Archiv der Kategorie: Allgemein

Finanzieller Schiffbruch für Shift Mode?

via tageswoche:

Shift Mode hofft auf eine Weihnachtsbescherung von der Bank

Werden die Holzhallen gebaut oder muss Shift Mode am temporären Riesenzelt der Kunstmesse Scope vorbei funktionieren? Am 24. Dezember bekommen die Verantwortlichen des Zwischennutzungsprojekts Bescheid, ob ihnen die nötigen Bankkredite gewährt werden.

Weitläufig, ruhig und menschenleer präsentiert sich der 12’000 Quadratmeter grosse Platz auf dem ehemaligen Migrol-Areal am Klybeckquai. Ein Wohnwagen, ein verrammelter Container und ein gedeckter Holzpavillion sind die einzigen Zeichen dafür, dass man sich auf dem vieldiskutierten Zwischennutzungsareal des Vereins Shift Mode befindet, das mit dem Projekt «Holzpark» belebt werden soll.

«Über den Winter ruht das Projekt», sagt Katja Reichenstein vom Verein Shift Mode. Im Moment ist es allerdings eine etwas angespannte Ruhe, denn die Zwischennutzungsverantwortlichen, die sich mit den Organisatoren der Kunstmesse Scope zur gemeinsamen Trägerschaft mit Namen Basel Art and Culture Hall oder kurz BACH zusammengetan haben, warten darauf, ob das Geld für den Bau der vier geplanten Holzhallen zusammenkommt.

Konkret warten sie auf den Bescheid, ob die nötigen Bankkredite gewährt werden. «Bis am 24. Dezember müssen wir das Ganze fixiert haben», sagt Reichenstein. Und optimistisch fügt sie hinzu: «Die Zeichen stehen gut.»

Vier Holzhallen für 1,75 Millionen Franken

1,75 Millionen Franken kostet der Bau der vier flexibel einsetzbaren Holzhallen, die einerseits die jährlich stattfindende Kunstmesse Scope aufnehmen, über den Rest des Jahres aber auch zahlreichen weiteren Nutzungen dienen sollen. Aus eigener Kraft konnten die Verantwortlichen 500’000 Franken zusammentreiben – 250’000 Franken, die der Kanton Basel-Stadt als Beitrag an den Infrastrukturaufbau in Aussicht gestellt hat, und einen gleichhohen Beitrag, den die Kunstmesse Scope einschiessen möchte.

An Heiligabend entscheidet sich also viel, was die Zukunft des Zwischennutzungsprojekts angeht. Viel, aber nicht alles, wie Reichenstein betont. «Wir machen sicher auch weiter, wenn wir die Hallen nicht bauen können», sagt sie. Die Kunstmesse Scope müsste dann aber nach wie vor Jahr für Jahr ihr Riesenzelt aufbauen.

Ohne Kompromisse geht’s nicht

Das hätte zur Folge, dass vor und während der Art-Woche der Platz für die zahlreichen Zwischennutzungsprojekte, die der Verein Shift Mode auf dem Areal vereinen möchte, ziemlich eingeschränkt wäre. Oder mit anderen Worten: Kurz nach dem grossen Auftakt mit rund 25 beteiligten Projekten im Frühling wäre bereits ein Zusammenrücken angesagt.

Aber auch mit den vier geplanten Holzhallen wären die Verantwortlichen nicht ganz frei bei der Organisation der Nutzungen. Die nicht ganz unbeträchtlichen Baukosten hätten zur Folge, dass die gemeinsame Trägerschaft die Hallen auch an kommerzielle Nutzer vermieten müsste, um damit eine Querfinanzierung der nicht kommerziellen Projekte zu ermöglichen.

Keine (militarisierte) Kongressstadt Basel!

gefunden auf ch.indymedia.org/de:

Medienmitteilung zur Demonstration „OSZE Angreifen!“

Rund 1‘500 Personen sind heute in Basel gegen die OSZE Ministerratskonferenz auf die Strasse gegangen. Unter der Parole “Kriegstreiber wollen Frieden fördern? OSZE angreifen! Kapitalismus abschaffen – Für die soziale Revolution” zog der Demonstrationszug vom De Wette-Park beim Bahnhof SBB zum Claraplatz. Dabei wurde die OSZE, die Ministerratskonferenz und viele damit verbundene Themen durch mitgeführte Transparente, mit Sprays und Parolen angegriffen. Speziell die Safranzunft, in der gestern das Galadiner für die Aussenminister stattfand, wurde dabei mit politischen Parolen bemalt.

Nach dem Ende der offiziellen Demonstration bildete sich ein weiterer Demonstrationszug, der durch die Polizeisperren in Richtung Messeplatz laufen wollte. Die Polizei griff diesen Zug an, so dass die Nachdemonstration auf das Wettsteinquartier ausweichen musste. Unterwegs wehrten sich die Demonstranten mit Steinen und Barrikaden gegen die Angriffe der Polizei, bevor der Demonstrationszug vor dem Restaurant Hirscheneck selbstbestimmt beendet wurde. Gleichzeitig befanden sich noch Delegierte der OSZE und Medienvertreter in den Messegebäuden, denen von der Polizei verboten werden musste, diese zu verlassen.

Die Demonstranten protestierten gegen die OSZE sowie die Ministerratskonferenz, um zu zeigen, dass sie ein Treffen der Ausseminister der führenden imperialistischen und kapitalistischen Staaten nicht akzeptieren. Sie teilen weder ihre Definition von Demokratie und Stabilität, noch weil sie die ständigen Angriffskriege nicht als friedensbildende Massnahmen akzeptieren.

Zur Demonstration angereist sind Personen aus allen grösseren Städten der gesamten Schweiz sowie mehrere Delegationen aus europäischen Städten, zum Beispiel aus Stuttgart, Mannheim und Mailand. In Wien fand am Nachmittag eine themengleiche Demonstration vor dem OSZE Hauptgebäude statt, eine Solidaritätsadresse von diesen Demonstranten wurde in Basel verlesen.

Von den Demonstranten aus Basel wehrten sich viele speziell auch gegen die Konferenzstrategie der Stadt. Als Folge dieser soll alle fünf bis acht Jahre eine solche Konferenz stattfinden, was einerseits während dieser Konferenzen massive Einschränkungen für die Bevölkerung bedeutet. Langfristige Folgen dieser Strategie sind allerdings auch eine “Aufwertung” der Stadt, und damit einhergehend steigende Mieten und Vertreibung der ärmeren Bevölkerung.

