Farbe gegen Stadtentwicklung

mit der Bitte um Veröffentlichung erhalten:

Farbe gegen Stadtentwicklung

Einmal gegen den Neubau am Bläsiring 124 (Buchner Bründler Architekten, Basel), der 2012 fertiggestellt wurde und einen Albau, sowie dessen Bewohner_innen verdrängte. Der Altbau wurde kurz vor dem Abriss kurzzeitig besetzt, bevor es dem Betonguss Platz machen musste. Seit einigen Wochen ist das Gebäude schon mit Farbe befleckt; Grund genug also, dies hier zu publizieren.
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Ein ander Mal gegen den Janus Bau beim Voltaplatz (Architekturbüro Christ & Gantenbein, Basel), der mit der Enwicklung Volta Ost gebaut wurde. Bereits 2011 während der Besetzung der Voltamatte wurden bei diesem Bau mehrere Scheiben kaputtgeschlagen. Auch hier Grund genug, diesen kleinen Farbangriff zu dokumentieren.

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Mit Farbe und allem was uns zur Verfügung steht gegen die fortwährende Umstrukturierung dieser Stadt!

Das grosse Wasserstrassenfest 2015

via Tageswoche:

St. Johann: Wasserstrasse und «Schanze» luden zum Feiern ein

Die alte Häuserzeile beim Voltaschulhaus blühte am Samstag auf: Mit Partys in den Kellern, Filmvorführungen und Imbiss-Ständen standen die Gebäude für einmal allen Interessierten offen. Veganer Döner, Holzofen-Pizza und Hip-Hop-Konzerte gehörten genau so dazu wie eine Tombola-Preisverleihung mit einem Augenzwinkern: «Du hast eine Woche Ferien an der Wasserstrasse gewonnen – dazu erhältst du schon mal eine Luftmatratze», sagte die Moderatorin zum Gewinner.

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Trotz Rettung der Häuserzeile gibt’s noch offene Fragen

Bekanntlich sind die Gebäude an der Wasserstrasse 21–37 – ein paar der wenigen nicht sanierten Arbeiterhäuser des Quartiers – nicht mehr vom Abbruch bedroht. Über dem Eckhaus gegenüber der Schule hängt aber noch immer das Damoklesschwert: Ob Nummer 39 verschont wird, bleibt ungewiss. Der Grosse Rat beliess es im März bei einer unverbindlichen Absichtserklärung. Dennoch überwiegt der Optimismus bei manchen der rund 80 Leute, die dort wohnen: «Voraussichtlich soll die Häuserzeile anfangs Januar 2016 unter dem Dach der Genossenschaft Gnischter den Bewohnern überantwortet werden», sagt ein Bewohner. Daher hat das Fest am Samstag auch seinen bestimmten Grund: «Wir wollen den Erhalt der Häuser wie auch den Übergang zur Genossenschaft feiern.» Mit der Rettung der Bauten seien aber die Themen Quartierentwicklung und günstiger Wohnraum noch lange nicht vom Tisch: «Wir wollen bei der Stadt keineswegs den Eindruck erwecken, dass damit das Problem gelöst sei.»

Das Thema Stadtaufwertung war daher omnipräsent am Fest. So erzählte ein Beteiligter über ein selbstverwaltetes Quartier in Uruguay. Zudem wurde der Film «Verdrängung hat viele Gesichter» über die Gentrifizierung in Berlin gezeigt. Dazu wurde die Kiezaktivistin Samira van Zeer zu einer Diskussionsrunde eingeladen.

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Tierische Wandbilder aus Spanien

Als besonderer Gast war das Projecte Úter, ein Künstlerinnenkollektiv aus Mallorca, mit von der Partie. Auf dem riesigen Bild, das sich um Themen wie Ausbeutung und Schwangerschaftsabbruch dreht, konnten viele Details entdeckt und bestaunt werden: «Alle Tiere darauf sind positiv konnotiert», erklärte einer der Künstler. «Schnecken stehen als Zwitter für die Sexualität frei von gesellschaftlichen Zwängen, die Spinnen für die Vernetzung». Genau diese Tiere wurden auf der Fassade des einen Wasserstrassenhauses verewigt: Während des Festes malte eine Künstlerin fleissig bis in die Nacht hinein an einem Wandbild.

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Nicht selten macht die mittlerweile stadtbekannte Häuserzeile den Eindruck, eine geschlossene Gesellschaft einer bestimmten Szene zu sein – daher wollte man wohl an diesem Fest mit Hausführungen etwas Gegensteuer geben. Mehrere Interessierte aus dem Quartier machten von diesem Angebot Gebrauch.

Ein Jahr Mittagstisch an der «Schanze»

Zufälligerweise war in der gleichen Woche auch an einem weiteren ungewöhnlichen Ort etwas los: Der Mittagstisch an der Schanzenstrasse 54 feierte seinen ersten – und vermutlich auch letzten – Geburtstag: Vor einem Jahr wurde das leer stehende Häuschen – eine ehemalige Imbissbude – besetzt und fürs Quartier geöffnet. Unter dem Motto «365 Tage Schanze» wurde dort eine Aktionswoche durchgeführt und zurückgeblickt. Das Ganze gipfelte am Sonntag in einem Geburtstagsbrunch.

Am Donnerstag sammelten Freiwillige Kleider und Schuhe für Flüchtlinge, um sie zur Empfangsstelle bei der Ökumenischen Seelsorge für Asylsuchende (OeSa) zu bringen. Ebenso stand ein gemeinsames «Containern» auf dem Programm: Überproduzierte und weggeworfene, aber geniessbare Lebensmittel wurden gesammelt. Diese landen einerseits auf dem Mittagstisch, andererseits auch in einem «Fair-Teiler»: Ein Kühlschrank und ein Kasten neben der Bude steht – ganz nach dem Prinzip des «Foodsharing» – allen Leuten zur Verfügung. «Das ist unabhängig vom Mittagstisch – jeder kann hier geben und nehmen», erklärte einer der Betreiber dieses Esswarentauschs. Dasselbe gilt auch für den «Bring-und-Nimm-Kasten», der gleich nebenan steht.

Baldiges Ende wegen ETH-Bau

Der Mittagstisch ist jeden Wochentag am Start – auch Uni-Dozenten, Studentinnen, Bauarbeiter und Passanten sollen bisweilen zu den Gästen gehören. Dabei gibt es keine strikte Trennung zwischen Wirten und Gästen: Jeder soll sein Geschirr abwaschen und kann auch selbst beim Kochen Hand anlegen. Die Zukunft dieser speziellen Verpflegungsstätte ist jedoch ungewiss. Ein sechsstöckiger Life-Sciences-Neubau der ETH soll bis 2020 an der Ecke Schanzen- und Klingelbergstrasse errichtet werden. Dazu werden die alten Gebäude des Frauenspitals und der Kiosk abgerissen. Wann das genau passieren wird, ist noch unklar: Immobilien Basel-Stadt hat Ende Jahr im Visier. Genaue Daten können aber noch nicht genannt werden, da dies vom Verlauf der Bauarbeiten abhänge.

Uferlos/Haafescharte: Räumung doch auf Vorrat!

via Tageswoche:

Kunstmesse Scope steht vor dem Aus in Basel

Der Zwischennutzungsverein Shift Mode hat den Vertrag mit Scope nicht verlängert. Die Kunstmesse sucht nach einem neuen Standort ausserhalb des Hafens – und schliesst auch einen Wegzug aus Basel nicht aus.

Die Situation war mühsam für alle. Auf dem Migrolareal hätte es Platz genug für viele verschiedene Zwischennutzungsprojekte, doch jedes Frühjahr wurde die Brache vom unansehnlichen Zelt der Scope in Beschlag genommen. Damit war eine vernünftige Bespielung der Fläche nicht möglich. Doch auch die Kunstmesse selbst war nicht zufrieden, war doch das Riesenzelt keine besonders attraktive Heimat für teure Kunst.

Scope hat den Mietvertrag für diesen Standort noch mit der Stadt ausgehandelt, der Zwischennutzungsverein Shift Mode hat ihn als neuer Hausherr übernommen. Doch dieser Vertrag ist jetzt ausgelaufen, erneuern wollen ihn die Zwischennutzer nicht. Damit steht die Scope zum wiederholten Male ohne Standort da.

Tom Brunner, Präsident von Shift Mode, bestätigt auf Anfrage, dass der Vertrag mit der Scope nicht verlängert wurde. «Das riesige Zelt hat das gesamte Areal und die Entwicklung blockiert. Wir konnten diese Fläche nicht weiter freihalten.» Der öffentliche Druck sei zu hoch geworden, sagt Brunner. Es sei von Anfang an klar gewesen, dass der Vertrag mit dem Zelt so nicht fortgeführt werde.

