Archiv der Kategorie: Besetzungen

Wir brau­chen keine Ju­gend­be­wil­li­gung, wir sind alt und ge­mein!

Folgender Text war einer von mehreren, die während der Sauvage auf dem NT-Areal verteilt wurden. Dieser wurde uns mit der Bitte um Veröffentlichung zugespielt.

Die Jugendbewilligung ermöglicht auf öffentlichem Grund legale Outdoor-Partys mit klar geregelter Verantwortlichkeit, jedoch ohne bürokratische Hürden. Konfliktpotential wird abgebaut – Lebensqualität in Basel erhöht!

(Aus der Petition der Basler Jungparteien Junge CVP, Jungliberale, Junges Grünes Bündnis, JUSO und Junge SVP).

Das Angebot, welches uns hier unterbreitet wird ist trügerisch, da das ganze Konstrukt in der Konsequenz bedeutet, dass einzelne Personen die Verantwortung über etwas übernehmen sollen, über das sie keine Kontrolle ausüben (wollen) können. Mit dem Anspruch von „klar geregelter Verantwortlichkeit“ werden bewilligte Outdoor Parties im Vergleich zu unbewilligten nur noch in einem extrem eingeschränkten Rahmen stattfinden können. Da fragt sich, ob polizeilich kontrollierte Räume, die klaren Regeln unterliegen, noch „Freiräume“ genannt werden können.
Die Schweiz weiss sehr wohl, wie sie mit unangenehmen Bewohner_innen umgehen soll. Es ist kein Wunder, dass sie nach einer längeren Phase der Repression gegenüber illegalen Festen, medial wie politisch die Integrationsschiene fährt, da sie so ihrem Konzept der totalen Befriedung und somit der vollkommenen sozialen wie auch politischen Immunisierung von subversiven Elementen nährt. Dies ist eine bewusste Strategie, welche die aufmüpfigen Glieder vom „befriedeten“ sozialen Körper abtrennen und somit marginalisieren soll.
Die von allen Jungparteien so gelobte Jugendbewilligung ist letztlich wiederum eine Legitimation für Repression: Die Möglichkeit, Outdoor Parties jetzt im legalen Rahmen durchzuführen, gibt der Regierung und den Bullen die Grundlage dafür, gegen solche, die keine Bewilligung einholen (wollen), mit verstärkter Repression vorzugehen.
Wir wollen unkontrollierte Räume schaffen, die uns Gestaltungsmöglichkeiten geben, welche in einem vorgegebenen Raum vor Platzangst eingehen würden.
Wir distanzieren uns hiermit klar von der von den Jungparteien eingereichte Petition zur Legalisierung illegaler Parties.

Wir scheissen auf Legalität!

Wir brauchen keine Jugendbewilligung, wir sind alt und gemein!

Sauvage auf dem NT-Areal



Während in Bern 10’000 Leute auf der Strasse waren, gab es letzte Nacht in Basel auf dem NT-Areal eine Sauvage mit mehreren tausend Teilnehmer_innen. Das NT-Areal, ehemals Mekka der Partygänger_innen und Symbol einer Zwischennutzung, soll einem neuen Quartier weichen. Zwar wurden die Baupläne immer wieder nach hinten verschoben (Wohl nicht zuletzt aufgrund der „Finanzkrise“), doch langsam nimmt das Projekt Gestalt an.
Gefeiert wurde auch in einer der ehemaligen Güterbahnhofs-Hallen, die demnächst abgerissen werden. Die Stimmung war hervorragend, Probleme keine auszumachen. Während auf fünf Soundsystems Musik gespielt wurde, gab es jede Menge Bier, Sandwiches und Pizzen. Auf den Zugangsstrassen wurden zum Schutz vor der Polizei Barrikaden gebaut.
Als ein Zivilpolizist vom Gelände vertrieben wurde kam es am Rande der Party zu einer kurzen Auseinandersetzung mit der Polizei. Leider konnte trotz dem engagierten Eingreifen einiger Partybesucher_innen eine Festnahme nicht verhindert werden. Ausserdem wurde gegen 6 Uhr morgens ein Teil des Equipments beschlagnahmt und diverse Personenkontrollen durchgeführt.

Der Vollständigkeit halber die tageswoche:

Illegale Party mit über 1000 Teilnehmern

In der Nacht auf Sonntag fand bei der E-Halle auf der Erlenmatt eine unbewilligte Party statt: In und um die leerstehende Halle feierten über 1000 Teilnehmer zu lauter Musik. Nach der Party kam es zu Scharmützeln mit der Polizei sowie zu einigen Festnahmen. Von Cédric Russo und Dani Winter

Um 22.45 Uhr strömten von allen Seiten Menschen auf den bis dahin leeren E-Halle-Vorplatz auf dem nt-Areal, der zukünftigen Erlenmatt. Schnell waren die wichtigsten Utensilien aufgestellt: Einkaufswagen, randvoll mit Bier und Sandwiches, Generatoren und Soundanlagen.

Um 23 Uhr machte sich eine Gruppe von schwarz Vermummten an der Eingangstür der E-Halle zu schaffen. Unter tosendem Jubel knackten sie das Schloss und stiegen in das Gebäude ein. Licht wurde installiert, eine Bar eröffnet, und der DJ legte los.

Über 1000 folgten dem Aufruf

Draussen schossen weitere Bars und Soundanlagen wie Pilze aus dem Boden. Von überall her dröhnte Musik. Immer mehr Leute kamen. Sie tanzten auf dem Vorplatz, streiften durch die Halle und setzten sich auf das Erdplateau vor dem Gebäude, um ein Bier zu trinken.

Unterdessen versperrten weitere Gruppen von Vermummten die Zufahrtswege mit Barrikaden aus Absperrgittern, Holz und Steinen, um Polizisten und Kastenwägen draussen zu halten. Diese versammelten sich daraufhin am Badischen Bahnhof.

Inzwischen zählte die Party bei der E-Halle über 1000 Besucher. Nicht ganz so viele wie zur gleichen Zeit in Bern durch die Strassen tanzten, aber doch deutlich zu viele für die Polizei, um sie nach Hause schicken zu können. Eine Band spielte Metal-Punk und drinnen sprayten und malten Künstler auf die Wände des Gebäudes.

Das nt-Areal muss weichen

Denn die E-Halle wird sowieso bald abgerissen. Sie muss dem Ausbau der bereits begonnenen Besiedlung des nt-Areals weichen. Der dahinter liegenden Autobahn entlang, und eben dort, wo die E-Halle steht, sollen in Kürze weitere Neubauten hochgezogen werden. Das Projekt «Schönes, neues Basel» schreite voran, und hinterlasse auf seinem Weg Leichen namens «Subkultur» und «Freiräume» – so das Fazit kritischer Stimmen.