Communiqué zum Umzug vom 8.11.2014

per Mail erhalten:

Statement zu den Sprayereien. Von der Kerngruppe der Organisatoren

Beim Umzug vom vergangenen Samstag wurde teilweise massiv gesprayt, was zu Kritik am Umzug, aber auch zu Kontroversen unter den Teilnehmenden geführt hat. Wir sehen, dass die Sprayereien auf viele provozierend wirken und sich im Ausmass schlecht mit dem von uns angestrebten Bild des Umzugs vertragen. Wir finden es auch äusserst dumm, wenn einem kleinen Lebensmittelladen auf das Schaufenster gesprayt wird .Wir finden es aber in Ordnung, wenn auf Umzügen und Demos gesprayt wird, auch wenn wir uns mehr Sinn für die Verhältnismässigkeit und bessere Kenntnisse der Orthografie gewünscht hätten. Wir heissen es auch ausdrücklich gut, wenn davon die Fassaden von der (Shift Mode)-Ladybar und von Herzog DeMeuron betroffen sind, haben uns letztere doch immerhin den Himmel geklaut. Es ist nicht in unserem Sinne, dass von der, in dieser Stadt eben auch herrschenden Unzufriedenheit keine Spuren zu sehen sind. Wir wundern uns, dass in Zeiten in denen Graffitis erstmals von den meisten Fassaden simpel mit einem Hochdruckreiniger entfernt werden können, diese solch ein Brimborium auslösen. Wir fürchten uns davor, dass künftig schon Kreidezeichnungen zuviel sein könnten, wissen wir doch seit diesem Sommer, dass schon ein Pappdeckel genug ist um die Repression in Gang zu setzen. Wir finden es auch interessant, dass diese Empörung sich ausgerechnet in einer Stadt abspielt, die jede architektonische Kröte zu schlucken bereit ist, sofern ihr diese mit dem Argument des Wachstumszwangs verkauft wird, und dass den Architekten die sich daran dumm verdienen auch noch Mitleid mit ihren Fassaden zuteil wird. Wir weisen auch darauf hin, dass es weder in unserem Sinn, noch in unseren Möglichkeiten liegt, jedem Sprayer der von diesem Umzug gehört hat und sich zwei Strassen weiter mit der Dose austobt Einhalt zu gebieten.Eine Gesellschaft die ab solchem dermassen in Aufregung gerät hat wirklich schwache Nerven. Es wäre an der Zeit, diese mal wieder zu stärken.

Zur Aufwertung des Wiesenplatzes im Klybeck

… gefunden auf dem Rheinhattan versenken!-Blog:

Aha! Wiesenplatz!

Wie nun durch ein Schreiben der Behörden bekannt wurde, soll der Wiesenplatz im Klybeck “aufgewertet” werden. Dieser unscheinbare Ort, der kaum Platz ist, den wir aber in seiner Unscheinbarkeit liebgewonnen haben. Nun muss aber das dorthin, was überall hin soll: Mergelplatz, Betonbänke, Betonbrunnen. Es mag als Kleinigkeit, gar als Nichtigkeit erscheinen, was da vor unserer Haustür passiert. Was soll schon dabei sein, wenn man diesen wirklich nicht schmucken Platz bisschen herausputzt? Ist ja auch gut, wenn die Tramhaltestelle fussgängerfreundlicher und behindertengerecht wird. Doch ist dies kaum der eigentliche Antrieb dieser Aufwertungen.

Auch wenn wir uns wiederholen:

Diese Veränderungen sind unserer Ansicht nach keine Nettigkeiten gegenüber der aktuellen Quartierbevölkerung. Es sind dies kleine Anzeichen dafür, dass es die Stadt ernst meint mit dem “Aufwerten” unseres Quartiers.
Und immer noch sind wir der Meinung, dass dies einem Plan folgt, der uns nicht dient. Einem Plan, der den Menschen, die jetzt hier leben, nicht dient… Stück für Stück wird hier ein neues Quartier gebaut. Manchmal nur langsam und leise, manchmal werten sie nur den Wiesenplatz auf. Und als nächstes vielleicht die Inselstrasse mit ihren unansehlichen Rabatten. Dann vielleicht die Klybeckstrasse.

Es ist Scheisse, was die Stadt hier baut. Mit der verlogenen Argumentation, dass dies für die jetzige Quartiersbevölkerung passiert, sanieren die hier uns unser Quartier langsam, aber sicher unter der Nase weg.
Dieses sogenannte “Aufwerten” wird immer wie mehr, immer wie stärker. Sie verändern die Umgebung, sie putzen unsere Strassen, werten unsere Plätze auf – dann unsere Häuser, unsere Wohnungen. Diese “Aufwertungen” und Sanierungen werden kaum aus Freundlichkeit bezahlt. Da rechnet jemand mit höheren Mieteinnahmen oder Steuereinnahmen oder was auch immer, solange es Geld abwirft.

Wir hoffen, dass sich andere auch an dieser Entwicklung stören und dass wir deshalb auch stören werden bei allen Versuchen, unser Quartier herauszuputzen und “aufzuwerten”.

Keine aufgewerteten Wiesenplätze – Kein Rheinhattan – Die Häuser denen, die sie bewohnen!

 

Wilder Umzug für Freiräume und mehr

Am Samstag, den 8. November 2014, versammelten sich um 18 Uhr geschätzte 400 Personen auf dem Matthäuskirchplatz. Um 21 Uhr formierte sich ein Umzug, der via Kaserne – Johanniterbrücke – Elsässerstrasse zum St. Johanns-Park zog.

you-can-destroy-body-but-not-soulMehrere Soundwagen lieferten Musik, entlang der Route wurden die Wände  konsequent farblich umgestaltet. Herzog & de Meuron hielten davon so wenig, dass sie die Sprüche „Aufwertung heisst Verdrängung!“, „Architekten im Dienste der Herrschaft – verpisst euch!“ und „Ihr verdient an Verdrängung!“ an ihren Gebäuden kurzerhand mit einer Plane abdeckten. Für die Erhaltung des „guten“ Rufs wird offenbar auch gerne zensiert.
Bei einem früheren Zwischenhalt am Erasmusplatz wurde bei einem zivilen Fahrzeug der Polizei eine Scheibe eingeschlagen. Die Polizei hielt sich bis zum Schluss im Hintergrund, blockierte zum Ende des Umzugs jedoch Strassen, um die Menge unter Kontrolle zu bekommen. Aus diesem Grund bewegte sich zu später Stunde ein Teil der Menschen Richtung Dreirosenbrücke. Laut Medienberichten wurden neun Personen kontrolliert, zwei der Staatsanwaltschaft zugeführt: Mindestens eine Verhaftung geschah kurz vor der Dreirosenbrücke, als sich drei Zivilpolizisten gezielt auf eine Person stürzten. Zudem wurde unter der Dreirosenbrücke auf der Kleinbasler Seite ein Wagen samt Anlage konfisziert. Wie uns im Nachhinein zugetragen wurde, sind beim St. Johanns-Tor zwei weitere Wagen der Polizei in die Hände gefallen.

Nachfolgend der verteilte Flyer sowie eine längere Broschüre, die uns im Nachhinein freundlicherweise zur Verfügung gestellt wurden (Klick!):

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Flyer

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Broschüre

Und hier noch einige Impressionen (weitere Fotos gibt es hier):

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Farbe für’s Hafenfest 2014

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Wer derzeit im Hafenareal flaniert, kommt nicht darum herum, die in grossen Lettern geschriebene Botschaft „Wessels Lied ich sing… Ein Hafenfresst für das Stimmvieh!“ zu bemerken, welche pünktlich zum diese Woche stattfindenden Hafenfest der Schweizerischen Rheinhäfen angebracht wurde.

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Ebenfalls seit Kurzem prangt der Schriftzug „Rheinhattan niemals!“ gut sichtbar an einem der Silos, die sich neben der Ex-Migrol-Parzelle befinden.rheinhattan_silo.kl

Papptellergate: Anzeige gegen Polizei

via Tageswoche:

Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Verantwortliche des Polizeieinsatzes

Die Basler Staatsanwaltschaft ermittelt von Amtes wegen gegen die Verantwortlichen für den Polizeieinsatz während der Art Basel. Im Raum steht der Verdacht der Freiheitsberaubung und des Amtsmissbrauchs.

Erst erklärte die Staatsanwaltschaft die von der Polizei vorgebrachten Vorwürfe gegen die Beteiligten an der Performance auf dem Messeplatz für nichtig – jetzt geht sie zum nächsten Schritt über:

Peter Gill, Sprecher der Ermittlungsbehörde teilt zur Causa Pappdeckel-Affäre mit:

«Die Staatsanwaltschaft hat am 11. August 2014 von Amtes wegen ein polizeiliches Ermittlungsverfahren wegen Verdachts des Amtsmissbrauchs und der Freiheitsberaubung gegen die Verantwortlichen für den Polizeieinsatz auf dem Messeplatz vom 20. Juni 2014 eröffnet.»