«Falls wir jedoch die Holzhallen rechtzeitig bauen können, darf die Scope jederzeit von den neuen Räumen Gebrauch machen.» Doch der Bau dieser Hallen ist höchst ungewiss, zurzeit ist dagegen immer noch ein Rekurs der Wohngenossenschaft Klybeck hängig.

Komplizierte Zusammenarbeit

Bis dahin können die Zwischennutzer von Shift Mode immerhin damit beginnen, die verschiedenen Flächen rund um den künftigen Hallen-Perimeter zu bespielen. «Nach den Initial-Projekten, die hauptsächlich aus dem Bereich Gastronomie stammen, kommen jetzt die ersten alternativen, sozio-kulturellen Projekte auf das Areal», sagt Brunner.

Vor kaum lösbaren Schwierigkeiten stehen die Betreiber der Kunstmesse Scope. Schon seit längerer Zeit sucht man nach einem Ersatzstandort. Laut Sprecher Patrick Tschan konnte bislang keiner gefunden werden. Die Zusammenarbeit mit Shiftmode sei kompliziert gewesen, so Tschan: «Unglücklich darüber, dass wir nicht mehr im Hafen sind, bin ich nicht.»

Ende September falle die Entscheidung, wie und wo es weitergeht. Auch ein Wegzug aus Basel steht laut Tschan zur Diskussion.

Stadtentwicklung im St. Johann

via Tageswoche:

Wie sich der Novartis-Campus auf das Quartier und die Mietzinsen auswirkt

Novartis-Campus, Voltabauten und Nordtangente: Das St. Johann hat in den letzten Jahren einen markanten Aufwertungsprozess durchgemacht. Wie aber hat sich dies auf die Mieten, den öffentlichen Raum und die Quartierbevölkerung ausgewirkt? Ein Blick auf die sogenannte Gentrifizierung.

Das Känguru befindet sich ständig auf Kriegsfuss mit dem Nachbarn. Dieser – ein Pinguin – lässt nämlich mit seinen extravaganten Wünschen, wie etwa einer gigantischen Klimaanlage, die Mieten in die Höhe schnellen. Das Känguru kann sich daher so manchen Seitenhieb auf den «Gentrifizierer» nicht verkneifen. Der Mitbewohner des Beuteltiers hat dazu aber seine eigene Meinung: «Letztens hatte ich den Gedanken, dass jeder, der das Wort Gentrifizierung kennt, Teil derselben ist.»

Was im «Känguru-Manifest» vom Autor und Kabarettisten Marc-Uwe Kling eifrig diskutiert wird, ist insbesondere in den Quartieren Rosental und St. Johann (und mit Blick auf die Zukunft wohl auch im Klybeck) ein Thema: Die Zuwanderung von wohlhabenderen Bevölkerungsgruppen und die anschliessenden Mietpreiserhöhungen werden von unbekannten «Kängurus» an den Hauswänden angeprangert. «Aufwertung heisst Verdrängung» und ähnliche Graffitiparolen, aber auch Wandzeitungen, Plakate und der Blog «D’Made im Daig» zeugen davon.

Auch in der von anonym herausgegebenen Schrift «Für eine offene Feindschaft mit Raubtieren», welche letztes Jahr zirkulierte, wird pointiert Stellung bezogen: «Um den Ansprüchen der Pharmabranche gerecht zu werden, tut die Stadt ihr Möglichstes, um in Firmensitznähe ein komfortables Klima für die Expats zu schaffen.» Dafür werde das St. Johann im Umfeld des Novartis-Campus kontinuierlich aufgewertet, und eine aufstrebende Mittelklasse angesiedelt: «Die Prekären wiederum treibt das Loch in der Geldbörse entweder weiter in die Armut oder in ärmere Gebiete», heisst es in dieser Broschüre.

Die Veredelung von Altbauwohnungen

Nun stellt sich aber die Frage, welche Pinguine (um bei der Figur von Marc-Uwe Kling zu bleiben) eigentlich im St. Johann am Werk sind. Mit anderen Worten: Inwiefern und durch wen lässt sich die oft kritisierte Verdrängung feststellen, und was spricht für oder gegen die Gentrifizierungsthese? Die Vorgeschichte ist bekannt: Der Bau der Nordtangente, die Errichtung des Novartis-Campus samt Kauf der Grenzstrasse nach Hüningen haben das Gründerzeitquartier grundlegend verändert. Seit 2010 markieren zudem die Neubauten Voltacenter, Volta West und Volta Mitte einen neuen Teil des Quartiers. Wie aber hat sich der Campus mit seinem Tross aus Wohnungen und Geschäften, die er mit sich brachte, auf das «alte Johann» ausgewirkt?

Zwar gehört das Santihans, zusammen mit dem grössten Teil des Kleinbasels, gemäss Statistischem Amt weiterhin zu den Gegenden Basels mit den durchschnittlich tiefsten Wohnpreisen. Erhöhungen sind feststellbar, doch im St. Johann nicht deutlicher als in vergleichbaren Quartieren wie Matthäus und Rosental. Daher lohnt es sich, die Entwicklung in den einzelnen Bezirken anzuschauen: Im Lysbüchel – also dort, wo der Campus und die Voltabauten stehen – ist das durchschnittliche Reineinkommen zwischen 2008 und 2012 um rund 11’000 Franken angestiegen. Auch bei der Steigerung des Reinvermögens um 22’000 Franken im gleichen Zeitraum hebt sich dieser Teil des St. Johanns von den Bezirken wie Kannenfeld oder Landskron ab.

Bei der Entwicklung muss zudem differenziert werden, von welchen Wohnungen überhaupt die Rede ist: Wie dem diesjährigen Mietpreisraster zu entnehmen ist, fielen für ältere, nicht renovierte Wohnungen die Quadratmeterpreise höher aus, diejenigen neuerer Bauten jedoch etwas tiefer. Wie auch die kürzlich veröffentlichte Erhebung vom Forschungsunternehmen «Fahrländer Partner Raumentwicklung» belegt, sind in mehreren Schweizer Städten wie Basel besonders die Preise in den Altbauwohnungen gestiegen.

Welche Rolle spielen die Expats?

Patrizia Bernasconi, Geschäftsleiterin des Mieterinnen- und Mieterverbands Basel, nennt Gründe dafür: «Überall dort, wo es häufig zu Mieterwechseln oder Sanierungen kommt, zeichnen sich Erhöhungen ab», sagt Bernasconi. Dabei seien Basels dynamischste Stadtteile besonders betroffen. Quartiere wie das St. Johann hätten als historische Arbeiterquartiere eine Umschichtung erfahren. Auch beobachtet sie eine Umwandlung von Mietwohnungen in Stockwerkeigentum.

Nun stellt sich die Frage, inwiefern diese Mietpreiserhöhungen in einem Zusammenhang mit dem Novartis-Campus stehen. Sind dafür – wie oft behauptet – die sogenannten Expats mitverantwortlich? Lassen sie als «Pinguine» – um auf die Figur von Marc-Uwe Kling zurückzukommen – die Mieten anwachsen? In den Augen von Patrizia Bernasconi ist dies eine verkürzte Darstellung: «Es wird oft falsch auf die Expats fokussiert.» Der Mechanismus greife ohnehin, sei es mit Expats oder mit finanzstarken Einheimischen, welche die urchigen Altbauwohnungen veredeln.

Bernasconis Anliegen ist es, viel früher anzusetzen: «Die beste Massnahme gegen Wohnungsnot ist, dass die Leute ihre Wohnung gar nicht erst verlieren.» Dabei weist sie etwa auf Massenkündigungen bei finanziell weniger gut gebetteten Leuten hin, wie sie etwa letztes Jahr an der Elsässerstrasse 107 geschahen.

Mietpreiserhöhung um stolze tausend Franken

Obschon sich die Leerstandsquote in Basel wieder leicht hob, ist die Sachlage für das tiefe Preissegment längst nicht entspannt: Suchanfragen bei den gängigen Portalen bestätigen, dass im Santihans günstige Wohnungen spärlich gesät sind. Auch die letztjährige Erhebung des Bundesamt für Wohnungswesen (BWO) unterstreicht das: Die Hauptursache der Verknappung liege unter anderem darin, dass der Neubau nur das obere Preissegment entspannen kann, der Nachfragedruck aber im unteren und mittleren Bereich besonders hoch sei.

Patrizia Bernasconi kann ein besonders gravierendes Beispiel aus dem St. Johann nennen, das ein ehemaliger Mieter gemeldet hat: Bei einer 3,5-Zimmer-Wohnung an der Metzerstrasse betrug die Miete vor dessen Auszug noch 1350 Franken. Nun, unmittelbar nach der Pinselsanierung, liegt der Mietpreis bei stolzen 2290 Franken. Dabei wurde lediglich der Boden geschliffen. Stellen solche Erhöhungen – wie hier um satte tausend Franken – bloss Einzelfälle dar oder werden sie zur Regel?