Auf diesen «Missstand» wollen auch die Initiatoren der Party hinweisen. Nicht mit Reden, Proklamationen oder Transparenten. Die Veranstaltung wurde bewusst weitgehend unpolitisch gehalten. Mit der Party soll aufgezeigt werden, was alles verloren gehen wird. Und wenn man bedenkt, dass ein Propaganda-Aufwand von bloss einem briefmarkengrossen Flyer und einem Facebook-Eintrag mehr als 1000 Leute mobilisierte, scheint das eine ganze Menge zu sein.

Wagenplatz in Existenz bedroht! die Basler Regierung vernichtet alle Perspektiven auf einen Wagenplatz in ihrer Stadt

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Herzliche Gratulation rot-grüne Regierung!

Mit viel Engagement habt ihr bewirkt, dass es keinen Standort für einen Wagenplatz in Basel geben kann. Ihr habt ganze Maschinerien ins Rollen gebracht, um rund 15 von uns vorgeschlagene Plätze in einer Art und Weise abzuklären, die von Anfang an zum Scheitern verurteilt war. Was fehlt ist der politische Wille, da könnt ihr schönreden was ihr wollt. Es ist peinlich, wenn eine Regierung nicht öffentlich dazu steht, wofür sie sich längst entschieden hat. Nämlich, dass sie in Basel einen Wagenplatz als alternative Wohn- und Lebensform nicht haben will.

Versprochen wurde, dass am Runden Tisch vom 8. März eine Lösung gefunden wird. Am Gespräch teilgenommen haben schliesslich weder Vertretungen des Regierungsrates noch von Immobilien Basel Stadt. Die nach dem Gespräch veröffentlichte Medienmitteilung wurde im Vornherein verfasst. Das Treffen entpuppte sich als reine Alibiübung und diente ausschliesslich dazu uns feierlich zu verklickern, dass mit allen „Bemühungen“ leider keine Lösung gefunden werden konnte, die Stadt jedoch alles Mögliche unternommen habe. Das können wir so nicht akzeptieren. Denn nicht die getätigten Abklärungen, sondern der politische Wille definiert den Handlungsspielraum.

Noch vor zwei Wochen äusserte sich Regierungspräsident Guy Morin folgendermassen in einem Interview: „Für mich ist (…) klar, dass Zwischennutzungen und Alternativkultur genauso zu unserer Stadt gehören wie Grossveranstaltungen wie etwa das Tattoo oder das Jugendkulturfestival.“ (Tageswoche, 24.2.2012) Offensichtlich ein Lippenbekenntnis, wenn in mehr als einem halben Jahr und unzähligen Verhandlungsgesprächen keine Lösung gefunden werden will, für einen Wagenplatz in Basel. Empfohlen wurde, sich auf privaten Grundstücken und am besten in Baselland einen Platz zu suchen — „ich bin überzeugt, dass es da eine Möglichkeit für das Wohnprojekt der Wagenleute gibt. Sie müssen jetzt ihr Blickfeld erweitern“, so Guy Morin zur Basler Zeitung (9.3.2012). Unverständlich, was zu hoffen erlaubt, dass im Baselbiet ein alternatives Wohnprojekt auf mehr Verständnis stossen soll als in einer Stadt, die sich als „offen“ und „tolerant“ gegenüber alternativen Lebensformen versteht.

Erwartet wird das Unmögliche. Wir sollen uns ohne Perspektive auf eine Folgelösung an die Freiburgerstrasse zurückziehen. An einen Ort an dem wir, wenn überhaupt, auch nur für wenige Monate bleiben könnten und wo heute nicht klar ist, ob wir dort noch toleriert werden. Denn wie wir von Seiten des Präsidialdepartements erfahren haben, müssen wir einen allfälligen Umzug an die Freiburgerstrasse zuerst neu mit der dortigen Besitzerin „besprechen und die Ausgangslage neu klären“.

Wir sind enttäuscht, wir sind sprachlos, wir sind wütend und wir fühlen uns hintergangen; von einer Stadt die nicht Hand bietet, eine passende Alternative zu ermöglichen, von einer Stadt, die uns ein halbes Jahr lang Unterstützung vorgaukelt, uns in Wahrheit aber weg haben will.

Wagenplatz: Pressekonferenz vom 20. Februar

Der Soziologe Ueli Mäder schreibt, eine lebendige Stadt biete Platz für mehrere Wagenplätze. Dies ist nicht nur eine schöne Idee, es ist ein reales Bedürfnis. In Bern, Biel, Zürich, Genf, Luzern und Winterthur gibt es schon Wagenplätze, nur Basel hinkt hier einen Schritt hinterher.

Wir setzen uns ein für unkonventionelles Wohnen. Wir wollen Räume schaffen, in denen die Menschen, die diese bewohnen und nutzen auch die Regeln aufstellen. Wir wollen in einer grösseren Gemeinschaft leben, unsere Fixkosten tief halten, damit wir mehr Zeit haben für die Umsetzung unserer eigenen Ideen, die im wirtschaftlichen System nicht rentieren müssen. Unsere Wohnform mag vielleicht seltsam erscheinen, doch für uns hat sie mit selbstbestimmtem Raum zu tun, Raum, den wir selbst gestalten können und das ist uns sehr wichtig.

Neben dem Wohnen wollen wir auch kulturell aktiv sein. Auch hier. Wir wollen uns nicht in die Mainstream-Kultur einreihen, wir wollen feine Veranstaltungen machen die berühren. Doch leider mussten wir bis jetzt all unsere Zeit in die Suche nach einem geeigneten Platz investieren. Diese Suche läuft folgendermassen ab: Wir liefern Plätze, die die Stadt abklärt. Zum Schluss werden sie immer mit mehr oder weniger fadenscheinigen Argumenten verworfen.

An dieser Stelle möchten wir kurz einen Blick zurück werfen:
Ende August 2011 ist im Hafen der Wagenplatz entstanden, eine erwähnenswerte Bereicherung für eine Stadt, die mit Freiräumen geizelt. Im Hafen durften wir nicht bleiben, wohnen sei in der Industriezone nicht erlaubt. Und die Öffnung des Hafenareals solle strukturiert und kontrollierbar erfolgen.

Also haben wir uns unter Androhung einer polizeilichen Räumung auf das Versprechen der Stadt eingelassen, gemeinsam einen geeigneten Platz zu finden und sind provisorisch an die Freiburgerstrasse gezogen, einem dunklen Hinterhof, zwischen Autobahn und Rangiergeleisen. Dort wurden in Zusammenarbeit mit Herrn Markus Ritter vom Präsidialdepartement drei weitere Plätze abgeklärt, welche alle mit einem negativen Bescheid endeten. Uns wurde bewusst, dass wir längere Zeit auf der Suche sein würden und so zogen wir aufs NT-Areal. Da sah es anfangs gut aus, uns wurde von Besitzerin und Stadt ein Bleiberecht bis Baubeginn im Sommer zugesprochen. Doch dann kam Pro Natura und forderte den sofortigen Weggang, da der Schotterplatz Naturschutzgebiet sei.