Hintergrund ist der Polizeieinsatz während der Art Basel, der eine Choreografie auf dem Messeplatz verhinderte, an der eine Gruppe von Künstlern an die Vorkommnisse des Vorjahrs erinnern wollte. 34 Personen, darunter zahlreiche Unbeteiligte, wurden von der Polizei vom Platz entfernt und in das Untersuchungsgefängnis Waaghof verfrachtet, wo sie sich einer umfassenden Personenkontrolle unterziehen mussten.

War Personenkontrolle nur Vorwand?
Der Vorwurf der Freiheitsberaubung dürfte darauf abzielen, dass eine Personenkontrolle von Gesetzes wegen grundsätzlich vor Ort stattfinden muss – es sei denn besondere Umstände verunmöglichen dies. Die Frage lautet, ob die Polizei die Personenkontrolle nur als Vorwand nutzte, um den Platz von den Performance-Künstlern zu räumen.

Gegen wen sich die Ermittlungen richten, sei zum jetzigen Moment noch nicht klar, sagt Stawa-Sprecher Gill. Zunächst würde überprüft, ob die fraglichen Straftatbestände in den Augen der Ermittlungsbehörde erfüllt sind. Danach würden die Verantwortlichen identifiziert.

Lips und Dürr im Fokus
Damit bleibt offen, ob allein Polizeikommandant Gerhard Lips in den Fokus der Untersuchung gerät, sollte sich der Verdacht bestätigen, oder aber auch Justiz-, und Sicherheitsdirektor Baschi Dürr. Der FDP-Politiker antwortete in einem Interview mit der TagesWoche auf die Frage, wer den Einsatz angeordnet habe:

«Grössere Einsätze, die auch ein gewisses politisches und mediales Interesse nach sich ziehen, werden mit mir abgesprochen. Das geschah auch in diesem Fall so. Die operative Verantwortung liegt bei der Kantonspolizei. Ich war orientiert und habe das Vorgehen als richtig befunden.»

Hetze gegen Hafenscharte 2.0

Die Basler Zeitung nimmt ein Fest vom Wochenende zum Anlass, um gegen den besetzten Wagenplatz zu schiessen. Das dem Artikel beigefügte Bild wurde wohl am Sonntag um 7 Uhr morgens aufgenommen, denn am Nachmittag war – dank den Veranstalter*innen – von der „Schweinerei“ bereits nichts mehr zu sehen..

Uferstrasse nach Party zugemüllt

Partygänger haben am Wochenende an der Uferstrasse eine Riesenschweinerei hinterlassen. Für das Putzen fühlte sich niemand verantwortlich.

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Joggern und Spaziergängern bot sich am Sonntagmorgen entlang der Uferstrasse ein unschönes Bild. Auf der Höhe des Wagenplatzes war die Strasse mit Unrat übersät und zugemüllt. Jede Menge leere Bierdosen, Petflaschen, Becher, Plastiksäcke und Zigarettenstummel lagen breit gestreut auf dem Asphalt. Überbleibsel eines warmen und trockenen Samstagabends, an dem in der Stadt viele Feste und eine Parade über die Bühne gingen.

Gefeiert wurde an der Uferstrasse beim Ex-Migrol-Areal beim Wagenplatz, auf welchem zuweilen eine Bar betrieben wird. Offenbar war die Musik der Veranstalter und Partygänger etwas zu laut, denn bei der Polizei ging um 1.30 Uhr eine Lärmklage eines Anwohners ein. Martin Schütz, Mediensprecher der Kantonspolizei Basel-Stadt: «Als eine Streife zwanzig Minuten später eintraf, haben die Veranstalter die Musik aber bereits abgedreht, sodass unsere Leute nicht einschreiten und mit den Veranstaltern nicht reden mussten.» Laut Schütz sei seit der Räumung von «Uferlos» und der «Hafenscharte» beim Wagenplatz nichts vorgefallen, das «polizeilich von Relevanz» gewesen sei. Dennoch war die Strasse am nächsten Morgen von den Veranstaltern, die wohl aus dem näheren und weiteren Wagenplatz-Umfeld kommen, noch nicht wieder gesäubert und der Unrat nicht weggeräumt.

Zwischennutzer distanzieren sich
Der Verein Shift Mode, der Zwischennutzungen auf dem Ex-Migrol-­Areal aufbaut, distanziert sich von der Party und dem Littering. Ebenso das angrenzende Freiluftrestaurant Landestelle. «Wir hatten zwar offen und im Hintergrund lief Musik. Mit dem Littering haben wir aber nichts zu tun», heisst es seitens des Betreibers. Und auch die Jungle-Street-Groove-Parade, die am Samstagnachmittag vom Stachelrain am Rhein entlang bis zur Kaserne führte, geht auf Distanz. «Mit dem Littering an der Uferstrasse haben wir nichts zu tun und wir distanzieren uns klar davon. Unsere Afterparty fand ab 20.30 Uhr auf der Location Das Schiff nahe der Wiesemündung statt», sagt Alain Szerdahelyi, Präsident des Organisationskomitees der Jungle-Street-Groove-Parade.

Eigene Putzequipe
Was die Parade vom Nachmittag betreffe, da habe Szerdahelyi von den Behörden klare Auflagen und müsse ein Abfallkonzept vorweisen sowie eine eigene Putzequipe aufbieten, die zwischen Stachelrain und Kaserne hinter der Parade die Strasse putzt. «Anschliessend wischt dann noch eine Equipe der Stadtreinigung nach, wofür der Verein Jungle Street Groove die Rechnung bezahlt», sagt Szerdahelyi. Ob nun die Stadtreinigung am Uferweg am Sonntag den Müll wegräumen musste oder ob es die Veranstalter später selber gemacht haben, konnte die Allmendverwaltung gestern im Verlaufe des Tages nicht abklären. Dafür seien die Schweizerischen Rheinhäfen zuständig. Dort wurde der Ball aber zurückgespielt und es hiess auf Anfrage: «Für Reinigung und Unterhalt am Klybeckquai ist seit der Öffnung der Kanton zuständig.»

Trauerweide im Fokus der Behörden

via BaZ (leider gibt’s bisher keine andere Quelle):

Wieder Ärger mit illegalen Parties

Ein Areal der SBB hinter dem Bahnhof St. Johann wird immer wieder als Ort für unbewilligte Events missbraucht. Nun kommt es zum Krisentreffen.

Das Areal bietet sich an, um darauf Feste zu feiern. Rund 300 Meter von den nächsten Wohnhäusern entfernt, gibt es hinter dem Bahnhof St. Johann einen Platz, schön flach, darauf steht eine hübsche Trauerweide. Immer wieder finden auf der Fläche im Raum Lysbüchelstrasse illegale Partys statt. Organisatoren und Gäste verschaffen sich unberechtigt Zutritt zu dem laut Polizei «mehr oder weniger» zugänglichen Platz neben den Geleisen. Dort lassen sie es dann dermassen krachen, dass die Bässe trotz der Entfernung zu den Wohnhäusern so manchen Anwohner wachhalten. Mehrmals musste die Polizei bereits wegen Lärmbeschwerden auf das Areal ausrücken.