«Alles ist schicker und hipper geworden»

Auf jeden Fall hat die Aufwertung in den letzten Jahren nicht nur bei den Mieten um sich gegriffen, was auch Kathrin (Name geändert) feststellt. In den Augen der Anwohnerin von der Wasserstrasse handelt es sich um eine schleichende Entwicklung, die oft nicht greifbar ist: «Gerade bei Wohnhäusern – abgesehen von den Neubauten – ist das schwierig mitzubekommen», meint sie. «Läden und Restaurants sind vielleicht ein offensichtlicherer Prüfpunkt.» Damit bezieht sie sich auf die Gastro-Landschaft, die sich in den letzten Jahren verändert hat. «Generell ist alles schicker, hipper und angeblich alternativer geworden», sagt Kathrin.

Gleichzeitig räumt sie aber ein, dass die Fokussierung auf die neuen Bars, Cafés und Restaurants nicht ihr Hauptkritikpunkt sei. Vielmehr sei es wichtig, zwischen verschiedenen Aufwertungsprozessen zu unterscheiden. Da gebe es zum einen den «pionierinitiierten Prozess», der fälschlicherweise in den Medien oft mit der Aufwertung gleichgesetzt werde. «Pioniere aus der Kreativwirtschaft bevölkern dabei – angezogen von tiefen Mietzinsen und prekär-urbaner Ästhetik – ärmere Quartiere», erklärt Kathrin. «Dabei produzieren sie kulturellen Mehrwert und darauf reagiert der Immobilienmarkt zusammen mit den alternden Pionieren, wobei der neu generierte Innovationsraum aufgekauft wird.»

«Gemeinsame Politik von der Stadt und Novartis»

Ist also doch der kreative Pionier wie das Känguru, welches das Wort Gentrifizierung kennt, mitbeteiligt? An manchen Orten mag das Fall sein, in den Augen von Kathrin liegt aber zumindest im St. Johann eine völlig andere Situation vor: «Hier haben wir es primär mit einem Top-Down-Aufwertungsprozess zu tun – grosse Player aus Regierung und Wirtschaft planen, initiieren und führen ihn aus», sagt sie.

Zwischen Novartis und Basel werde so eine gemeinsame Politik ausgehandelt. Dieser Tausch hat es in sich: «Die Stadt bekommt tausende neuer Arbeitsplätze und gutverdienende Expats, Novartis das Vorrecht, den Stadtteil nach seinem Gutdünken neu zu entwerfen», hält die Anwohnerin fest.

Trotzdem spielt sich das aus Sicht der Aufwertungskritiker nicht wie von Geisterhand ab. So kann etwa Sandro (Name geändert), ein weiterer Anwohner aus der Wasserstrasse, konkrete Beispiele nennen. Er erwähnt den Neubau an der Ecke Licht- und Kraftstrasse, wo seit letztem Winter das Restaurant Rhyschänzli – welches auch auf Gäste aus dem angrenzenden Novartis-Campus hofft – untergebracht ist. Der Abriss und die Sanierung der einst günstigen Wohnungen mit Kündigungen sind in den Augen von Sandro ein gutes Beispiel für die Folgen der Aufwertung.

Günstiger Wohnraum wird knapp

Sowohl der Mieterverband wie auch manche «Santihanslemer» kritisieren somit vor allem die Wohnungsknappheit im tieferen Preissegment, welche auf die zunehmende Aufwertung zurückgeführt wird. Laut Roland Frank, Leiter Fachstelle Stadtteilentwicklung, sollen weitere Neubauten dieses Problem entschärfen: «Auf dem Areal Volta Ost wird Immobilien Basel-Stadt ein Wohn- und Gewerbehaus bauen», sagt Frank. «Darin sollen besonders benachteiligte Personen Platz finden, für die der Kanton gemäss Wohnraumfördergesetz kostengünstigen Wohnraum bereitstellen kann.» Weiter soll die Stiftung Habitat beim Lothringerplatz ein Gebäude für kinderreiche Familien erstellen.

Roland Frank möchte daher die Gentrifizierungsthese nicht teilen. «Dieses Szenario lässt sich aufgrund von Befragungsergebnissen nicht bestätigen», sagt Frank. Dabei bezieht er sich auf die von der Kantons- und Stadtentwicklung im Jahr 2011 organisierte Befragung ProVolta. Bei der besagten Befragung ging es darum, die Einschätzungen der betroffenen Anwohner, Neumieter und Gewerbetreibenden zur Quartierentwicklung zu erfahren. Daraus ging hervor, dass nur wenige der befragten Anwohner die Veränderungen im Quartier zu spüren bekamen. «Bei den meisten Beteiligten hat sich wenig an der eigenen Wohnsituation geändert», stellt Frank fest.

Einkommensstärkere Zuzüger – ein Quartier im Quartier?

ProVolta machte allerdings gleichzeitig deutlich, dass im Schnitt eher jüngere und einkommensstärkere Leute als die Alteingesessenen zugezogen sind. Dabei machen die oft genannten Expats nur einen relativ kleinen Teil aus: Über die Hälfte der Mieter in den Neubauten ist innerhalb des Kantons umgezogen, aus dem Ausland kamen lediglich 13 Prozent. Auch aktuellere Zahlen zeigen in diese Richtung: «Die Wanderungsanalyse 2015 hat ergeben, dass das St. Johann einen Umzugsgewinn aufweist, der auf einen Einzugsüberschuss der Schweizer Bevölkerung zurückzuführen ist», sagt Roland Frank.

Hier kommt nebst der Frage der Mieten auch ein anderer Aspekt hinzu: Wie stark sich die finanzstärkeren «Neu-Santihanslemer» – ob nun Expats, Deutsche oder Schweizerinnen – mit der angestammten Quartierbevölkerung mischen, ob sie beim Einkaufen, beim Feierabendbier oder in der Freizeit miteinander interagieren, lässt sich nur schwer sagen. Genaue Zahlen gibt es dazu nicht: Wie viele der neuen Novartis-Leute tatsächlich im St. Johann wohnen, lässt sich nicht herausfinden: Das Unternehmen gibt keine Angaben zu den bevorzugten Wohngegenden der Mitarbeitenden bekannt.

Der Novartis-Campus als Mauer

Genau dieser Frage hat sich Gabi Hangartner, heute Dozentin und Projektleiterin am Institut für Soziokulturelle Entwicklung an der Hochschule Luzern, schon vor Jahren in ihrer Masterarbeit gewidmet. Im Jahr 2006, als im St. Johann noch grosse Baustellen klafften, entwarf sie unter dem Titel «Urbanes Trendquartier oder gespaltener Sozialraum?» mögliche Szenarien für das Quartier mit dem Novartis-Campus.

Neun Jahre später stellt sie fest, dass beide Fragen im Titel ihrer Untersuchung mit Ja zu beantworten sind. Einerseits sei das St. Johann dank Kreativen und Jungunternehmerinnen zu einem «In-Place» geworden. Auf der anderen Seite habe sich der Stadtteil auch fragmentiert – jedenfalls sei der Novartis-Campus in der Tat wie eine Insel: «Die Grenze zwischen Quartier und Campus, die zwar keine Mauer ist, wirkt – trotz der wohlwollenden Gestaltung – als Grenze und signalisiert die Trennung von öffentlichem und privatem Raum», sagt Hangartner. Somit spielen nicht nur die Erhöhung der Mieten und der Schub an Sanierungen eine Rolle, sondern auch eine subtile, von Anwohnern im öffentlichen Raum wahrgenommene Art der Verdrängung.

«Ein Blick von aussen bestätigt die Einschätzung, dass der Konzern sich als hierarchisches Netzwerk zeigt, wo beispielsweise das Durchsetzen von Bauanordnungen und ein generelles Rauchverbot auf dem Gelände möglich sind.» Das Quartier hingegen zeige sich nach wie vor als «loses lebensweltliches Netzwerk», sagt Hangartner. Gleichzeitig habe es doch noch ein Stück Vielseitigkeit bewahrt: «Die Wohnbevölkerung im St. Johann hat Erfahrung im Zusammenleben mit verschiedenen Menschen und wird auch in Zukunft auf diese zurückgreifen müssen», ist Hangartner überzeugt. Positiv schätzt sie etwa die Entwicklungen rund um die Elsässerstrasse mit den vielen kleinen Läden ein. Daher denkt sie nicht, dass die Aufwertung vollends überhandnehmen wird: «Das St. Johann wird gegensätzlich bleiben.»

Aufruf zum Widerstand gegen CONEX15

Vordergründig themenfremd, bei genauerem Hinschauen eng mit der Entwicklung im Hafen und der Überwachung des öffentlichen Raums verbunden – hier der Aufruf gegen die Militärübung CONEX15 im Herbst 2015 (gefunden auf noconex15.noblogs.org):

NoCONEX15!