Wir möchten an dieser Stelle erwähnen, dass der Parkplatz der Firma Fröde auch in der Naturschutzzone steht, und erst betoniert wurde, als das Gelände schon zur Naturschutzzone erklärt worden war…

Der städtische Naturschutz setzte uns also eine Frist bis Ende Februar. Auf dem NT-Areal wechselte unser Verhandlungspartner bei der Stadt. Wir rutschten in die „Abteilung Zwischennutzungen“ ab und neu verhandeln wir mit Olivier Wyss. Dieser hat nochmals in beschriebener Manier zwei Plätze abgeklärt, was auch zu keinem positiven Resultat führte. Der letzte war der Sportplatz im Horburgpark. Dort gibt es Platz neben den Hündelern, wir wären zufrieden und würden niemanden stören, da es keine angrenzenden Anwohnerinnen und Anwohner gibt.

Kurz gesagt, uns ist eines klar geworden: Es gibt keine Zone für eine solche Wohnform. Wir sind nicht zonenkonform und können es nie werden! Die Stadt Basel sieht keinen Platz vor für unser Bedürfnis, so zu leben. Sie tut sich schwer mit Projekten, die aus der Eigeninitiative ihrer Bewohnerinnen und Bewohnern wachsen und nicht von Städte- und Raumplanern konzipiert werden.

Für uns ist die Sache ganz einfach: die Stadt muss endlich politische Grösse zeigen und eine Duldung aussprechen! Denn die abgeklärten Plätze sind immer noch alle ungenutzt. Im Hafen wurde eine Projektausschreibung für Zwischennutzungen lanciert. Absurderweise sind wir ja in die „Abteilung Zwischennutzungen“
abgerutscht und wir waren schon im Hafen, doch dort wurden wir vertrieben. Anscheinend „nutzen“ wir doch nicht korrekt „zwischen“…

Wir sind jetzt hier und wir können und werden uns Ende Februar nicht in Luft auflösen. Ende Februar ist in einer Woche und es gibt bis jetzt keinen akzeptablen Alternativstandort. Wir brauchen ungefähr 1500m2 an der Sonne, mit etwas Ruhe, zentral gelegen oder gut erschlossen.

An dieser Stelle bitten wir Herrn Trueb, Vorsitzender der Abteilung Stadtgärtnerei öffentlich, uns einen Teil des Sportplatzes im Horburgpark für eine Gebrauchsleihe zu überlassen.

Brandanschlag auf die Voltamatte-Baustelle

Sieht so aus als würden sich gewisse Leute über den verlegten, von der Novartis gepushten neuen „Robi“ (oder auch nicht mehr so „Robi“)-Spielplatz nicht sonderlich freuen. (via tageswoche.ch)

Ein Brand auf der Baustelle des neuen Robi-Spieldorfs auf der Voltamatte in Basel hat in der Nacht auf Donnerstag Sachschaden verursacht. Personen kamen laut der Staatsanwaltschaft nicht zu Schaden. Brandursache sei mit grosser Wahrscheinlichkeit Brandstiftung. Von SDA

Der Brand war gegen 3.40 Uhr entdeckt worden, wie die Basler Staatsanwaltschaft mitteilte. Ein Passant alarmierte Polizei und Feuerwehr. Diese konnte das Feuer, das in einem der sieben Bauten auf der Baustelle ausgebrochen war, kurz danach löschen. Das Hauptgebäude des im Bau stehenden Spielplatzes wurde aber stark beschädigt.

Das baselstädtische Bau- und Verkehrsdepartement verurteilte in einer Mitteilung den „sinnlosen Anschlag auf das Schärfste“. Eine Anzeige gegen Unbekannt werde in die Wege geleitet. Die für April geplante Eröffnung des Robi-Spieldorfs werde sich wegen des Brandes um mehrere Wochen verzögern.

Einen politischen Wirbel ausgelöst hatte ein Krawall nach einer Openair-Party auf der Voltamatte im letzten September, bei dem Randalierer Baumaterial anzündeten und Schaufenster einschlugen. Kritiker hielten der Polizei zu spätes Eingreifen vor; die Regierung verteidigte jedoch den Polizeieinsatz.

“Kein Geld macht uns glücklich!” – Zu den “Revolta-Krawallen” vom Wochenende in Basel

Den folgenden Text haben wir heute aus anonymer Quelle erhalten. Er befasst sich mit den Ereignissen von letztem Samstag auf dem von Aufwertung betroffenen Voltaplatz, wo es nach und während einer illegalen Party zu zahlreichen Sachbeschädigungen kam.

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Letzten Samstag haben wir uns mit mehreren hundert Leuten rund um den Voltaplatz den Raum genommen, der uns normalerweise verweigert wird. Raum, den wir nur allzu gerne als „Freiraum“ definieren würden. Doch davon kann keine Rede sein.

Vorweg: Wir sind nicht das Sprachrohr der Jugend. Wir vertreten nicht all die unterschiedlichen Menschen, die sich am Samstag Abend auf der Strasse gefunden haben, wir sprechen nur für uns selbst. Es ist uns daher wichtig, Position zu beziehen, ohne einen Anspruch auf Wahrheit oder Allgemeingültigkeit zu erheben. Wir sagen bloss, was wir denken.

Was sich am Samstag Abend rund um den Voltaplatz ereignet hat, war ein Angriff. Eine Reaktion auf das, was uns ständig begegnet, wenn wir durch das St. Johann oder andere investitionstaugliche Quartiere von Basel gehen. Begreift es endlich: Die Stadt und die InvestorInnen haben einen sozialen Konflikt geschaffen, der nun langsam in Gegengewalt umschlägt.

Wart ihr schon einmal auf dem Vogesenplatz, dieser tristen Einöde aus Asphalt und Beton, auf dem es keine Nischen mehr gibt, sondern nur noch geplante Sichtbarkeit? Habt ihr euch schon jemals gefragt, warum so gebaut wird? Warum ein Quartier in kürzester Zeit einen so rasanten Wandel vollzieht? Warum der Robi-Spielplatz, der sich bisher durch seine wilde, ungezähmte Art ausgezeichnet hat, abgerissen und 50m nach vorne verschoben wird, um einer Flaniermeile zu weichen? Zudem: Eine Flaniermeile für wen?

Doch was tun?

Wir haben es längst aufgegeben, uns auf irgendeine Autorität zu verlassen. Es wird einzig für diejenigen gebaut, die das Geld und die Macht mitbringen! Dass die Stadt und die InvestorInnen dadurch aktiv die Verdrängung der „ursprünglichen“ AnwohnerInnen vorantreiben, ist ihnen entweder egal oder aber sie nehmen es billigend in Kauf – solange die Rechnung für sie aufgeht! Sie können noch lange von „sozialem Wohnungsbau“ und (kommerziellen) Freiräumen schwafeln, wir haben es satt!