Im Rahmen eines solchen Einsatzes kam es diesen Sommer zu wüsten Szenen. Die Verantwortlichen hatten ein DJ-Pult mit mehreren Boxen aufgestellt, für den Strom sorgte ein Generator. Als die Polizei anrückte, zeigte sich der Organisator zwar einsichtig und beendete die Party. Von den teilweise alkoholisierten Gästen mussten sich die Polizisten aber nicht nur Beleidigungen gefallen lassen. Beim Verlassen des Geländes haben Unbekannte sie aus dem Dunkeln heraus mit grossen Steinen beworfen. Ein Polizist wurde dabei an der Rippe verletzt.

Einzelne Lärmklagen ignorieren?

Den Mitarbeitern des Community Policing, die in Konfliktsituationen beraten und schlichten, stellte sich die Frage: Wie soll die Polizei mit solchen Events künftig umgehen? Mehrere Gedanken wurden dabei formuliert: Weitermachen wie bisher, das Areal durch die SBB abriegeln lassen mit der Gefahr, dass die Partys künftig einfach an einem anderen Ort noch näher bei den Anwohnern stattfinden oder allenfalls sogar auf Lärmklagen, die nur als Übertretungen gelten, nicht mehr eingehen. Letzteres werde doch sowieso schon so gehandhabt, kritisieren Anwohner.

«Ich habe auch schon einmal in der Nacht bei der Polizei angerufen», sagt Anita H., die in der Nähe des Areals lebt. «Da hat es dann einfach geheissen, man habe schon zu viel mit Raubüberfällen und anderem zu tun, um sich auch noch um Lärm zu kümmern. «Jeder Einsatz wird einzeln beurteilt», sagt dazu Kantonspolizeisprecher Andreas Knuchel. Es gebe auch Lärmklagen, die am Nachmittag und frühen Abend eingingen. «Da müssen wir jeweils vor Ort abwägen, ob bei einem Fest, von welchem keinerlei weitere Störungen oder Gefahren ausgehen, aufgrund einer einzigen Beschwerde interveniert werden soll oder nicht.»

Jetzt folgt eine Auslegeordnung

Einig sind sich die Parteien darin, dass es so wie jetzt nicht weitergehen soll. Noch diese Woche werden Vertreter der Basler Behörden gemeinsam mit den SBB zusammensitzen, um die Lage zu analysieren. Bei den SBB wollte man gestern noch keine Angaben zu einer möglichen Lösung des Problems machen. «Wir warten nun erst einmal die Ergebnisse der Gespräche ab», sagte SBB-Mediensprecher Reto Schärli auf Anfrage.

Auf Erfahrungen aus anderen Regionen abstützen kann man sich dabei jedoch nicht: «Unseres Wissens sind die Partys im Raum Lysbüchelstrasse ein Einzelfall», sagt Schärli. Auch die Polizei hält sich in Bezug auf mögliche Verbesserungsmassnahmen noch bedeckt: «Ziel der Gespräche ist eine erste Auslegeordnung, um die Möglichkeiten auf besagtem Areal abzustecken», sagt Andreas Knuchel.

Erinnerung an die „Stazgi“ und die „Elsie“

Am Dienstag, den 24. Juni 2014, versammelten sich einige Handvoll Personen verschiedenster Generationen im St. Johanns-Park, um an die Besetzungen der Alten Stadtgärtnerei auf dem selben Areal und der Elsie (Elsässerstrasse 11) gleich gegenüber zu erinnern. Nachfolgend der Flyer, der die Aktivitäten zusammenfasst:

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Den gezeigten Film zur Elsie gibt’s übrigens hier:

[vimeo width=“800″ height=“600″]http://vimeo.com/211486[/vimeo]
Und noch einige Bilder der Elsie:

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Polizei rechtfertigt Einsatz auf dem Messeplatz – und macht sich dabei lächerlich

via Tageswoche:

«Der Vorwurf des Polizeistaats ist an den Haaren herbeigezogen»

Nach dem harten Durchgreifen der Basler Polizei gegen eine Kunstaktion auf dem Messeplatz beziehen die Verantwortlichen für den Grosseinsatz Stellung. Für Sicherheitsdirektor Baschi Dürr und Polizeikommandant Gerhard Lips steht fest: Der Einsatz war ein Erfolg.

[…]

Das gesamte Interview gibt’s unter obigem Link.

Wasserschlacht wider die Art|Basel

In aller Kürze:

„Macht alles nass!“, so lautete das Motto einer Wasserschlacht auf dem Messeplatz vom vergangenen Samstag, den 21. Juni. Mehrere Dutzend Personen waren gekommen und griffen sich kurz nach 15 Uhr gegenseitig mit Wasserballonen, -pistolen etc. an. Getroffen hat es auch die privaten und staatlichen Sicherheitskräfte und einige Art-Besuchende, die sich zu nahe an das Geschehen heran gewagt hatten. Eine Person wurde offenbar von der Polizei kontrolliert.

Neuinszenierung der „Favela-Aktion“ im Keim erstickt

via Tageswoche:

Diese Kunstaktion wollte die Polizei unbedingt verhindern

Mit einem massiven Einsatz stoppte die Basler Polizei [am Freitag, den 20.6.] eine Kunstaktion auf dem Messeplatz. […] Doch was führten die festgenommenen Kunststudenten überhaupt im Schilde?

Die Basler Polizei schien das Schlimmste zu befürchten, jedenfalls standen bereits am frühen Freitagnachmittag zahlreiche weisse Kastenwagen eingereiht in der Nähe des Messeplatzes. Die interne Aufklärung hatte Hinweise erhalten, dass sich am Abend eine Protestaktion auf dem Messeplatz ereignen würde, die an die von der Polizei im vorherigen Jahr brutal aufgelöste Favela-Aktion erinnern würde. Auch die Präsenz der Sicherheitskräfte auf dem Platz selber, wo zu dieser Uhrzeit noch der Messebetrieb der Art Basel in vollem Gang war, nahm mit jeder Stunde zu.

Doch der Hauptfokus der Ordnungshüter lag woanders: auf dem Schulhof der Hochschule für Gestaltung und Kunst an der Vogelsangstrasse. Dort spielten sich eigenartige Szenen ab, glaubt man der Schilderung Involvierter. In einem Gebüsch nahe der Schule entdeckten Studenten eine in jägergrün gekleidete Frau, die mit einer Kamera den Schulhof versteckt filmte. Nebenan stand ein Bartträger mit Rosschwanz und einer Harley-Davidson-Jacke, der das Treiben der angehenden Künstler auffällig unauffällig beobachtete.

Polizei-Choreografie als Vorbild
Die rund 25 Schüler liessen sich derweil nichts anmerken und probten ihre Choreografie, die sie später auf dem Messeplatz aufführen wollten – jene Aktion, welche die Polizei mit massivem Mittelaufwand um jeden Preis verhindern wollte. Die Kunstaktion hatten die Schüler gemeinsam mit Enrique Fontanilles, stellvertretender Direktor der Basler Schule für Gestaltung (SfG), entwickelt und Renatus Zürcher, Lehrer und Spezialist für Kunst im öffentlichen Raum an der SfG. Die Proben fanden in der Freizeit statt, die Aktion war nicht Teil einer Lehrveranstaltung. Eingebracht hatten die Idee zwei Studenten, die mit einer Performance die letztjährige Favela-Räumung künstlerisch verarbeiten wollten. Weil Ereignisse sich in der Kunst weiterentwickeln und weil Kunst wichtige Ereignisse weiterdenken muss.