Aufruf gegen die Militarisierung unseres Lebens

Vom 16.-25. September 2015 führt das Schweizer Militär in der Nordwestschweiz die Truppenübung «CONEX15» durch. Ein apokalyptischer Ernstfall soll geprobt werden. Der Inhalt könnte kaum zynischer sein; denn während Europa und auch die Schweiz tagtäglich zuschauen, wie zehntausende Menschen im Mittelmeer ertrinken, bereitet sich das Schweizer Militär u.a. auf die Invasion und Abwehr dieser vor. So heisst es: «In einem fiktiven Europa der Zukunft, mit neuen Ländern und Grenzen, herrscht Wirtschaftskrise. Die Folgen wirken sich auch auf die Schweiz aus: Verknappung der Vorräte, Schwarzhandel, kriminelle Organisationen. Grosse Öl-, Gas- und Getreidevorräte werden zum Ziel von Sabotagen und Plünderungen. Ausserdem führen ethnische Spannungen zu grösseren Flüchtlingsströmen in die Schweiz.»

Bedrohungsszenarien

5000 Soldaten sind im Einsatz. Basel steht im Zentrum. Überwachung der Grenzen, Schutz «besonders gefährdeter Infrastrukturen der Telekommunikation, der Stromversorgung und der Lebensmittelverteilung». Unterstützt wird das Spektakel u.a. von den Schweizerischen Rheinhäfen Basel, dem Universitätsspital und der SBB. Eine Expo in Muttenz vom 19.-22. September in der Reihe „Deine Armee“ soll Einblick und Vertrauen schaffen. Eine Image-Kampagne für den Steuerzahler. Das Nachdenken über ein perfides System, welches Wirtschaftskrisen produziert und von diesen profitiert, tritt in den Hintergrund. Die Rede von einem fiktiven Europa der Zukunft und einer bevorstehenden Wirtschaftskrise verdeckt die Tatsache, dass wir mitten drin sind. Das Auseinanderfallen der europäischen Wirtschaftszone ist nicht fiktiv. Der Druck auf Griechenland ist real. Doch die Krise ist viel mehr. Die Krise ist ein Dauerzustand.Auch wenn sich die Schweiz nicht als Teil von Europa versteht und sich scheinbar seit je die Hände in Unschuld wäscht, wird schlau taktiert und davon profitiert. Der Ausbau eines repressiven Migrationsregimes (beispielsweise durch den Bau von Bundeslagern) wird mitgetragen, die Finanzhochburg Schweiz gesichert. Denn Menschen migrieren aus Lust zu entdecken, aber auch, weil Länder wie die Schweiz Tag für Tag Armut mitproduzieren, ausbeuten, Existenzgrundlagen zerstören und sich dabei unhinterfragt im Wohlstand suhlen. Unter dem Deckmantel von Demokratie, Diplomatie und Neutralität wird mit dem Schweizer Patentsrecht global enteignet, zugunsten der Staatskassen mit Rohstoffen spekuliert und Waffen für den ‹Dialog› produziert und exportiert.

Privilegiensicherung

Das Szenario von CONEX15 ist Teil einer militärischen Logik der ‹neutralen› Schweiz, die ihre Existenzberechtigung immer wieder neu legitimieren muss. In Zeiten, in denen der Krieg zwischen Staaten schon lange nicht mehr die Grundlage einer Armee darstellt, nimmt das Militär unlängst polizeiliche Aufgaben wahr. So verschiebt sich die Feindesachse: Es sind die sogenannten ‚ethnischen Konflikte’ die zu Migrationsströmen in die reiche Schweiz führen. Es ist die von der Wirtschaftskrise in blinde Gier verfallene Bevölkerung, welche plündert. Es sind die Feinde von Innen, die «kriminellen Organisationen». Für sie ist es der Krieg Aller gegen Alle: Die Barbaren und Gesetzlosen von nah und fern gegen die Zivilisation, gegen Recht und Ordnung. Für uns ist es der Krieg der Reichen gegen die Armen und Ausgeschlossenen: Bevölkerungskontrolle und Aufstandsbekämpfung zur Privilegiensicherung, zur Machterhaltung.

Wer die Bevölkerung regieren will, muss sie kontrollieren üben

Es sind solche Katastrophenübungen und inszenierte Spektakel, die schockieren und den Ausbau von Kontrollsystemen nach Innen und nach Aussen rechtfertigen. Es sind permanente Bedrohungsszenarien, die die Aufstandsbekämpfung lokal wie global gegen die armen Bevölkerungsschichten legitimieren.Verschärfte Grenzkontrollen, Kameras in der Stadt und nicht zuletzt Übungen wie CONEX15 sollen ein Gefühl von «wir haben alles im Griff» vermitteln, um das Bestehende zu stabilisieren. Dabei bedienen sie sich des Werkzeuges der kontrollierten Destabilisierung, auf dessen Grundlage die Erhaltung von Recht und Ordnung trainiert wird, von denen politische Manöver zur Verwaltung der Bevölkerung erprobt werden. Es ist der Schockzustand, der sprachlos macht, der ohnmächtig wirkt, der nach Schutz und Sicherheit rufen lässt – der sich in unseren Köpfen festsetzt und im Alltag weiterwirkt.

CONEX raus!

Der Staat wirft uns den Fehdehandschuh hin, wir haben ihn schon längst aufgenommen. Unsere Antwort ist einfach: Wir lassen uns nicht von den Ängsten eines paranoiden Staates regieren, uns nicht in die bestehende Ordnung zwingen. Dem Kapital und der Ausbeutung begegnen wir mit Solidarität. Mit kollektiver Handlungsmacht und nicht mit Ohnmacht. Wir sind nicht handlungsunfähige Idiot_innen der Geschichte. Vom 16.-25. September rufen wir daher alle von Privilegien Ausgeschlossenen, Antimilitarist_innen und Antiautoritären dazu auf, die Militarisierung unserer Stadt und unserer Leben zu verhindern: Hängt Transparente aus eurem Fenstern mit «CONEX RAUS». Verweigert es dem Militär, sich in euren Cafes und Bars zu verpflegen und verweigert ihnen die Bedienung. Sie dienen der Elite, wir nicht! Stören wir gemeinsam auf unterschiedliche Weise ihren militärischen Ablauf. Zeigen wir ihnen, dass sie nicht willkommen sind. Sagen wir den Soldat_innen: «Desertiert!»

Demos, Aktionen & Diskussionen

Anstelle eines Bedrohungsszenarios möchten wir die Truppenübung kritisch reflektieren und den Widerstand in die Stadt, die Öffentlichkeit und in den Alltag tragen. Im Zeitraum vom 17. bis zum 20. September sind bereits verschiedene Demos und Aktionen geplant. Merkt euch diese Tage vor und kommt nach Basel. Vor Ort wird es Anlaufstellen geben, wo ihr informiert werdet. Wir rufen euch dazu auf, euch selbständig zu überlegen, was ihr beitragen wollt. Wählt dazu jene Mittel, die ihr für geeignet haltet.

Sowohl in den Tagen und Wochen im Vorfeld, als auch im Anschluss an CONEX15 sollen Räume geschaffen werden, an denen wir uns inhaltlich vertiefen und austauschen können. Die Truppenübung dauert nur einige Tage, doch unser Widerstand soll Alltag werden. Denn unsere Kritik reicht weiter als nur die Abschaffung der Armee zu fordern, die Schweizer Beteiligung an Kriegen weltweit zu kritisieren oder die Forschungsprojekte an Schweizer Universitäten für militärische Zwecke und die Rüstungslobby zu benennen.

Solidarität und gegenseitige Hilfe statt Bedrohung, Angst und Privilegiensicherung.

Für eine herrschaftsfreie Welt, in die viele verschiedene Welten passen!

Eine von vier Shift Mode-Hallen sind Geschichte

via Tageswoche:

Holzhallen von Shift Mode wegen Rekurs auf der Kippe

Die Wohngenossenschaft Klybeck zieht ihren Rekurs gegen den Bau der Holzhallen auf dem ehemaligen Migrol-Areal auf der Klybeckinsel weiter. Weil eine weitere Verzögerung das Gesamtprojekt gefährdet, beginnen die Verantwortlichen des Vereins Shift Mode über eine Redimensionierung des Bauprojekts nachzudenken.

Seit die Kunstmesse Scope ihr Riesenzelt abgebrochen hat, wirkt der weite Platz auf der Klybeckinsel zwar etwas leer. Aber rund um die Brache herum herrscht auf dem Zwischennutzungsareal, das vom Verein Shift Mode verwaltet wird, mittlerweile reges Leben. Mehrere Freiluftbars und weitere kulturelle und alternativgewerbliche Einrichtungen locken vor allem abends viele Menschen an.

