Daniel Gelzer versichert aber, dass die Genossenschaft die Mietpreise trotz dieser Renovationsarbeiten tief halten wird: Eine Zweizimmerwohnung kostet rund 500 Franken pro Monat. Es handelt sich dabei um Wohnungen ohne Zentralheizung und mit Gemeinschaftsbad.
Langes Warten auf den Baurechtsvertrag
Mit den neuen Baurechtsverträgen geht nun ein mehrjähriges Warten dem Ende entgegen. Der Verein Wasserstrasse kämpft seit fast fünf Jahren für die Erhaltung der Häuser und hatte in der Wohngenossenschaft Gnischter eine Partnerin gefunden, die im Herbst 2011 in Verhandlungen mit Immobilien Basel-Stadt eintrat. Diese war schon damals bereit, eine Absichtserklärung zur Übergabe der Häuser im Baurecht an eine bestehende Genossenschaft zu unterzeichnen.
Eigentlich hatten die Beteiligten also gehofft, diese Verträge bereits zwei Jahre früher abzuschliessen. Das Ganze zog sich aber in die Länge, da das Schicksal der Häuserzeile eng mit der Planung des ganzen Stadtteils verknüpft war: Die Erweiterung des Schulhauses, die Weiterentwicklung des IWB-Fernheizkraftwerkes Volta und die Zukunft des dortigen Öllagers erforderten Abklärungen. Diese Entscheide gipfelten im Bebauungsplan Volta Ost, der im März 2015 vom Grossen Rat verabschiedet wurde. Dieser ebnete schliesslich den Weg für die Ausarbeitung der Baurechtsverträge, die schliesslich am 18. November unterzeichnet werden konnten.
St. Johann stays dräggig!
„Netzwerk Wohnungsnot“ unterstützt Steinengraben
via Tageswoche:
Die Mieter am Steinengraben erhalten Unterstützung
Mehrere Organisationen und Parteien üben Kritik an Helvetia. Als «Netzwerk Wohnungsnot» appellieren sie an die Eigentümerin der alten Häuser am Steinengraben, ihre Neubaupläne zu überdenken.
Geht es nach den Plänen der Eigentümerin Helvetia Versicherungen, weicht die alte Häuserzeile am Steinengraben bald einem Neubauprojekt. Während eine Einsprache der Mieter noch hängig ist, haben sich inzwischen mehrere Organisationen in die Debatte eingeschaltet. Dazu wurde vor wenigen Tagen ein offener Brief verfasst. Zu den Unterzeichnenden gehören der Verein für Gassenarbeit Schwarzer Peter, die Heilsarmee Basel, die BastA!, die IG Wohnen, die Genossenschaft Mietshäuser Syndikat, die Jugendberatung der JuAr sowie die Caritas.
Die Verfasser stellen die bedrohten Steinengraben-Häuser in einen grösseren Kontext und weisen auf die Schwierigkeiten hin, bezahlbaren Wohnraum in Basel zu finden. Davon seien nicht mehr «ausschliesslich sogenannte Randständige, sondern immer mehr auch Menschen aus dem Mittelstand» betroffen. Daher appellieren die Organisationen an die Helvetia Versicherungen, einen «Beitrag zur Linderung der akuten Wohnungsnot in Basel zu leisten». Dass günstiger Wohnraum durch einen Bürokomplex ersetzt werden soll, ist in ihren Augen nicht nachvollziehbar.
«Mangel an günstigem Wohnraum»
Die Situation in Basel bezeichnen sie als alarmierend: «Beim Verein für Gassenarbeit Schwarzer Peter sind rund 350 Personen ohne festen Wohnsitz gemeldet», heisst es etwa im offenen Brief an die Helvetia. Dabei sei es selten möglich, für diese Leute geeignete Wohnungen zu finden. Betroffen sind laut Angaben der unterzeichnenden Organisationen vor allem Jugendliche, Betagte, Alleinstehende, Familien mit Kindern und Alleinerziehende.
Sie fordern daher Helvetia auf, ihren Entscheid zu überdenken und zusammen mit den Bewohnern nach Alternativen zum Abriss zu suchen. «An Büroräumlichkeiten herrscht in Basel kein Mangel, sehr wohl aber an günstigem Wohnraum», heisst es weiter im Brief.
Das «Netzwerk Wohnungsnot», welches hinter diesem offenen Brief steht, versteht sich als loser und informeller Zusammenschluss sozialer Einrichtungen. Es wurde vor gut einem Jahr ins Leben gerufen, als die «Petition für Massnahmen gegen die Wohnungsnot» lanciert wurde. Etwa 20 Organisationen arbeiten weiterhin an diesem Thema.
Warten auf den Kanton und Helvetia
Die Verfasser halten fest, dass sie gerne mit der Eigentümerin der Liegenschaft das Gespräch suchen wollen. «Momentan möchten wir abwarten, ob und wie sich Helvetia meldet», sagt Michel Steiner vom Verein für Gassenarbeit Schwarzer Peter. Die Versicherung habe ein Exemplar des Schreibens per Post zugesandt bekommen. Zudem müsse noch überprüft werden, ob der Entscheid dem Wohnraumförderungsgesetz widerspricht. «Ich hoffe, dass der Kanton seine Hausaufgaben macht», sagt Steiner.
Die angesprochene Eigentümerin der Liegenschaft sieht im Augenblick von einer Antwort auf den Appell ab: «Wir können keine Stellung nehmen, da wir den Brief noch nicht erhalten haben», sagt Helvetia-Sprecher Hansjörg Ryser.