Die Idee war simpel: Die jungen Künstler wollten sich schwarz gekleidet in einem Raster auf dem Messeplatz aufstellen und dann Linie für Linie vorwärts marschieren. In der Hand würden sie Tortenböden aus Karton halten, die Zürcher vorher in einer Konditorei besorgt hatte. Die Choreografie sollte jenes Bild reproduzieren, das die auf einem Video der TagesWoche festgehaltene Favela-Räumung des Vorjahrs geschaffen hatte. Die kreisrunden Pappteller hätten dabei an die Polizisten in Vogelperspektive erinnert. Die Aktion trug den Titel «Art and Order», Grundlage war eine «visuelle Analyse der strategischen Choreographie der Basler Polizeioperation», wie auf der Webseite des Projekts festgehalten ist.

So weit, so harmlos. Weil man keine eigentliche politische Botschaft transportieren wollte (wenn auch eine implizite), hätte die Aktion stumm vorgetragen werden sollen. Sie hätte, so Zürcher, wahrscheinlich kaum jemanden interessiert: «Wäre die Polizei nicht gewesen – die Sache wäre verpufft.»

Zivilpolizistin im Gebüsch entdeckt
Irgendwann während der Probe scherte Zürcher dann aus der Formation aus und ging auf den Mann in der Harley-Jacke zu. Er sprach ihn an: «Hey, ich kenne auch jemanden im Harley-Club.» Der Mann mit dem Rossschwanz reagierte verduzt: «Ich habe gar keine Harley, ich spaziere hier nur ein bisschen rum.» Als der Zivilipolizist enttarnt war, tauchte gleich der Einsatzleiter der Polizei auf dem Schulhof auf, er warnte Zürcher davor, die Aktion vorzutragen. Eine Ansammlung von Menschen würde nicht geduldet werden, die Polizei habe ein Veranstaltungsverbot erlassen.

Zürcher und Fontanilles fragten ihre Studenten: «Seid ihr euch des Risikos wirklich bewusst, wollen wir das durchziehen?» Die Studenten wollten unbedingt, doch als Vorsichtsmassnahme sollten die ausländischen Studierenden nicht aktiv teilnehmen, damit sie später keine Probleme mit ihren Bewilligungen erhalten würden. Zudem wurde die Choreografie abgeblasen. Die Künstler würden nicht mehr als Gruppe, sondern als Einzelpersonen den Messeplatz betreten und dort die weissen, unbeschrifteten Pappkreise sowie kleine bedruckte Flyer (Sie nennen sie «Hostien») an die Passanten verteilen.

Die Polizei liess auch das nicht zu. Eine Schar Zivilpolizisten deckte jeden Winkel des Messeplatzes ab und gab sofort an den Einsatzleiter durch, wenn eine Person mit dem inkriminierten Pappdeckel oder der «Hostie» in der Hand gesichtet wurde. Gesamthaft 34 Personen führten die Beamten ab und verfrachteten sie zur «Kontrolle der Personalien» in den Stützpunkt Waaghof. Mitgenommen wurden auch Art-Besucher, die die Pappteller oder die Flyer entgegen genommen hatte. In einer Szene führte die Polizei eine Teilnehmerin der Aktion ab, diese legte den Tortenboden zur Seite, ein Art-Besucher nahm den Deckel auf – und wurde auch gleich festgenommen. Auch Personen, die an der letztjährigen Favela-Aktion dabei waren, und deren Gesichter die Polizei noch kannte, wurden in den Waaghof verfrachtet.

Unter den vorübergehend Verhafteten war auch ein deutscher Besucher der Messe, der ein Foto der Polizeiaktion machte. Fontanilles war mit ihm zusammen im Polizeiauto, das sie wegbrachte. Der Mann habe mehrfach betont, er leide unter Klaustrophobie und brauche Medikamente, er habe geschwankt und habe sich sichtbar unwohl gefühlt, sagt Fontanilles. In der Zelle sei der Deutsche dann zusammengebrochen, erst auf mehrmaliges Rufen Fontanilles‘ sei er schliesslich zum Gefängnisarzt gebracht worden. Eine umfassende Stellungnahme zu diesem Fall und anderen Fragen rund um den Polizeieinsatz hat die Behörde für Montag versprochen.

Mehrere Teilnehmer berichten zudem, sie seien weder über ihre Rechte noch über den Grund der Festnahme informiert worden. Auf Nachfrage habe es bloss geheissen, es handle sich um eine Personenkontrolle.

Auch nächstes Jahr wieder
Auch Zürcher landete in der Sammelzelle, obwohl er gar nicht auf dem Messeplatz war. Ihn hielten die beiden Zivilpolizisten (der Harley-Fahrer, der keiner war und die Ermittlerin, die sich im Gebüsch versteckt hatte) noch in der Vogelsangstrasse fest, wo er mit einer grossen Tasche mit vorrätigen Tortenscheiben unterwegs war. In einem Untersuchungsraum der Tiefgarage im Waaghof durchsuchten die Polizisten Zürcher, der sich dafür nackt ausziehen musste. Schliesslich wurden von allen Abgeführten Fotos gemacht vor einem Schild, auf dem «Favela Aktion» stand.

Nach zwei bis drei Stunden in der Sammelzelle wurden alle Festgenommenen dann freigelassen. Weshalb sie festgehalten wurden, erfuhren sie auch dann nicht. Die Tortenscheiben immerhin durften sie wieder mitnehmen, sagt Zürcher und lacht.

«Wir werden es nächstes Jahr wieder versuchen und jedes weitere Jahr, das kommt», kündigt Fontanilles an. Immer am letzten Freitag der Art Basel, immer um 19 Uhr auf dem Messeplatz. Und hoffentlich mit mehr Leuten, von Hunderten träumt der Kunstlehrer. «Bis uns die Polizei lässt», ergänzt Zürcher, «und die Luft draussen ist».

Podiumsdiskussion zu Zwischennutzungen & Freiräumen gestört

Am Freitag, den 13. Juni 2014, fand im Literaturhaus Basel eine Podiumsdiskussion mit dem Titel «Zwischen Nutzung, Freiraum und Stadtentwicklung in Basel» statt. Eingeladen waren Thomas Kessler (Leiter Kantons- und Stadtentwicklung Basel-Stadt), Jacques Herzog (Architekt bei Herzog & de Meuron), Fabian Müller (I_Land und Verein Neubasel) und einige weitere. Auch die Verantwortlichen von Shit Mode waren anwesend. Vor der Veranstaltung wurden Flyer verteilt, im Anschluss kam es zu einer Störaktion mit ca. 40 Beteiligten: Gleich zu Beginn haben die Protestierenden das Wort ergriffen und eine Rede verlesen. Danach verliessen sie den Saal und führten in nächster Nähe eine eigene Veranstaltung – ohne Expert*innen – mit den Themen Freiraum, Vereinnahmung und Perspektive durch.

Parallel dazu wurde Thomas Kessler während des Apéros im Literaturhaus Opfer eines Tortenangriffs.

Nachfolgend der verteilte Flyer:

Eine Vision
Vorletztes Jahr wurde öffentlich bekanntgegeben, was Stadtplaner und Stararchitekten sich für die Zukunft des Hafenareals wünschen: Eine Hochhausinsel für die Reichen mit dem klingenden Namen Rheinhattan. Da die Quartiere in der unmittelbaren Nachbarschaft eines solchen Projekts erfahrungsgemäss umgepflügt werden, wurde „Rheinhattan“ im Klybeck und in Kleinhüningen besonders schlecht aufgenommen. Seit einiger Zeit hüten sich die sogenannten Meinungsträger, den Namen des Projekts überhaupt noch in den Mund zu nehmen. Das heisst aber nicht, dass die Vision eines Luxusquartiers als solche fallengelassen wurde.