Was geschehen ist, war eine längst überfällige, aber nach wie vor zögerliche Antwort auf das, was der kapitalistische Umbau der Stadt mit den Häusern, Strassen und Plätzen hier und in vielen anderen Städten anrichtet. Nicht, dass es vorher besser gewesen wäre. Aber das, was gerade geschieht, ist ein steter Angriff auf unseren konkreten Alltag, der nun für einmal erwidert wurde.
Und so stehen wir Goliath, diesem Konglomerat aus Novartis Campus, Stadtentwicklung und übergeordnet: der kapitalistischen Logik, gegenüber. Welche Forderungen liessen sich angesichts dieses übermächtigen Gegners überhaupt formulieren? Wir erwarten nichts und können es auch gar nicht mehr. So bleibt uns nur noch die Möglichkeit der Entwertung dessen, was für den Kapitalfluss wichtig ist. Kein Wunder also, dass die Baustelle und der Christ & Gantenbein-Bau am meisten Schäden erlitten haben.
Die Polizei weiss genau, weshalb sie sich während der ganzen Party nicht hat blicken lassen: Auch mit 100 Einsatzkräften wäre sie den gut 300 Feiernden unterlegen gewesen, zumal wir uns unser Fest nicht einfach so hätten kaputt machen lassen. Die Polizei hätte Strassenschlachten provoziert, die die jetzigen Sachschäden bei weitem in den Schatten gestellt hätten.

Nun empört euch!

Die Schlagzeilen und Kommentare eifriger SchreiberInnen sind bereits vorprogrammiert und in ihrer Wiederholung zur Unendlichkeit verdammt: „Harte Strafen!“, „Züchtigung!“, „Schnellverfahren!“, „Militäreinsatz!“. Es wird „Keine Toleranz mehr mit illegalen Hausbesetzern!“ gefordert und dabei unterschlagen, dass in den letzten 7 Jahren sämtliche Hausbesetzungen innert weniger Stunden geräumt bzw. mit völlig übertriebenen Polizeiaufgeboten zur Aufgabe gezwungen wurden. Die allermeisten illegalen Parties wurden ebenfalls aufgelöst, Musikanlagen beschlagnahmt und die OrganisatorInnen verzeigt. Wir erleben schon seit Jahren eine Politik der „Nulltoleranz“ gegenüber allem, was den von oben vorgegebenen Rahmen sprengt. Aber das schreckt uns nicht ab. Wir werden weiter machen, wir nehmen uns den Raum, den wir brauchen.
Am Samstag haben wir den Sprung in die Stadt geschafft. Wenn sich mehrere hunderte Menschen gemeinsam entscheiden, eine Nacht lang einen Platz für eine unkommerzielle Party zu besetzen und bereit sind, diese auch gegen Angriffe zu verteidigen, dann ist alles möglich… Vielleicht treffen wir uns ja nächstes Wochenende auf dem Marktplatz oder besser: beim Bankverein? Verschärfte Gesetze und mehr Polizei werden daran nichts ändern.

Was uns amüsiert, ist, wie über die Ereignisse berichtet wird: Es wird von „Krieg“ gesprochen und alle sind schockiert über die unfassbaren Ausmasse der Gewalt. Das ist lächerlich – alle, die da waren, können das bestätigen. Ihr liebt es doch, euch zu empören, um euch kurze Zeit später wieder im Normalzustand wiederzufinden. Wo bleiben die Aufstände, wenn die UBS zwei Milliarden in den Sand setzt, der Wahnsinn der Atomkraft weitergeführt wird oder die Schweizer Rüstungsindustrie sich an bewaffneten Konflikten beteiligt? Es gibt tausende solcher Beispiele, die die heuchlerische Moral dieser Gesellschaft entlarven! Aber schreit ruhig weiter, ihr disqualifiziert euch nur selbst.

Dieses Mal waren wir diejenigen, die angegriffen haben. Blicken wir in andere Länder, lässt sich erahnen, was die Zukunft bringen wird. Das ist die Situation, in der wir uns befinden.

Wagenplatz von der Uferstrasse an die Freiburgstrasse gezogen

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Mit dem Ziel alternative Wohnformen und unkommerzielle Kultur zu ermöglichen, haben wir am 27. August die brachliegende Fläche an der Uferstrasse 80 besetzt. Seit dem ersten Tag standen wir mit den Eigentümern, den Schweizerischen Rheinhäfen und mit Herrn Brutschin, Regierungsrat des Kantons Basel-Stadt, in Kontakt. Dank der Dialogbereitschaft aller drei Parteien war es möglich, vier Wochen auf dem Gelände an der Uferstrasse 80 zu bleiben. Obwohl auf dieser Brache bis im Frühling nichts geplant ist, liess sich die Hafenverwaltung nicht darauf ein, diesen Raum längerfristig zur Verfügung zu stellen. Auf den 25. September wurde uns ein Ultimatum gestellt, den Platz zu verlassen, andernfalls würde dieser polizeilich geräumt.
Parallel dazu intensivierten sich die Verhandlungen mit Herrn Brutschin (Regierungsrat) und Herrn Ritter (Stv. Generalsekretär des Präsidialdepartements), in denen nach Anschlusslösungen gesucht wurde und weiterhin wird.
Am Montag den 26. September sind wir, wie am Freitag zuvor vereinbart, an die Freiburgerstrasse umgezogen, wo rasch eine Zwischennutzung ermöglicht werden konnte. Der Platz an der Freiburgerstrasse ist nur für kurze Zeit zumutbar, Lärm- und Abgasbelastung sind immens und der Platz zu klein.Wir haben dieses Angebot als Zwischenlösung angenommen, in Zusammenarbeit mit der Stadt klären wir weiterhin geeignete Standorte ab. Wir sind zuversichtlich, dass bald ein Gelände gefunden wird, wo wir uns für den Winter einrichten können. Bereits diese Woche treffen wir uns zu weiteren Gesprächen mit der Stadt.

Wettsteinvilla: Ein Beispiel von Verdrängung und Aufwertung

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Rund 3/4-Jahre nach der Besetzung der Wettsteinvilla in der Wettsteinallee ist ein Inserat für den Verkauf von 4 Wohnungen im bald renovierten und umgebauten Gebäude aufgetaucht. Was wir befürchtet haben, hat sich bestätigt: Die Wohnungen sind kaum bezahlbar:

2-Zimmer, 56,4 m2 Wohnfläche, 62 m2 totale Nutzfläche, Fr. 495’000.– + Baurechtszins Fr. 376.80 mtl.

Der Verkauf durch die Christoph Merian-Stiftung hat den Verlust von günstigem, kollektivem Wohnraum bewirkt. Stattdessen wurden aus der ehemaligen Gross-WG nun 4 kleine Wohnungen für den individualisierten Lebensstil gebaut.

Die wunderschöne Bausubstanz wird subtil, aber hochmodern renoviert. Es entstehen hochwertige, luxuriöse und repräsentative Wohnungen.

