Archiv der Kategorie: Häuserkämpfe

Zur geforderten Räumung der Ziegelstrasse 8 in Basel

Einmal mehr erfahren wir davon, dass eine intakte Liegenschaft abgerissen und neu überbaut werden soll. Den bisherigen Bewohnerinnen und Bewohner wird gekündigt und per Einschreiben mitgeteilt, ihre Wohnungen bis am 15. Juni geräumt zu haben. Doch die Bewohnerinnen und Bewohner haben beschlossen, zu bleiben!

Die Liegenschaft ist im Besitz der Frutiger AG mit Sitz in Thun. Projektiert sind an der Stelle der jetzigen Liegenschaft „ca. 30 attraktive Wohnungen im Minergie-Standard“. Von einem Abriss betroffen wären demnach auch zwei weitere Liegenschaften an der Markircherstrasse.
Die neuen Wohnungen werden kaum bezahlbar sein für die jetzigen Mieter_innen. Auch diese neue Überbauung wird Wohnraum für reiche Leute schaffen. Dies auf Kosten von Leuten mit geringem Einkommen! Wie in den Zeitungen zu lesen war, geschieht momentan Ähnliches an der Wittlingerstrasse 130 im Hirzbrunnen-Quartier. Auch dort überlegen sich die Mieterinnen und Mieter, wie sie darauf reagieren können. Jedenfalls scheint es so, dass auch sie nicht gehen wollen.

Wir sind weder überrascht noch erstaunt über dieses Vorhaben, wir kennen dies nur zu gut. Doch wir sind wütend und nicht mehr bereit das Verschwinden von günstigen Mietwohnungen einfach so hinzunehmen, als gäbe es keine Alternativen. Wir fordern die Damen und Herren der Frutiger AG auf, die Räumungsaufforderung zurückzunehmen und mit den Bewohnerinnen und Bewohnern eine andere Lösung zu finden.

Grotesk ist diese Räumungsaufforderung allemal, da die Frutiger AG das Haus der Kantonspolizei „für Trainingszwecke zur Verfügung“ stellt und dies als Druckmittel einzusetzen versucht. Unsrerseits ein Grund mehr, die jetztigen Bewohnerinnen und Bewohner zu unterstützen. Die Polizei soll sich einen anderen Spielplatz suchen (beispielsweise den neuen Robi am Voltaplatz, da passen bewaffnete Uniformen sowieso viel besser rein als Kinder) – dann könnten die Bewohnerinnen und Bewohner des Hauses zumindest vorerst dort wohnen bleiben, bis eine Lösung gefunden wird!

Wir hoffen auch, dass dieses Beispiel an der Ziegelstrasse 8 andere Miterinnen und Mieter, die vor einer ähnlichen Situation stehen, inspirieren wird. Wehren wir uns zusammen gegen das verschwinden von günstigem Wohnraum.

Um unsere Unterstützung ein erstes Mal kundzutun, wird am Tag der befohlenen „Schlüsselübergabe“ zu einem Brunch an der Ziegelsstrasse 8 eingeladen.
Kommt also alle am 15. Juni um 9:30 Uhr an die Ziegelstrasse, dort können wir zusammen Kaffee trinken, Erfahrungen austauschen und gemeinsam überlegen, wie wir solchen Abrissversuchen entgegentreten wollen. Und vielleicht kennt jemand ja bereits das nächste Beispiel einer Liegenschaft, die teuren Wohnungen weichen müsste…

Rosentalhäuser erneut gefährdet

MV Basel 1891 und Anwohner/innen gemeinsam: Die Massenkündigungen müssen weg!

Nach dem Willen der „Zürich Versicherung“ wären sie längst abgerissen. Stattdessen stehen sie auch im 10. Jahr seit unserer erfolgreichen Volksabstimmung und bieten guten, bezahlbaren Wohnraum: die Rosentalhäuser hinter dem Messeturm!

Doch nun hat die „Zürich Versicherung“ zum verfemten Mittel der Massenkündigungen gegriffen und will die Anwohner/innen unterschriftlich zum Verzicht auf Rekurse bewegen. Der MV Basel 1891 ruft die direkt Betroffenen auf, keinerlei schummrige „Zürich“-Vereinbarung zu unterzeichnen.

Die Basler Wohnbevölkerung ruft er zur Solidarität auf. Und Baudirektor Hp. Wessels, der sich stets hinter der „Zürich“ versteckt hat, soll sich endlich für die „ganz normalen Bürger/innen“ in Basel einsetzen, welche auch Mieter/innen und „gute Steuerzahlende“ sind.