In der Zwischenzeit
Zwischen dem Ende der Hafennutzungen und dem geplanten Baubeginn liegt eine Zeitspanne von mehreren Jahren. Um eine unkontrollierte Nutzung der freigewordenen Flächen zu verhindern, die der Endnutzung Probleme machen könnte, organisierte die Stadt eine Ausschreibung für Zwischennutzungen. Die in einem undurchsichtigen Verfahren auserwählten Projekte sahen sich von Anfang an mit hohen bürokratischen Hürden konfrontiert. Dies lässt sich dadurch erklären, dass  die Zwischennutzungen Teil eines von der Stadt vorbestimmten Drehbuches sind: der Obrigkeit als Auserwählte dankbar sein, die freigewordenen Flächen moderat „bespielen“, die Attraktivität des Areals steigern und bei Baubeginn den Platz besenrein abgeben.
Hier von „Freiraum“ zu sprechen, ist einer jener Euphemismen, mit der die Rhetorik der Stadtplaner so reich gesegnet ist: Die Zwischennutzungen sind nicht Selbstzweck, sondern Teil einer von oben bestimmten Choreographie, ein Spielplatz unter Aufsicht der zukünftigen Investoren und ihrer Freunde in der Verwaltung.

Ungebetene Gäste I
Letztes Jahr besetzte der seit längerem hin- und hergeschobene Wagenplatz den hinteren Teil der Ex-Migrol-Brache. Was anfangs noch als harmloser Farbtupfer deduldet wurde, wuchs schnell und unkontrolliert zu etwas heran, was in dieser Stadt so schrecklich fehlt und was jedem Zwischennutzungsverwalter den Schreck in die Knochen fahren lässt: eine wilde Mischung aus wohnen und hängen, kochen und essen, basteln und hämmern, experimentieren und bauen, tanzen und trinken, saufen und feiern, diskutieren und streiten, organisieren und reflektieren, Lärm und Musik, Feuer und Rauch, Pflanzen und Kies, Bauschaum und Blech – alles in einer spontanen Architektur, die keine Bewilligungen und keine Normen kennt. Die Signale, die dieser Ort aussandte, waren zu stark – eindämmen, zurückdrängen, einbinden, kontrollieren, einzäunen, plattwalzen.

Ungebetene Gäste II
Um das umzusetzen, brauchte das rotgrüne Basel natürlich ein Feigenblatt: Zwischennutzungen sollten den Wildwuchs zurückdrängen. Erfreulicherweise fand sich niemand, der sich für das schmutzige Spielchen instrumentalisieren liess. Dann kamen die Fussballplätze. Nach einer Demo mit 500 Leuten und einer öffentlichen Auseinandersetzung, welche das plumpe Ausspielen von vermeintlichen Bedürfnissen der QuartierbewohnerInnen gegen die Hafenbesetzung aufzeigte, war die Idee auch schon wieder vom Tisch.
Mitte April fand sich dann endlich jemand, der der Stadt aus der Patsche half: Der Verein Shiftmode, kein Zwischennutzer wie die anderen, sondern ein eigentlicher Zwischennutzungsverwalter, der anderen die Bewilligung auf „seiner“ Fläche erteilt und entzieht, der eine neue Hierarchiestufe am Hafen besetzt.
Dann kam noch die Kunstmesse Scope, die dieses Jahr plötzlich genau dort Parkplätze benötigte, wo die Kreativität nicht der Verwertungslogik untergeordnet war.
Nach zwei Monaten der unverbindlichen Gespräche, der netten Worte, der mündlichen Zusagen, der kompromittierenden Angebote, der leeren Floskeln, der unverhohlenen Drohungen, des dümmlichen Hin- und herschieben der Verantwortlichkeiten hatten die Stadt und ihre treu ergebenen Partnern den Boden für die Räumung geebnet. Die einzige öffentliche und unmissverständliche Solidaritätsbekundung aus dem Hafen kam von unseren Nachbarn von der Landestelle. Ihnen an dieser Stelle nochmals herzlichen Dank.
Am 3. Juni wurde der öffentliche Teil der Hafenbesetzung polizeilich geräumt, 36 Leute wurden eingepackt und warten auf ihr Verfahren. Der Wohnteil wurde eingezäunt, der Rest plattgewalzt. Alles hat seine Ordnung, alles ist an seinem Platz. Es wird nicht so bleiben.
Der Scope wünschen wir ein Publikum, das über sie lacht, dem Verein Shitmode – Schiffbruch.

Und dem rotgrünen Basel einen mühsamen Sommer.

 

… und die verlesene Rede:

 Sehr verehrtes Publikum

Wir möchten Sie darüber in Kenntnis setzen, dass Sie womöglich dem Irrtum aufgesessen sind, an einer öffentlichen Diskussion über Freiraum und Zwischennutzungen teilzunehmen, tatsächlich jedoch eine PR-Veranstaltung von Verwaltung, Kunst und Kapital besuchen.

Wir erlauben uns, zu Beginn dieser Veranstaltung die wichtigsten Punkte vorwegzunehmen. Keine Angst: Die Diskussion selbst wird von uns nicht gestört. Nachdem wir hier gesprochen haben, werden wir das Literaturhaus verlassen und auf den Münsterplatz gehen. Dort wird in
15 min eine Paralleldiskussion stattfinden, an der man sich kritisch und praxisbezogen mit
dem Thema auseinandersetzen kann.

Falls Sie befürchten, etwas zu verpassen wenn Sie an der Diskussion draussen teilnehmen, hier:

Eine kurze Zusammenfassung des folgenden Podiums

Im nachfolgenden Gespräch werden sich die Rednerinnen und Redner in erster Linie bebauchpinseln und Honig ums Maul schmieren. Sie, werden sich gegenseitig für ihre Arbeit loben. Auch Herzog wird nicht zu kurz kommen und wird in hymnischen Tönen von seinen Visionen erzählen. Die Zwischennutzer_innen, auch ‚Raumpioniere genannt, werden als alternativ und kreativ dargestellt und die Stadt, bzw. ‹aktive Verwaltung›, zeigt sich als offene und niederschwellige Anlaufstelle für ‹innovative› Projekte. So ergibt sich für alle Beteiligten eine Win-Win-Situation. Auch werden die kürzlich noch öffentlichen und inzwischen niedergewalzten Projekte auf dem Wagenplatz – aus dem Win-Win ausgeschlossen – als eigentlich ganz lässige Projekte bezeichnet.

Zu den Beteiligten

Wir möchten Ihnen zwei der geladenen Gäste kurz vorstellen, deren Positionen unseren Auffassungen entgegenstehen: Den Architekten Jacques Herzog, der in verschiedenen Interviews sinngemäss sagte, dass Politiker, Investoren und Städteplaner Modelle entwickeln müssten (1), dass in Ländern, in denen einzelne Politiker über eine grössere Machtfülle verfügen (2) sowie bei privaten Investoren, architektonische Vorhaben linearer (3) und rascher (4) umgesetzt werden könnten. Weiter behauptete er, dass die Menschen nur über die Rezeption von Expertengesprächen «das schwierige Thema Architektur» (5) verstehen könnten.

Solche Aussagen zeugen von einem elitären Verständnis von Landschafts- und Stadtentwicklung. Und wir stellen Ihnen Thomas Kessler vor, der seine Funktion als Stadtentwickler mit einer im Netz sitzenden und antizipierenden Spinne verglich, die helfen müsse, das Netz da zu spannen, wo dann auch wirklich Erfolg eintrete (6).