Wagenplatz bedroht – Aufruf für Tag X

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Wer es noch nicht gehört hat: Seit dem 27. August gibt es auch in Basel einen Wagenplatz. Seither sind wir in Verhandlungen mit den Schweizerischen Rheinhäfen, die das Gelände verwalten, und mit der Stadt. Obwohl es für das Gelände in absehbarer Zeit keine Pläne gibt, will die Hafenverwaltung den Wagenplatz nicht dulden – zumindest nicht länger als zwei Wochen, die uns heute zugesichert wurden.

Wir sehen nicht ein, weswegen wir den Platz verlassen sollten, nie waren die Voraussetzungen für ein solches Projekt günstiger. Wir haben uns für dieses Gelände entschieden und wir werden es nicht freiwillig verlassen, solange uns die Stadt kein alternatives Areal zur Verfügung stellt. Sollten wir nach diesen zwei Wochen keinen positiven Bescheid von der Stadt erhalten haben, sind wir ab Sonntag, dem 25. September potentiell räumungsbedroht!

Wir brauchen eure Unterstützung! Deshalb rufen wir dazu auf, bei einem Scheitern der Verhandlungen eine Zeltstadt auf dem Platz zu errichten – nicht nur, um unsere Forderung nach Raum für selbstverwaltete Lebensformen in Gestalt eines Wagenplatzes zu bekräftigen, sondern auch als Symbol gegen die profitorientierte Stadtentwicklung im Hafen und in Basel insgesamt. Haltet eure Zelte bereit!

Bis dahin seid ihr selbstverständlich herzlich eingeladen, vorbeizukommen, euch zu informieren und eure Ideen einzubringen. Es gibt viele Möglichkeiten teilzuhaben, sei es materiell, indem ihr Lebensmittel, Baumaterial etc. vorbeibringt, oder praktisch, indem ihr uns beim Kochen, Bauen und beim Verbreiten dieses Aufrufs unter die Arme greift. Wir würden uns auch sehr über weitere Wägen auf dem Gelände und über Hinweise auf mögliche alternative Standorte für unser Projekt freuen.

Ihr könnt uns auch unterstützen, indem ihr Briefe und Mails mit Solidaritätsbekundungen an uns, an die Verantwortlichen von Hafen und Stadt und/oder an die Medien in Form von LeserInnenbriefen schreibt.

Unsere Email-Adresse: uferbasel -at- gmx.ch
Direktor der Schweizerischen Rheinhäfen: hans-peter.hadorn@portof.ch
Regierungspräsident Basel-Stadt: guy.morin@bs.ch

Zusätzlich wird es am Freitag, 16. September um 19 Uhr ein Abendessen und um 20 Uhr ein offenes Plenum für alle Interessierten geben, in dem ihr euch direkt informieren und einbringen könnt und in dem das gemeinsame Vorgehen besprochen wird.

Wir zählen auf euch!

Für weitere Infos und zum bisherigen Verlauf der Verhandlungen siehe
http://ch.indymedia.org/de/2011/09/83125.shtml.

Basel hat einen Wagenplatz! – Ein subjektiver Bericht

 

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Am Samstag, den 27. August 2011 wurde an der Uferstrasse 80 im Kleinbasler Hafen eine Brache mit Leben gefüllt. Um 11 Uhr morgens nahmen gut ein Dutzend Menschen mit mehreren Wagen den Platz in Beschlag, der sich bisher nur durch Kieselsteine und wenige, verloren wirkende Büsche auszeichnete. Diesem tristen Dasein wurde an diesem Tag schlagartig ein Ende gesetzt.

Ich als zwar wagenloser, aber solidarischer Mitbesetzer beteiligte mich sogleich am Ausladen der Baumaterialien – dazu gehörte u.a. massive Holzpflöcke, Bretter, Paletten, vorgefertigte Elemente aus Holz, Blachen etc. Bis zur Abenddämmerung waren eine erste Überdachung, ein provisorisches Klo, verschiedene Sitzgelegenheiten, eine überdachte Küche und eine Bühne errichtet worden.
Doch blieben wir nicht lange unbemerkt: Kurze Zeit nach Beginn der Aktion stand bereits ein Mitarbeiter der Schweizerischen Rheinhäfen (die das Areal im Baurecht verwaltet) auf dem Gelände. Einige der Besetzenden suchten sogleich das Gespräch und nach einem längeren Hin und Her konnte eine Duldung bis Anfang der nächsten Woche ausgehandelt werden, was auch zum Abziehen der ebenfalls anwesenden Polizeistreife sowie ihrer zivilen Freunden geführt hat. Im Anschluss an diesen ersten Verhandlungserfolg erschienen nochmal 3-4 Wagen auf dem Platz und ein paar Zelte wurden errichtet. Im Laufe der Woche entstanden ein hölzernes Eingangstor, die Bühne wurde ausgebaut, eine kleine Solaranlage wurde in Betrieb genommen und es gab immer wieder Essen für Alle, oftmals mit anschliessendem Info-Plenum.
Die Stimmung ist ausgelassen, friedlich und freundlich, was vermutlich an der Abgeschiedenheit und an der Abwesenheit von Lärm und Hektik liegt, die normalerweise eine Stadt kennzeichnen. In dieser Enklave scheint das Leben einem anderen Rhythmus zu folgen: entschleunigt und in gewissem Sinne zeitlos. Nur ein Blick über den Rhein auf den gerade entstehenden “Campus des Wissens” der Novartis und anstehende Verhandlungen holen einem in die Realität zurück.

 

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Doch was wollen die Besetzenden überhaupt? Im Begleitflyer zur Besetzung heisst es:

Wir wollen Raum für selbstverwaltete Projekte,
Raum für alternative Wohnformen,
Raum, der sich nicht im Voraus definieren muss,
Basel ärmelt an solchen Orten.
Wir richten uns deshalb hier auf dieser Brache im Hafenarel ein.
Gemütlich und lebendig soll es werden,
ein Platz fernab kommerzieller Absichten und städtebaulicher Normen.

Unglücklicherweise kollidieren diese Ideen mit der geplanten Zwischennutzung des Areals: Der Verein Marina plant Mitte September bis Ende Oktober eine Buvette auf derselben Parzelle zu betreiben, die neben dem besetzen Platz auch einen kleinen Vorplatz gleich am Rhein beinhaltet. Laut Bauinspektorat habe Marina die Genehmigung für einen Bauwagen auf dem Vorplatz am Rhein erhalten, auf dem besetzten Gelände sind nach Angaben des Vereins temporäre Einrichtungen wie eine “Strandbar” oder ein Flohmarkt geplant.
Anstatt das Gespräch mit den Besetzenden zu suchen, um gemeinsam einen Kompromiss zu finden, wandte sich Marina an die Presse, in der sie unmissverständlich klar machte, dass sie sich keine Zusammenarbeit vorstellen könne und zwar weil sie a) die volle Miete bezahle, b) im Unterschied zu den Besetzenden den mühsamen Weg der Bürokratie bereits gegangen sei und c) die rechtliche Verantwortung für das Geschehen auf der Parzelle trage.
Die vom Verein Marina geplante Buvette kann als Pilot-Projekt verstanden werden, welches die Richtung der künftigen (Um-)Nutzung der Hafengegend vorgibt – ohne dass weitere konkrete Pläne vorlägen. Von Seiten der Stadt wird die Gegend bereits als potentielle Nachfolgerin des (mittlerweile aufgewerteten) NT-Areals gehandelt.