(via mieterverband.ch)

Rosentalhäuser droht Abriss

7. Dezember 2011: Evangelische und Christliche Volkspartei für die Beseitigung bezahlbarer Familienwohnungen!

Bürgerliche Grossräte bringen die Rosentalhäuser erneut in Gefahr! Trotz vehementer Gegenwehr von MV BS-Geschäftsleiterin Patrizia Bernasconi (BastA!/Grünes Bündnis) sowie Dr. Jürg Meyer (SP) wurden die Sondervorschriften zugunsten des Spekulationsprojekts der Zürich-Versicherung mehrheitlich gutgeheissen. Doch noch stehen die Rosentalhäuser auch im zehnten Jahr seit der erfolgreichen MV-Abstimmung!

(via mieterverband.ch)

Jusqu‘ici tout va bien… „Reclaim The Streets“

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In der Nacht auf Sonntag, kurz nach Mitternacht, fand in Basel eine spontane Strassenparty (“Reclaim the Streets”) mit über 100 Menschen statt. Vom Kleinbasel ging es mit guter Musik, toller Stimmung und sporadischer Pyrotechnik über die Dreirosenbrücke, den Voltaplatz und schliesslich durch neblige Strassen zur Villa Rosenau, wo noch bis in die Morgenstunden gefeiert wurde.

Der Umzug war spontan organisiert worden, unter anderem als Reaktion auf die üble Hetzkampagne der jüngsten Vergangenheit von Seiten der BaZ und von TeleBasel, die auf eine Diskreditierung der seit 2004 bestehenden Villa Rosenau abzielt.

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Die völlig kommerzialisierte und durchgestylte Ausgeh-Kultur, die polizeiliche Kontrolle des öffentlichen Raums, die “Aufwertung” ganzer Quartiere zum Nachteil ärmerer Bevölkerungsschichten – dies sind nur einige der Themen, gegen die momentan mit den unterschiedlichsten Aktionsformen protestiert und Widerstand geleistet wird.

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Der Versuch der Medien (und auch der Politik), die Ereignisse der letzten Jahre entweder “den Guten” oder “den Bösen” in die Schuhe zu schieben, wird nicht funktionieren: Eine solche Trennung gibt es nicht. So können auch die BewohnerInnen und BesucherInnen der kulturellen Anlässe der Villa Rosenau nicht als kriminelle AussenseiterInnen gebrandmarkt werden; Die Medien verweigern sich der Einsicht, dass hier nicht nur irgendwelche “linksextremistischen” Randgruppen verkehren, sondern Junge und Jugendliche mit den unterschiedlichsten Hintergründen.

Auch wenn wir nicht in der Villa wohnen, sondern zu jenen Hunderten von jungen Menschen gehören, die mehr oder weniger oft die Villa besuchen, müssen wir eines klarstellen: Wir sind alle Villa Rosenau!
Wir mögen dieses Haus mit seinen Konzerten, Discos und Electro-Parties. Es ist ein fester Bestandteil unserer Stadt. Dies umso mehr, wenn wir uns in Erinnerung rufen, dass seit September 2004 jede Besetzung innert weniger Stunden geräumt wurde.

Die Villa muss bleiben, daran ändern auch ein paar schlecht recherchierte Hetzartikel nichts.

Räumung an der Wasserstrasse 31

Räumung Wasserstrasse 31

Mittwoch Morgen früh um ca. 5.00 Uhr wurde die Wohnung an der Wasserstrasse 31 geräumt. Die Polizei kam mit einem grotesken Aufgebot: Um die zehn Polizeiwagen fuhren an mit ca. 40 PolizistInnen in Vollmontur, welche die ganze Strasse absperrten und ins Haus eindrangen. Die Wohnungstür wurde aufgebrochen und 15 PolizistInnen durchsuchten die Wohnung. Dabei wurden zwei Personen festgenommen.
Wir halten daran fest, dass die für die Räumung angegebenen Gründe scheinheilig sind. Die Wohnungen an der Wasserstrasse standen leer, bis der Immobilien Basel klar wurde, dass hier Leute ein nachhaltiges Interesse an diesen Häusern haben. Daraufhin wurden die Wohnungen plötzlich aufgrund eines „akuten Bedarfs“ von der Sozialhilfe beansprucht. Wir wollen bedürftigen Menschen keinesfalls das Recht auf eine Wohnung absprechen. Gleichzeitig ist es für uns aber offensichtlich, dass hier eine Instrumentalisierung der Sozialhilfe vorliegt, mit der die Stadt ihre Interessen in der Wasserstrasse durchsetzen will.
Wir bedauern, dass die Immobilien Basel auf unsere Kommunikationsversuche nicht reagiert hat.