Doch eigentlich sollten auf dem Areal bereits seit Anfang Sommer vier grosse Holzhallen mit einer Gesamtfläche von rund 4600 Quadratmetern stehen. So zumindest hatte es der Vereit Shift Mode geplant. Die Hallen hätten die Kunstmesse Scope und nach ihr zahlreiche weitere Events aufnehmen sollen. Doch nachdem zuerst Finanzierungsprobleme für eine Verzögerung gesorgt haben, sehen sich die Verantwortlichen nun mit Einsprachen konfrontiert.

«Mit Klauen und Zähnen»

«Wir wehren uns mit Klauen und Zähnen gegen das Bauprojekt in der Form, wie es gegenwärtig vorliegt», sagt Martin Brändle von der Wohngenossenschaft Klybeck. Die alternative Genossenschaft zieht ihre Einsprache gegen das Bauprojekt weiter, die vom Bau- und Gastgewerbeinspektorat abgelehnt wurde. Brändle will sich aber nicht als Verhinderer verstanden wissen. «Unser Widerstand bezieht sich ausschliesslich auf die überdimensionierten Bauten und nicht auf die Projekte und Aktionen, die heute bereits auf dem Areal stattfinden», sagt er.

Auch gegen das jährliche Gastspiel der Kunstmesse Scope hat Brändle nichts einzuwenden: «Die Messe bringt etwas internationales Flair auf das Areal, das ist durchaus begrüssenswert.» Begrüssenswert aber vor allem deswegen, weil es sich um eine kommerzielle Nutzung handelt, die sich jeweils nur über einen kurzen Zeitraum hinzieht.

180 Tage im Jahr seien zu viel

Mit der festen Einrichtung der vier Holzhallen vorerst bis zum Ablauf der geregelten Zwischennutzungsphase im Jahr 2019 würden auf dem Areal aber viel mehr Grossveranstaltungen mit einer Kapazität von bis zu 800 Personen stattfinden. Im Betriebskonzept von Shift Mode ist von einer breiten Veranstaltungspalette die Rede, die im Sinne eines Quersubventionierungskonzepts von kommerziellen Messen und Firmenanlässen bis zu nicht-gewinnorientierten Festivals sowie Konzert- und Theaterevents reicht.

Für die Einsprecher wäre dies aber massiv zu viel quartierfremdes Leben auf dem Areal – zumal es, wie Brändle betont, kein taugliches Verkehrskonzept gibt. Als störend empfindet die Wohngenossenschaft auch die Tatsache, dass die vier Hallen einen grossen Teil des Freiraums verbauen würden.

«Die grösste Halle entlang des Areals der Hafenbahn würde mit ihrer Breite von 117 und Höhe von 9 Metern einen massiven Riegel gegen das Quartier bilden», moniert er. Dazu komme, dass die Halle den Bau einer Passerelle auf der Höhe der Inselstrasse verunmöglichen würde.

Nur noch drei Hallen geplant

Der Verein Shift Mode empfindet den Weiterzug der Einsprache als mehr oder weniger bewusste Zermürbungstaktik. «Je länger sich die Einrichtung der Holzhallen verzögert, desto schwerer wird es für uns, das Gesamtprojekt auf eine finanziell tragbare Basis zu bringen», sagt Katja Reichenstein vom Verein. Sie weist zudem darauf hin, dass das Projekt mit dem Namen Holzpark mittlerweile nur noch aus drei Bauten bestehe, weil die ursprünglich geplante Trendsporthalle an einem anderen Platz errichtet werden soll.

Sonderlich zermürbt wirkt Reichenstein trotzdem nicht. Sie freut sich nach eigenen Angaben darüber, dass die bestehenden Zwischennutzungsprojekte bestens funktionieren. Und sie scheint angesichts der Tatsache, dass bei der Finanzierung des Projekts einige hohe Hürden zu überwinden waren, auch nicht ganz abgeneigt zu sein, über eine Redimensionierung des Holzparks nachzudenken.

Eine Redimensionierung als Kompromiss?

Nachgedacht wird im Verein Shift Mode allerdings nur inoffiziell. «Offiziell halten wir vorerst an unserem Gesamtprojekt fest», sagt Reichenstein. «Und wir müssen auch noch mit der Kunstmesse Scope als potenziellem Hauptmieter unserer Hallen Rücksprache halten.»

Über ein redimensioniertes Bauprojekt würde nach eigenen Angabe auch Martin Brändle mit sich sprechen lassen. Allerdings gehen seine Redimensionierungsvorstellungen ziemlich weit. «Akzeptabel wäre zumindest für mich eine Halle oder Hallen mit einer Gesamtfläche von 1800 Quadratmetern», sagt er. Dies würde allerdings bedingen, dass Scope nach wie vor einen Zeltbau erstellen müsste, um die gesamte Ausstellungsfläche zur Verfügung stellen zu können.

Die IG Klybeck legt ihre Einsprache und alles Relevante hier dar.

Roswitha kann bleiben!

gefunden auf der Seite des Bau- und Verkehrsdepartements Basel-Stadt:

Rosskastanie am Wiesenplatz bleibt erhalten

Gemeinsame Medienmitteilung mit dem Stadtteilsekretariat Kleibasel und den Petenten für den Erhalt von Roswitha — Das im Rahmen eines Mitwirkungsverfahrens vor fünf Jahren entwickelte Projekt zur Schaffung eines Quartierplatzes am Wiesenplatz wird geringfügig angepasst. Damit kann die Rosskastanie «Roswitha» erhalten bleiben.

Im Rahmen der bereits laufenden Umgestaltung des Wiesenplatzes in Kleinhüningen wurde kürzlich vom Quartier der Erhalt einer Rosskastanie gefordert. […]

Im Anschluss daran hat das BVD beschlossen, das ursprüngliche Projekt mit kleinen Anpassungen umzusetzen. Diese erlauben es, dass auch die Rosskastanie «Roswitha» stehen bleibt. […]

Auf dem Wiesenplatz werden zudem, wie ursprünglich vorgesehen, Sitzbänke aufgestellt und Aufenthaltsflächen zum Verweilen geschaffen. Allerdings bedingt der Erhalt des Baumes, dass auf den neuen Brunnen verzichtet wird. Der bereits bestehende Basiliskenbrunnen bleibt auf dem Wiesenplatz. Durch die Anpassungen wird die Umgestaltung des Wiesenplatzes geringfügig günstiger.

Das Projekt wird nun entsprechend überarbeitet und kann idealerweise wie vorgesehen 2016 umgesetzt werden.

Was der Wagenplatz von Shift Mode hält

gefunden auf wagenplatz.ch:

Was wir von unseren Nachbarn halten

brachenMassaker

Geschichtlicher Abriss zum Massaker auf der Brache

Ostern 2013

Der Wagenplatz wird an der Freiburgerstrasse vertrieben und besetzt auf der Ex-Migrol Parzelle im Hafen eine neue Fläche.

Sommer 2013

Die Schweizerischen Rheinhäfen dulden den Wagenplatz und seine Projekte auf der Fläche von 6000 Quadratmeter.

Herbst/ Winter 2013

Die Ex-Migrol Parzelle geht im Baurecht zurück an die Immobilien Basel-Stadt. Kurz danach werden unter der Hand verschiedene Vereine angefragt auf der Parzelle Zwischennutzungen zu realisieren. Bei der ersten Anfrage lehnen alle Angeschriebenen das Angebot ab, auch aus Rücksicht gegenüber dem Wagenplatz. Bei einer erneuten Anfrage reicht der Verein Shift Mode ihr Projekt ein und bekommt den Zuschlag.

Frühjahr 2014

Der Wagenplatz versucht mit dem Verein Shift Mode Lösungen für ein konstruktives Nebeneinander zu finden. Nachdem der Verein Shift Mode mit falschen Zusagen und Versprechungen scheinbare Kompromisse eingeht, entpuppen sich die Lügen während eines Runden Tisches im April 2014 und Shift Mode macht einen kläglichen Rückzieher. Während der Verein Shift Mode starr auf ihren per Vertrag festgelegten Quadratmetern beharrt, wird im Juni 2014 rund die Hälfte des Projektes Hafenplatz polizeilich geräumt und 36 Personen verhaftet. Seitdem gibt es kaum mehr Austausch zwischen den Parteien.

Frühjahr 2015

Seit einem Jahr ist der Wagenplatz fast ausschliesslich ein Wohnprojekt, ein Zaun steckt die Fläche von ca. 3000 Quadratmeter säuberlich ab. Der Verein Shift Mode lässt die geräumte Fläche brach liegen.