 

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Am mit Spannung erwarteten Freitag (2.9.) wurden die Gespräche von Seiten der Hafenverwaltung auf Montag (5.9.) verschoben. Bei den Verhandlungen wurde kommuniziert, dass die Besetzenden den Platz bis in einer Woche (Montag, 12.9.) verlassen sollten – ohne jedoch explizit ein Ultimatum zu formulieren. (Interessanterweise hat der Hafen in einem später publizierten Artikel der BaZ gegenüber betont, dass er um eine zufriedenstellende Lösung für alle Beteiligten bemüht sei.)
Hauptgrund für den negativen Bescheid sei, dass das als Industriezone gekennzeichnete Gebiet kein Wohnen zulasse, für eine etwaige Umzonung sei die Stadt Basel zuständig. Von ihrer Seite aus gibt es bisher allerdings weder eine positive noch eine negative Stellungnahme. So sind die Tage des jüngsten Wagenplatzes von Basel noch längst nicht gezählt. Im Grunde ist noch alles offen, denn auch für die Besetzenden ist eine Fortführung des Wagenplatzes eine Selbstverständlichkeit.

Interessierte sind herzlich eingeladen, sich ein eigenes Bild zu machen oder sich sogar selbst zu engagieren.

Wagenplatz an der Uferstrasse 80

83126Medienmitteilung vom 7. September

Mit dem Ziel, in Basel alternative Wohnformen und unkommerzielle Kultur zu ermöglichen, haben wir am 27. August die brachliegende Fläche an der Uferstrasse 80 besetzt.

Seit dem ersten Tag der Besetzung stehen wir mit der Hafenverwaltung in Kontakt und verhandeln über die Möglichkeit, die brachliegende Fläche längerfristig nutzen zu können. Beim letzten Verhandlungsgespräch am vergangenen Montag gab uns die Hafenverwaltung zu verstehen, dass wir aufgrund bürokratischer und gesetzlicher Hürden gehen müssten.

Wir sind von dieser Haltung enttäuscht, einmal mehr wird eine Initiative zur Schaffung von selbstverwalteten unkommerziellen Freiräumen im Keim erstickt. Vorschriften und behördliche Reglemente werden seit Jahren vorgeschoben, wenn es darum geht, ungewünschte Projekte auszuschalten. Dabei ist es doch offensichtlich: Freiräume sind nur Freiräume, wenn sie dem Konsumzwang und der behördlichen Kontrolle, die diese Stadt dominieren, entzogen sind; wenn sich Menschen verwirklichen können ohne sich von bürokratischen Hürden bremsen lassen zu müssen.

Hier im Hafengebiet ist das Argumentieren mit Reglementen doppelt absurd: Seit die Politik das ungestillte Bedürfnis nach unkommerziellen, unreglementierten Räumen nicht mehr leugnen kann, wird eben dieser Hafen als künftiger Freiraum angekündigt. Wenn nun die Stadt die erste Initiative für eine solche neue Nutzung des Hafenareals mit Verweis auf Bauvorschriften kaputt macht, entlarvt sie ihre eigenen Versprechen als Lügen. Seitens der Stadt und der Hafenverwaltung zeichnet sich der Anspruch ab, „Freiräume“ planen und kontrollieren zu wollen. Dabei ist doch offensichtlich: Wahre Freiräume lassen sich nun mal nicht von oben einrichten, sondern wachsen aus den Wünschen und Bedürfnissen der Menschen, die diese Stadt ausmachen.

Um klar zu stellen: Noch haben wir von der Stadt Basel keine definitive Absage erhalten. Wir suchen weiterhin das Gespräch und stehen nun vor Verhandlungen mit der Regierung der Stadt Basel. Wir sind überzeugt, dass eine Einigung möglich und machbar ist.

So oder so sind wir entschlossen, die Idee eines Wagenplatzes in Basel umzusetzen, Raum für selbstverwaltete Projekte und alternative Wohnformen zu schaffen, fernab kommerzieller Absichten und städtebaulicher Normen.

Platzbesetzung am Hafen

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Am Samstagmorgen wurde im Basler Rheinhafen an der Uferstrasse 80 eine Brachfläche durch ca. 30 Aktivist_innen und vorerst drei Wägen besetzt.
Wir wollen Raum für selbstverwaltete Projekte, Raum für alternative Wohnformen, Raum der sich nicht im Voraus definieren muss, Basel ärmelt an solchen Orten.
Wir richten uns deshalb hier auf dieser Brache im Hafenarel ein.
Gemütlich und lebendig soll es werden, ein Platz fernab kommerzieller Absichten und städtebaulicher Normen.
Kommt vorbei an die schöne Uferei.
Bringt Baumaterial, Essen, Zelte, Wägen. Tragt sorge und lebt mit.

Update So, 28.08: Wägen wachsen, Zelte spriessen
Die ganze Geschichte ist mittlerweile auf ca. 6 Wägen und einige Zelte angewachsen, es wurde fleissig gebaut (es gibt mittlerweile ein Klo, eine grosse Küche samt „Wohnzimmer“, eine Bar und verschiedene Bänke laden zum Verweilen ein).

Kommt uns besuchen.

Besetzung am Steinengraben 32 und 34 beendet

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Gestern um 16 Uhr besetzten wir zwei leerstehende Wohnhäuser am Steinengraben, gegenüber dem nach vier Jahren noch immer leerstehenden (ehemals besetzten) Hotel Steinengraben. Kurz nach der Besetzung waren die Gebäude von der Polizei umstellt, ohne dass eine Anzeige vorlag. Die anwesenden PolizistInnen fielen durch ein sehr aggressives Verhalten auf.

Als ein Vertreter der „Nationale Suisse“ eintraf, ermöglichte ein Mediator ein Gespräch. Bei diesem wurde in keinster Weise auf unsere Verhandlungsbereitschaft eingegangen, die „Nationale Suisse“ erstattete im Anschluss Anzeige und die Polizei kündigte die Räumung an. Der anwesende Einsatzleiter der Polizei schien die Lage und sich selbst nicht ganz unter Kontrolle zu haben, was sich in einem auffallend aggressiven und cholerischen Verhalten äusserte.

Wir entschieden uns in dieser Situation, die Häuser gemeinsam zu verlassen, da wir keine Möglichkeit sahen, eine Räumung zu verhindern. Die Polizei pocht seit Jahren auf eine schnelle Räumung von besetzten Gebäuden, was uns zunehmend wütender macht. Die einzig tolerierten Formen scheinen Partybesetzungen und reglementierte, kommerzialisierte „Freiräume“ zu sein. Alles, was auf eine längerfristige und selbstbestimmte Nutzung abzielt, wird nicht geduldet. An dieser Stelle entlarvt sich das angebliche Verständnis von Politik und Medien für unser Bedürfnis nach Freiräumen als Heuchelei.
Wir kommen wieder.

xx/34

XX34: Kein Abriss unter dieser Nummer!