#SteiniBleibt: Drohender Abriss am Steinengraben
2011 wurden die Häuser am Steinengraben 32 und 34 von mehreren Dutzend Personen besetzt, am selben Tag jedoch wieder geräumt. Seither hat sich einiges getan: Durch den Druck der Besetzung wurden die beiden Häuser wieder (günstig) von der National Versicherung vermietet. Ein paar Jahre ging das gut, jetzt macht die National ernst und plant, die (mittlerweile drei) Häuser plattmachen, um einen neuen Büroklotz zu bauen.
Ein Teil der Bewohnerschaft wehrt sich dagegen schon seit längerem und wendet sich jetzt mit einer Homepage an die Öffentlichkeit.
Weitere Infos unter steinengraben.ch.
Zum aktuellen Stand (von der Homepage kopiert):
Die am 20. Oktober 2015 vollzogene Übernahme der National Suisse durch die Helvetia ist nun Tatsache. An der Situation der fünf bedrohten Wohnhäuser hat sich jedoch nicht viel geändert. Aufgrund diverser Einsprachen von verschiedensten Parteien (Bewohner, Nachbarn, umliegende Geschäfte, Mieterinnen- und Mieter Verband etc.) hat die Helvetia ihr Bauvorhaben vor dem bevorstehenden Bewilligungsmarathon zurückgezogen, angepasst und am 15.7.15 erneut publiziert. Mit der minimalsten Abänderung des Projekts wurden gleichzeitig auch alle bereits erwähnten Einsprachen für nichtig erklärt. Trotz der kurzen Reaktionszeit, von einer Frist für erneute Einsprachen bis zum 14.8.15, wurden wieder von diversen Leuten Einsprachen eingereicht.
Der Wohnraum am Steinengraben ist leider immer noch akut vom Abriss bedroht. Die Bewohner_innen und der Mieterinnen- und Mieter Verband Basel appellieren an die Bevölkerung und die Regierung der Stadt-Basel, sich für den Erhalt des betroffenen Wohnraumes stark zu machen. Wichtig für das Verständnis dieser Kampagne ist, dass es den Bewohnenden und den engagierten Organisationen, welche für den Erhalt der Häuser kämpfen, keinesfalls um einen persönlichen Vorteil geht. Das Ziel ist, dass diese Häuser, der Wohnraum und der historische Wert der Bevölkerung und der Stadt auch zukünftig erhalten bleiben.
Ein offener Dialog und konstruktive Vorschläge, welche die verschiedensten Interessensgruppen einander näher bringen und schliesslich zu einer gemeinsamen Lösung führen sind unumgänglich. Wir bitten sie darum, die Petition für die Erhaltung des Wohnraumes am Steinengraben zu unterzeichnen und uns wenn möglich Vorschläge, Kontakte, ihre Interessen und Meinungen mittzuteilen.
Ein offenes Ohr ist garantiert! steinengraben@gmail.com
Mit bestem Dank und auf eine lebendige Zukunft
Wasserschaden gegen Verdrängung
gefunden auf indymedia:
In der Nacht vom 06. auf den 07. November haben wir mit grosser Freude das sich im Umbau befindende Haus an der Landskronstrasse 42 in Basel mit Wasser geflutet.
Die ehemaligen Mietwohnungen werden zur Zeit totalsaniert und künftig als Eigentumswohnungen teuer verkauft. Die alten MieterInnen mussten alle ausziehen. Das Haus ist darum ein typisches Beispiel für die Aufwertung und Verdrängung, die im St.Johann seit Jahren voranschreitet.
Mit unserer Sabotage wenden wir uns insbesondee an alle ArchitektInnen, StadtentwicklerInnen und InvestorInnen, die an Aufwertungsprozessen beteiligt sind. Mit euren Neubauten und Luxussanierungen verdrängt und vertreibt ihr alle, die sich euren aufgezwungenen Standart nicht leisten können oder wollen.
Es ist kein neues Phänomen, die Armen immer weiter aus der Stadt zu verdrängen, ihnen das Leben schwer zu machen. Die herrschende Klasse baute schon immer gerne ihre Lofts und „reinigte“ die Strassen vom unerwünschten „Pöbel“, der nicht in ihre Welt passt. Zuerst sollen wir für euren Reichtum arbeiten, mit unserem bescheidenem Lohn eure Luxuswohnungen und Häuser, eure Bonzenautos und eure dekadenten Ferien zahlen. Dann werden wir aus der Stadt verdrängt und müssen längere Arbeitszeiten in Kauf nehmen und euch unsere Zeit schenken. Oder wir arbeiten mehr, um uns einen Standart leisten zu können, den wir nie wollten.
Während im St.Johann Novartis + Co ihre internationale Elite einquartiert und die mit sich selbst beschäftigten Yuppies sich einrichten, verschwindet zunehmend zahlbarer Wohnraum. Die schmucken Kaffees, Bars und Designerboutiquen nehmen uns den Platz zum Leben.
In den Nächten werden wir auch künftig umherstrolchen, eure Verdrängungsprojekte besuchen. Unser Schlaf ist dann umso süsser, jener der Verantwortlichen hoffentlich umso schlechter.
Wir rufen alle, die von diesen Entwicklungen betroffen sind, dazu auf, unserem Beispiel zu folgen und den Preis für solche Bauprojekte in die Höhe zu treiben. Speziell rufen wir Bauarbeiter und Handwerker auf, sich an der Sabotage von Aufwertung, Luxussanierung und Neubauten zu beteiligen. Ihr wisst am Besten, wie man Baustellen sabotiert und die Kosten ins Absurde treibt.Auf dass auch euer Schlaf dann süsser wird!
In Solidarität mit allen von Verdrängung und Vertreibung betroffenen, sei es aus der Stadt, oder aufgrund vom falschen Pass aus dem Land.