Einsprache blockiert Shift Mode weiterhin

gefunden auf BZ:

«Shift Mode»-Gegner blockieren komplett

Gegner wollen bis vor Bundesgericht, um die Pavillons von «Shift Mode» zu verhindern. Dahinter steckt mehr. «Ich erlebe diese Einsprachen als Retourkutsche für den Wagenplatz», so Regierungspräsident Guy Morin.

Auf dem Stück Land, das für Konflikt sorgt, blühen Generationengärten. Rund um eine Container-Bar und einen kleinen Teich stehen selbst gezimmerte Stühle, bunte Giesskannen bilden eine Girlandenkette. Es ist ein Ort, wo sich jeder Tag nach einem Sonntag anfühlt. Zumindest für jene, die mit dem Fahrrad aus der Stadt anradeln. Anwohner stören sich. Sie stören sich an der Stadtentwicklung der Regierung und am Verein «Shift Mode», der die Zwischennutzung des Ex-Migrol-Areals mit einem Messe- und Kulturpark organisiert. «‹Shift Mode› ist ein Regierungsprojekt. Es gab keinen Einbezug des Quartiers und ein Geheimvertrag regelte die Bedingungen», sagt ein Vertreter der IG Klybeckinsel.

Hinter dem Zusammenschluss stehen verschiedene Gruppierungen: unter anderem die Bewohner des nahen Wagenplatzes oder die Wohngenossenschaft Klybeck. Letztere hat Anfang des Jahres – stellvertretend für alle Gruppierungen – eine Einsprache gegen den Bau von Holzpavillons der «Shift Mode» gemacht. Wegen dieser fehlenden Infrastruktur konnten verschiedene Ausstellungen, Konzerte oder Theaterprojekte auf dem Areal nicht realisiert werden. «Zahlreiche Projekte mussten sich wegen der unsicheren Situation zurückziehen. Andere wurden gar vom Widerstand unter Druck gesetzt», sagt Katja Reichenstein von «Shift Mode».

Scharfe Kritik von Guy Morin

Im Konflikt gehe es um weitaus mehr als um diese Pavillons, sagt sie: «Die ‹Klybeckinsel› kämpft gegen eine Aufwertung des Quartiers. Unser Platz auf dem Ex-Migrol-Areal wurde dabei zum eigentlichen Objekt des Anstosses. Dieser symbolisiert für einige Gruppierungen ein Konzentrat dieser Ängste. Sie sehen darin die Verdrängung, Stadtentwicklung, die Regierung – kurz das gesamte System.»

Obwohl die Einsprache der IG Klybeckinsel abgewiesen wurde, will der Zusammenschluss auch nach dem zurzeit hängigen Baurekurs weiter machen: «Wir gehen voraussichtlich bis vor das Bundesgericht gegen die Zwischennutzung in dieser Form.» Damit wollen sie sich auch Gehör für eine Passerelle vom Klybeck-Quartier an den Rhein verschaffen. «Für uns ist ein direkter Zugang vom Quartier zum Rhein wichtig und für die Erschliessung der Zwischennutzung zwingend», sagt ein Vertreter der IG Klybeckinsel.

Ein Vorgehen, das bei Regierungsratspräsident Guy Morin auf kein Verständnis stösst: «Ich kann nicht nachvollziehen, dass jene Kreise, die von der Politik und Verwaltung eine Zwischennutzung fordern, diese nun mit Rekursen herauszögern.» Hingegen sei er mit der IG Klybeckinsel einig, dass die Passerelle für eine bessere Nutzung des Hafens berücksichtigt werden müsse. Zurzeit prüft die Verwaltung Möglichkeiten für eine solche Verbindungslinie.

Die Passerelle als mögliche Überwindung des Konflikts? Das hängt auch vom weiteren Vorgehen der IG Klybeckinsel ab. Die Absicht bis vors Bundesgericht zu gehen, kritisiert Guy Morin scharf: «Dieses Verhalten ist vollkommen schizophren: Die Gruppierung reizt alle möglichen Rechtsmittel der Demokratie aus, um sich genau gegen dieses politische System zu wehren.»

Er erlebe die Einsprachen als Retourkutsche für die Teilräumung des Wagenplatzes, sagt der Regierungspräsident. Ärgern würde ihn dabei vor allem, dass zahlreiche Projekte auf dem Areal nicht realisiert werden können.

«Shift Mode» selbst will sich von möglichen weiteren Verzögerungen nicht beeinflussen lassen. «Wir machen weiter», sagt Katja Reichenstein. Die Generationengärten sollen auch im nächsten Frühling noch blühen.

Stadtstapziergang N° 4

Am Sonntag, den 21. Juni 2015, ging der Stadtspaziergang in die vierte Runde. Treffpunkt war diesmal ein Haus an der Haltingerstrasse, das der Genossenschaft Gnischter gehört. Weiter gings zu den Clarahäusern (die dereinst dem Claraturm weichen sollen), zu den seit Jahren umkämpften Rosentalhäusern gleich neben dem Messeturm und schliesslich zum Landhof, dem alten Stadion inmitten eines Blocks. An allen Stationen hielten Anwohnende und Betroffene – teils spontane – Reden. Besonders gefallen hat uns der kritische Einwand eines Spaziergang-Teilnehmers, der energisch darauf hinwies, dass die Tendenz, sich innerhalb einer kapitalistischen Gesellschaft auf Genossenschaften als praktikable Alternative zu fokussieren, durchweg problematisch sei. Wer die Eigentumsfrage nicht stelle, handle verkürzt, so der Tenor des Redners.

Studie über das ehemalige Hafenareal

via Tageswoche:

Objektive Aufarbeitung eines emotionalen Themas: Studie über Klybeck-Aktivisten veröffentlicht

Vor etwas mehr als einem Jahr wurde ein Teil des ehemaligen Migrol-Areals am Basler Hafen polizeilich geräumt. Es war der Höhepunkt einer urbanen Widerstandsbewegung, die von Soziologen der Universität Basel und FHNW kritisch begleitet und analysiert wurde. Die Ergebnisse liegen nun in Form einer Studie vor.

Es gibt diese Zone in der Topografie Basel-Stadts, die einem roten Tuch gleicht. Daran zerren zwar diverse Parteien. Verantwortung übernehmen will aber dennoch niemand. Die Rede ist natürlich vom Basler Klybeckareal, das in den vergangenen Jahren unzählige Male die Titelseiten der Medien besetzte – und nun erstmals das Cover eines Buches ziert.

Es handelt sich dabei um eine Studie der Universität Basel und dem Institut für Sozialplanung und Stadtentwicklung der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW mit dem Titel: «Urbane Widerständigkeit am Beispiel des Basler Rheinhafen-Areals». Sechs Autorinnen und Autoren unter der Schirmherrschaft des Soziologen Ueli Mäder tragen darin verschiedene Aspekte zusammen, die in ihrer Gesamtheit den Problemfall «Rheinhafen» bilden.

Damit werden die Auseinandersetzungen um den Stadtteil erstmals zum Gegenstand einer wissenschaftlichen Auseinandersetzung. Länger als ein  Jahr haben sich die Verantwortlichen mit allen beteiligten Parteien auseinandergesetzt und über die teilnehmende Beobachtung bis zur quantitativen Umfrage keine Methode ausgelassen, um messbare Resultate zu erzielen.

Neue Erkenntnisse erst auf den zweiten Blick

Herausgekommen ist eine Studie, deren Erkenntnisgewinn nur wenig über das bisher Bekannte hinausreicht. Stück für Stück werden die Proteste nachvollzogen, die durch die Präsentation eines Stadtteils «New Basel» 2011 ihren Lauf nahmen und mit der Räumung eines Teils des besetzten Brache im Juli 2014 zu einem Höhepunkt kamen.

Bei genauerer Betrachtungsweise vermag die Studie den Ereignissen aber durchaus eine neue Dimension zu verleihen, indem sie den urbanen Widerstand auf raumsoziologische Theorien abstützt. Namentlich der französische Philosoph und Soziologe Henri Lefebvre (1901–1991) und der 2003 verstorbene Basler Soziologe Lucius Burckhardt bilden dafür die Grundlage, beide haben in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts mit ihren Raumkonzepten für Aufruhr gesorgt.

Freiräume enstehen nicht am Reissbrett der Stadtplanung

Lebendige Städte, so die Prämissen, benötigen Freiräume. Freiräume, deren Koordinaten nicht am Reissbrett der Stadtplaner, sondern durch die spontane Aktion der Bevölkerung bestimmt werden. Und diese Aktion, so Lefebvre, kommt durch die Wahrnehmung zweier Rechte zustande: das «Recht auf Stadt» und das «Recht auf Differenz».

In der Verfassung sucht man nach beiden Rechten vergebens. Beide Rechte wurden aber von der Bevölkerung der Quartiere Klybeck und Kleinhüningen und insbesondere von den Aktivisten rund um den Wagenplatz mit Vehemenz eingefordert, wie die Studie zeigt.