Heute haben wir die Häuser am Steinengraben 32 und 34 besetzt. Die Häuser stehen seit Anfang Jahr leer und sollen in ferner Zukunft einem Neubau weichen.

Egal in welche Richtung man blickt, die aktuelle Brisanz des Themas sozialer und kultureller Freiräume lässt sich nicht mehr leugnen: Der Widerstand gegen die vom Abriss bedrohten Häuser an der Wasserstrasse, die vorzeitig beendete Besetzung des ehemaligen Kinderspitals oder die spontane Aneignung der Voltamatte zeigen, dass immer mehr BewohnerInnen von Basel die Stadtentwicklung in die eigenen Hände nehmen und versuchen, Raum nach ihren Interessen und Bedürfnissen zu gestalten.
Wir sehen uns als Teil dieses Prozesses und haben deshalb die Häuser am Steinengraben 32 und 34 wiederbelebt. Sie befinden sich im Besitz der Nationalversicherung und stehen seit Anfang Jahr leer. Die Zukunft der Häuser ist ungewiss. Fest steht, dass es noch einige Jahre dauern wird, bis ein Bauvorhaben umgesetzt werden kann und dass sich dieses mit Sicherheit hauptsächlich an Kapitalinteressen orientieren wird. Wie sonst ist es zu erklären, dass gut erhaltene Altbauten abgerissen und durch überflüssige Bürogebäude oder überteuerte Wohnblöcke ersetzt werden?
Unsere neuen Häuser stehen an geschichtsträchtiger Lage: Genau gegenüber befindet sich das Hotel Steinengraben, das am 1. Mai 2007 besetzt worden war. Das Hotel steht symbolisch für den Umgang der Stadt mit potentiellen Freiräumen: Unter fadenscheinigen Vorwänden wurde damals eine polizeiliche Räumung wenige Tage nach der Besetzung durchgesetzt. Um eine erneute Belebung dieses toten Ortes ausserhalb der städtischen Kontrolle zu verhindern, wurden im Anschluss die Fenster zugemauert und das Innere des Hauses zerstört. Jetzt, mehr als vier Jahre nach der Räumung, steht das Gebäude noch immer leer. Das bestärkt uns in unseren Absichten, den rhetorischen Kunststücken und den leeren Versprechen der Stadt keinen Glauben zu schenken. Wir und andere haben keine Lust, in die Randbezirke oder in die Agglomeration verdrängt zu werden, wir sind genauso Teil dieser Stadt und haben uns entschlossen, uns dieser lebensfeindlichen Stimmung entgegenzustellen, Position zu beziehen, offensiv zu werden. Daran ändern auch die Beschwichtigungsversuche von Thomas Kessler, dem Repräsentanten der Basler Stadtentwicklung, nichts. Das Bedürfnis nach zentral gelegenen Freiräumen könne bereits befriedigt werden, sofern die „historisch mentalen Grenzen“1 der Stadt ausgeweitet würden, so Kessler. Anders formuliert: Das Zentrum von Basel liege nicht in der Innenstadt, sondern in der Peripherie — laut Kessler in verlassenen Industriekomplexen im Elsass, auf dem kommerziell reorganisierten Dreispitzareal oder auf dem nt-Gelände mit seinen überteuerten Partylokalen. In kaum zu übertreffender Deutlichkeit veranschaulichen solche Aussagen den Versuch einer Politik von oben, sich die Definitionsmacht punkto Freiräume anzueignen.2 Was ist ein Freiraum? Wer bestimmt, wo und wie ein Freiraum zu sein hat? Nach welchen Kriterien? Welche Macht- und Kapitalinteressen sind damit verbunden?
Was wir wollen, sind unkontrollierte und unkontrollierbare Räume, die — soweit möglich — fernab eines kommerzialisierten und normierten Rahmens bestehen und sich entwickeln können. Räume, in denen wir versuchen, dem Begriff Freiheit eine neue Bedeutung zu verleihen. Die Tatsache, dass wir einen Grossteil unseres Lebens in unseren Wohnungen bzw. unseren Häusern verbringen, veranschaulicht die immense Bedeutung dieser Räumlichkeiten. So wünschen, suchen und nehmen wir uns Orte, an denen wir gemeinsam leben können; die als soziale Treffpunkte dienen; die Möglichkeiten zum Austausch von Ideen, Träumen, Freuden, Sorgen und zur Vernetzung schaffen. Und die uns als Rückzugsorte zur Verfügung stehen, an denen wir voneinander aufgefangen werden, wenn es die Situation erfordert.
Die InitiatorInnen dieser Besetzung sind keine Einheit, keine gleichgeschaltete Gruppe, deren Differenzen vernichtet wurden, sondern ein offenes und undefinierbares „Wir“, das versucht, sich gemeinsam zu organisieren und gemeinsam Verantwortung für sich selbst zu übernehmen — sei es im Haus oder in den Projekten, die in den neuen Räumen entstehen können. Auch Wohnhäuser können problemlos mit einem öffentlichen Gemeinschaftsraum, einer Kneipe, Werkstätten, Ateliers, einem Sportraum, einem Konzertkeller und/oder einem Bandraum ausgestattet werden, ein Garten böte zudem Platz für eigenes Gemüse. Die Grenzen der Kreativität und der Selbstbestimmung sind lediglich materieller Natur.
Im Gedanken der Offenheit gegenüber den Interessen und Bedürfnissen der AnwohnerInnen und anderen BewohnerInnen dieser Stadt ist es uns ein Anliegen, uns nicht zu isolieren, kein weiteres Ghetto einer Pseudo-Alternativkultur zu errichten. Wir verstehen unsere Intervention als Aufgabe und Chance zugleich, dem fortschreitenden Prozess der Entsolidarisierung, Vereinzelung und kulturellen Verarmung etwas entgegenzusetzen. Nicht nur für einige wenige, sondern für alle, die heute nach emanzipatorischen Alternativen suchen.