WG 31, auf Wohnungssuche

Wohnung an der Wasserstrasse 31 besetzt – Räumung angedroht

 

thumb-82176Letzten Dienstag am 7. Juni ist an der Wasserstrasse 31 eine leere Wohnung besetzt worden. Die Häuser in der Wasserstrasse gehören der Stadt und werden von Immobasel verwaltet. Wir fordern von den Eigentümern nichts Unmögliches, bloss einen Miet- oder Zwischennutzungsvertrag bis zum Abriss der Häuser oder zur Übergabe an eine Genossenschaft.

Wir sind nicht bereit, die teuren Mieten der Wohnungen auf dem Markt in Basel zu bezahlen. Wir wollen in diesen Häusern mit einem tiefen Standard und bezahlbaren Mieten leben. Überall sonst wird billiger Wohnraum zerstört, abgerissen und überbaut. Hier ist er noch vorhanden und soll erhalten bleiben. Insofern stehen wir hinter dem Versuch des Vereins Wasserstrasse, der sich für den Erhalt der Häuser auf legalem Weg einsetzt.

Üblicherweise werden leer werdende Wohnungen in der Wasserstrasse der Sozialhilfe abgegeben. Wir wehren uns gegen diese Taktik der Stadt, die Sozialhilfe zu intrumentalisieren, um den Widerstand gegen den Abriss der Häuser zu schwächen.

Ein Gespräch mit Herr Kressler und Frau Neidhart von Immobasel hat gezeigt, dass wir mit keinerlei Entgegenkommen von Seiten der Eigentümer rechnen können. Stattdessen haben die Besetzer_innen von der Stadt ein Ultimatum erhalten – Bis Sonntag, 19. Juni um 24 Uhr muss die Wohnung verlassen werden. Nicht ohne Grund ist der Räumungstermin exakt nach dem Quartierspaziergang angesagt worden.

Wir werden die Wohnung nicht freiwillig verlassen. Haltet Augen und Ohren offen!

Die Bewohner_innen der WG31
wg31@hotmail.ch

Wasserstrasse bleibt!

Es war einmal im St. Johann…
Aufwertung und Verdrängung

Eine Häuserzeile wird abgerissen, eine Strasse wird privatisiert, das Nachbarhaus wird entmietet, bezahlbare Wohnungen sind kaum mehr zu finden, und immer mehr Bekannte, die hier lebten, wohnen und bewegen sich inzwischen woanders. Was auf den ersten Blick wie eine zufällige Anhäufung von unangenehmen Ereignissen aussieht, hängt beim genaueren Hinsehen aufs Engste miteinander zusammen. All dies ist Teil einer von der Stadtplanung gewollten und koordinierten Aufwertung. Einer Aufwertung, die fast vollständig an den direkt Betroffenen vorbei durchgesetzt wird.
Der Plan der Stadt, 5000 neue Wohnungen für die sogenannten „guten Steuerzahler“ entstehen zu lassen, ist das Eine. Dass diese Neubauten hier fast ausschliesslich auf den Trümmern von günstigem Wohn- und Gewerberaum entstehen, das Andere. Ein Blick nach Zürich lässt erahnen, in welche Richtung sich auch Basel entwickelt: in der Stadt zu wohnen wird mehr und mehr zum Privileg, die letzten Sümpfe einer gewachsenen – und nicht von oben verordneten – sozialen Durchmischung werden trockengelegt.

Die Häuser an der Wasserstrasse

An der Wasserstrasse 21-39 steht eine vollständig erhaltene Häuserzeile, gebaut anfangs des letzten Jahrhunderts, die sich im Besitz der Immobilien Basel-Stadt befindet. Nun sollen auch sie der Aufwertung zum Opfer fallen. Die Stadt plant diese ab Mitte 2012 abzureissen. 52 Wohnungen, die günstigen Wohnraum bieten, würden auf einen Schlag verschwinden. Dagegen regt sich Widerstand: Bewohner_innen organisieren sich, um den Abriss zu verhindern und die Häuser genossenschaftlich zu übernehmen.

Der Konflikt um die Wasserstrasse könnte zu einer allgemeineren Aus- einandersetzung über die Quartierentwicklung beitragen und, im besten Fall, Betroffeneder Aufwertung zusammenbringen, um gemeinsam neue Wege zu gehen.