Das Recht auf Stadt beschreibt das Verlangen nach Mitbestimmung und Aneignung des urbanen Raumes durch die Bewohnerinnen und Bewohner der Quartiere. Die Entscheidungen und Organisationsvorgänge werden vom Staat weg zu den Menschen und damit in den lokalen Kontext verschoben. Die Menschen bestimmen selbst über den Gebrauchswert ihres Lebensraumes – und entziehen ihn damit dem Besitzanspruch des Staats, der mit seinen Kapitalinteressen vornehmlich den Tauschwert sieht.

Ein Tauschwert, der sich beispielsweise in Form von schicken Bürogebäuden, Hotels und Luxuswohnungen, kurz: dem Projekt Rheinhattan manifestiert. Die Interessengruppe «Klybeckinsel» kämpft dagegen und schreibt sich einen Ausspruch Burckhardts auf die Fahne: «Wir selber bauen unsere Stadt.»

Die Wagenleute beanspruchen ein Recht auf Differenz

Teil der IG Klybeckinsel sind auch die Bewohner des Wagenplatzes, die im Frühjahr 2013 nach einer «unsäglichen Odyssee» (O-Ton Studie) am Hafenareal «gestrandet» waren. Sie gehen einen Schritt weiter, indem sie am Diskurs um die Hafeninsel nicht mit Gegen- oder Alternativprojekten (Rheinhatten versenken, Vogelinsel) partizipieren, sondern physisch Stadtraum besetzen und ihn sich damit gewissermassen aneignen.

Sie beanspruchten ein Recht auf Differenz, ein Leben frei von Einordnungen in Kategorien, die ihnen durch die Gesellschaft oder dem Staat aufgezwungen werden.

Die Reaktion ist bekannt: Die Stadt tolerierte einen Teilaustritt aus der Normalität, bis durch die Erweiterung um «Uferlos» und «Hafenscharte» zu viel Freiraum in Anspruch genommen wurde. Das Experiment wurde beendet, oder: Das Recht auf Differenz wurde rückgebaut.

Objektive Darstellung als Antrieb zur weiteren Auseinandersetzung

Die Studie erschöpft sich allerdings nicht darin, die Deckungsgleichheit der Raum- und Widerstandstheorien mit den Handlungen der Aktivisten aufzuzeigen. Sie enthält überdies eine ganze Reihe von Interviews mit Interessenvertretern aller Parteien und statistischem Material zur Wahrnehmung der Hafen-Stadt. Den urbanen Widerstand rund um das Basler Hafenareal beschreibt sie nicht einfach als Blockade, sondern vielmehr als «soziale Bewegung und damit als Beteiligung an der Diskussion um gesellschaftliche Entwicklung».

Mit ihrer Studie wollen die Autorinnen und Autoren keine Handlungsanleitung liefern, sondern lediglich die «Sichtweisen der verschiedenen Player objektiv darstellen», heisst es in der Zusammenfassung. Aber vielleicht ist es genau diese Objektivität, die in den Diskussionen rund um das Rheinhafen Areal bisher zu kurz kam und die dem weiteren Verlauf der Dinge Auftrieb geben kann.

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Die Studie ist im Seminar für Soziologie (Petersgraben 27, Basel) zum Selbstkostenpreis von 15 Franken erhältlich. Die Autorinnen und Autoren der Studie sind: Reto Bürgin, Aline Schoch, Peter Sutter, Hector Schmassmann, Petra Huser, Nina Schweizer, Ueli Mäder.

Panzer an der Art|Basel

via Tageswoche:

Proteste mit «Panzer»: Aktivisten und Künstler demonstrieren auf dem Messeplatz

Gleich zwei Gruppierungen nutzten den Art-Freitag, um an umstrittene Polizeieinsätze der letzten beiden Jahre zu erinnern. Die einen rollten mit einem selbst gebastelten «Panzer» an, die anderen organisierten ein Frisbee-Spiel. Die Polizei blieb im Hintergrund.

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Der Art-Freitag war in den letzten beiden Jahren Anlass für Proteste, Kunstaktionen – vor allem jedoch für unverhältnismässige Polizeieinsätze. In diesem Jahr nutzten gleich zwei Gruppierungen unabhängig voneinander den Messeplatz für Aktionen.

Gegen 200 Aktivisten erinnerten rund um einen selbst gebastelten Panzer an die «Gegen-Favela», eine Party im Jahr 2013, die eine gewaltsame und viel kritisierte Reaktion der Basler Kantonspolizei nach sich gezogen hatte. Der Panzer – ein umfunktionierter Kipplader von der Baustelle – wurde gegen 16.15 Uhr aus einer nahen Liegenschaft auf den Platz vor den Messeturm gerollt. Der betagte Motor verabschiedete sich kurz vor dem Start der Aktion. Trotz Anlaufschwierigkeiten konnte das «Requisit»  auf den Messeplatz geschoben werden. Eskortiert von Velofahrern, manche davon mit Gasmasken und Soldatenhelmen, wurde der Panzer dort feierlich erwartet: «I Shot the Sheriff» von Bob Marley dröhnte aus den Boxen und Bier wurde verteilt.

Für einen kurzen Moment «spuckte» der Panzer auch eine schwarze Rauchpulverwolke. Viele der Besammelten trugen schwarze Luftballons mit heftigen Worten an die Adresse der Kunstmesse – in ihren Augen ein «Handlanger der Reichen» – mit sich: «Art Basel stooge of the rich, calls police for censorship». Hinter der Aktion steht keine spezifische Gruppe – der Ort und Zeitpunkt der Aktion sowie der «friedliche Panzer» sollen nach Aussage eines Beteiligten für sich sprechen.

Messe verzichtet auf Anzeige

Die Angelegenheit blieb bis zum Verfassen dieses Artikels fröhlich und friedlich: Kinder erkletterten den Panzer, Art-Besucher stellten sich zum Selfie und viele der Aktivisten und Besucher versammelten sich gemütlich zum Plaudern und Biertrinken rund um das merkwürdige Gefährt. Zeitweise wurden Fackeln angezündet und Einzelne stellten skandierend die Frage «Was ist Kunst?». Da die Messe nach Informationen der TagesWoche anders als 2013 auf eine Anzeige verzichtete, blieb auch die Polizeipräsenz überschaubar.

Unmittelbar daneben übten sich Studenten, Künstler und Passanten im Frisbeespiel unter dem Titel «Dont shoot». Die Aktion der Künstlergruppe «diezelle» war im Vorfeld angekündigt worden und sollte wiederum an die von der Polizei verhinderte Performance des Vorjahres erinnern. In der Angelegenheit führt die Staatsanwaltschaft noch immer eine Strafuntersuchung gegen Verantwortliche des Einsatzes.

Der Kunst-Dozent Enrique Fontanilles von «diezelle» zieht eine positive Bilanz zu diesem spielerischen und friedlich verlaufenden halbstündigen Anlass: «Es ist toll, wie die Leute mitgespielt haben – es war ein wertvoller Moment.» Von der Aktion mit dem Panzer gleich nebenan wusste er nicht, doch habe er geahnt, dass etwas kommen wird.

[Atopie 2.0?] Museum für Gegenwartskunst zugemauert

via SRF Regionaljournal:

Zugemauerter Eingang in Basel als Kunst- oder Protestaktion

Es war kein normaler Start in den Tag für die Mitarbeitenden des Basler Museums für Gegenwartskunst: Über Nacht hat jemand den Eingang zugemauert. Ein Bekennerschreiben gibt es nicht – Hinweise aber schon.

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«An Holzbeschlägen waren Ziegelsteine mit Klebeband angemacht. Man konnte nicht ins Museum hinein», sagt Michael Mathis, Sprecher des Museums, über die Situation am Donnerstagmorgen vor dem Eingang des Museums für Gegenwartskunst. Um den Museumsbetrieb weiter führen zu können, liessen sie die Mauer gleich einreissen.

Wer hinter der Aktion steckt ist unklar. Es gibt aber Hinweise: Vor einigen Tagen gab es an der Kannenfeldstrasse 59 eine Kunstaktionen. Die Künstlergruppe «Atopie» besetzte das leerstehende Haus und stellte darin ihre Kunst aus. «Es ist nicht auszuschliessen, dass es da einen Zusammenhang gibt», sagt Michael Mathis. Denn die Eigentümer des Hauses reichten Anzeige ein, worauf die Polizei die «Guerilla-Kunst» räumte und das Haus verbarrikadierte.

Es ist möglich, dass die Künstlergruppe «Atopie» mit dem Zumauern des Museums für Gegenwartskunst ein Zeichen setzen wollte. Ein Bekennerschreiben gibt es nicht, aber auf ihrer Homepage steht in einem neuen Eintrag: «Welche Kultur in Basel ist existenzberechtigt? Muss Kunst immer von kommerziellen Zwängen vereinnahmt sein?» Der Artikel steht unter dem Titel «Mauerbesichtigung».