Ein Spinnennetz scheint die passende Allegorie zu sein; denn bei einem solchen Netz handelt es sich um eine Falle und wir fragen uns, wovon sich diese Spinne ernährt, wer da gefangen, eingewickelt und einverleibt werden soll. Vor dem Hintergrund dieses elitären Selbstverständnisses scheint die angekündigte Diskussion eine Farce.

Raum ist das Produkt sozialer Praxis. Was wir erfahren, sind heterogene Orte von lokaler und sozialer Bedeutung und Ausdehnung. Räumliche Strategien, wie beispielsweise die Entwürfe von Metropolen oder das Moment der Disziplinierung in der räumlichen Gliederung, sind mit Praktiken von Macht und Kontrolle verbunden. An der Erzeugung von Alltagsräumen sind einerseits die strategischen Praktiken von Design und Verwaltung und andererseits jene der Nutzung beteiligt.

Übersetzen wir ‹frei› als die Möglichkeit zur Selbstbestimmung, wäre Freiraum demnach Raum, in dem Individuen über freien Zugang, eigene Lesarten, Bedeutungen und selbstbestimmte Nutzungen verfügen. Ist die Lesart und Gestaltung, der Zugang oder der Ausschluss von Individuen zu Räumen oder Zonen bereits vorgeschrieben, so handelt es sich nicht um Freiraum.

Die zeitlich begrenzte und von der Verwaltung moderierte Zwischennutzung von Stadtraum durch bewilligte Projekte, die so lange geduldet sind bis eine definitive kommerzielle Nutzung umgesetzt wird, kollidiert mit der vorher genannten Definition von Freiraum. Der Diskurs über Freiraum kann nicht von jenen beansprucht werden, deren Funktion gerade das Verhindern, Zubetonieren und Einverleiben von Freiraum in eine ökonomische Logik impliziert. Der Diskurs kann nur von den Menschen geführt werden, die die Räume bewohnen, sich im Alltag in ihnen bewegen und sie beleben.

Wir laden deshalb ein, über den Sinn und Unsinn des Begriffs Freiraum, warum er abgelehnt oder zurückgefordert wird, draussen zu diskutieren.


1 http://www.schweizer-illustrierte.ch/stars/schweiz/ihr-glanzstueck-fuer-basel
2 http://www.schweizer-illustrierte.ch/stars/schweiz/ihr-glanzstueck-fuer-basel
3 http://www.youtube.com/watch?v=pyyQH2u0-bA
4 http://www.badische-zeitung.de/basel/wo-die-stadtentwicklung-von-basel-hingehen-soll–77866836.html
5 http://www.schweizer-illustrierte.ch/stars/schweiz/ihr-glanzstueck-fuer-basel
6 http://www.spalentor-verlag.ch/ueber-uns/sonderhefte-bwiebasel/kantons–und-stadtentwicklung-basel- stadt.html
Was ist Freiraum?

Abwertung an der Uferstrasse

via sda/Tageswoche:

Unbekannte kappen in Basel 90 Birken – Strafanzeige eingereicht

Unbekannte haben entlang der Uferstrasse am Basler Klybeckquai über 90 junge Birken geknickt. Die Stadtgärtnerei, die den Schaden auf rund 40’000 Franken beziffert, hat Strafanzeige eingereicht, wie sie am Donnerstag mitteilte.

Allein in der Nacht auf letzten Sonntag kappten Vandalen 61 Birken auf rund 30 cm Höhe. Die abgeknickten Baumstämme liessen die unbekannten Täter liegen. Weitere 30 Bäume waren schon früher zerstört worden, wie es im Communiqué heisst.

Die Birken befanden sich in jenen 260 mit Bäumen und Gräsern bepflanzten ehemaligen Stapelpelboxen, die die Stadtgärtnerei letzten Sommer entlang der Uferstrasse aufgestellt hatte. Dort entstand im Rahmen der Öffnung des Klybeckquais für den Langsamverkehr eine Promenade.

Solidarität aus Freiburg i.B. und Berlin

gefunden auf indymedia:

100 auf Sponti gegen Wagenplatzräumung in Basel

Am Abend des 3. Juni demonstrierten in Freiburg über 100 Menschen in Solidarität mit der heute früh teilweise geräumten Wagenburg IG Hafenplatz in Basel. Zahlreiche kulturelle Projekte die im Dunstkreis der Basler WagenbewohnerInnen entstanden waren, wurden heute früh vernichtet – in Bildern, die uns an die Räumung von Kommando Rhino auf der Vauban vor zweieinhalb Jahren erinnern. Wir entschlossen uns kurzfristig eine Spontandemo unter der Hand zu mobilisieren, die am Abend lautstark durch die Innenstadt zog.

Am heutigen Abend versammelten sich zahlreiche Linke am Augustinerplatz in Freiburg. FeuerjongleurInnen aus der Wagenszene veranstalteten bei Einbruch der Dunkelheit ein kleines Feuerinferno. Wir solidarisieren uns mit der Sponti mit den Basler WäglerInnen, von denen zahlreiche am Vormittag von der Polizei festgesetzt wurden. Wir wünschen den verletzten GenossInnen gute Besserung!

Gegen 22:30 Uhr formierte sich ein Demozug mit mobilem Sound und einem Beamer, der Bilder der Wagenburgen projizierte. Ein größerer Umzug verlief dann lautstark über Salzstraße, Kajo, Bermudadreieck, Bertoldstraße, Konzerthaus und Blaue Brücke bis zum Stühlingerpark. Dort wurde die recht erfolgreiche und von Action-Samba begleitete unangemeldete Aktion aufgelöst.

Wichtige Infrastruktur unserer Wagen-FreundInnen aus Basel wurden heute morgen Opfer der Gentrification im Hafengebiet der Rheinknie-Metropole. Wir sind stinksauer dass schon wieder mit Gewalt und ohne Weitsicht gegen alternative, experimentelle und Kommerz-kritische Wohnformen und Initiativen vorgegangen wird.

Auch wir protestieren dieser Tage gegen die Vertreibung und Beschlagnahme der Wagen von Sand im Getriebe, sowie gegen das drohende Aus des KuCa in Freiburg. So protestierten heute erneut WäglerInnen vorm Gemeinderat. Bei Sekt und angemessener Kleidung wurden GemeinderätInnen dazu eingeladen, durch einen „Laster“ hindurch zur Sitzung zu gehen. Auf einem Transparent war zu lesen: „Experimentelle Wohnformen begrüßen den Gemeinderat“.

Im Rahmen des Jubiläums des Autonomen Zentrum KTS ist es uns wichtig auch Solidariät zu praktizieren. Es gab eine Radtour zu linken Räumen wie SUSI, G19, Grether und KuCa und in einem Vernetzungstreffen Autonomer Räume aus der Region wurde sich bereits mit dem vergangene Woche in Barcelona geräumten Can Vies solidarisiert.

Am 5. Juni ist eine antifaschistische Gedenkkundgebung in Freiburg geplant. Und jetzt erst recht werden wir am Samstag für mehr Wagenleben demonstrieren und tanzen. Kommt nach Freiburg am Samstag den 7. Juni 2014: You can get it if you really want – Love or Hate Parade 7.0! Autonome Geburtstagspolonaise der KTS für den Ausbau und die Verteidigung autonomer Räume für Kunst und Kultur!

Rückt die Karren raus! Lasst die Leute frei! Rheinhattan fuck off as Green City!
Für viele Wagenplätze in Freiburg, Basel und überall!