Eine andere Stadt

Architektur und Stadtplanung sind oft unterschätzte, aber umso wirkungsvollere Mittel zur Durchsetzung von Machtverhältnissen. Verdrängung und gezielte Veränderung der Bevölkerungsstruktur sind dabei nur der augenfälligste Aspekt. Aber auch die Stimmung, die über einer Strasse liegt, wird aufs heftigste von der Planung beeinflusst. Wo die Aufwertungsakteur_innen ihren Machtanspruch in Stahl, Glas und Beton verewigen, wirken die Menschen ganz klein daneben. Eine von Architekt_innen und sogenannten Stadtentwickler_innen durchgeplante Stadt verengt den Handlungsspielraum der direkt Betroffenen und macht sie letztendlich zu Fremden in ihrem eigenen Umfeld, zu Statisten in einem von oben inszenierten Drehbuch.
Gerade weil die gegenwärtigen Macht- und Besitzverhältnisse eine selbstbestimmte und kreative Aneignung der Stadt als realitätsfremde Spinnerei erscheinen lassen, ist es wichtig, ab und zu Funken einer anderen Wirklichkeit aufblitzen zu lassen: der Verwertungsmaschinerie von Stadtverwaltung und Investor_innen unsere Vorstellung von Stadt entgegenstellen. Eine Stadt, die für alle, auch die weniger gut betuchten, Platz bietet. Eine Stadt, die von Hunderten von Nachbarschaftsnetzen kleinräumig gestaltet wird. Eine Stadt, die Unerwartetes ermöglicht, die tausend verschiedene Stimmungen enthält, die uns unternehmungslustig macht. Wir als Bewohner_innen können die Bestimmtheit und Sterilität durchbrechen, durch Zweckentfremdung, Umnutzung, Umgestaltung der bereits bestehenden städtischen Landschaft neues Leben einhauchen. Auf dem Weg dorthin gibt es keinen Masterplan, kein einheitliches Vorgehen. Die Wiederaneignung der Stadt ist ein unkontrollierter Prozess der Vielheit.

Kein Abriss an der Wasserstrasse 21-39!

Kein Bedürfnis für 46-Meter-Büro-Wohn-Komplex

Mit einer Einsprache wehren sich langjährige Mietparteien der Rosentalhäuser gegen den neuerlichen Versuch der «Zurich» und der Basler
Baubehörden, mittels Zonen- und Nutzungsplanänderung Zugriff auf die guten und günstigen Wohnhäuser zu erhalten.

Der MV Basel hat im Namen von langjährigen Mieter/innen eine 9-seitige formelle Einsprache eingereicht sowie in eigenem Namen eine gleich lautende, weniger verbindliche «Stellungnahme». Gerügt wird in erster Linie das «liebedienerische Werk der Baubehörden gegenüber einem Milliardenunternjehmen wie der ‚Zurich’». Übergeordnete Aspekte einer ausgewogenen Raumordnung und Stadtentwicklung würden dabei nicht angemessen berücksichtigt, und der neu geplante 46-Meter-Büro-Wohn-Komplex entspreche keinerlei
städtischem Bedürfnis.

Auf 344 Prozent gesteigerte Büro-Leerstände
Bereits heute stehen im Stadtkanton über 80’000 Quadratmeter Bürofläche leer, so die amtlichen Statistiken. Dies entspricht einer Steigerung auf 344 Prozent, verglichen mit jenem Zeitpunkt, in dem die «Zurich» ihr erstes Projekt zur Beseitigung der guten und günstigen
Rosental-Wohnhäuser lanciert hatte. Auch das Bedürfnis nach teurem Wohnraum ist nicht ausgewiesen. Daneben gibt es eine Reihe weiterer Gründe, warum die «Zurich»-Gesamtplanung unerwünscht, unrechtmässig und teils willkürlich ist.

Taschenspielertricks um Grünzonen, Parkplätze und «Wohnen für alle»
Die «Zurich»-Gesamtplanung würde preisgünstigen Familienwohnraum unwiderbringlich vernichten; dies, obwohl das Gesetz nur gleichwertigen Ersatz erlauben würde, nicht aber Luxuswohnraum. Ferner zaubern die Baubehörden per Taschenspielertrick zusätzlich «Grünzone» hervor, während sie in Wirklichkeit Grünflächen überbauen und somit vernichten wollen. Schliesslich soll die «Zurich» eine Ausnahmebewilligung erhalten nicht nur für 46 Meter Turm-Höhe, sondern auch für unbeschränkte Erd-Grabungstiefe bis hin zu den «geologischen» Grenzen und dem Grundwasser.

thumb-detailVöllig missglückte Planung
Schliesslich fehlen im behördlichen Planungsbericht jegliche Hinweise auf die rechtlich bindenden Einschränkungen der Parkplatzverordnung, ebenso Hinweise auf die anfangs Monat vom Kantonspräsidenten als neu präsentierten Ziele der Wohnraumförderung «für sämtliche
Bedürfnisse» sowie Hinweise auf Entschädigungspflichten für benachbarte Hausbesitzer/innen, denen der Schattenwurf des neu geplanten Hochhauses zugemutet würde. Insgesamt eine missglückte Planung, die spätestens vom Grossen Rat oder dann in einer Referendumsabstimmung durch die Basler Bevölkerung beseitigt werden sollte, damit die Rosentalhäuser endlich definitiv geschützt wären.