Das Museum für Gegenwartskunst sieht die Mauer vor ihrem Eingang denn auch nicht als direkten Angriff gegen ihr Haus, sondern als Kunstaktion. Weil es keinen Sachschaden gab, will man auch keine Anzeige einreichen.

[Atopie 2.0] Flanage, Besetzung, Räumung

Am Sonntag, den 17. Mai 2015, wurde im Rahmen des Atopie-Projekts ein Haus an der Kannenfeldstrasse 59 besetzt und mit einer Kunstausstellung eingeweiht. Einen halben Tag später war bereits die Polizei im Haus. Mittlerweile wurde der komplette erste Stock zugemauert.

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Nachfolgend der Text zur Vernissage (weitere Texte und Statements finden sich auf atopie.net):

In Basel wir wieder besetzt. Das war lange Zeit nicht der Fall: Der Fall Villa Rosenau war jahrelang eine Einzelheit. Nachdem sie ein bisschen angekokelt war, wurde sie schnell eingerissen. Umstehende Wohnwagen wurden gleich auch noch zerstört. Es ging wenige Tage, da lag ein Parkplatz, wo vorher ein Haus stand.

Mittlerweile gibt es die Schanze, die Erle, den Wagenplatz und seit heute: Das Haus am Kannenfeldpark, besetzt von der Atopie. Atopie, was ist das? Die Novartis hat die entsprechende Homepage bereits auf Vorrat gekauft. Atopie, das ist irgend so ein Prozess von Nekrose, Zerstörung, die sich allenthalben breit macht, die unaufhaltbar ist aber medikamentös behandelt werden kann.Nun scheissen wir auf die Chemiemultis, auf den Daigg, auf die Idee, dass ein Problem mit Pillen weggezaubert werden kann. Wer so lange schluckt, verschluckt sich auch leicht.

Die Atopie, was ist das? Sie ist das nekröse Umtreiben im Getriebe, sie ist der öffentliche Platz, der sich erbricht, sie ist der juckende Wahn, der den eigenen Schorf aufkratzt. Ist das Kunst? Kann das weg? Das Lustige ist ja, dass kein Kunstkritiker diese Frage stellen wird, sondern die Basler Polizei.

Die Sommerabende beginnen, wir strömen in die Häuser. Wie schön sind die Häuser, in denen man verweilen kann, wo man nichts zahlen muss, nichts konsumieren muss, wo man draussen sitzt, es wird Fussball gespielt, vom Balkon röhrt eine Stimme ein paar Texte, im Hintergrund Performances (welch grässliches Wort). Billiges (ja, aber so wirklich billiges: lauwarme Pisse) Bier gibt es kostenlos, Knabberzeug und alles hat sich verkleidet: Alles macht auf elegant, ohne elegant zu sein: Ein Trauerzug des Erbärmlichen, oder aber Gesichter, die gegenüber des Bullenposten sich erdreisten, Recht und Ordnung und Verkehrsregeln beiseite zu lassen. Solche Leute sind ja mittelstandsverwahrlost, wer Sonntags nicht arbeiten geht, kann ja nur ein fauler Kunststudi sein…

Nein, es läuft etwas grundsätzlich falsch in diesem Land. In einem Land, in welchem man militärisch sich freundlich verabschieden und begrüssen soll, einem Land, in welchem man nicht mehr wissen will, woher man kommt und wohin es gehen soll. Da nimmt man es jenen übel, die sich zu Experimenten wagen, die noch wie Hyänen lachen können, die noch Lust haben und Leidenschaft in ihrem Leben kennen. Solche Leute sind verdächtigt, ausser sie machen es für Geld, fürs Prestige, ausser sie heissen Scope oder Landshift oder sie begnügen sich damit, einmal im Jahr zur Fasnacht zu Ringelreihentanzen mit Mehlsuppen im Arsch.

Basel ist so tot wie die vielen Häuser, die unbelebt sind. Ein Friedhof, den die Gier nach Geld erschaffen hat. Gibt es Hoffnung? Nein. Aber es gibt Experimente. Atopie, was ist das? Atopie, das ist ein Experiment. Wohin uns das führt, das weiss niemand. Die einen sagen, es geht um Kunst, andere, es ginge um Widerstand oder Politik. Wir strecken diesen, die so zu schubladisieren versuchen, den Mittelfinger raus und laden dazu ein, sich zu betrinken, vorbei zu kommen, zu rotzen und zerstörerisch zu erschaffen. Kreativ zu sein, heisst nicht, die Tempel der Kunst wie ein Bittsteller zu betreten. Kreativ zu sein, heisst auch, sich zu überlegen, wie ein Bullenauto in Brand gesetzt werden muss, dass die Explosion Applaus provoziert. Heisst, sich zu überlegen, wie stark das Drehmoment ist, wenn ein Basler Stadtrat aufgeknüpft wird. Das ist auch Physik, sicherlich. Aber es ist Sommer, und der gehört nicht den Politikern, nicht den Meteorologen, nicht den Bademeistern oder Türstehern, nicht den Chemiemultis, nicht den Sozialadetektiven, der Sommer gehört uns: Damit wir vielleicht sehen, dass nicht nur der Sommer, sondern dass eigentlich sogar alles uns gehören könnte, ohne dass wir die Papiertiger benötigen würden.

Wir wollen nicht mehr Brot für alle. Wir wollen die ganze Bäckerei.
Wir wollen nicht Basels Kulturlandschaft bereichern, oder dem Standort Basel einen Mehrwert bieten. Wir wollen ganz Basel.

Wir wissen, dass das die Gummiknüppelfabrikaten freut. Aber bis dahin machen wir, leben wir, experimentieren wir.

Spaziergang N° 3

Am Sonntag, den 3. Mai 2015, trafen sich ca. 50 Personen für den dritten Stadtspaziergang (Berichte der bisherigen Stadtspaziergänge gibt’s hier). Startpunkt war die Wohngenossenschaft Klybeck am Ende der Klybeckstrasse, weitere Stationen waren der sich in der Aufwertung befindliche Wiesenplatz (wo Anwohner*innen sich gegen die Fällung eines Baumes wehren), ein vom Abriss bedrohtes Hausprojekt am Wiesendamm sowie der Wagenplatz. Bei den einzelnen Stopps wurden jeweils Reden gehalten. Am Wagenplatz angekommen, wurde ein Banner an den „Infopavillon“ von Shift Mode gehängt.

Hier rottet das entwaffnete Denken!

Widerstand gegen die Aufwertung des Wiesenplatzes

gefunden auf facebook:

Rosi bleibt !
Roswitha, die wunderschöne rote Rosskastanie auf dem Wiesenplatz soll gefällt werden! Obwohl die rüstige alte Dame keinerlei gesundheitliche Probleme hat, soll sie wegen der „Aufwertung“ des Wiesenplatz brutal entwurzelt werden.
11181799_388182928047563_5784380195663686342_oSoeben wurde unsere Einsprache gegen die Fällung abgelehnt. Uns wurde nicht einmal die komplette Urteilsbegründung zugeschickt. Die Seite, wo inhaltlich auf die Einsprache eingegangen wird, wurde uns vorenthalten, und bis jetzt verstecken sich die Verantwortlichen hinter Terminen und Sekretärinnen.
Wir werden mit allen friedlichen Mitteln gegen die Verdrängung dieser alteingesessenen Quartierbewohnerin kämpfen! Wenn nötig reichen wir blind Rekurs gegen den Entscheid ein, auch wenn eine Ablehnung mit erheblichen Kosten verbunden ist.
In der „Mitwirkung“ zur Umgestaltung war keine Rede von einer Fällung von Roswitha. Es war nur die Rede davon, den Raum besser zum Verweilen zu gestalten. Da Roswitha uns an manch heissen Sommertag ihren Schatten beim Verweilen geschenkt hat, fühlen wir uns betrogen!
Gegen die Entwertung des öffentlichen Raums durch sogenannte „Aufwertungs- oder Umgestaltungsmassnahmen“! Für den Verbleib von alteingesessenen QuartierbewohnerInnen! Solidarität mit Roswitha!
Rosi bleibt, wir lassen niemand verdrängen!
Wir werden in den nächsten Tagen die Aktivität auf social Media starten, Rekurs einreichen, Plakate drucken und eine friedliche Protestaktion planen. Melde dich, falls du uns unterstützen kannst.

Rheinhattan versenken! hat sich ebenfalls zur Umgestaltung des Wiesenplatzes geäussert. Und auch die Medien (bisher 20min) haben das Thema aufgegriffen: Solidaritätswelle für bedrohte Kastanie / Die letzte Hoffnung von Roswitha ist eine Petition