 


 

Auch die Brunnenstrasse 6/7 (Berlin) zeigt sich solidarisch:

Wir solidarisieren uns mit der am 3. Juni geräumten “Uferlosen freiheit”, sowie dem Kinderspielplatz und der nachbarschaftlichen Grillstelle an der Uferstrasse in Basel.Wieder einmal mussten selbstbestimmte Freiräume den Kapitalinteressen einer eventorientierten, ausverkauften Stadtpolitik weichen.

Solidarität

Warum Shift Mode Scheisse ist!

Folgender Flyer ist an der Demonstration für den Hafenplatz gestern Abend verteilt worden (Hier die PDF-Datei):

„Den Animatoren des «Uferlos» wünschen wir, dass sie den Weg der Illegalität verlassen und Ihre Energie mittels einem planungssicheren Projekt auf der Parzelle von Shift Mode einbringen.“
Zitat Verein Shit Mode

Dies erklärt der Verein Shit Mode in der Tageswoche. Was lesen wir daraus?

Menschen mit Hang zur Ironie sagen, der Verein Shit Mode habe überhaupt keine Ahnung, was er in den kommenden Jahren auf der Hafenparzelle treiben will. Die Schwammigkeit des formulierten Projekts und die offensichtliche Profilierungssucht der beteiligten Personen sprechen dafür.

Schaut man sich die Statements der Shit-Mode-Leute in den Medien an, wird klar, dass sie sich eher als «Verwalter» der kommenden Zwischennutzungen denn als eigentliche Zwischennutzer sehen.
Zwischen den regulären Zwischennutzern ganz unten und der Regierung ganz oben in der Hierarchie soll nun der Verein Shit Mode eine Zwischenstufe bilden. Sie wünschen sich engagierte Quartierbewohner_innen, die unter dem Banner von Shit Mode Projekte verwirklichen, bei denen Shit Mode aber immer das letzte Wort hat. In diesem nichtssagenden Rahmen hat alles Platz, was bereit ist sich unterzuordnen.

Ein so «organisch gewachsenes Projekt engagierter Quartierbewohner_innen», wie es das Uferlos darstellt, käme dem Verein da natürlich sehr gelegen. Sie müssten nichts tun, könnten sich das Uferlos einfach einverleiben, ihr Etikett darauf kleben und alle würden sie für ihre grossartige Zwischennutzertätigkeit loben. Arschlöcher.

Die beschriebene Sichtweise der Menschen mit Hang zur Ironie ist emotional verständlich; doch es geht um mehr, um viel mehr.

Letztlich ist es egal, wie profilierungssüchtig, karrieregeil, degeneriert und verblödet die Leute von Shit Mode sind: der Begriff Rekuperation beschreibt, grob zusammengefasst, die Wiedereingliederung eines subversiven Moments, einer subversiven Geste in die bestehende Ordnung. Beschreibt also genau das Bestreben von Shit Mode, das Uferlos zu legalisieren.
Vereinfacht: Etwas fällt aus dem Rahmen, eckt an, hätte das Potential, der herrschenden Ordnung gefährlich zu werden.
Denk beispielsweise an die Punks in den 80ern.
Das produziert ein Feedback in der Gesellschaft, in der Wirtschaft, in der Politik; also in der herrschenden Ordnung. In der Folge setzen verschiedenste Kräfte alles daran, diese subversive Geste zu entkräften, wieder in den Bereich des Kontrollierbaren, Steuerbaren, Lenkbaren zu holen. Das passiert fast ganz von alleine, ohne Strippenzieher und Weltverschwörung im Hintergrund. In diesen Prozessen verwirklicht sich die herrschende Logik jeden Augenblick aufs Neue.

Wie also entkräftet man eine subversive Geste von einiger Sprengkraft? Richtig, indem sie schnellstmöglich zur simpelsten Ware degradiert wird und sich somit auch den Gesetzmässigkeiten der Warenwelt unterwirft.
Im Endeffekt kaufen sich 15jährige zerrissene Jeans bei H&M, lassen sich vom Friseur den Iro stellen, ordern ihre Schlachtrufe-CD bei Ebay und denken das sei Punk. Was einmal scharfe Eckzähne und einen Beissreflex hatte, der sich sehen lassen konnte, wurde kontrollierbar und ungefährlich. Die Zähne sind gezogen.

Wenden wir das Ganze auf das Uferlos an: Dieser Ort ist wild gewachsen, ein Sammelbecken für alle möglichen Leute und vor allem eins: unglaublich undurchsichtig.

Die Kindergärtnerin, die am Samstag Nachmittag Kinderspielprogramm macht, fühlt sich dort genauso wohl wie der FCB-Fan und die anarchistische Steineschmeisserin. Das birgt natürlich einige Sprengkraft, oder anders gesagt: dieser Ort ist ein subversiver Gefahrenherd für alles, was von oben herab für das Hafenareal geplant wird.
Das weiss die Stadt, das wissen die Planerinnen und Planer von Rheinhattan. Also müssen sie etwas tun.

Und was genau tun sie?
Natürlich: man sucht sich einige linke Gutmenschen, die zu blöd sind hinter die Kulissen zu sehen. Der Vergleich mit der herkömmlichen Sozialdemokratie bietet sich an: rückgratlos, opportunistisch, und für einen von der Obrigkeit abgegebenen Krümel vom Kuchen noch für jeden Verrat an der Sache zu haben.
Die Geschichte gibt uns recht: Deutschland 1918, die 68er und die 80er Bewegung, die Antiglobalisierungsbewegung, die Frauenbewegung und und und.
Die Sozialdemokrat_innen haben noch immer bewiesen, dass sie sich prächtig darauf verstehen emanzipatorische Kräfte zu kanalisieren, sie in wohlgeordnete Bahnen zu lenken, die sich innerhalb des herrschenden Rahmens befinden.

Natürlich gibt es unter den Sozialdemokrat_innen immer auch noch einige Menschen, die wirklich etwas Grosses im Sinn haben und einfach von allen Seiten, zuallererst von ihren eigenen Führer_innen, verarscht werden; dergleichen lässt sich über Shit Mode nicht sagen, da sie ja in der Rolle der Führer_innen sind.

Diese vermitteln zwischen der Obrigkeit und dem potenziell subversiven Pöbel. Dabei übernehmen sie die Rolle der Obrigkeit gleich selbst, unter freundlicher Zuhilfenahme der von der Obrigkeit bereitgestellten Strukturen und Institutionen.
Für ein bisschen Selbstverwirklichung, Geld und Macht ist ihnen alles recht. Sogar, wenn ein organisch gewachsener „Ort der Begegnung“, der seinem Wesen nach ja eigentlich allen vordergründigen Verlautbarungen von Shit Mode entspricht, zerstört wird, weil er sich nicht unterordnet.

Völlig offensichtlich geht es um Macht und Kontrolle über das ausufernde Uferlos und nicht im geringsten um eine andere Sache als jene, die herrschende Ordnung zu zementieren.

Klingelt‘s? Shit Mode wurde von der Stadt eingesetzt, um den aufmüpfigen Hafenplatz zu kontrollieren und um die nicht linientreuen Zwischennutzungen von oben herab zu massregeln.
Es ist nur logisch, dass die Regierung diese Verantwortung niemandem überlässt, der den geplanten Entwicklungen auch nur minimalst hinderlich werden könnte. Die Intention der Regierung ist es, jene Teile des Hafenplatzes, die ihre Gesichter noch nicht der Transparenz geopfert haben, kontrollierbar zu machen, ihre Projekte in die Legalität zu überführen oder sie zu vernichten.

Ob den Leuten von Shit Mode ihre Rolle bewusst ist oder nicht, spielt nur insofern eine Rolle, als dass wir sie ihnen bewusst machen sollten.

DEN REKUPERATEUREN AUFS MAUL!