Wir sind hier, wir lassen uns nicht verdrängen und wir wollen damit alle einladen, es uns gleich zu tun. Und wir öffnen die Türen, um die Räume dahinter mit Leben zu füllen, Raum zu schenken. In einem solchen Klima der Vielfalt sollen verschiedene Bedürfnisse ihren Platz finden und sich entfalten können, um schliesslich zu einem Ort der Bereicherung zu werden.

xx34squat@gmail.com

Räumung an der Wasserstrasse 31

Räumung Wasserstrasse 31

Mittwoch Morgen früh um ca. 5.00 Uhr wurde die Wohnung an der Wasserstrasse 31 geräumt. Die Polizei kam mit einem grotesken Aufgebot: Um die zehn Polizeiwagen fuhren an mit ca. 40 PolizistInnen in Vollmontur, welche die ganze Strasse absperrten und ins Haus eindrangen. Die Wohnungstür wurde aufgebrochen und 15 PolizistInnen durchsuchten die Wohnung. Dabei wurden zwei Personen festgenommen.
Wir halten daran fest, dass die für die Räumung angegebenen Gründe scheinheilig sind. Die Wohnungen an der Wasserstrasse standen leer, bis der Immobilien Basel klar wurde, dass hier Leute ein nachhaltiges Interesse an diesen Häusern haben. Daraufhin wurden die Wohnungen plötzlich aufgrund eines „akuten Bedarfs“ von der Sozialhilfe beansprucht. Wir wollen bedürftigen Menschen keinesfalls das Recht auf eine Wohnung absprechen. Gleichzeitig ist es für uns aber offensichtlich, dass hier eine Instrumentalisierung der Sozialhilfe vorliegt, mit der die Stadt ihre Interessen in der Wasserstrasse durchsetzen will.
Wir bedauern, dass die Immobilien Basel auf unsere Kommunikationsversuche nicht reagiert hat.

WG 31, auf Wohnungssuche

Wohnung an der Wasserstrasse 31 besetzt – Räumung angedroht

 

thumb-82176Letzten Dienstag am 7. Juni ist an der Wasserstrasse 31 eine leere Wohnung besetzt worden. Die Häuser in der Wasserstrasse gehören der Stadt und werden von Immobasel verwaltet. Wir fordern von den Eigentümern nichts Unmögliches, bloss einen Miet- oder Zwischennutzungsvertrag bis zum Abriss der Häuser oder zur Übergabe an eine Genossenschaft.

Wir sind nicht bereit, die teuren Mieten der Wohnungen auf dem Markt in Basel zu bezahlen. Wir wollen in diesen Häusern mit einem tiefen Standard und bezahlbaren Mieten leben. Überall sonst wird billiger Wohnraum zerstört, abgerissen und überbaut. Hier ist er noch vorhanden und soll erhalten bleiben. Insofern stehen wir hinter dem Versuch des Vereins Wasserstrasse, der sich für den Erhalt der Häuser auf legalem Weg einsetzt.

Üblicherweise werden leer werdende Wohnungen in der Wasserstrasse der Sozialhilfe abgegeben. Wir wehren uns gegen diese Taktik der Stadt, die Sozialhilfe zu intrumentalisieren, um den Widerstand gegen den Abriss der Häuser zu schwächen.

Ein Gespräch mit Herr Kressler und Frau Neidhart von Immobasel hat gezeigt, dass wir mit keinerlei Entgegenkommen von Seiten der Eigentümer rechnen können. Stattdessen haben die Besetzer_innen von der Stadt ein Ultimatum erhalten – Bis Sonntag, 19. Juni um 24 Uhr muss die Wohnung verlassen werden. Nicht ohne Grund ist der Räumungstermin exakt nach dem Quartierspaziergang angesagt worden.

Wir werden die Wohnung nicht freiwillig verlassen. Haltet Augen und Ohren offen!

Die Bewohner_innen der WG31
wg31@hotmail.ch

Voltamatte in Basel wird belebt

Seit letztem Wochenende ist Leben auf dem Park zwischen dem Novartis Campus, den Neubauten an der Voltastrasse und den alten Häuser von Elsässer-, Kraft-, Licht- und Wasserstrasse eingekehrt. Es wird grilliert, gespielt, gebaut, Musik gehört, diskutiert, informiert, geliebt und sobald sich die Nacht über die Stadt legt, wird die Leinwand aufgehängt und Filme gezeigt. Eine kleine Chronologie.

Letzten Samstag, 21. Mai haben sich einige Anwohner_innen der Voltamatte getroffen, um gemeinsam einen Turm auf dem neu asphaltierten Voltaplatz zu bauen. Der Turm sollte ein Symbol, ein Mahnmal sein, von welchem über die gentrifizierte „Todeszone“ der Voltastrasse entlang und zum Zaun der „Verbotenen Stadt“ Novartis Campus geschaut werden kann. Das Gebiet, das im Zuge des Baus der Nordtangente, einer teils unterirdisch geführten Stadtumfahrungsautobahn eine starke „Aufwertung“ erfährt, ist schon länger Ort von Auseinandersetzungen um Gentrifizierung und damit zusammenhängender Verdrängung. Sei es wegen der ehemaligen Besetzungen in der Voltastrasse und dem „Elsie“, sei es wegen den langfristig anhaltenden militanten Aktionen gegen die Neubauten zwischen Volta- und Vogesenplatz, sei es wegen der bedrohten Häuserzeile an der Wasserstrasse, wo ein Verein aus Bewohner_innen versucht, die dem Abriss geweihten Häuser zu retten und selbstverwaltet weiterzuführen. (www.wasserstrasse.ch)
Nach dem Bau des Turmes trafen sich Anwohner_innen, es gab eine kleine Küche und Crêpes, später ein Konzert, bis in den späten Abend waren wir auf der Voltamatte, die wir ansonsten bestenfalls halbjährlich für konspirative Treffen nutzen.

Am Sonntag 22. Mai kam es auf der nächstgelegenen Rheinbrücke zu einer grossen, heftigen Wasserschlacht: Voll ausgerüstet zog man in den Kampf gegen die jeweils andere Rheinseite. Mehrere tausend Wasserballone flogen durch die heisse Sommerluft, es war ein Riesenspass! Auch danach fanden wir uns wieder auf der Voltamatte ein, belebten den am vorigen Tag gebauten Turm und zeigten einen Film. Langsam scheint sich abzuzeichnen, was niemand von uns erwartet hätte: Aus einem Aktionstag einiger Anwohner_innen scheint sich etwas zu entwickeln.

Montags wurde dann entschieden, die ganze Woche zu bleiben. Ein Programm ist aufgestellt worden, der Turm ist nun grösser geworden. Erste Leute verbringen ihre Nacht auf der Voltamatte, eine – ohne vorherige Planung – Platzbesetzung zeichnet sich ab. Einen Organisator gibt es bis heute nicht, dafür umso mehr Vielfältigkeit, Spontanität und lebenswerte Momente.

Alle sind eingeladen, ihre Zeit mit uns auf der Voltamatte zu verbringen. Wir wollen mit euch diskutieren, über die Verdrängung aus unseren alten Quartieren, über die Erfahrungen mit der Grossbesetzung des Alten Kinderspitals, der Verteidigung der Häuserzeile an der Wasserstrasse, der Off-Bar, dem Wunsch nach günstigem Wohnraum und lebendigem Freiraum und sowieso darüber, was das mit unserer Gesellschaft und dem Wirtschats- und Politsystem zu tun haben könnte.

Kommt vorbei! Bis Freitag sind wir sicher noch da: Infos, Diskussion, Grill, Musik, Spiel etc…